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KI-Blase im Visier: Warum „Big Short“-Investor Michael Burry Meta und Oracle bilanziellen Etikettenschwindel vorwirft

Der legendäre Investor Michael Burry wagt einen neuen "Big Short" – diesmal gegen die heißesten Namen im KI-Boom.

Der legendäre Finanzinvestor Michael Burry, bekannt durch seine prophetische Wette gegen den Immobilienmarkt 2008 und porträtiert im Film „The Big Short“, zielt nun auf die KI-Branche. Mit massiven Put-Optionen im Wert von über einer Milliarde Dollar gegen Nvidia und Palantir signalisiert Burry seine Überzeugung, dass die aktuelle KI-Euphorie auf wackligen Fundamenten steht. Doch seine Kritik geht tiefer: Er wirft Tech-Giganten wie Meta und Oracle vor, durch kreative Buchhaltung ihre wahre finanzielle Situation zu verschleiern.

Burrys Milliardenwette gegen den KI-Hype

Der Investor hat Ende September Put-Optionen im Wert von 187 Millionen Dollar gegen Nvidia und 912 Millionen Dollar gegen Palantir platziert. Diese beeindruckenden Positionen unterstreichen Burrys Überzeugung, dass der aktuelle KI-Boom überhitzt ist und eine Korrektur bevorsteht. Parallel dazu hat Burry seine Investmentfirma Scion Asset Management bei der SEC deregistriert – ein Schritt, der am 10. November 2025 wirksam wurde.

Der Vorwurf: Buchhaltungstricks verschleiern die wahren Kosten

Im Kern von Burrys Argumentation steht ein buchhalterischer Mechanismus, der auf den ersten Blick technisch erscheint, aber weitreichende Auswirkungen hat. Laut seiner Analyse haben Technologieunternehmen stillschweigend die Abschreibungszeiträume für ihre Hardware verlängert – von etwa drei Jahren auf bis zu sechs Jahre. Diese scheinbar harmlose Änderung ermöglicht es ihnen, ihre tatsächlichen Kosten zu verteilen und kurzfristig höhere Gewinne auszuweisen.

Die Zahlen hinter der Warnung

Burry schätzt, dass Big-Tech-Unternehmen zwischen 2026 und 2028 ihre Abschreibungen um 176 Milliarden Dollar zu niedrig ansetzen werden. Dies würde die gemeldeten Gewinne bei Oracle um 26,9% und bei Meta um 20,8% künstlich aufblähen.

The Economist untermauert diese Bedenken mit einer Analyse, die sie als „das 4-Billionen-Dollar-Buchhaltungsrätsel im Herzen der KI-Cloud“ bezeichnet. Die renommierte Wirtschaftspublikation stellte fest, dass Microsoft, Alphabet, Amazon, Meta und Oracle jeweils die Nutzungsdauer ihrer Server verlängert haben – während Nvidia gleichzeitig seinen Chip-Entwicklungszyklus auf ein Jahr verkürzt hat.

Nach Berechnungen von The Economist würden die jährlichen Vorsteuergewinne um etwa 26 Milliarden Dollar fallen – ein Rückgang von etwa 8% – wenn diese Vermögenswerte über drei Jahre statt der längeren Zeiträume abgeschrieben würden.

Scharfe Gegenreaktionen aus der Tech-Branche

Während Meta und Oracle auf Anfragen nicht reagierten, ging Palantir-CEO Alex Karp in die Offensive. In einem bemerkenswerten Ausbruch bezeichnete er Burrys Wetten als „verrückt“ und konterte: „Die zwei Unternehmen, die er leerverkauft, sind diejenigen, die das ganze Geld verdienen, was super seltsam ist. Die Idee, dass Chips und Ontologie das ist, was man leerverkaufen will, ist verrückt.“

Karp ging noch weiter und bezeichnete Burrys Verhalten als „ungeheuerlich“ und kündigte an: „Ich werde herumtanzen, wenn es als falsch erwiesen wird.“

Burry ließ diese Kritik nicht unbeantwortet und erwiderte mit einem spitzen Kommentar zur analytischen Fähigkeit von Karps Unternehmen: „Es überrascht mich kein bisschen, dass Alex Karp und seine ‚Ontologie‘ @PalantirTech eine einfache 13F nicht knacken können.“

Die Parallelen zur Dotcom-Blase

Burrys Warnung weckt Erinnerungen an die Dotcom-Blase der späten 1990er Jahre. Damals wie heute trieb technologische Begeisterung – damals für das Internet, heute für KI – die Bewertungen in schwindelerregende Höhen. Als sich die versprochene Rentabilität nicht materialisierte, fiel der NASDAQ um fast 75% von seinem Höchststand und vernichtete Billionen an Marktwert.

Auch Jim Covello, Leiter der Aktienforschung bei Goldman Sachs, äußerte ähnliche Bedenken. In einem vielbeachteten Forschungspapier warnte er, dass die Milliarden, die in KI-Unternehmen investiert werden, möglicherweise keine ausreichende Rendite erzielen werden, da die aktuelle Generation von KI-Tools einfach nicht leistungsfähig genug sei, um einen signifikanten Produktivitätsschub zu bringen.

Was Investoren jetzt beachten sollten

Die Entwicklung erinnert an ein klassisches Muster: Neue Technologien erzeugen Euphorie, die zu überhöhten Bewertungen führt, bevor die harte wirtschaftliche Realität einsetzt. Für Investoren bedeutet dies, einen kritischen Blick auf KI-Investitionen zu werfen und insbesondere die Abschreibungspolitik der Unternehmen zu hinterfragen.

Bemerkenswert ist auch Burrys strategischer Rückzug aus der öffentlichen Berichterstattungspflicht durch die Deregistrierung von Scion. Dieser Schritt könnte darauf hindeuten, dass er größere Manöver plant, ohne diese offenlegen zu müssen – ein ähnliches Vorgehen wählte er bereits 2008 vor der Finanzkrise.

fortune.com – The ‚Big Short‘ investor betting $1 billion against the AI bubble says Meta and Oracle’s accounting is hiding the brutal truth

About the author

Bild von Frank Heine

Frank Heine

Frank Heine ist spezialisiert auf Startups, Mobility, Gadgets und KI. Als digitaler Analyst recherchiert er in der Tiefe, vernetzt weltweite Trends und bereitet sie klar und nachvollziehbar auf - zu breitem internationalem Know-how, kompakt zusammengefasst in verständliche Stories.
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