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Profluent hebt Protein-Design auf KI-Niveau: Mit 106 Millionen Dollar zum Medikament der Zukunft

Profluent hebt Protein-Design auf KI-Niveau: Mit 106 Millionen Dollar zum Medikament der Zukunft

Mit 106 Millionen Dollar frischem Kapital und einer revolutionären KI-Plattform schickt sich Profluent an, die Welt der Proteindesign-Wissenschaft auf den Kopf zu stellen. Was der Stanford-Absolvent Ali Madani mit seinem 2022 gegründeten Biotech-Startup vorhat, könnte die Art und Weise, wie wir Medikamente entwickeln, fundamental verändern. Aus einem gigantischen Datensatz von 115 Milliarden Proteinsequenzen erschafft Profluent mit künstlicher Intelligenz maßgeschneiderte Proteine – und verkürzt damit Entwicklungszeiten von Jahren auf Wochen.

Wie Profluent die Protein-Revolution mit KI vorantreibt

Stellt euch vor, ihr könntet die Entwicklung lebensrettender Medikamente nicht mehr dem Zufall überlassen, sondern gezielt und präzise neue Proteine mit exakt den gewünschten Eigenschaften designen. Genau das macht Profluent mit seiner KI-Plattform möglich. Das in Berkeley, Kalifornien, ansässige Unternehmen hat eine Technologie entwickelt, die ähnlich wie ChatGPT funktioniert – nur dass sie nicht Texte, sondern Proteinsequenzen generiert.

Die ProGen-Modelle des Unternehmens wurden mit über 115 Milliarden Proteinsequenzen trainiert und können nun zielgerichtet neue Proteine entwerfen, die bestimmte therapeutische Funktionen erfüllen. Diese KI-Systeme haben die „Sprache der Proteine“ gelernt – jene komplexen biochemischen Codes, die bestimmen, wie sich Aminosäureketten falten und welche Funktionen sie im Körper übernehmen.

Die Transformer-Architektur, die Profluent einsetzt, ist speziell für Proteine optimiert und nutzt evolutionäre Informationen aus Millionen Jahren natürlicher Selektion. Das Ergebnis: maßgeschneiderte Proteine, die im Labor bereits erfolgreich synthetisiert wurden und die gewünschten biologischen Aktivitäten zeigen.

106 Millionen Dollar für die nächste Entwicklungsstufe

Die jüngste Finanzierungsrunde von Profluent spricht Bände über das Vertrauen der Investoren in diese Technologie. In einer Serie-B-Runde, angeführt von Insight Partners und unter Beteiligung von Spark Capital, AIX Ventures sowie bestehenden Investoren, sammelte das Biotech-Startup beeindruckende 106 Millionen Dollar ein. Damit steigt die Gesamtfinanzierung des erst 2022 gegründeten Unternehmens auf über 140 Millionen Dollar – eine beachtliche Summe für ein so junges Startup im Biotech-Bereich.

Der Kopf hinter der Innovation: Ali Madani

Hinter Profluent steht ein wissenschaftliches Schwergewicht: CEO und Mitgründer Ali Madani bringt einen beeindruckenden Hintergrund mit. Mit einem PhD in Computational Biology von der Stanford University und Erfahrung bei Salesforce Research, wo er bereits an KI-Modellen für Proteine arbeitete, vereint er tiefes biologisches Wissen mit Expertise in künstlicher Intelligenz.

Madanis Forschung an der Schnittstelle von Deep Learning und biologischen Sequenzen legte den Grundstein für die Entwicklung der ProGen-Modelle. Seine Arbeit wurde in renommierten wissenschaftlichen Journals wie Nature Biotechnology veröffentlicht, was die wissenschaftliche Seriosität und Validität des Ansatzes unterstreicht.

Der Gründer verfolgt eine klare Vision: Die Entschlüsselung der „Proteinsprache“ soll die Medikamentenentwicklung demokratisieren und beschleunigen. Madani ist überzeugt, dass KI-gestütztes Proteindesign einen Paradigmenwechsel in der Biotechnologie einleiten wird – vergleichbar mit der Transformation, die große Sprachmodelle in anderen Bereichen bewirkt haben.

Der „Protein Atlas“ – eine Datenbank mit gewaltiger Kraft

Im Zentrum der Profluent-Technologie steht der „Protein Atlas“ – eine umfassende Sammlung von über 115 Milliarden Proteinsequenzen aus verschiedensten biologischen Quellen. Dieser gigantische Datensatz bildet die Grundlage für das Training der KI-Modelle und ermöglicht es ihnen, die komplexen Muster und Regeln zu erkennen, die funktionalen Proteinen zugrunde liegen.

Anders als bei herkömmlichen Ansätzen zur Proteinentwicklung, die oft auf langwierigen Trial-and-Error-Verfahren basieren, kann Profluent dank dieser Datenbasis gezielt Proteine mit spezifischen Eigenschaften entwerfen. Die KI berücksichtigt dabei nicht nur die Sequenz der Aminosäuren, sondern auch die vorhergesagte 3D-Struktur und Funktion der Proteine – ein ganzheitlicher Ansatz, der die Erfolgswahrscheinlichkeit deutlich erhöht.

Von der KI ins Labor: Wie Profluent Proteine validiert

Künstliche Intelligenz allein reicht nicht aus – die KI-generierten Proteine müssen ihre Wirksamkeit auch in der realen Welt unter Beweis stellen. Profluent setzt daher auf eine rigorose experimentelle Validierung. Jedes vom Computer entworfene Protein durchläuft umfangreiche Labortests, bevor es für therapeutische Anwendungen in Betracht gezogen wird.

Dieser hybride Ansatz aus KI-Entwicklung und traditioneller Laborarbeit stellt sicher, dass die theoretischen Vorhersagen der Modelle auch praktisch funktionieren. Erste Ergebnisse sind vielversprechend: Mehrere KI-generierte Proteine zeigten bereits die gewünschten biologischen Aktivitäten – ein Beweis für die Leistungsfähigkeit der Technologie.

Besonders beeindruckend ist die Zeitersparnis: Während traditionelle Proteinentwicklung oft Jahre dauert, kann Profluent diesen Prozess auf Wochen oder Monate verkürzen. Diese Beschleunigung könnte gerade bei dringend benötigten Medikamenten Leben retten.

Anwendungsbereiche – vom Enzym zum Medikament

Die Anwendungsmöglichkeiten der Profluent-Technologie sind vielfältig und reichen weit über die reine Grundlagenforschung hinaus. Im Fokus stehen vor allem Proteintherapeutika – Medikamente, die aus Proteinen bestehen oder auf diese abzielen. Dazu gehören Antikörper zur Bekämpfung von Krankheiten, Enzyme für industrielle Prozesse und andere therapeutische Proteine.

Durch Kooperationen mit Pharmaunternehmen arbeitet Profluent bereits an konkreten Anwendungen seiner Technologie. Die Partnerschaften ermöglichen es, die KI-generierten Proteine gezielt für spezifische therapeutische Bedürfnisse zu optimieren und den Weg zur klinischen Anwendung zu ebnen.

Was Profluent von der Konkurrenz unterscheidet

Profluent ist nicht allein im Feld des KI-gestützten Proteindesigns. Etablierte Akteure wie DeepMind mit AlphaFold, Generate Biomedicines, Arzeda und Ginkgo Bioworks arbeiten ebenfalls an ähnlichen Technologien. Doch Profluent hat mehrere Alleinstellungsmerkmale, die das Unternehmen von seinen Mitbewerbern abheben.

Erstens konzentriert sich Profluent auf die Generierung völlig neuer Proteinsequenzen, während viele Konkurrenten sich auf die Vorhersage von Strukturen bereits bekannter Proteine fokussieren. Zweitens verfügt das Unternehmen mit seinem „Protein Atlas“ über eine der umfangreichsten Datenbasen in der Branche. Und drittens kombiniert Profluent sein KI-Know-how mit tiefem biologischem Verständnis und rigoroser experimenteller Validierung.

Diese Kombination aus Datenmacht, algorithmischer Innovation und biologischer Expertise verschafft Profluent einen bedeutenden Vorsprung in einem Markt, der laut Schätzungen bereits über 3 Milliarden US-Dollar groß ist und jährlich um etwa 15% wächst.

Skalierung und Demokratisierung

Mit der neuen Finanzierung plant Profluent, sein Team zu erweitern und die Rechenkapazitäten für noch leistungsfähigere KI-Modelle auszubauen. Das Unternehmen verfolgt dabei einen Plattform-Ansatz, der es langfristig auch externen Forschern ermöglichen soll, maßgeschneiderte Proteine für verschiedene Anwendungen zu designen.

Parallel dazu arbeitet Profluent eng mit Regulierungsbehörden zusammen, um Richtlinien für KI-generierte Therapeutika zu entwickeln. Diese proaktive Herangehensweise an regulatorische Fragen ist entscheidend, um den Weg für die klinische Anwendung der entwickelten Proteine zu ebnen.

Die Vision geht jedoch über einzelne Medikamente hinaus: Profluent will die gesamte Art und Weise, wie wir Proteine entwerfen und Medikamente entwickeln, transformieren – hin zu einem systematischeren, effizienteren und intelligenteren Ansatz.

Herausforderungen auf dem Weg zum Durchbruch

Trotz aller Fortschritte stehen Profluent und die gesamte Branche des KI-gestützten Proteindesigns vor erheblichen Herausforderungen. Die Komplexität biologischer Systeme ist enorm, und selbst die fortschrittlichsten KI-Modelle können nicht alle Aspekte der Proteinbiologie perfekt erfassen. Zudem müssen KI-generierte Proteine den gleichen strengen Sicherheits- und Wirksamkeitsstandards genügen wie konventionell entwickelte Therapeutika.

Die Validierung in klinischen Studien steht noch aus und wird der ultimative Beweis für den Wert des Ansatzes sein. Bis dahin bleibt ein gewisses Maß an Unsicherheit, ob die vielversprechenden Laborergebnisse sich auch in der klinischen Anwendung bestätigen werden.

Hinzu kommen ethische und regulatorische Fragen: Wie sollen KI-generierte Proteine, die in der Natur nicht vorkommen, reguliert werden? Wer trägt die Verantwortung, wenn unvorhergesehene Nebenwirkungen auftreten? Diese Fragen müssen parallel zur technologischen Entwicklung adressiert werden.

Die größere Bedeutung: Ein Wendepunkt für die Biotechnologie

Die Arbeit von Profluent steht exemplarisch für einen größeren Trend in der Biotechnologie: Die Verschmelzung von künstlicher Intelligenz und biologischem Wissen schafft völlig neue Möglichkeiten für die Medizin und andere Anwendungsfelder. Was wir heute erleben, könnte ein historischer Wendepunkt sein – vergleichbar mit der Einführung rationaler Medikamentenentwicklung oder gentechnischer Methoden.

Der „Protein Atlas“ und die darauf aufbauenden KI-Modelle könnten für die Proteinbiologie das werden, was das Human Genome Project für die Genetik war: eine fundamentale Ressource, die unzählige neue Entdeckungen und Anwendungen ermöglicht.

Die Protein-Revolution steht erst am Anfang

Die 106-Millionen-Dollar-Finanzierung für Profluent ist mehr als nur eine beeindruckende Zahl – sie ist ein Vertrauensbeweis in die Vision, dass KI-gestütztes Proteindesign die Zukunft der Medikamentenentwicklung prägen wird. Mit seinem „Protein Atlas“ aus 115 Milliarden Sequenzen hat Ali Madani eine Plattform geschaffen, die das Potential hat, die Entwicklung von Therapeutika fundamental zu verändern.

Während die ersten KI-generierten Proteine noch den Weg durch klinische Studien finden müssen, deutet alles darauf hin, dass wir am Beginn einer neuen Ära stehen. Eine Ära, in der wir Proteine nicht mehr entdecken, sondern gezielt entwerfen können – mit enormen Implikationen für Medizin, Biotechnologie und zahlreiche andere Industrien.

Für Unternehmen und Investoren im Biotech-Bereich bedeutet dies: Die Karten werden neu gemischt. Wer die Macht der KI im Proteindesign früh erkennt und nutzt, könnte sich entscheidende Wettbewerbsvorteile sichern. Die Protein-Revolution hat gerade erst begonnen, und Profluent steht an ihrer Spitze.

About the author

Bild von Alexander Dionisius

Alexander Dionisius

Für Alexander Dionisius ist das Schreiben eine Leidenschaft und so arbeitet er seit über 30 Jahren als Redakteur für unterschiedliche Medien und Onlineportale. Sein Schwerpunkt sind Wirtschaftsthemen mit einem besonderen Blick auf die Start-Up-Szene. Die Ausbildung zum Redakteur absolvierte er an der Deutschen Journalistenschule in München für Hubert Burda Media. 2007 hat er sich als freiberuflicher Redakteur und Kommunikationsberater selbständig gemacht.
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