Der Luxuskonzern LVMH transformiert die Modewelt mit einer klaren Vision: Nachhaltigkeit und Profit müssen keine Gegensätze sein. Mit strategischen Investitionen in grüne Startups und einem 200-Millionen-Dollar-Fonds setzt der Konzern neue Maßstäbe für die Luxusbranche. Die Botschaft ist deutlich – wer langfristig erfolgreich sein will, muss auf Slow Fashion und nachhaltige Innovation setzen. Wie der Luxusgigant mit 75 Marken und einem Jahresumsatz von 84,7 Milliarden Euro zum Vorreiter einer neuen Ära wurde, zeigt, dass grüne Transformation und Wachstum Hand in Hand gehen können.
Der Collab SOS Fund: LVMHs 200-Millionen-Dollar-Wette auf grüne Innovation
Stellt euch vor: Ein Luxuskonzern investiert 200 Millionen Dollar in Startups, die Seetang zu Garn verarbeiten oder kohlenstoffnegativen Zement herstellen. Genau das tut LVMH mit seinem Collab SOS Fund – einer Initiative, die gezielt in Klimalösungs-Startups investiert und dabei die Grenzen dessen neu definiert, was Luxus im 21. Jahrhundert bedeutet.
Der Fonds konzentriert sich auf Series A- und B-Unternehmen in vier Schlüsselbereichen: innovative Materialien, nachhaltige Inhaltsstoffe, saubere Energie und optimierte Lieferketten. Diese strategische Ausrichtung spiegelt LVMHs Erkenntnis wider, dass die größten Nachhaltigkeitsherausforderungen in der Produktionsphase liegen – genau dort, wo disruptive Startups mit frischen Ideen ansetzen können.
Mit Stella McCartney als Gründungsinvestorin und Nachhaltigkeitsberaterin hat der Fonds eine kraftvolle Fürsprecherin gewonnen, die seit Jahren beweist, dass Luxus ohne Tierleid und Umweltzerstörung möglich ist. „Wir suchen nach Lösungen, nicht nach Problemen,“ erklärt McCartney. „Diese Investitionen sind keine Wohltätigkeit, sondern die Zukunft unseres Geschäfts.“
Von Seetang zu Luxus: Die revolutionären Portfolio-Unternehmen
Das Investitionsportfolio des Collab SOS Fund liest sich wie ein Who’s Who der Materialrevolution. AlgiKnit produziert erneuerbares Garn aus Kelp, während Bolt Threads mit seinem Mylo-Pilzleder bereits in Stella McCartneys Kollektionen Einzug gehalten hat. Diese Innovationen sind nicht nur umweltfreundlich, sondern bieten auch völlig neue ästhetische und funktionale Eigenschaften, die den Luxusmarkt revolutionieren können.
Die Skalierungsstrategie: Vom Startup zum Industriestandard
Was LVMH von anderen Investoren unterscheidet, ist der durchdachte Skalierungsansatz. Startups mit 500.000 bis 1 Million Dollar Jahresumsatz werden zunächst durch Stella McCartneys Team auf 3-5 Millionen Dollar hochskaliert. Dieser Zwischenschritt entschärft das Risiko und bereitet die Technologien auf den Einsatz im größeren Maßstab vor.
Anschließend tritt LVMH selbst als Kunde auf, wodurch der Umsatz potenziell von 5 auf 30 Millionen Dollar wachsen kann. Diese Strategie schafft eine Win-Win-Situation: Die Startups erhalten nicht nur Kapital, sondern auch Zugang zu einem der prestigeträchtigsten Kundennetzwerke der Welt.
Der Konzern wiederum sichert sich frühen Zugang zu Innovationen und kann diese exklusiv nutzen, bevor sie zum Industriestandard werden. „Wir wollen diese Technologien nicht nur kaufen, sondern mitgestalten,“ betont LVMH in seiner Kommunikation.
Gleichzeitig dient dieser Ansatz als Risikominimierung für beide Seiten – die Startups können ihre Produkte unter realen Bedingungen testen und verbessern, während LVMH neue Materialien und Prozesse integrieren kann, ohne sofort die gesamte Produktion umstellen zu müssen.
LIFE 360: Das ambitionierte Umweltprogramm hinter den Investitionen
Die Startup-Investitionen sind Teil einer umfassenderen Strategie namens LIFE 360, die fünf zentrale Säulen umfasst: Biodiversitätsschutz, Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, Transparenz und Einbindung von Geschäftspartnern. Mit konkreten Meilensteinen für 2023, 2026 und 2030 hat LVMH klare Ziele definiert.
Bis 2026 will der Konzern komplett auf jungfräuliches fossiles Plastik in Verpackungen verzichten. Bis 2030 sollen sämtliche neuen Produkte nach Ökodesign-Prinzipien entwickelt werden. Und bereits bis 2025 strebt LVMH null Entwaldung und null Umwandlung natürlicher Ökosysteme durch seinen Betrieb und seine Lieferketten an.
Diese Ziele sind nicht nur ambitioniert, sondern auch messbar – und genau hier kommen die Startup-Investitionen ins Spiel. Sie liefern die Innovationen, die LVMH benötigt, um diese Ziele zu erreichen, ohne Abstriche bei Qualität oder Ästhetik machen zu müssen.
La Maison des Startups: LVMHs Talentschmiede für nachhaltige Innovation
Neben direkten Investitionen betreibt LVMH auch ein eigenes Startup-Programm namens „La Maison des Startups“ in der Pariser Station F – dem größten Startup-Campus der Welt. Das Programm steht B2B-Startups offen, die bereits ein funktionierendes MVP (Minimum Viable Product) haben oder mindestens in der Series A-Phase sind.
Seit dem Start vor zehn Saisons haben Hunderte internationale Top-Startups ihre Entwicklung hier beschleunigt. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf Nachhaltigkeit: Neue Materialien, recycelbare Verpackungen, regenerative Landwirtschaft, Bodengesundheit, Transparenz von Produktinhaltsstoffen und Ökodesign-Lösungen stehen ganz oben auf der Prioritätenliste.
Der Vorteil für die Startups liegt auf der Hand: direkter Zugang zu Entscheidungsträgern bei LVMH-Marken, maßgeschneiderte Mentoring-Programme und die Möglichkeit, ihre Lösungen in einem der anspruchsvollsten Märkte zu testen. Für LVMH bedeutet das Programm wiederum einen kontinuierlichen Zustrom frischer Ideen und die Möglichkeit, vielversprechende Innovationen frühzeitig zu identifizieren.
LVMH Innovation Award: Der prestigeträchtige Wettbewerb für Nachhaltigkeits-Pioniere
Ein weiteres Instrument in LVMHs Nachhaltigkeitsstrategie ist der jährlich vergebene LVMH Innovation Award. 2024 bewarben sich über 1.545 Startups aus 89 Ländern, von denen 18 ins Finale einzogen. Bemerkenswert: 44% der Finalisten wurden von Frauen gegründet oder mitgegründet – ein Zeichen für die Diversität, die LVMH in seinem Innovationsökosystem fördert.
Unter den Finalisten fanden sich zahlreiche Nachhaltigkeits-Pioniere: Aectual entwickelt kreisförmige 3D-gedruckte Ladenmöbel aus recycelten Materialien. Jikantechno verwandelt Agrarabfälle in Biomaterialien für die Kosmetikindustrie. Und Synovance stellt natürliche und biobasierte Farbstoffe für Kosmetik und Mode her.
Der Wettbewerb bietet nicht nur Prestige und Sichtbarkeit, sondern auch die Chance auf Finanzierung und Partnerschaften mit den LVMH-Marken. Für viele Startups ist dies der Türöffner in die Welt des Luxus – und für LVMH eine weitere Möglichkeit, innovative Lösungen zu entdecken.
Stella McCartney: Die Nachhaltigkeits-Botschafterin mit Gestaltungsmacht
Die Rolle von Stella McCartney in LVMHs Nachhaltigkeitsstrategie kann kaum überschätzt werden. Als globale Botschafterin für Nachhaltigkeit und direkte Beraterin von CEO Bernard Arnault bringt sie nicht nur ihre eigene Expertise ein, sondern öffnet auch Türen für innovative Startups.
2019 ging McCartney eine strategische Partnerschaft mit LVMH ein, behielt aber die Mehrheitsbeteiligung an ihrer Marke. Diese ungewöhnliche Konstellation gibt ihr die Freiheit, weiterhin als Pionierin voranzugehen, während sie gleichzeitig Einfluss auf die Nachhaltigkeitsstrategie des gesamten Konzerns nehmen kann.
2024 wurde McCartney von PETA zur „Person des Jahres“ ernannt – eine Anerkennung ihres unermüdlichen Einsatzes für tierfreundliche Mode. Ihre Rolle geht jedoch weit über symbolische Repräsentation hinaus. Als Mitbegründerin des Collab SOS Fund hat sie direkten Einfluss auf Investitionsentscheidungen und kann vielversprechende Innovatoren nicht nur den LVMH-Marken, sondern der gesamten Branche vorstellen.
Kreislaufwirtschaft in Aktion: Nona Source und Maison/0
Zwei weitere Initiativen verdeutlichen LVMHs Engagement für Kreislaufwirtschaft: Nona Source und Maison/0.
Nona Source, 2021 gestartet, ist die erste Online-Wiederverkaufsplattform für „Re-Sourcing“ außergewöhnlicher Materialien von den Mode- und Lederwaren-Marken der Gruppe. Anstatt überschüssige Stoffe zu vernichten, werden sie über diese Plattform anderen Designern und Marken zugänglich gemacht – ein wichtiger Schritt zur Reduzierung von Abfall in der Modeproduktion.
Maison/0 wiederum ist eine kreative Plattform, die LVMH gemeinsam mit der renommierten Designschule Central Saint Martins betreibt. Ihre Mission: disruptive Designkonzepte zu entwickeln, die zur Wiederherstellung der planetaren Gesundheit beitragen können. Diese Zusammenarbeit zwischen Industrie und Bildung fördert nicht nur innovative Ideen, sondern bildet auch die nächste Generation nachhaltiger Designer aus.
Beide Initiativen zeigen, dass LVMH Nachhaltigkeit nicht nur als Investitionsthema, sondern als ganzheitlichen Ansatz begreift, der alle Aspekte des Geschäfts durchdringen muss.
Marktposition und Zukunftsstrategie: Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil
Trotz aktueller Herausforderungen – im dritten Quartal 2024 meldete LVMH einen Rückgang der organischen Verkäufe um 3% – bleiben die langfristigen Aussichten des Konzerns überzeugend. Das diversifizierte Portfolio, die Marktführerschaft und die starken Markenwerte positionieren LVMH gut, um zyklische Abschwünge zu überstehen.
Besonders vielversprechend ist die demografische Entwicklung: Millennials und Gen Z machen inzwischen 63% der Luxusausgaben aus – und genau diese Generationen legen besonderen Wert auf Nachhaltigkeit und erfahrungsorientierten Konsum. LVMHs Investitionen in grüne Startups und nachhaltige Praktiken sind daher nicht nur ethisch motiviert, sondern auch strategisch klug.
Die Konsolidierung im Luxussektor, angeführt von LVMH, hat die Dominanz weniger Schlüsselakteure weiter gefestigt. Dies gibt dem Konzern die nötige Marktmacht, um Standards zu setzen und die gesamte Branche in Richtung mehr Nachhaltigkeit zu bewegen.
Governance mit Nachhaltigkeit im Zentrum
LVMHs Engagement für Nachhaltigkeit spiegelt sich auch in der Unternehmensführung wider. Das Board-Level Ethics and Sustainability Committee definiert die breite Politik bezüglich sozialer und ökologischer Verantwortung. Die Abteilungen für soziale Verantwortung und Umweltentwicklung setzen diese Politik in konkrete Prinzipien, Methoden und Aktionspläne um.
Besonders bemerkenswert ist die Integration von Umwelt- und Sozialzielen in die Vergütungsregelungen der LVMH-Mitarbeiter. Diese Verknüpfung von Nachhaltigkeit und finanziellen Anreizen stellt sicher, dass das Thema auf allen Ebenen des Unternehmens Priorität hat – vom Vorstand bis zur Produktionslinie.
Das ESG-Komitee des Konzerns arbeitet eng mit den operativen Abteilungen zusammen, um sicherzustellen, dass Nachhaltigkeitsziele nicht nur auf dem Papier existieren, sondern in die tägliche Geschäftspraxis integriert werden.
Die Zukunft des Luxus: Grün, innovativ und profitabel
LVMHs Strategie zeigt, dass Luxus und Nachhaltigkeit keine Gegensätze sein müssen – im Gegenteil, sie können sich gegenseitig verstärken. Durch die Investition in grüne Startups sichert sich der Konzern nicht nur Zugang zu innovativen Technologien, sondern positioniert sich auch als Vorreiter in einem Markt, der zunehmend von umweltbewussten Verbrauchern geprägt wird.
Die Partnerschaft mit Stella McCartney, die Gründung des Collab SOS Fund, die Förderung von Startups durch La Maison des Startups und der LVMH Innovation Award – all diese Initiativen sind Teil einer kohärenten Strategie, die darauf abzielt, Nachhaltigkeit zum integralen Bestandteil des Luxussegments zu machen.
In einer Zeit, in der Fast Fashion zunehmend kritisch gesehen wird, setzt LVMH bewusst auf den Gegentrend: Slow Fashion, die auf Qualität, Langlebigkeit und Nachhaltigkeit setzt. Diese Positionierung entspricht nicht nur den Werten einer wachsenden Zahl von Konsumenten, sondern schafft auch langfristigen Wert für das Unternehmen und seine Aktionäre.
Grüne Transformation als Wachstumsmotor
LVMHs Engagement für Nachhaltigkeit ist mehr als nur ein Marketing-Gimmick oder eine Reaktion auf regulatorischen Druck. Es ist eine umfassende Geschäftsstrategie, die darauf abzielt, den Konzern für die Herausforderungen und Chancen des 21. Jahrhunderts zu positionieren.
Durch die Integration von Nachhaltigkeit in alle Aspekte des Geschäfts – von der Produktentwicklung über die Lieferkette bis hin zur Governance – schafft LVMH ein Modell für nachhaltigen Luxus, das sowohl ökologisch verantwortungsvoll als auch wirtschaftlich erfolgreich ist.
Die Botschaft ist klar: Die Zukunft des Luxus ist grün. Und LVMH ist entschlossen, diese Zukunft aktiv mitzugestalten – nicht nur durch eigene Initiativen, sondern auch durch die gezielte Förderung innovativer Startups, die die Materialien, Technologien und Geschäftsmodelle von morgen entwickeln.
Luxus neu definiert: Qualität, Kreativität und Verantwortung
Mit seinen Investitionen in grüne Startups trägt LVMH dazu bei, die Definition von Luxus zu erweitern. Es geht nicht mehr nur um Exklusivität, Handwerkskunst und Ästhetik – obwohl diese Werte nach wie vor zentral sind. Es geht zunehmend auch um Verantwortung, Transparenz und positive Auswirkungen.
Diese Neudefinition entspricht den Erwartungen einer neuen Generation von Luxuskonsumenten, die nicht nur nach Status streben, sondern auch nach Sinnhaftigkeit und Übereinstimmung mit ihren eigenen Werten. Indem LVMH in nachhaltige Innovation investiert, stellt der Konzern sicher, dass er relevant bleibt in einer sich wandelnden Welt.
Die Zusammenarbeit mit innovativen Startups bringt frische Ideen und Technologien in die traditionelle Welt des Luxus – und schafft so eine Synthese aus Tradition und Innovation, die das Beste beider Welten vereint.
Der Luxus der Zukunft: Nachhaltig, ethisch, begehrenswert
LVMHs strategische Investitionen in grüne Startups markieren einen Wendepunkt in der Luxusindustrie. Sie zeigen, dass Nachhaltigkeit kein Nischenthema mehr ist, sondern im Zentrum der Geschäftsstrategie stehen kann – auch und gerade im Luxussegment.
Die Kombination aus finanzieller Stärke, Marktmacht und innovativem Denken macht LVMH zu einem idealen Partner für Nachhaltigkeits-Startups, die nicht nur überleben, sondern skalieren und die Branche transformieren wollen. Gleichzeitig profitiert der Konzern von frischen Ideen, neuen Technologien und dem Zugang zu einer neuen Generation von Talenten.
In einer Welt, die von Klimawandel, Ressourcenknappheit und wachsendem Umweltbewusstsein geprägt ist, positioniert sich LVMH mit seiner Nachhaltigkeitsstrategie nicht nur als verantwortungsvolles Unternehmen, sondern auch als zukunftsorientierter Marktführer. Die Botschaft ist klar: Der Luxus der Zukunft wird nachhaltig sein – oder er wird nicht sein.
globalventuring.com – LVMH latest fashion brand to back climate tech startups
lvmh.com – Key figures – LVMH
lvmh.com – LVMH highlights key sustainability initiatives at Future Fabrics Expo 2025 in London
lvmh.com – Our commitment for Environment- LVMH
sustainabilitymag.com – Stella McCartney, Sustainability, Ethics & Fashion
sustainabilitymag.com – Stella McCartney helps launch sustainability solutions fund
megatrendinvestments.com – Stella McCartney and LVMH back $200mn climate-linked venture capital fund
lvmhluxuryventuresadvisors.com – LVMH Luxury Ventures Advisors
lamaisondesstartups.lvmh.com – Ready to Go Bigger? Apply Now to Join LVMH’s Startups Accelerator!
lvmh.com – Startups, make your dreams come true! Meet the 18 finalists for the 2024 LVMH Innovation Award
stellamccartney.com – Our Sustainable Market at COP28
jimmysjournal.substack.com – Quick Pitch #1: LVMH and it’s Monopoly-Like Assets
lvmh.com – ESG – LVMH
time.com – Stella McCartney: TIME100 Climate 2023
(c) Foto: LVMH