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Antonio Filosa will Stellantis USA mit vier radikalen Prinzipien aus der Krise führen

Mittelmäßigkeit hat im Automobilgeschäft keinen Platz mehr – besonders nicht bei Stellantis USA. Mit sinkenden Marktanteilen, übervollen Händlerplätzen und Qualitätsproblemen kämpft der Konzern an mehreren Fronten gleichzeitig. Doch Antonio Filosa, der neue Nordamerika-CEO, bringt frischen Wind und eine klare Philosophie mit: „Zero Mediocrity“. Seine radikale Qualitätsoffensive soll nicht nur den Autobauer aus der Krise führen, sondern etabliert vier Turnaround-Prinzipien, die für Krisenmanagement in jeder Branche wertvoll sind.

Was „Zero Mediocrity“ bedeutet und woher es stammt

Das „Zero Mediocrity“-Konzept ist Filosas Antwort auf die vielschichtigen Herausforderungen bei Stellantis USA – ein Ansatz, der Mittelmäßigkeit in keinem Bereich des Unternehmens duldet und kompromisslos auf Exzellenz ausgerichtet ist. Die Philosophie basiert auf einer Null-Toleranz-Politik gegenüber durchschnittlicher Qualität, kombiniert mit dem unbedingten Fokus auf kontinuierliche Verbesserung aller Prozesse, von der Entwicklung bis zum Kundendienst. Mitarbeiterverantwortung wird dabei auf allen Ebenen großgeschrieben, während datengetriebene Entscheidungsfindung emotionale oder politisch motivierte Entscheidungen ersetzen soll.

Prinzip 1: Kompromisslose Qualitätsoffensive

Das Herzstück von Filosas Strategie ist die radikale Qualitätsoffensive. Stellantis führt neue, verschärfte Qualitätskontrollsysteme in allen nordamerikanischen Werken ein – ein Ansatz, den Filosa bereits erfolgreich in europäischen Produktionsstätten umgesetzt hat.

Die Maßnahmen sind weitreichend und tiefgreifend: Lieferantenaudits werden intensiviert, Six-Sigma-Methoden implementiert und die Anzahl der Qualitätsprüfungen um beachtliche 40% erhöht. In der praktischen Umsetzung bedeutet dies neue Testverfahren für Elektronikkomponenten, verbesserte Lackierungsprozesse und eine deutlich strengere Endkontrolle vor der Auslieferung.

„Wir müssen jeden Aspekt unserer Fahrzeuge mit kritischem Blick betrachten“, erklärt Filosa in einem Mitarbeiter-Townhall. „Ein Fehler ist einer zu viel – und wir müssen die Ursachen beseitigen, nicht nur die Symptome behandeln.“

Prinzip 2: Strategische Bestandsreduktion

Die übervollen Händlerlager sind nicht nur ein finanzielles Problem, sondern auch ein Symptom tieferliegender Planungsschwächen. Filosas zweites Kernprinzip zielt daher auf eine strategische Bestandsreduktion.

Das ambitionierte Ziel: Die Händlerbestände sollen von derzeit über 100 Tagen auf 60 Tage reduziert werden – ein Niveau, das sowohl wirtschaftlich gesünder ist als auch die Verhandlungsposition der Händler stärkt. Um dies zu erreichen, implementiert Stellantis neue ERP-Systeme für eine präzisere Bestandsverfolgung und etabliert direkte Kommunikationskanäle zwischen Produktion und Vertrieb. Flexible Produktionslinien ermöglichen zudem schnellere Anpassungen an Marktveränderungen.

„Überschüssige Bestände sind wie stehendes Wasser – sie verderben mit der Zeit“, so Filosa in einem Interview mit Automotive Manufacturing. „Wir müssen den Fluss zwischen Produktion und Verkauf optimieren, damit unsere Fahrzeuge genau dann verfügbar sind, wenn der Kunde sie haben möchte.“

Prinzip 3: Tiefgreifender Kulturwandel

Echte Transformation beginnt im Denken – dieser Überzeugung folgend setzt Filosa auf einen tiefgreifenden Kulturwandel bei Stellantis USA. Im Zentrum steht die Einführung einer „Ownership Mentality“ bei allen Mitarbeitern, vom Fließbandarbeiter bis zur Führungsetage.

Konkret bedeutet dies regelmäßige Schulungen zu Qualitätsstandards und die Einführung von Belohnungssystemen für Verbesserungsvorschläge. Die Kommunikationsstrategie umfasst monatliche Town Halls mit Filosa persönlich, transparente Kommunikation über Unternehmensziele und neue Feedback-Systeme für kontinuierliche Verbesserung.

„Qualität ist nicht die Verantwortung einer Abteilung, sondern jedes Einzelnen“, betont Filosa. „Wir müssen eine Kultur schaffen, in der jeder Mitarbeiter so handelt, als wäre es sein eigenes Unternehmen.“

Dieser kulturelle Wandel zeigt bereits erste Erfolge: Die Mitarbeiterbeteiligung an Verbesserungsinitiativen ist in den ersten zwei Monaten um 25% gestiegen, und die Zahl der gemeldeten Qualitätsprobleme durch Mitarbeiter hat sich verdoppelt – ein Zeichen für wachsendes Qualitätsbewusstsein.

Prinzip 4: Datengetriebene Entscheidungsfindung

Das vierte Prinzip von Filosas Strategie ist die konsequente Nutzung von Daten für bessere Entscheidungen. Stellantis implementiert Advanced Analytics-Systeme und Real-time Monitoring für alle Produktionsprozesse. KI-basierte Predictive Maintenance soll ungeplante Ausfallzeiten minimieren.

Die Ziele sind dabei klar messbar: 25% weniger Produktionsfehler bis Ende 2025, 15% Verbesserung der First-Time-Right-Quote und 30% Reduzierung ungeplanter Stillstandszeiten. „Wir lassen Daten sprechen, nicht Bauchgefühle“, erklärt Filosa. „Jede wichtige Entscheidung muss durch solide Daten untermauert sein.“

Übertragbare Methoden für jedes Krisenmanagement

Was macht Filosas Ansatz so besonders? Die Prinzipien von „Zero Mediocrity“ sind nicht auf die Automobilindustrie beschränkt – sie bieten wertvolle Lektionen für Krisenmanagement in jeder Branche.

Zunächst die klare Kommunikation der Vision und Ziele: Filosa hat von Anfang an unmissverständlich gemacht, wohin die Reise geht und was er von jedem Mitarbeiter erwartet. Diese Klarheit schafft Orientierung in unsicheren Zeiten. Ebenso wichtig ist der Fokus auf messbare Ergebnisse, der subjektive Einschätzungen durch objektive Kennzahlen ersetzt.

Die Einbindung aller Hierarchieebenen sorgt dafür, dass Veränderungen nicht nur von oben verordnet, sondern von allen getragen werden. Und die kontinuierliche Überwachung und Anpassung der Strategie verhindert, dass man sich in Sackgassen verrennt.

Diese Prinzipien lassen sich branchenübergreifend anwenden – ob im Einzelhandel für Bestandsoptimierung und Qualitätskontrolle, in der Technologiebranche für agile Entwicklungsprozesse oder im Gesundheitswesen für Patientensicherheit und Prozessverbesserung.

Erste Ergebnisse und Herausforderungen

Obwohl Filosas Amtszeit noch jung ist, zeigen sich bereits erste Erfolge. Die Qualitätsbeschwerden sind in den ersten zwei Monaten um 12% zurückgegangen – ein erster Indikator für die Wirksamkeit der Qualitätsoffensive. Die Händlerzufriedenheit ist um 8 Punkte gestiegen, und die Lagerbestände konnten bereits um 15% reduziert werden.

Doch der Weg ist noch weit. Filosa und sein Team stehen vor erheblichen Herausforderungen: Widerstand gegen Veränderungen in etablierten Strukturen, hohe Investitionskosten für neue Systeme und enormer Zeitdruck durch Markterwartungen. „Transformation ist kein Sprint, sondern ein Marathon mit Sprintphasen“, gibt Filosa zu bedenken.

Die langfristigen Ziele bleiben ambitioniert: Rückkehr zu 15% Marktanteil bis 2026, eine Top-3-Position in Qualitätsrankings und eine Profitabilitätssteigerung um 20%. „Wir haben einen klaren Plan und die Entschlossenheit, ihn umzusetzen“, betont Filosa. „Mittelmäßigkeit ist keine Option.“

Was die Branche sagt: Expertenstimmen zu Filosas Ansatz

Die Automobilbranche beobachtet Filosas Turnaround-Versuch mit großem Interesse. „Filosas Ansatz ist pragmatisch und umsetzbar“, urteilt ein Analyst von Cox Automotive. „Er konzentriert sich auf die Grundlagen: Qualität, Effizienz und Kundenorientierung.“

J.D. Power, bekannt für seine Qualitätsstudien, geht noch weiter: „Zero Mediocrity könnte zum Industriestandard werden. In einer Zeit, in der Differenzierung immer schwieriger wird, könnte kompromisslose Qualität der entscheidende Wettbewerbsvorteil sein.“

McKinsey-Berater geben zu bedenken: „Entscheidend wird die Geschwindigkeit der Umsetzung sein. Stellantis muss schnell genug sein, um den Markt zu überzeugen, aber gründlich genug, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken.“

Auch die Konkurrenz bleibt nicht untätig. Ford und GM beobachten die Stellantis-Strategie genau und haben bereits ähnliche Qualitätsinitiativen angekündigt – ein Zeichen dafür, dass Filosas Ansatz einen branchenweiten Trend zu höheren Qualitätsstandards auslösen könnte.

Die Nulltoleranz-Formel – was wir von Filosa lernen können

Was können Führungskräfte aller Branchen von Antonio Filosas „Zero Mediocrity“-Ansatz lernen? Die Kernbotschaft ist so einfach wie herausfordernd: Mittelmäßigkeit ist in keinem Bereich akzeptabel – besonders nicht in Krisenzeiten.

Filosas Methode zeigt, dass erfolgreiche Transformation vier Elemente kombinieren muss: kompromisslose Qualitätsstandards, datenbasierte Entscheidungen, eine Kultur der Eigenverantwortung und operative Exzellenz. Dabei geht es nicht um unrealistische Perfektion, sondern um das konsequente Streben nach Verbesserung.

Besonders bemerkenswert ist Filosas Fähigkeit, Dringlichkeit zu vermitteln, ohne Panik zu erzeugen. Seine klare, direkte Kommunikation schafft Orientierung, während die messbaren Ziele für Transparenz und Accountability sorgen.

Ob Stellantis unter Filosas Führung tatsächlich den Turnaround schafft, wird die Zeit zeigen. Doch sein „Zero Mediocrity“-Ansatz bietet schon jetzt wertvolle Lektionen für jedes Unternehmen, das sich in turbulenten Zeiten neu erfinden muss. Die Botschaft ist klar: In einer Welt voller Mittelmäßigkeit gewinnen diejenigen, die kompromisslos auf Exzellenz setzen.

About the author

Bild von Alexander Dionisius

Alexander Dionisius

Für Alexander Dionisius ist das Schreiben eine Leidenschaft und so arbeitet er seit über 30 Jahren als Redakteur für unterschiedliche Medien und Onlineportale. Sein Schwerpunkt sind Wirtschaftsthemen mit einem besonderen Blick auf die Start-Up-Szene. Die Ausbildung zum Redakteur absolvierte er an der Deutschen Journalistenschule in München für Hubert Burda Media. 2007 hat er sich als freiberuflicher Redakteur und Kommunikationsberater selbständig gemacht.
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