Die britische Finanzaufsicht FCA hat ein historisches Umdenken vollzogen: Ab sofort können Krypto-ETNs (Exchange Traded Notes) in steuerbefreite ISA-Sparkonten und Pensionsfonds aufgenommen werden. Dieser Paradigmenwechsel öffnet den Zugang zu einem 930-Milliarden-Dollar-Markt für Bitcoin & Co. – vollkommen steuerfrei. Die Entscheidung markiert einen Wendepunkt für Großbritanniens Positionierung als Krypto-Hub und könnte massive Kapitalströme in den digitalen Vermögenswertsektor lenken.
Steuerfreie Krypto-Renditen: So funktioniert der ISA-Zugang
Die britische Steuerbehörde HMRC hat offiziell bestätigt, dass Krypto-ETNs ab sofort in Individual Savings Accounts (ISAs) gehalten werden können. Dies ermöglicht Anlegern, ihre Krypto-Investments vollständig vor der Kapitalertragssteuer zu schützen – ein massiver Vorteil in einem Markt mit hohen Renditechancen. Jedes Jahr können Briten bis zu 20.000 Pfund in ihre ISAs einzahlen und alle daraus resultierenden Gewinne sind komplett steuerfrei.
Der Clou: Zunächst werden Krypto-ETNs in den traditionellen Aktien- und Anteils-ISAs zugelassen. Ab April 2026 erfolgt dann die Migration in die spezialisierte „Innovative Finance ISA“ (IFISA). Die Regierung hat zudem angedeutet, langfristig die Krypto-ETNs wieder in die Aktien-ISAs zurückzuführen, sobald der Markt reifer und das Verständnis der Anleger vertieft ist.
Milliardenmarkt öffnet sich für digitale Assets
Die Dimension dieser Regeländerung kann kaum überschätzt werden. Britische Anleger halten über 930 Milliarden Dollar in ISA- und SIPP-Konten (Self-Invested Personal Pensions). Selbst wenn nur ein Bruchteil dieser Summe in Krypto-ETNs fließt, würde dies einen massiven Nachfrageschub für digitale Assets bedeuten. Umfragen von IG zeigen bereits jetzt, dass 30% der britischen Erwachsenen erwägen, über ETNs in Kryptowährungen zu investieren – deutlich mehr als die 12%, die laut FCA derzeit direkt Kryptowährungen besitzen. Bei jüngeren Anlegern ist das Interesse noch ausgeprägter: 50% der 18-24-Jährigen und 49% der 25-34-Jährigen signalisieren Kaufbereitschaft.
Diese Plattformen und Produkte stehen in den Startlöchern
Der Markt reagiert mit Hochdruck auf die neue Regulierung. Saxo hat bereits bestätigt, dass Kunden Krypto-ETNs zu ihren bestehenden ISA- und SIPP-Konten hinzufügen können – vorausgesetzt, sie bestehen einen Angemessenheitstest. Auch Freetrade wird den Zugang ermöglichen. Alex Campbell, Kommunikationsleiter bei Freetrade, kommentiert: „Krypto-ETNs öffnen die Tür zu mehr Auswahl und Diversifikation für britische Anleger.“
Größere Anbieter wie Hargreaves Lansdown, AJ Bell und eToro prüfen derzeit ihre Positionen und werden voraussichtlich in den kommenden Wochen nachziehen. Der erste realistische Kauftermin für Privatanleger wird der 13. Oktober sein – abhängig davon, welche Plattformen bis dahin ihre Systeme angepasst haben.
Auf Produktseite bereitet sich Branchenriese BlackRock darauf vor, sein iShares Bitcoin ETP (BTCN) an der Londoner Börse für Privatanleger zu öffnen. Auch etablierte Krypto-ETN-Anbieter wie Bitwise, WisdomTree und 21Shares stehen in den Startlöchern. Der britische Vermögensverwalter Stratiphy wird als erster die physisch besicherten Bitcoin- und Ethereum-ETNs von 21Shares anbieten.
Regulatorische Sicherheit mit klaren Leitplanken
Die FCA hat klare Regeln für den neuen Markt definiert. Zugelassene Krypto-ETNs müssen an einer von der FCA genehmigten, in Großbritannien ansässigen Investmentbörse (Recognised Investment Exchange) gehandelt werden. Trotz der Öffnung bleibt ein wichtiges Detail bestehen: Es wird keine Abdeckung durch das Financial Services Compensation Scheme (FSCS) geben. Anleger sollten dies bei ihrer Risikobewertung berücksichtigen.
Der Zeitpunkt der Regeländerung könnte kaum günstiger sein. Bitcoin wird bereits auf Rekordhöhen über 114.000 Dollar gehandelt, und europäische Krypto-ETPs verzeichneten im dritten Quartal 2025 Rekord-Zuflüsse von 972 Millionen Euro.
Steuerstrategie: So maximiert ihr eure Krypto-Renditen
Die steuerlichen Vorteile des ISA-Zugangs sind beachtlich. Sämtliche Kursgewinne innerhalb einer ISA sind vollständig von der Kapitalertragssteuer befreit – ohne Obergrenze für die Gewinne. Besonders attraktiv: Auch die Self-Invested Personal Pensions (SIPPs) können nun Krypto-ETNs enthalten, was zusätzliche Steuervorteile bietet.
Bei SIPPs erhalten Anleger staatliche Beiträge, die die gezahlte Einkommensteuer ausgleichen – ein enormer Hebel für langfristige Investments. Zudem sind Dividenden und Zinsen auf ETNs innerhalb eines SIPP ebenfalls von der Einkommensteuer befreit.
Die Krypto-Revolution im regulierten Rahmen
Die britische Initiative zeigt exemplarisch, wie digitale Assets zunehmend im regulierten Finanzrahmen ankommen. Während direkte Krypto-Investments weiterhin komplex und steuerlich aufwendig bleiben, bieten ETNs einen unkomplizierten, steueroptimierten Zugang zur Krypto-Economy. Für Anleger eröffnet sich die Möglichkeit, von der Wertentwicklung digitaler Assets zu profitieren, ohne die technischen Hürden der direkten Verwahrung meistern zu müssen.
moneyweek.com – HMRC confirms crypto ETN ISA status
coindesk.com – UK Lifts Retail Ban on Crypto ETNs, Allowing Tax-Free Access via Pensions and ISAs
fca.org.uk – FCA opens retail access to crypto ETNs
dlnews.com – UK will open $930bn in savings to crypto — if regulators approve