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Krypto-Markt im Ausnahmezustand – selbst Zinssenkungen und der US-China-Deal können die Kurse nicht stabilisieren

US-China deal

Die globalen Krypto-Märkte befinden sich trotz positiver makroökonomischer Signale in einem Ausnahmezustand. Während die US-Notenbank ihre zweite aufeinanderfolgende Zinssenkung durchführte und ein historischer Handelsfrieden zwischen den USA und China greifbar scheint, verharren Bitcoin und Ethereum in einer Seitwärtsbewegung. Der massive Liquidationsschock vom 10. Oktober, der mit 19 Milliarden Dollar als größter Crash der Krypto-Geschichte gilt, wirkt nach – und zeigt, wie empfindlich der Markt auf geopolitische Entwicklungen reagiert.

Das $19-Milliarden-Beben und seine Nachwirkungen

Was als normaler Handelstag begann, entwickelte sich am 10. Oktober zum größten Liquidationsereignis der Krypto-Geschichte. Innerhalb von 24 Stunden wurden Positionen im Wert von 19 Milliarden Dollar liquidiert – ein beispielloser Zusammenbruch, der etwa 1,6 Millionen Händler weltweit betraf. Die Analysefirma CoinGlass bestätigte diesen Crash als den verheerendsten aller Zeiten.

Der Auslöser kam überraschend: Präsident Donald Trump kündigte 100% Zölle auf alle chinesischen Importe und neue Technologie-Exportbeschränkungen an. Diese live übertragene Erklärung schickte Schockwellen durch die globalen Märkte. Zum Vergleich: Der COVID-Crash im März 2020 führte zu Liquidationen von etwa 1,2 Milliarden Dollar, der FTX-Kollaps im November 2022 zu rund 1,6 Milliarden – der Oktober-Crash 2025 übertraf diese Ereignisse um das Zehnfache.

Seitdem bewegt sich Bitcoin in einer engen Spanne um 111.000 Dollar, während Ethereum bei knapp unter 4.000 Dollar verharrt. Die Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen bleibt unter Druck und fiel zuletzt um weitere 1,8%.

Fed senkt Zinsen – doch Powell bremst die Euphorie

Die Federal Reserve genehmigte am 29. Oktober ihre zweite aufeinanderfolgende Zinssenkung und reduzierte den Leitzins auf eine Spanne von 3,75-4%. Zusätzlich kündigte die Notenbank an, die Reduzierung ihrer Anleihekäufe – die quantitative Straffung – am 1. Dezember zu beenden. Diese Maßnahmen schaffen grundsätzlich ein günstigeres Umfeld für risikoreichere Anlageklassen wie Kryptowährungen. Doch Fed-Chef Jerome Powell dämpfte sofort die Erwartungen: „Eine weitere Senkung des Leitzinses bei der Dezember-Sitzung ist keine ausgemachte Sache. Weit davon entfernt.“ Er verwies auf einen „wachsenden Chor“ unter den Fed-Beamten, „zumindest einen Zyklus zu warten“, bevor sie wieder senken. Die Märkte reagierten prompt – die Wahrscheinlichkeit für eine Dezember-Senkung fiel von 90% auf 67%.

Trump und Xi finden Kompromiss – doch der Krypto-Markt zögert

Nur drei Wochen nach seiner Drohung mit 100%-Zöllen traf sich Trump mit Chinas Präsident Xi Jinping in Südkorea. Das Ergebnis: Ein überraschender Handelswaffenstillstand. China stimmte zu, die am 9. Oktober angekündigten umfassenden Exportkontrollen für Seltene Erden für ein Jahr zu pausieren – ein entscheidender Punkt für die Technologiebranche.

Trump verkündete, die USA würden im Gegenzug die Zölle auf chinesische Exporte von 57% auf 47% reduzieren – mit sofortiger Wirkung. „Wir haben uns über fast alles geeinigt“, erklärte Trump Reportern an Bord der Air Force One und fügte hinzu, dass ein Handelsabkommen „ziemlich bald“ unterzeichnet werden könnte.

Trotz dieser positiven Entwicklungen zeigt der Krypto-Markt bisher nur verhaltene Reaktionen. Die Preise von Bitcoin und Ethereum blieben weitgehend unverändert, was auf eine anhaltende Vorsicht der Investoren hindeutet.

Die neue Korrelation: Makro-Faktoren dominieren den Krypto-Zyklus

Thomas Perfumo, globaler Ökonom bei der Krypto-Börse Kraken, bringt es auf den Punkt: „Der schwankende makroökonomische Hintergrund ist der dominante Treiber dieses Krypto-Zyklus. Das ‚Reset‘-Ereignis vom 10. Oktober hat die kurzfristige Risikobereitschaft deutlich reduziert.“ Diese Einschätzung unterstreicht die zunehmende Verflechtung von Krypto-Assets mit traditionellen Wirtschaftsfaktoren.

Gleichzeitig zeigen institutionelle Investoren weiterhin Interesse: Spot Bitcoin ETFs verzeichneten am 28. Oktober Netto-Zuflüsse von 202,48 Millionen Dollar. Der kumulative Gesamtzufluss steht nun bei beeindruckenden 62,34 Milliarden Dollar – ein Zeichen, dass langfristig orientierte Anleger weiterhin auf die Assetklasse setzen.

Strategien für den Ausnahmezustand

Die aktuelle Marktphase zeigt deutlich: Kryptowährungen haben sich von einem Nischenmarkt zu einem vollwertigen Finanzsektor entwickelt, der empfindlich auf globale wirtschaftliche und politische Entwicklungen reagiert. Für Anleger bedeutet dies, dass reine Krypto-spezifische Analysen nicht mehr ausreichen – ein tieferes Verständnis makroökonomischer Zusammenhänge wird unverzichtbar.

Die Volatilität bietet dabei sowohl Risiken als auch Chancen. Während kurzfristige Händler durch den Liquidationsschock schmerzhafte Verluste erlitten haben, eröffnen sich für langfristig orientierte Investoren attraktive Einstiegsmöglichkeiten in einem fundamental intakten Markt.

Fortune Crypto – Bitcoin, Ethereum dip after Fed chair hints that 25-point rate cut may be last of 2025

OurCryptoTalk – The Great Crypto Liquidation of October 10, 2025: Explained

CNBC – Fed rate decision October 2025: Rates cut again, but Powell raises doubts about December

CNN – US-China relations: Trump and Xi make key progress in crippling trade war dispute after high-stakes talks

CNBC – What Trump and Xi agreed to in the U.S.-China trade truce

About the author

Bild von Hardy Eberle

Hardy Eberle

Hardy Eberle kennt das Spiel – und zwar seit über 20 Jahren. Als Marketingprofi aus der iGaming-Welt hat er internationale Marken groß gemacht, Web3-Projekte aufs nächste Level gebracht und mehr als einmal bewiesen, wie man aus Ideen echten Impact macht. Heute taucht er tief in die Welt von Krypto und Blockchain ein – mit klarem Blick, spitzer Zunge und einem Radar für Trends, lange bevor sie Mainstream werden.
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