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N26 und der Kampf um Köpfe – Valentin Stalf wirbt Tech-Talente von Google, Amazon & Co. ab

Vom Fintech-Startup zum milliardenschweren Banking-Disruptor – N26 hat in nur einem Jahrzehnt eine beeindruckende Erfolgsgeschichte geschrieben. Doch hinter dem Aufstieg des Berliner Unicorns steckt mehr als nur eine innovative App und ein schickes Produktdesign.

Vom Fintech-Startup zum milliardenschweren Banking-Disruptor – N26 hat in nur einem Jahrzehnt eine beeindruckende Erfolgsgeschichte geschrieben. Doch hinter dem Aufstieg des Berliner Unicorns steckt mehr als nur eine innovative App und ein schickes Produktdesign. CEO Valentin Stalf hat eine Talent-Strategie etabliert, die gezielt die besten Köpfe von Tech-Giganten wie Google, Amazon und Facebook nach Berlin lockt. Während traditionelle Banken noch um digitale Transformation ringen, baut N26 mit Silicon-Valley-Expertise seine Position als führende digitale Bank Europas aus. Ein Blick hinter die Kulissen der ungewöhnlichen Recruiting-Philosophie des ambitionierten Österreichers.

Von der WHU ins Banking-Universum: Stalfs unkonventioneller Weg zum Fintech-Revolutionär

Als Valentin Stalf 2013 zusammen mit Maximilian Tayenthal N26 gründete, brachte er keinen klassischen Banken-Lebenslauf mit. Der 1985 geborene Österreicher studierte Betriebswirtschaftslehre an der WHU Otto Beisheim School of Management – einer Kaderschmiede für Unternehmer, die bereits Zalando und HelloFresh hervorbrachte. Seine ersten Berufserfahrungen sammelte er bei Rocket Internet, der Startup-Fabrik der Samwer-Brüder, wo er das Handwerk des schnellen Skalierens lernte.

Diese Prägung durch die Startup-Welt statt durch traditionelle Finanzinstitute erwies sich als entscheidender Vorteil. Stalf dachte von Anfang an wie ein Tech-Entrepreneur, nicht wie ein Banker. „Wir bauen keine Bank, wir bauen ein Tech-Unternehmen, das Banking-Lizenzen hat“, lautet sein Credo. Diese Grundhaltung spiegelt sich bis heute in der DNA des Unternehmens wider – und prägt maßgeblich, welche Talente N26 anzieht und einstellt.

Mit inzwischen über 8 Millionen Kunden in 25 Märkten und einer Bewertung von rund 9 Milliarden US-Dollar hat N26 den Beweis erbracht, dass diese Vision funktioniert. Doch der Weg dorthin führte über einen ungewöhnlichen Recruiting-Ansatz, der die Branche aufmischte.

Missionsorientierung statt Banking-Erfahrung – die Grundprinzipien der N26-Talentsuche

Während traditionelle Banken primär nach Kandidaten mit jahrelanger Erfahrung im Finanzwesen suchen, verfolgt Stalf einen radikal anderen Ansatz. Im Zentrum seiner Rekrutierungsstrategie steht nicht die Branchenerfahrung, sondern die Identifikation mit der Mission – der digitalen Banking-Revolution. Er bevorzugt Tech-Expertise gegenüber traditionellem Banking-Know-how und rekrutiert gezielt in internationalen Tech-Hubs wie Berlin, Barcelona und New York. Diese Philosophie hat N26 zu einem Magneten für Talente gemacht, die die Finanzwelt neu denken wollen, statt bestehende Strukturen zu reproduzieren. Besonders bemerkenswert ist dabei, wie systematisch Stalf hochkarätige Führungskräfte von Tech-Giganten abwirbt und ihnen die Chance gibt, ihre Silicon-Valley-Expertise auf die europäische Fintech-Bühne zu bringen. Diese Kombination aus Tech-DNA und Banking-Lizenz schafft eine einzigartige Unternehmenskultur, die weder bei traditionellen Banken noch bei reinen Software-Unternehmen zu finden ist.

Die Big-Tech-Fischzüge: Wie N26 systematisch Top-Talente von Google & Co. abwirbt

Stalfs Talent-Strategie zeigt sich besonders deutlich bei der gezielten Rekrutierung von Führungskräften aus dem Big-Tech-Universum. Statt Banking-Veteranen holt er lieber Digital-Experten mit Erfahrung im Aufbau skalierbarer Plattformen. Ein Paradebeispiel ist die Verpflichtung von Adrienne Gormley als Chief Operating Officer. Die ehemalige Dropbox-Managerin brachte wertvolle Erfahrung aus einem schnell wachsenden Tech-Unternehmen mit – genau die Expertise, die N26 für seine internationale Expansion benötigte.

Ähnlich strategisch ging Stalf bei der Besetzung des CTO-Postens vor, für den er Patrick Kua, einen ehemaligen ThoughtWorks-CTO, gewinnen konnte. Kuas Expertise in agiler Softwareentwicklung und technischer Führung brachte frischen Wind in die Entwicklungsteams von N26. Diese Strategie des gezielten „Tech-Talent-Imports“ setzt sich durch die gesamte Organisation fort.

Besonders bemerkenswert ist dabei, dass N26 nicht nur Einzelpersonen rekrutiert, sondern teilweise ganze Teams durch „Acqui-Hiring“ kleinerer Fintech-Startups übernimmt. Diese Taktik erlaubt es, bereits eingespielte Teams mit spezifischem Know-how komplett zu integrieren, statt Expertise mühsam einzeln aufzubauen.

Gleichzeitig wirbt N26 systematisch bei traditionellen Banken wie Deutsche Bank und Commerzbank ab – allerdings gezielt jene Mitarbeiter, die dort an digitalen Initiativen gearbeitet haben und oft frustriert waren von der langsamen Transformationsgeschwindigkeit etablierter Institute.

Die Vergütungsstrategien hinter den Talent-Transfers

Um Top-Talente von Tech-Giganten abzuwerben, braucht es mehr als nur eine inspirierende Vision. N26 hat ein Vergütungsmodell entwickelt, das sich bewusst an den Standards von Google, Facebook und Amazon orientiert – und damit weit über das hinausgeht, was im deutschen Banking-Sektor üblich ist. Die Grundgehälter für Tech-Positionen liegen deutlich über dem Branchendurchschnitt, werden aber vor allem durch großzügige Equity-Programme ergänzt. Diese Employee Stock Ownership Plans geben Mitarbeitern die Chance, am langfristigen Wertzuwachs des Unternehmens zu partizipieren – ein entscheidender Faktor für viele Tech-Talente, die zwischen verschiedenen Karriereoptionen abwägen.

Darüber hinaus bietet N26 flexible Arbeitsmodelle, Sabbaticals und umfangreiche Relocation-Pakete für internationale Kandidaten. Besonders für Führungskräfte aus dem Silicon Valley, die nach Europa wechseln, werden maßgeschneiderte Kompensationspakete geschnürt, die den Umzug attraktiv machen. Diese Kombination aus überdurchschnittlicher Vergütung, Equity und Lifestyle-Benefits hat sich als schlagkräftiges Argument im Kampf um die besten Köpfe erwiesen.

Tech-Recruiting 2.0: Die Tools und Techniken hinter N26s Talent-Pipeline

Valentin Stalf setzt nicht nur bei den Produkten auf modernste Technologie – auch der Recruiting-Prozess selbst ist hochgradig tech-getrieben. N26 nutzt KI-basierte Screening-Tools, um aus tausenden Bewerbungen die vielversprechendsten Kandidaten zu identifizieren. Gleichzeitig betreiben die Recruiter proaktives Sourcing über Plattformen wie LinkedIn und GitHub, um passive Kandidaten zu identifizieren, die nicht aktiv auf Jobsuche sind, aber perfekt ins Profil passen würden.

Ein besonderer Fokus liegt auf der datengetriebenen Analyse von Kandidatenprofilen. Statt sich primär auf Abschlüsse oder Berufsjahre zu konzentrieren, analysiert N26 Faktoren wie Projekterfahrung, Beiträge zu Open-Source-Projekten oder spezifische Tech-Skills. Diese evidenzbasierte Herangehensweise ermöglicht es, auch unkonventionelle Kandidaten zu identifizieren, die in traditionellen Recruiting-Prozessen durchs Raster fallen würden.

Ergänzt wird diese technologische Basis durch ein starkes Employer Branding. N26 ist regelmäßig auf Tech-Konferenzen und Meetups präsent, betreibt einen viel beachteten Engineering-Blog und sponsert Hackathons und Coding-Bootcamps. Diese Maßnahmen schaffen eine Community rund um das Unternehmen und erleichtern den Zugang zu Tech-Talenten, die sich bereits mit der Marke identifizieren.

Hohe Fluktuation und der Kulturschock zwischen Tech und Banking sind noch Herausforderungen

Trotz aller Erfolge steht Stalfs Talent-Strategie vor erheblichen Herausforderungen. Besonders auffällig ist die hohe Fluktuation in Führungspositionen – mehrere C-Level-Wechsel seit 2020 deuten auf Spannungen hin. Kritiker werfen Stalf eine „Hire-and-Fire“-Mentalität vor, die zwar in der Tech-Szene nicht unüblich ist, aber für Instabilität sorgen kann.

Ein weiteres Problemfeld ist der kulturelle Spagat zwischen Tech- und Banking-Welt. Während die Technologie-Teams agil und experimentierfreudig arbeiten, erfordern Compliance und Risikomanagement eine andere Herangehensweise. Diese Spannung wurde besonders deutlich, als die BaFin 2021 N26 mit Auflagen belegte und das Unternehmen plötzlich verstärkt Compliance- und Risk-Experten rekrutieren musste – Spezialisten, die in der Tech-fokussierten Rekrutierungsstrategie zuvor weniger Priorität hatten.

Hinzu kommt die Herausforderung, dass Tech-Talente oft eine andere Arbeitskultur gewohnt sind als die stark regulierte Bankenwelt. Die Balance zwischen Innovationsgeschwindigkeit und regulatorischer Sorgfalt zu finden, bleibt eine Daueraufgabe für das Führungsteam.

Wie sich N26 im Talent-Wettbewerb positioniert

N26 steht mit seiner Talent-Strategie nicht allein da. Andere europäische Fintechs wie Revolut, Klarna und Wise verfolgen ähnliche Ansätze, setzen jedoch unterschiedliche Schwerpunkte. Während Revolut besonders stark auf Kryptowährungs-Experten setzt, fokussiert sich Klarna auf E-Commerce- und Retail-Banking-Talente. Stripe wiederum konzentriert sich primär auf Payment-Infrastruktur-Spezialisten.

In diesem kompetitiven Umfeld hat N26 einige Best Practices aus der Tech-Industrie adaptiert, die zum Differenzierungsfaktor werden könnten. So experimentiert das Unternehmen mit Google’s „20%-Zeit“-Konzept, das Mitarbeitern einen Tag pro Woche für eigene Projekte einräumt. Auch Netflix’s „Keeper-Test“-Philosophie, bei der Führungskräfte regelmäßig reflektieren, ob sie jeden ihrer Mitarbeiter erneut einstellen würden, findet in abgewandelter Form Anwendung.

Gleichzeitig entwickelt N26 eigene Ansätze, etwa durch Partnerschaften mit Universitäten und Coding-Bootcamps, um frühzeitig Zugang zu vielversprechenden Talenten zu erhalten. Diese Kombination aus bewährten Silicon-Valley-Praktiken und eigenen Innovationen könnte N26 helfen, im zunehmend intensiven Talent-Wettbewerb die Nase vorn zu behalten.

N26s Weg zu einem vielfältigeren Team

Ein Aspekt, der in Stalfs Talent-Strategie zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist Diversity & Inclusion. Mit Mitarbeitern aus über 80 Nationen hat N26 bereits eine beeindruckende internationale Vielfalt erreicht. Doch besonders bei der Geschlechterverteilung in Tech-Positionen und im Top-Management besteht noch Nachholbedarf – eine Herausforderung, der sich das Unternehmen mit gezielten Programmen stellt.

N26 hat erkannt, dass diverse Teams nicht nur aus ethischen Gründen wichtig sind, sondern auch einen handfesten Wettbewerbsvorteil darstellen. Studien belegen, dass heterogene Teams innovativere Lösungen entwickeln und besser auf die Bedürfnisse einer diversen Kundschaft eingehen können. Für ein Unternehmen, das global expandieren will, ist dies ein entscheidender Faktor.

Konkrete Maßnahmen umfassen Partnerschaften mit Organisationen wie „Women in Tech“ und „Diversity in Tech“, die Überarbeitung von Stellenausschreibungen zur Vermeidung geschlechtsspezifischer Sprache sowie Mentoring-Programme für unterrepräsentierte Gruppen. Diese Initiativen sollen sicherstellen, dass N26 nicht nur die besten, sondern auch die vielfältigsten Talente anzieht – ein Schlüsselfaktor für die angestrebte Position als „erste globale Bank“.

Jenseits der Rekrutierung: Wie N26 Talente entwickelt und bindet

Die Gewinnung von Top-Talenten ist nur der erste Schritt – mindestens ebenso wichtig ist deren langfristige Entwicklung und Bindung. Hier hat N26 aus früheren Erfahrungen mit hoher Fluktuation gelernt und umfassende Retention-Strategien entwickelt. Ein Kernstück bilden interne Weiterbildungsprogramme, die Mitarbeitern ermöglichen, kontinuierlich neue Skills zu erwerben und sich auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten. Diese Learning & Development-Initiativen umfassen sowohl technische Trainings als auch Führungskräfteentwicklung und Soft-Skill-Workshops.

Ergänzt wird dies durch strukturierte Karrierepfade, die Mitarbeitern klare Entwicklungsperspektiven bieten – sowohl auf der Management- als auch auf der Fachexpertenseite. Besonders für Tech-Talente, die oft nicht in klassische Hierarchien streben, sondern sich fachlich weiterentwickeln möchten, sind diese dualen Karrierewege attraktiv. Die Kombination aus attraktiver Vergütung, kontinuierlicher Weiterentwicklung und der Chance, an der Transformation des Banking-Sektors mitzuwirken, bildet das Fundament von N26s Talent-Retention-Strategie – ein Bereich, in dem Stalf in den kommenden Jahren noch stärker investieren will, um die Fluktuation zu reduzieren und Wissensabfluss zu minimieren.

Der Stalf-Effekt – was andere Unternehmen von N26s Talent-Strategie lernen können

Valentin Stalfs Ansatz zur Talent-Akquise bietet wertvolle Lektionen für Unternehmen aller Branchen. Besonders bemerkenswert ist seine konsequente Ausrichtung auf die Unternehmenskultur und -mission statt auf traditionelle Qualifikationen. Statt nach perfekten Lebensläufen zu suchen, rekrutiert N26 Menschen, die die Vision einer digitalen Banking-Revolution teilen und aktiv mitgestalten wollen. Diese Priorisierung von kultureller Passung und Leidenschaft über formale Qualifikationen hat sich als Schlüssel zum Aufbau eines hochmotivierten Teams erwiesen.

Ein weiteres übertragbares Prinzip ist die Bereitschaft, bewusst Talente aus anderen Branchen zu rekrutieren, um frische Perspektiven ins Unternehmen zu bringen. Die systematische Integration von Tech-Expertise in ein traditionelles Geschäftsfeld wie Banking hat N26 einen entscheidenden Innovationsvorsprung verschafft. Diese branchenübergreifende Rekrutierung kann auch für andere Unternehmen ein Weg sein, festgefahrene Denkmuster zu durchbrechen und neue Lösungsansätze zu entwickeln.

Nicht zuletzt demonstriert Stalfs Strategie die Bedeutung einer globalen Perspektive bei der Talentsuche. In einer Zeit, in der Remote Work zunehmend zur Norm wird, können Unternehmen ihren Talent-Pool dramatisch erweitern, wenn sie über nationale Grenzen hinausdenken. N26s internationales Team mit Mitarbeitern aus über 80 Nationen zeigt eindrucksvoll, wie kulturelle Vielfalt zum Innovationstreiber werden kann – eine Lektion, die weit über die Fintech-Branche hinaus Relevanz besitzt.

Banking-Talente der Zukunft: Wie sich das ideale N26-Profil wandelt

Die Anforderungen an Banking-Talente verändern sich in rasantem Tempo – und N26 ist an vorderster Front dieser Transformation. Während in der Anfangsphase vor allem Software-Entwickler und UX-Designer gefragt waren, die eine intuitive Banking-App erschaffen konnten, verschiebt sich der Fokus nun zunehmend in Richtung Datenanalyse, KI und personalisierte Finanzberatung. N26 sucht verstärkt nach Data Scientists, die aus Millionen von Transaktionen wertvolle Insights generieren können, und KI-Spezialisten, die intelligente Finanzassistenten entwickeln.

Gleichzeitig gewinnen auch hybride Profile an Bedeutung – Mitarbeiter, die sowohl technisches Know-how als auch regulatorisches Verständnis mitbringen. Diese „Fintech-Hybriden“ sind besonders wertvoll, da sie zwischen den Welten der Technologie und des regulierten Bankwesens vermitteln können. N26 fördert diese Hybridprofile gezielt durch interne Rotation und bereichsübergreifende Projekte, um Silodenken zu verhindern und ganzheitliche Lösungen zu entwickeln.

Ein weiterer Trend ist die zunehmende Bedeutung von Entrepreneurship-Erfahrung. N26 rekrutiert gezielt ehemalige Gründer und Startup-Mitarbeiter, die unternehmerisches Denken und Agilität mitbringen. Diese Kandidaten bringen oft genau die Kombination aus Innovationsgeist und Umsetzungsstärke mit, die N26 für seine weitere Expansion benötigt.

Die Menschlichkeit im Tech-getriebenen Recruiting lebt mit Stalfs persönlicher Note

Trotz aller technologischen Tools und datengetriebenen Prozesse hat Stalfs Recruiting-Philosophie eine zutiefst menschliche Komponente. Der CEO investiert persönlich viel Zeit in Gespräche mit Schlüsselkandidaten und vermittelt dabei seine Vision für die Zukunft des Bankings. Diese persönliche Ansprache durch den Gründer hat sich als entscheidender Faktor erwiesen, um Top-Talente von etablierten Tech-Giganten zu N26 zu locken.

Besonders bemerkenswert ist Stalfs Fähigkeit, potenzielle Mitarbeiter für seine Mission zu begeistern. Er spricht nicht über Quartalszahlen oder Marktanteile, sondern darüber, wie N26 das Leben von Millionen Menschen verbessern kann, indem es Banking einfacher, transparenter und kundenfreundlicher macht. Diese Verbindung von technologischer Innovation mit einem höheren Zweck resoniert besonders stark bei der jüngeren Generation von Tech-Talenten, die nicht nur einen Job, sondern eine sinnstiftende Tätigkeit suchen.

Gleichzeitig pflegt Stalf einen direkten, manchmal fordernden Führungsstil, der nicht für jeden geeignet ist. Er macht keinen Hehl daraus, dass N26 ein hochambitioniertes Unternehmen mit entsprechenden Erwartungen an seine Mitarbeiter ist. Diese Transparenz sorgt dafür, dass Kandidaten von Anfang an wissen, worauf sie sich einlassen – ein wichtiger Faktor, um spätere Enttäuschungen auf beiden Seiten zu vermeiden.

Die strategische Bedeutung von Stalfs Recruiting-Philosophie

Betrachtet man N26s beeindruckende Wachstumskurve – von einem kleinen Berliner Startup zu einer globalen digitalen Bank mit Millionen von Kunden in nur einem Jahrzehnt – wird deutlich, dass Stalfs Talent-Strategie weit mehr ist als eine HR-Funktion. Sie ist ein zentraler strategischer Hebel, der das rasante Wachstum erst ermöglicht hat. Durch die gezielte Rekrutierung von Tech-Talenten mit Erfahrung im Aufbau skalierbarer Plattformen konnte N26 technische Herausforderungen meistern, an denen traditionelle Banken oft scheitern.

Besonders in der Fintech-Branche, wo der Wettbewerb um die besten Köpfe extrem intensiv ist, kann die Fähigkeit, Top-Talente zu gewinnen und zu halten, über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Stalfs Ansatz, aggressiv bei etablierten Tech-Unternehmen zu rekrutieren statt im traditionellen Banking-Sektor, hat N26 einen entscheidenden Vorsprung verschafft. Diese „Talent-Arbitrage“ – das Erkennen und Nutzen von Talent-Potenzialen, die von anderen übersehen werden – könnte sich langfristig als einer der klügsten strategischen Züge des Unternehmens erweisen.

Was N26s Recruiting-Strategie für die Banking-Branche bedeutet

Mit seiner unkonventionellen Talent-Strategie hat Valentin Stalf nicht nur N26 transformiert, sondern sendet auch Schockwellen durch die gesamte Banking-Branche. Traditionelle Finanzinstitute sehen sich zunehmend gezwungen, ihre eigenen Rekrutierungspraktiken zu überdenken, um im Wettbewerb um digitale Talente bestehen zu können. Die Tage, in denen Banken ausschließlich nach Wirtschaftswissenschaftlern mit klassischem Banking-Hintergrund suchten, sind gezählt.

Die größte Herausforderung für etablierte Institute besteht darin, eine Kultur zu schaffen, die für Tech-Talente attraktiv ist. N26 hat gezeigt, dass eine Kombination aus inspirierender Mission, attraktiver Vergütung und der Chance, an innovativen Projekten zu arbeiten, selbst Google-Mitarbeiter zum Wechsel bewegen kann. Für traditionelle Banken bedeutet dies, dass sie nicht nur ihre Vergütungsstrukturen, sondern auch ihre Unternehmenskultur und Arbeitsweisen grundlegend überdenken müssen.

Gleichzeitig bietet Stalfs Ansatz auch wichtige Lektionen für N26 selbst: Mit zunehmender Unternehmensgröße und regulatorischen Anforderungen wird das Fintech nicht umhinkommen, verstärkt auch Banking-Expertise zu integrieren. Die Kunst wird darin bestehen, diese traditionelle Expertise mit der Tech-DNA zu verbinden, ohne die Innovationskraft zu verlieren, die N26 groß gemacht hat.

Zukunftstrends: KI-Experten, Remote Work und der Generationswechsel

Für die kommenden Jahre zeichnen sich bereits neue Schwerpunkte in Stalfs Talent-Strategie ab. Ein besonderer Fokus liegt auf der Rekrutierung von KI- und Machine-Learning-Experten, die für die nächste Entwicklungsstufe des personalisierten Bankings entscheidend sind. Gleichzeitig plant N26 eine massive Expansion seines Teams – mit dem ambitionierten Ziel, die Mitarbeiterzahl bis 2026 zu verdoppeln.

Geografisch diversifiziert sich die Talent-Strategie ebenfalls. Neben dem Hauptsitz in Berlin baut N26 lokale Tech-Hubs in anderen Märkten auf, insbesondere in den USA und Brasilien. Diese Dezentralisierung geht Hand in Hand mit der zunehmenden Bedeutung von Remote Work, die durch die Pandemie beschleunigt wurde und nun als Standard-Erwartung vieler Tech-Talente gilt.

Eine weitere Herausforderung stellt der Generationswechsel dar. Mit dem Eintritt der Generation Z in den Arbeitsmarkt verändern sich die Erwartungen an Arbeitgeber grundlegend. Themen wie Nachhaltigkeit, Work-Life-Balance und gesellschaftliche Verantwortung gewinnen an Bedeutung – Aspekte, die N26 in sein Employer Branding integrieren muss, um auch künftig attraktiv zu bleiben.

Die Talent-Revolution im Banking: Was wir von Valentin Stalf lernen können

Valentin Stalfs Recruiting-Philosophie zeigt exemplarisch, wie tiefgreifend die digitale Transformation traditionelle Branchen verändert. Der Erfolg von N26 basiert nicht nur auf einer innovativen App oder einem attraktiven Preismodell, sondern fundamental auf der Fähigkeit, die richtigen Menschen zusammenzubringen, die klassisches Banking neu denken können.

Besonders beeindruckend ist Stalfs Mut, gegen etablierte Branchenkonventionen zu verstoßen und bewusst Quereinsteiger zu rekrutieren. Diese Bereitschaft, ausgetretene Pfade zu verlassen, ist ein Schlüsselelement disruptiver Innovation – nicht nur im Banking, sondern in jeder Branche, die vor digitaler Transformation steht.

Für Unternehmer und Führungskräfte aller Branchen lautet die zentrale Erkenntnis: In Zeiten fundamentalen Wandels ist die strategische Personalauswahl keine administrative Aufgabe, sondern eine der wichtigsten CEO-Funktionen. Wer wie Stalf die Talent-Akquise zur Chefsache macht und gezielt Expertise aus transformativen Branchen importiert, kann auch in traditionellen Märkten neue Maßstäbe setzen. Die wahre Innovation liegt oft nicht in der Technologie selbst – sondern in den Köpfen der Menschen, die sie entwickeln und einsetzen.

handelsblatt.com – N26-Gründer Valentin Stalf: „Wir wollen die erste globale Bank werden“ (Jürgen Röder)

n26.com – About N26

businessinsider.de – Wie N26-Chef Valentin Stalf die besten Talente rekrutiert (Gründerszene Redaktion)

techcrunch.com – N26 hires Dropbox veteran Adrienne Gormley as COO (Steve O’Hear)

manager-magazin.de – Personalprobleme bei N26: Die Flucht der Führungskräfte (Tim Bartz)

handelsblatt.com – BaFin verhängt weitere Auflagen gegen N26 (Kathrin Witsch)

n26.com – Join the N26 Team

fintechfutures.com – N26 expands US team with new hires (David Firth)

wired.com – How Fintech Companies Are Winning the War for Talent (Sarah Kessler)

(c) Foto: N26, Presse

About the author

Bild von Alexander Dionisius

Alexander Dionisius

Für Alexander Dionisius ist das Schreiben eine Leidenschaft und so arbeitet er seit über 30 Jahren als Redakteur für unterschiedliche Medien und Onlineportale. Sein Schwerpunkt sind Wirtschaftsthemen mit einem besonderen Blick auf die Start-Up-Szene. Die Ausbildung zum Redakteur absolvierte er an der Deutschen Journalistenschule in München für Hubert Burda Media. 2007 hat er sich als freiberuflicher Redakteur und Kommunikationsberater selbständig gemacht.
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