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Mate Rimac will Porsche rauswerfen: Milliarden-Poker um Bugatti

Der kroatische Elektroauto-Pionier Mate Rimac greift nach der vollständigen Kontrolle über die Luxusmarke Bugatti.

Der kroatische Elektroauto-Pionier Mate Rimac greift nach der vollständigen Kontrolle über die Luxusmarke Bugatti. Mit einem Angebot für die verbleibenden 45 Prozent des Joint Ventures Bugatti Rimac will der Unternehmer den Sportwagenbauer Porsche aus dem Geschäft drängen. Der Deal, der auf eine Bewertung von rund einer Milliarde Euro hinausläuft, könnte bis 2026 abgeschlossen sein – und die Machtverhältnisse im Hypersport-Segment neu ordnen.

Vom Garagenbastler zum Hypercar-Imperium

Mate Rimacs Geschichte liest sich wie ein modernes Märchen der Automobilindustrie. 2009 begann alles in seiner Garage mit einem umgebauten BMW E30, den er in ein elektrisches Rennfahrzeug verwandelte. In weniger als einem Jahrzehnt entwickelte sich sein kroatisches Startup zu einem Schwergewicht im Bereich der Hochleistungselektromobilität.

Seit November 2021 kontrolliert Rimac bereits 55 Prozent des gemeinsamen Ventures mit Porsche, das die restlichen 45 Prozent hält. Zusätzlich ist Porsche mit 21 Prozent direkt an der Rimac Group beteiligt – eine Verflechtung, die der kroatische Unternehmer nun auflösen möchte.

Für die Finanzierung der Übernahme kann Rimac laut eigener Aussage auf die Unterstützung privater Investmentfonds und internationaler Investoren bauen. Neben Porsche zählen bereits Schwergewichte wie SoftBank, Goldman Sachs und Hyundai zu den Geldgebern der Gruppe.

Strategischer Befreiungsschlag für schnellere Entscheidungen

Hinter Rimacs Vorstoß steckt ein klares strategisches Kalkül: Der Gründer will Entscheidungsprozesse beschleunigen und Investitionen ohne langwierige Konzernabstimmungen vorantreiben. Diese Autonomie könnte entscheidend sein, um in der sich rasant entwickelnden Hypercar-Branche die Nase vorn zu behalten und die ehrgeizigen Pläne für beide Marken umzusetzen.

Porsche unter Druck – Prioritäten verschieben sich

Für Porsche kommt das Angebot zu einem herausfordernden Zeitpunkt. Der Sportwagenhersteller kämpft mit sinkenden Absatzzahlen und Gewinnen. Nach dem Abgang einiger Top-Führungskräfte und angesichts eines zunehmend schwierigen Automobilmarkts scheint die Kontrolle über Bugatti nicht mehr höchste Priorität zu genießen.

Die Größenordnungen der beiden Unternehmen verdeutlichen die unterschiedlichen Geschäftsmodelle: Während Bugatti Rimac gerade einmal 100 Fahrzeuge jährlich produziert, fertigt Porsche rund 310.000 Automobile pro Jahr.

Bloomberg-Insider berichten, dass Porsche seine strategischen Prioritäten verschoben hat und sich auf das Kerngeschäft konzentrieren will – eine Entwicklung, die Rimacs Übernahmepläne begünstigen könnte.

Die Zukunft der Marken unter Rimac-Kontrolle

Für beide Marken hat Rimac bereits klare Visionen formuliert: Während Rimac-Fahrzeuge weiterhin vollelektrisch bleiben, setzt Bugatti auf eine Hybridstrategie für die nächsten zehn Jahre. Der neue Bugatti Tourbillon soll mit einem 16-Zylinder-Verbrenner und Elektro-Unterstützung über 500 km/h erreichen und die Nachfolge des legendären Chiron antreten.

Die Nachfrage nach Bugatti-Modellen bleibt robust – die Marke ist bis 2029 ausverkauft und soll ab 2025 wieder profitabel werden. 2023 lieferte Bugatti 81 Fahrzeuge aus, fast so viele wie im Rekordjahr 2019. Beim vollelektrischen Rimac Nevera hingegen wurden bisher nur etwa 50 der geplanten 150 Exemplare verkauft – ein Hinweis darauf, dass im Ultra-Luxus-Segment die Nachfrage nach Verbrennern noch immer stärker ist als nach reinen Elektrofahrzeugen.

Milliardenspiel mit historischer Dimension

Der aktuelle Übernahmepoker hat eine bemerkenswerte Vorgeschichte: Volkswagen investierte seit 1998 mehr als 2 Milliarden Euro in Bugatti und verlor mit jedem verkauften Bugatti Veyron rund 5 Millionen Euro. Allein für die Entwicklung des Chiron gab der Konzern über 300 Millionen Euro aus.

Sollte Rimac den Deal erfolgreich abschließen, wäre dies ein historischer Moment – ein ehemaliges Startup würde die vollständige Kontrolle über eine der prestigeträchtigsten Automarken der Welt übernehmen und den Volkswagen-Konzern in diesem Segment ablösen.

Hypercars im Wandel – Tradition trifft Transformation

Die mögliche Übernahme symbolisiert den Transformationsprozess der gesamten Automobilindustrie. Ein junges, agiles Technologieunternehmen übernimmt die Kontrolle über eine traditionsreiche Luxusmarke und verbindet bewährte Ingenieurskunst mit zukunftsweisender Elektromobilität.

Dies könnte ein Vorbild für weitere Konsolidierungen im Hypercar-Segment werden, wo der Druck zur technologischen Innovation und die enormen Entwicklungskosten neue Allianzen notwendig machen.

Der Milliardenpoker geht in die nächste Runde

Obwohl sich die Gespräche noch in einem frühen Stadium befinden, zeigt Rimacs Vorstoß, wie selbstbewusst der einstige Garagentüftler mittlerweile auf der Weltbühne der Automobilindustrie agiert. Mit der Übernahme würde er nicht nur sein Imperium vergrößern, sondern auch seine Vision einer elektrifizierten Zukunft im Hypercar-Segment vorantreiben – während er gleichzeitig das Erbe einer der legendärsten Automarken bewahrt.

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Rolf C. Bott

Rolf C. Bott bündelt als digitaler Recherche-Spezialist internationale Expertise aus Health, Mobility, Gadgets und KI. Er durchforstet globale Quellen, wertet Studien aus und destilliert komplexe Zusammenhänge zu verständlichen Insights und schafft so Zugang zu fundiertem Wissen aus der ganzen Welt – präzise aufbereitet und auf den Punkt gebracht.
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