Eine Partnerschaft mit Apple gilt im Tech-Universum als ultimatives Gütesiegel – und genau diesen Ritterschlag könnte Intel bald erhalten. Der renommierte Apple-Analyst Ming-Chi Kuo sorgte Ende November für Aufsehen mit seiner Prognose: Intel soll ab 2027 die Produktion von Apples Einstiegs-M-Chips übernehmen. Die Reaktionen waren fulminant: Die Intel-Aktie schoss um 10 Prozent nach oben, bevor sie am Folgetag wieder nachgab. Was genau hinter dem kolportierten Deal steckt und warum er für Intel weit mehr als nur symbolische Bedeutung hat – ein Blick hinter die Kulissen eines potenziellen Game-Changers für die Chipindustrie.
Die Details des möglichen Deals: 18A-Technologie als Schlüssel
Intel könnte laut Kuo ab Mitte 2027 mit der Produktion der Einstiegs-M-Chips für Apple beginnen. Dabei kommen mehrere Faktoren zusammen: Apple hat offenbar bereits eine Geheimhaltungsvereinbarung unterschrieben und das 18AP PDK 0.9.1GA (Prozess-Design-Kit) von Intel erhalten. Die internen Simulationen verlaufen vielversprechend genug, um auf die finalen Versionen 1.0 und 1.1 zu warten, die für das erste Quartal 2026 geplant sind.
Im Fokus stehen die Einstiegsversionen der M-Chips (möglicherweise M6 oder M7) für Volumengeräte wie MacBook Air und iPad Pro. Analysten rechnen mit jährlichen Stückzahlen zwischen 15 und 20 Millionen – ein substanzielles, wenn auch nicht dominierendes Volumen für Intel.
Strategische Bedeutung: Win-Win-Situation für beide Konzerne
Für Apple bedeutet der Deal eine entscheidende Diversifizierung der Lieferkette. Bislang ist der iPhone-Hersteller stark von TSMC abhängig – eine Konzentration, die angesichts geopolitischer Spannungen zunehmend zum Risiko wird. Die Produktion in US-Werken durch Intel würde nicht nur die „Made in USA“-Ambitionen der Trump-Administration bedienen, sondern auch die Abhängigkeit von asiatischen Zulieferern reduzieren.
Intel: Mehr als nur ein Prestigeprojekt
Was für Intel auf dem Spiel steht, lässt sich kaum überschätzen. Nach Jahren der technologischen Rückschläge und Marktanteilsverluste könnte der Apple-Deal die dringend benötigte Validierung für Intels ambitionierte Foundry-Strategie liefern.
Die finanziellen Dimensionen sind dabei zunächst überschaubar. Analysten schätzen, dass der Auftrag bis 2028 jährliche Umsätze zwischen 500 Millionen und 1 Milliarde Dollar generieren könnte – angesichts von Intels Gesamtumsatz von 13,7 Milliarden Dollar im dritten Quartal 2025 kein Gamechanger.
Entscheidend ist jedoch die Signalwirkung: Ein Apple-Auftrag würde demonstrieren, dass Intel mit seiner 18A-Technologie tatsächlich wieder zur Weltspitze aufgeschlossen hat. Die 18A-Technologie setzt dabei auf zwei revolutionäre Innovationen: RibbonFET Gate-All-Around-Transistoren für bessere Leistungseffizienz und PowerVia Backside Power Delivery, die Strom- und Signalleitungen trennt und so Interferenzen reduziert.
Marktreaktion und Analysten-Bewertungen
Die Börse reagierte zunächst euphorisch auf die Gerüchte. Die Intel-Aktie stieg am 29. November 2025 um 10 Prozent, bevor sie am Folgetag wieder nachgab. Mit einem Kurs um die 40 Dollar hat sich die Aktie seit ihrem Jahrestief bei 17,67 Dollar mehr als verdoppelt.
Viele Analysten bleiben jedoch skeptisch. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 35 Dollar – unter dem aktuellen Niveau. Die Botschaft ist klar: Die jüngste Kursexplosion könnte bereits zu optimistisch sein.
Die Zurückhaltung hat gute Gründe: Weder Apple noch Intel haben den Deal offiziell bestätigt. Zudem würde Intel nur die Einstiegs-M-Chips produzieren, nicht die lukrativeren iPhone-Chips. Und selbst im Erfolgsfall wäre das Volumen zu klein, um Intels Finanzen grundlegend zu transformieren.
Der Turnaround unter CEO Lip-Bu Tan
Der mögliche Apple-Deal wäre ein wichtiger Meilenstein für Intels CEO Lip-Bu Tan, der seit März 2025 einen aggressiven Turnaround vorantreibt. Unter seiner Führung hat Intel eine umfassende Restrukturierung eingeleitet, die den Abbau von 21.000 bis 25.000 Stellen (etwa 15-25% der Kernbelegschaft) vorsieht.
Tans Strategie zeigt erste Erfolge: Im dritten Quartal 2025 stieg der Umsatz um 3 Prozent auf 13,7 Milliarden Dollar, der bereinigte Gewinn pro Aktie lag bei 0,23 Dollar – beides über den Analystenschätzungen.
Die Schatten des TSMC-Rechtsstreits
Ein Wermutstropfen bleibt der Rechtsstreit mit TSMC. Der taiwanesische Chipfertiger hat Ende November Klage gegen seinen ehemaligen Senior Vice President Wei-Jen Lo eingereicht, der nach 21 Jahren zu Intel gewechselt ist. TSMC wirft ihm vor, Geschäftsgeheimnisse mitgenommen zu haben – ein Vorwurf, den Intel vehement zurückweist.
Der Silizium-Showdown: Was jetzt für Investoren zählt
Der mögliche Apple-Deal markiert einen potenziellen Wendepunkt in Intels Turnaround-Story. Mit der 18A-Technologie könnte der Chipriese tatsächlich wieder an die Spitze der Fertigungstechnologie vorstoßen – ein Bereich, in dem Intel jahrelang führend war, bevor TSMC und Samsung vorbeizogen.
Für Investoren bleibt die Situation spannend, aber riskant. Der Deal ist noch nicht bestätigt, und selbst wenn er zustande kommt, liegen die Früchte noch in weiter Ferne. Doch die Signalwirkung ist nicht zu unterschätzen: Mit Apple als Kunden würde Intel beweisen, dass sein Foundry-Geschäft wettbewerbsfähig ist – und das könnte weitere Großkunden anlocken.
macrumors.com – Apple and Intel Rumored to Partner on Mac Chips Again in a New Way
tomshardware.com – Intel moves closer to building Apple’s entry-level M-series chips on 18A from 2027
cnbc.com – Intel stock sinks, giving up gains from analyst’s Apple deal prediction
finance.yahoo.com – Is Apple Giving Intel’s Foundry Ambitions a Much-Needed Boost?
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