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Wie Miro mit fünf radikalen Produktentscheidungen Remote-Arbeit zum Milliardenmarkt machte

Wie Miro mit fünf radikalen Produktentscheidungen Remote-Arbeit zum Milliardenmarkt machte

Eine digitale Leinwand, unbegrenzt wie die Kreativität eurer Teams – mit dieser Vision hat Andrey Khusid das Fundament für einen der beeindruckendsten Business-Erfolge der Remote-Work-Ära gelegt. Was 2011 als kleines Startup namens RealtimeBoard begann, hat sich zum 17,5-Milliarden-Dollar-Unternehmen Miro entwickelt und definiert heute, wie verteilte Teams weltweit zusammenarbeiten. Der Schlüssel zu diesem phänomenalen Wachstum? Fünf mutige Produktentscheidungen, die genau zum richtigen Zeitpunkt kamen und Remote-Collaboration von einer Notlösung zum Produktivitäts-Turbo transformierten.

Vom russischen Startup zum globalen Collaboration-Leader

Die Geschichte von Miro beginnt fernab der Tech-Hotspots im Silicon Valley. 2011 gründete der damals 26-jährige Andrey Khusid in Russland ein Tool namens RealtimeBoard – zunächst als digitale Lösung für Designteams konzipiert. Doch Khusid erkannte früh das viel größere Potenzial: In einer zunehmend globalisierten Arbeitswelt brauchten Teams aller Branchen einen virtuellen Raum, in dem sie visuell zusammenarbeiten konnten – unabhängig von physischen Standorten.

Diese Vision trieb das Wachstum voran, lange bevor Remote-Work zum Mainstream wurde. Schritt für Schritt baute Khusid sein Team auf, gewann erste internationale Kunden und sicherte sich kleinere Seed-Finanzierungen. Der Durchbruch kam 2019 mit der Serie-A-Finanzierung über 25 Millionen Dollar – gefolgt von einem explosionsartigen Wachstum während der Pandemie, das in der 400-Millionen-Dollar-Finanzierungsrunde im Januar 2022 gipfelte und dem Unternehmen eine Bewertung von 17,5 Milliarden Dollar einbrachte.

Die erste Schlüsselentscheidung: Das Infinite-Canvas-Konzept

Die vielleicht fundamentalste Produktentscheidung war das Konzept der unbegrenzten digitalen Leinwand – ein radikaler Bruch mit herkömmlichen Dokumenten- und Präsentationsformaten. Anders als bei PowerPoint, Word oder sogar Google Docs entschied sich Khusid bewusst gegen die Beschränkung durch Seiten oder Folien. Stattdessen schuf er einen unendlichen Raum, in dem Teams ihre Gedanken frei entfalten können – ohne durch künstliche Grenzen eingeschränkt zu werden. Diese Entscheidung mag zunächst simpel erscheinen, doch sie veränderte fundamental, wie Teams denken und arbeiten. Auf Miros unbegrenzter Leinwand können komplexe Zusammenhänge visualisiert, Ideen gruppiert und neu angeordnet werden. Die Freiheit dieses Formats entspricht dem natürlichen, non-linearen Denken des menschlichen Gehirns – ein entscheidender Vorteil gegenüber traditionellen Tools, die uns in sequentielle Strukturen zwängen. „Wir wollten nicht einfach nur das physische Whiteboard digitalisieren – wir wollten es unendlich viel leistungsfähiger machen als alles, was in der physischen Welt möglich ist“, erklärt Khusid die Philosophie hinter dieser Entscheidung.

Die zweite Schlüsselentscheidung: Echte Echtzeit-Kollaboration

Während viele Kollaborationstools behaupten, „echtzeittauglich“ zu sein, ging Miro einen Schritt weiter. Khusid und sein Team investierten massiv in eine Infrastruktur, die eine tatsächlich synchrone Zusammenarbeit ermöglicht – mit Cursor-Tracking in Echtzeit, sofortiger Synchronisation von Änderungen und der Möglichkeit, die Aktionen aller Teilnehmer live zu verfolgen.

Diese technische Herausforderung war enorm. Die Entwickler mussten eine Architektur schaffen, die selbst bei hunderten gleichzeitigen Nutzern auf einem Board performant bleibt. Jede Bewegung, jede Änderung muss in Millisekunden an alle Teilnehmer übertragen werden – und das weltweit, über verschiedene Zeitzonen und Netzwerkqualitäten hinweg.

Der Effekt dieser Investition ist bemerkenswert: Miro-Sessions fühlen sich nicht wie distanzierte digitale Meetings an, sondern erzeugen ein Gefühl von Präsenz und Unmittelbarkeit. Ihr seht, wie eure Kollegen in Echtzeit zeichnen, Notizen verschieben oder auf bestimmte Elemente zeigen – fast so, als stündet ihr gemeinsam vor einem physischen Whiteboard. Diese Unmittelbarkeit schafft eine Dynamik, die Remote-Meetings grundlegend verändert und den Energieverlust minimiert, der typischerweise mit virtueller Zusammenarbeit verbunden ist.

Die dritte Schlüsselentscheidung: Von RealtimeBoard zu Miro – mehr als ein Rebrand

2019 traf Khusid eine mutige Entscheidung: Er benannte sein bereits etabliertes Produkt von RealtimeBoard in Miro um. Dieser Schritt ging weit über ein einfaches Rebranding hinaus – er markierte eine strategische Neuausrichtung des gesamten Unternehmens.

Der Name „Miro“ wurde inspiriert vom spanischen Künstler Joan Miró, bekannt für seine surrealistischen Werke und seinen einzigartigen visuellen Stil. Diese Namensänderung reflektierte den Wandel des Produkts von einem technischen Whiteboard-Tool zu einer umfassenden Plattform für visuelle Zusammenarbeit und kreatives Denken.

Mit diesem Pivot erweiterte das Unternehmen seinen Fokus deutlich: Nicht mehr nur Designer und Kreativteams sollten angesprochen werden, sondern Teams aller Fachrichtungen – von Produktmanagern über Softwareentwickler bis hin zu Marketingexperten und Unternehmensberatern. Die Benutzeroberfläche wurde vereinfacht, neue Funktionen für verschiedene Anwendungsfälle hinzugefügt, und die Template-Bibliothek massiv ausgebaut.

Diese Neupositionierung erwies sich als goldrichtig: Nur wenige Monate später zwang die Pandemie Unternehmen weltweit ins Home-Office – und Miro war perfekt positioniert, um von diesem plötzlichen Bedarf an Remote-Collaboration-Tools zu profitieren. Die Nutzerzahlen explodierten, mit einem Wachstum von 1000% im Jahr 2020 allein.

Die vierte Schlüsselentscheidung: Ein offenes Ökosystem statt geschlossener Garten

Anders als viele SaaS-Unternehmen, die versuchen, Nutzer in ihrem eigenen Produktuniversum zu halten, entschied sich Khusid bewusst für eine Strategie der maximalen Offenheit und Integration. Miro bietet heute über 130 Integrationen mit anderen Tools an – von Slack und Microsoft Teams über Zoom bis hin zu Jira, Asana und Figma.

Diese Integrationsstrategie folgt einem klaren Prinzip: Miro soll sich nahtlos in die bestehenden Workflows der Teams einfügen, statt sie zu ersetzen. Ihr könnt Jira-Tickets direkt auf eurem Miro-Board verwalten, Zoom-Meetings innerhalb der Plattform starten oder Figma-Designs einbetten und kommentieren. Diese Flexibilität macht Miro zum zentralen Hub für teamübergreifende Zusammenarbeit, ohne dass bestehende Tool-Investitionen entwertet werden.

Die fünfte Schlüsselentscheidung: Das perfekte Freemium-Modell

Khusids Preismodell für Miro ist ein Lehrbuchbeispiel für erfolgreiches Freemium im B2B-Bereich. Die kostenlose Version bietet genügend Funktionen und Boards (drei), um echten Wert zu liefern und Nutzer zu überzeugen. Gleichzeitig schafft sie natürliche Wachstumsanreize für Teams, die mehr benötigen.

Diese Strategie hat mehrere Vorteile: Zum einen senkt sie die Einstiegshürde dramatisch – neue Nutzer können sofort loslegen, ohne Budget-Freigaben oder Beschaffungsprozesse. Zum anderen fördert sie die organische Verbreitung innerhalb von Organisationen. Ein Team beginnt mit der kostenlosen Version, demonstriert den Wert, und bald nutzen weitere Abteilungen das Tool. Diese Bottom-up-Adoption ist besonders effektiv in großen Unternehmen, wo zentrale Software-Entscheidungen oft langwierig sind.

Die Zahlen sprechen für sich: 99% der Fortune-100-Unternehmen nutzen Miro, viele davon begannen mit einzelnen Teams, die die kostenlose Version entdeckten. Diese Verbreitung schafft einen natürlichen Upsell-Pfad zu Team- und Enterprise-Plänen mit erweiterten Funktionen für Sicherheit, Administration und Compliance.

Wie Miro die Pandemie als Katalysator nutzte

Als COVID-19 die Welt zum Stillstand brachte und Millionen von Wissensarbeitern ins Home-Office zwang, stand Miro vor einer einmaligen Gelegenheit – und gleichzeitig vor einer enormen Herausforderung. Die Nutzerzahlen explodierten quasi über Nacht, mit einem Wachstum von 1000% allein im Jahr 2020. Server-Infrastrukturen mussten skaliert, Support-Teams aufgestockt und Onboarding-Prozesse optimiert werden.

Doch Khusid erkannte, dass diese Krise mehr als nur eine temporäre Nachfragesteigerung darstellte – sie war ein fundamentaler Wendepunkt in der Arbeitswelt. „Die Pandemie hat Remote Work nicht erschaffen, aber sie hat dessen Adoption um etwa 10 Jahre beschleunigt“, erklärte er in einem Interview. „Visuelle Kollaborationstools wie Miro sind jetzt essentielle Infrastruktur für moderne Teams.“

Statt sich nur auf die unmittelbare Bewältigung des Wachstums zu konzentrieren, nutzte Miro diese Phase für strategische Weichenstellungen: Die Template-Bibliothek wurde massiv ausgebaut, um neuen Nutzergruppen den Einstieg zu erleichtern. Branchen-spezifische Lösungen für Bildungseinrichtungen, Gesundheitswesen und Finanzdienstleister wurden entwickelt. Und die Series-B-Finanzierung über 50 Millionen Dollar im April 2020 ermöglichte massive Investitionen in Produktentwicklung und globale Expansion.

Die Zukunft der visuellen Zusammenarbeit: Miros KI-Vision

Mit einer Bewertung von 17,5 Milliarden Dollar und über 50 Millionen registrierten Nutzern könnte sich Miro auf seinen Erfolgen ausruhen. Doch Khusid denkt bereits an die nächste Revolution der Zusammenarbeit: die Integration von künstlicher Intelligenz. Mit „Miro Assist“ hat das Unternehmen erste KI-gestützte Funktionen eingeführt, die nur den Anfang einer umfassenden KI-Strategie darstellen.

Die Vision geht weit über einfache Automatisierungen hinaus. Stellt euch vor, eure KI-Assistenten nehmen an Brainstorming-Sessions teil, clustern automatisch Ideen nach Ähnlichkeit, fassen Diskussionen zusammen und schlagen basierend auf euren Notizen konkrete nächste Schritte vor. Oder sie analysieren eure Produktroadmap und identifizieren potenzielle Risiken und Abhängigkeiten, die ihr übersehen habt.

Besonders spannend wird die Kombination aus visueller Kollaboration und multimodalen KI-Modellen, die sowohl Text als auch visuelle Elemente verstehen können. Dies könnte völlig neue Formen des gemeinsamen Denkens und Problemlösens ermöglichen – wo Menschen und KI nahtlos zusammenarbeiten, jeder mit seinen spezifischen Stärken.

Der Wettbewerb intensiviert sich – Miros strategische Positionierung

Miros Erfolg hat nicht nur Investoren, sondern auch Konkurrenten auf den Plan gerufen. Adobe übernahm Figma für 20 Milliarden Dollar, Microsoft investiert massiv in sein Whiteboard-Produkt, und Lucidchart positioniert sich mit seiner Diagramm-Expertise. Doch Khusid bleibt gelassen – aus gutem Grund.

Miros Differenzierung liegt nicht in einzelnen Features, sondern in der tiefgreifenden Spezialisierung auf visuelle Zusammenarbeit für verschiedenste Anwendungsfälle. Während Figma primär für Designer optimiert ist und Microsoft Whiteboard als Ergänzung zu Teams fungiert, deckt Miro das gesamte Spektrum der visuellen Teamarbeit ab – von Design Thinking über Agile Workflows bis hin zu Strategieplanung und Retrospektiven.

Was Unternehmer von Miros Erfolgsgeschichte lernen können

Miros Aufstieg zum Unicorn bietet wertvolle Lektionen für Gründer und Produktverantwortliche. Besonders bemerkenswert ist Khusids Fähigkeit, langfristige Vision mit taktischer Flexibilität zu verbinden. Er hielt unbeirrt an seiner Überzeugung fest, dass visuelle Zusammenarbeit die Zukunft der Teamarbeit darstellt – lange bevor dies Mainstream wurde. Gleichzeitig passte er Produkt und Strategie kontinuierlich an das Marktfeedback an.

Ein weiterer Schlüsselfaktor war die Fokussierung auf echte Nutzerbedürfnisse statt auf Technologie um ihrer selbst willen. Miro löst konkrete Probleme verteilter Teams: Die Schwierigkeit, komplexe Ideen zu kommunizieren; die Herausforderung, alle Teammitglieder einzubeziehen; und den Verlust von Kreativität und Spontaneität in Remote-Settings.

Nicht zuletzt demonstriert Miros Geschichte die Kraft einer durchdachten Internationalisierungsstrategie. Statt sich auf einen Markt zu konzentrieren, baute Khusid von Anfang an ein globales Produkt und ein verteiltes Team. Heute ist Miro in über 180 Ländern aktiv und hat Büros in Amsterdam, San Francisco, London, Sydney und anderen Metropolen weltweit – ein wahrhaft globales Unternehmen, das die Diversität seiner Nutzerschaft widerspiegelt.

Die Kunst der visuellen Kommunikation als Business-Multiplikator

Was Miro von anderen Collaboration-Tools unterscheidet, ist die tiefe Überzeugung, dass visuelle Kommunikation nicht nur eine nette Ergänzung, sondern der Schlüssel zu besserer Teamarbeit ist. „Wir glauben, dass die Zukunft der Arbeit visuell und kollaborativ ist. Traditionelle textbasierte Kommunikation ist limitierend, wenn man versucht, komplexe Probleme mit verteilten Teams zu lösen“, erklärt Khusid.

Diese Philosophie basiert auf solider wissenschaftlicher Grundlage: Das menschliche Gehirn verarbeitet visuelle Informationen 60.000 Mal schneller als Text. Komplexe Zusammenhänge, die in textlicher Form mehrere Seiten benötigen würden, lassen sich in einer gut gestalteten Visualisierung auf einen Blick erfassen. Zudem aktiviert visuelles Arbeiten andere Gehirnregionen und fördert kreatives, non-lineares Denken – besonders wertvoll für Innovation und Problemlösung.

Für Unternehmen bedeutet dies einen greifbaren Wettbewerbsvorteil: Teams, die visuelle Kollaboration beherrschen, treffen schneller bessere Entscheidungen, entwickeln innovativere Lösungen und halten alle Beteiligten auf demselben Informationsstand – unabhängig davon, ob sie im selben Raum oder auf verschiedenen Kontinenten arbeiten.

Von der Krise zur Chance: Wie Remote-Work den Collaboration-Markt transformiert

Der globale Markt für Kollaborations-Software hat sich in den letzten Jahren dramatisch entwickelt – von 47,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 auf ein prognostiziertes Volumen von über 100 Milliarden US-Dollar bis 2028. Dieser Wachstumsschub ist kein vorübergehendes Phänomen, sondern Ausdruck einer fundamentalen Neuorganisation der Arbeitswelt.

Besonders interessant ist die Verschiebung von einfachen Kommunikationstools hin zu umfassenden Collaboration-Plattformen. Während in der ersten Phase der Remote-Work-Revolution der Fokus auf Video-Meetings und Chat-Tools lag (Zoom, Teams, Slack), rücken nun spezialisierte Plattformen für asynchrone, visuelle und kreative Zusammenarbeit in den Vordergrund. Miro hat diesen Trend früh erkannt und sich ideal positioniert, um davon zu profitieren.

Die nächsten Kapitel der Miro-Geschichte

Mit 400 Millionen Dollar frischem Kapital aus der Series-C-Runde hat Miro ambitionierte Pläne für die Zukunft. Die Roadmap für 2024 und darüber hinaus umfasst mehrere strategische Stoßrichtungen: Zum einen plant das Unternehmen eine massive Erweiterung seiner KI-Fähigkeiten, mit intelligenten Assistenten für verschiedene Anwendungsfälle und automatisierten Workflows. Zum anderen steht die Verbesserung der mobilen Erfahrung im Fokus – ein Bereich, in dem Miro bisher nicht so stark war wie auf Desktop-Plattformen.

Geografisch expandiert Miro verstärkt in den APAC-Raum, mit besonderem Fokus auf Japan, Australien und Singapur. Gleichzeitig vertieft das Unternehmen seine Branchenexpertise mit spezialisierten Lösungen für Sektoren wie Gesundheitswesen, Finanzdienstleistungen und öffentliche Verwaltung.

Nicht zuletzt deutet Khusid an, dass Akquisitionen Teil der Wachstumsstrategie sein könnten – besonders im Bereich komplementärer Tools, die das Miro-Ökosystem erweitern können. Mit seiner starken Finanzposition und der etablierten Marktführerschaft ist Miro ideal positioniert, um diese ambitionierte Vision umzusetzen und die Zukunft der visuellen Zusammenarbeit weiter zu gestalten.

Der Miro-Effekt: Warum visuelle Kollaboration zum Business-Standard wird

Die wahre Bedeutung von Miros Erfolg geht weit über Unternehmenszahlen hinaus. Was Khusid und sein Team geschaffen haben, ist nicht weniger als eine neue Sprache für die digitale Zusammenarbeit – eine Sprache, die Grenzen überwindet und Teams befähigt, komplexe Probleme gemeinsam zu lösen, unabhängig von physischen Standorten.

In einer Welt, in der 42% der US-Arbeitskräfte vollständig remote arbeiten und hybride Arbeitsmodelle zum neuen Normal werden, sind Tools wie Miro nicht länger optional, sondern essentielle Infrastruktur für moderne Unternehmen. Die Fähigkeit, visuell zu denken, kollaborativ zu arbeiten und komplexe Ideen effektiv zu kommunizieren, wird zunehmend zur Kernkompetenz erfolgreicher Teams.

Andrey Khusids Vision einer Welt, in der Zusammenarbeit nicht durch physische Grenzen eingeschränkt wird, ist heute relevanter denn je. Mit fünf mutigen Produktentscheidungen hat er nicht nur ein 17-Milliarden-Dollar-Unternehmen aufgebaut – er hat die Art und Weise verändert, wie wir zusammenarbeiten, kommunizieren und Probleme lösen. Und das ist vielleicht sein größtes Vermächtnis.

Visuelle Kollaboration als Wettbewerbsvorteil in eurer Organisation

Die Erfolgsgeschichte von Miro bietet nicht nur faszinierende Einblicke in ein Unicorn-Startup – sie liefert auch wertvolle Impulse für eure eigene Organisation. Der strategische Einsatz visueller Kollaborationstools kann ein entscheidender Differenzierungsfaktor werden, besonders in einer Zeit, in der verteilte und hybride Teams zur Norm werden.

Beginnt mit kleinen, fokussierten Anwendungsfällen – etwa dem Redesign eurer Customer Journey oder der Planung eurer nächsten Produktroadmap. Nutzt die Kraft der Templates, um nicht bei Null anfangen zu müssen, und entwickelt nach und nach eure eigenen Best Practices. Besonders wertvoll: Dokumentiert eure Erfolgsgeschichten und teilt sie im Unternehmen, um die Adoption zu beschleunigen.

Die größten Gewinne entstehen, wenn visuelle Kollaboration nicht als isoliertes Tool, sondern als integraler Bestandteil eurer Arbeitsweise etabliert wird – von der Strategieentwicklung über Produktinnovation bis hin zu Kundenprojekten. In diesem Sinne ist Miro mehr als nur ein digitales Whiteboard – es ist ein Katalysator für eine neue, effektivere Form der Zusammenarbeit in der digitalen Ära.

Der visuelle Vorteil: Warum Bilder mehr als tausend Worte sagen

In einer Welt, die von Informationsüberflutung geprägt ist, bietet visuelle Kommunikation einen entscheidenden Vorteil: Sie ermöglicht es uns, komplexe Zusammenhänge auf einen Blick zu erfassen und intuitiv zu verstehen. Während textbasierte Kommunikation linear und sequentiell ist, erlaubt visuelle Kollaboration einen ganzheitlichen, simultanen Zugang zu Informationen – ähnlich wie unser Gehirn tatsächlich denkt.

Dieser Ansatz ist besonders wertvoll in einer Zeit, in der Teams zunehmend interdisziplinär und international aufgestellt sind. Visuelle Frameworks überbrücken Sprach- und Fachbarrieren und schaffen einen gemeinsamen Bezugsrahmen. Sie machen abstrakte Konzepte greifbar und fördern ein gemeinsames Verständnis – die Grundvoraussetzung für erfolgreiche Zusammenarbeit.

Mit Tools wie Miro wird diese natürliche Stärke visueller Kommunikation digital skalierbar und ortsunabhängig nutzbar. Die unbegrenzte Leinwand wird zum gemeinsamen Denkraum eures Teams – ein Ort, an dem Ideen nicht nur ausgetauscht, sondern gemeinsam entwickelt und verfeinert werden können. In diesem Sinne hat Andrey Khusid mit Miro nicht nur ein erfolgreiches Produkt geschaffen, sondern eine neue Dimension der Zusammenarbeit eröffnet.

Die Kunst der digitalen Nähe – wie Miro Teams verbindet

Der vielleicht unterschätzteste Aspekt von Miros Erfolg ist die Fähigkeit des Tools, ein Gefühl von Nähe und Präsenz in verteilten Teams zu schaffen. In traditionellen Remote-Settings entsteht oft ein Gefühl der Distanz – Video-Calls können formal und steril wirken, Chat-Nachrichten gehen im Rauschen unter. Miro hingegen schafft durch seine visuelle Natur und Echtzeit-Kollaboration eine Form der digitalen Nähe, die dem gemeinsamen Arbeiten im selben Raum erstaunlich nahe kommt.

Wenn ihr die Cursor eurer Teammitglieder über das Board huschen seht, ihre Gedanken in Echtzeit entstehen und wachsen beobachtet, entsteht eine unmittelbare Verbindung. Diese Form der Präsenz überwindet die typische Isolation von Remote-Arbeit und schafft ein Gefühl des gemeinsamen Schaffens. Nicht umsonst berichten viele Miro-Nutzer von „Aha-Momenten“ und kreativen Durchbrüchen, die in traditionellen Remote-Meetings kaum möglich wären.

Vom Whiteboard zum Milliardenunternehmen: Die Essenz des Miro-Erfolgs

Was können wir aus Miros beeindruckender Reise mitnehmen? Fünf zentrale Lektionen kristallisieren sich heraus: Erstens, die Kraft einer klaren Vision, die konsequent verfolgt wird. Khusid glaubte an die Zukunft visueller Kollaboration, lange bevor der Markt reif dafür war. Zweitens, die Bedeutung von Timing und Anpassungsfähigkeit – als die Pandemie die Arbeitswelt veränderte, war Miro bereit, diese Gelegenheit zu nutzen. Drittens, die Überlegenheit von Produkten, die echte Probleme lösen, statt nur technisch beeindruckend zu sein.

Viertens demonstriert Miro die Macht des Freemium-Modells, wenn es richtig umgesetzt wird – mit einem kostenlosen Angebot, das echten Wert liefert und natürliche Wachstumsanreize schafft. Und fünftens zeigt Miros Erfolg, dass auch in der digitalen Welt menschliche Bedürfnisse im Zentrum stehen müssen – das Bedürfnis nach Verbindung, Kreativität und gemeinsamem Schaffen.

In diesem Sinne ist Miros Geschichte mehr als nur ein Geschäftserfolg – sie ist ein Lehrstück darüber, wie Technologie uns befähigen kann, besser zusammenzuarbeiten und komplexe Probleme gemeinsam zu lösen. In einer zunehmend fragmentierten und verteilten Arbeitswelt ist dies vielleicht die wertvollste Innovation überhaupt.

About the author

Bild von Alexander Dionisius

Alexander Dionisius

Für Alexander Dionisius ist das Schreiben eine Leidenschaft und so arbeitet er seit über 30 Jahren als Redakteur für unterschiedliche Medien und Onlineportale. Sein Schwerpunkt sind Wirtschaftsthemen mit einem besonderen Blick auf die Start-Up-Szene. Die Ausbildung zum Redakteur absolvierte er an der Deutschen Journalistenschule in München für Hubert Burda Media. 2007 hat er sich als freiberuflicher Redakteur und Kommunikationsberater selbständig gemacht.
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