Wenige Codezeilen für eine eigene Stablecoin – Stripe macht möglich, wofür bisher Millionenbudgets und Spezialisten-Teams nötig waren. Mit der neuen „Open Issuance“-Plattform demokratisiert der Zahlungsgigant die Stablecoin-Technologie radikal und öffnet die Tür für unzählige Business-Anwendungen. Nach der 1,1-Milliarden-Dollar-Übernahme des Infrastrukturspezialisten Bridge setzt Stripe zum Sprung in die Krypto-Mainstream-Adoption an – und könnte damit die Finanzwelt grundlegend verändern. Und das fast gleichzeitig mit der Ankündigung der Kooperation von Stripe mit OpenAI, die den eCommerce grundlegend verändern wird. Den Artikel dazu lest ihr natürlich auch hier bei MARES.
Stablecoin-Entwicklung im Turbo-Tempo
Was bisher monatelange Entwicklungsarbeit und regulatorische Hürdenläufe erforderte, reduziert Open Issuance auf wenige Tage. Die Plattform automatisiert die komplexesten Aspekte der Stablecoin-Infrastruktur: Reservenmanagement, Sicherheit, Liquidität und GENIUS-konforme Compliance werden komplett von Bridge übernommen. Unternehmen können sich dadurch vollständig auf ihr Kerngeschäft und ihre Endkunden konzentrieren.
Besonders bemerkenswert: Die Lösung ermöglicht flexible Reserve-Anpassungen zwischen Bargeld und Staatsanleihen. Die Asset-Verwaltung übernehmen dabei Schwergewichte wie BlackRock, Fidelity Investments und Superstate, während Lead Bank das Bargeld für Liquiditätsbedarf bereithält. Diese Struktur garantiert nicht nur Stabilität, sondern auch höchste Sicherheitsstandards.
Das Stablecoin-Ökosystem wächst explosionsartig
Der Stablecoin-Markt entwickelt sich mit atemberaubender Geschwindigkeit. Mit einem aktuellen Volumen von 300 Milliarden Dollar und einem prognostizierten Anstieg auf 2 Billionen Dollar bis 2028 (laut US-Finanzministerium) stehen wir erst am Anfang einer transformativen Entwicklung. Besonders beeindruckend: Bereits 2024 bewegten Stablecoins Werte in Höhe von 15,6 Billionen Dollar – und erreichten damit ein Transaktionsvolumen auf Visa-Niveau. Die krypto-freundliche Trump-Administration und der im Juli in Kraft getretene GENIUS Act schaffen zusätzlich ein günstiges regulatorisches Umfeld für weiteres Wachstum.
Pioniere der neuen Finanzinfrastruktur
Phantom setzt mit seiner CASH-Stablecoin als erster auf Open Issuance und integriert diese nahtlos in seine Wallet-Funktionen. Nutzer können CASH nicht nur für Zahlungen und Transfers an Freunde verwenden, sondern auch im DeFi-Bereich einsetzen oder problemlos in Fiat und andere Stablecoins umwandeln.
Weitere namhafte Projekte folgen bereits: Die für MetaMask entwickelte mUSD sowie USDH von Native Markets für Hyperliquid werden ebenfalls über die Plattform ausgegeben. Auch bestehende Bridge-Coins wie die von Dakota, Slash, Lava und Takenos migrieren zur neuen Infrastruktur.
Patrick Collison, Stripe-CEO, bringt die Bedeutung dieser Entwicklung auf den Punkt: „Stablecoins sind Raumtemperatur-Supraleiter für Finanzdienstleistungen.“ In einem Post auf X betonte er zudem: „Wir erwarteten, dass Bridge sehr schnell wachsen würde, und wir sind dennoch schockiert darüber, wie rasant die Adoption explodiert. In den kommenden Jahren wird wahrscheinlich jeder, der programmatisch Geld bewegt, eine Stablecoin-Strategie wollen.“
Interoperabilität als Game-Changer
Eine der größten Innovationen von Open Issuance liegt in der vollständigen Interoperabilität aller auf der Plattform ausgegebenen Stablecoins. Während herkömmliche Stablecoins oft in isolierten Ökosystemen existieren, ermöglicht Open Issuance einen reibungslosen 1:1-Tausch zwischen verschiedenen Coins – ohne Zwischenhändler, direkt on-chain und praktisch gebührenfrei.
Ein Beispiel verdeutlicht den Vorteil: Wer bisher 10 Dollar in Phantom CASH gegen 10 Dollar USDH tauschen wollte, musste den Umweg über eine Börse nehmen, zu USD aussteigen und dann USDH kaufen – mit mehreren Gebühren und erheblichen Reibungsverlusten. Künftig erfolgt dieser Tausch sofort und erlaubnisfrei direkt on-chain.
Monetarisierung neu gedacht
Der wirtschaftliche Clou: Unternehmen, die Stablecoins über Open Issuance ausgeben, generieren eigene Einnahmen aus den Reserven. Anders als bei der Nutzung externer Stablecoins, wo die Renditen beim Emittenten verbleiben, können Unternehmen diese Erträge nun selbst nutzen – beispielsweise für Kundenbindungsprogramme oder zur Finanzierung von Wachstumsinitiativen.
Will Gaybrick, Stripes Präsident für Technologie und Geschäft, fasst die Vision zusammen: „Bei Stablecoins und KI besteht Stripes Rolle darin, Frontier-Technologie aus dem Experimentellen in den Mainstream zu ziehen. Mit dem Aufkommen von Stablecoins und KI stehen wir am Beginn einer neuen Online-Wirtschaft.“
Die Demokratisierung der Finanzinfrastruktur
Open Issuance markiert einen Wendepunkt in der Finanzwelt. Was bisher nur großen Playern mit enormen Ressourcen vorbehalten war, steht nun praktisch jedem Unternehmen offen. Diese Demokratisierung könnte eine Welle von Innovationen auslösen, ähnlich wie die Einführung von Zahlungs-APIs vor einem Jahrzehnt.
Zach Abrams, CEO von Bridge, bringt es auf den Punkt: „Wenn Geldtransfer das Kerngeschäft ist, sollten Sie mit Stablecoins bauen. Aber bauen Sie nicht auf der Coin eines anderen auf. Mit Open Issuance können Unternehmen auf Stablecoins aufbauen, die sie anpassen und kontrollieren.“
tradingview.com – Stripe’s new tool can make stablecoins ‚with just a few lines of code‘
stripe.com – Stripe launches new products to drive stablecoins and agentic commerce into the mainstream
fortune.com – Stripe $1.1 billion acquisition of stablecoin start-up Bridge
a16z.com – What Stripe’s Acquisition of Bridge Means for Fintech and Stablecoins
techcrunch.com – Stripe makes $1.1B crypto bet as it closes on Bridge acquisition