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Marble Imaging: Ein Bremer DeepTech-Startup will Europas Erdbeobachtung revolutionieren

Marble Imaging: Ein Bremer DeepTech-Startup will Europas Erdbeobachtung revolutionieren

Ein europäischer Newcomer mischt den globalen Erdbeobachtungsmarkt auf: Das Bremer DeepTech-Startup Marble Imaging hat 5,3 Millionen Euro Finanzierung gesichert, um eine eigene Konstellation hochauflösender Satelliten zu entwickeln. Das junge Unternehmen will ab 2026 täglich aktuelle Satellitenbilder mit Sub-Meter-Auflösung liefern – und damit eine strategische Lücke im europäischen Raumfahrtsektor schließen. Die Finanzierung markiert einen wichtigen Meilenstein für Europas Datensouveränität im All.

Europas Antwort auf die Imaging-Lücke – was Marble Imaging besonders macht

Während US-amerikanische Unternehmen wie Planet Labs oder Maxar den globalen Markt für kommerzielle Satellitenbilddaten dominieren, fehlt bislang ein europäischer Anbieter mit vergleichbarer Leistungsfähigkeit. In diese Lücke stößt das 2023 gegründete Bremer Startup Marble Imaging vor. „Wir bauen Europas erste kommerzielle Satelliten-Konstellation, die täglich jeden Punkt der Erde mit Sub-Meter-Auflösung erfassen kann – und zwar nach europäischen Datenschutzstandards“, erklärt Dr. Florian Siegert, CEO und Mitgründer des Unternehmens.

Die Technologie hinter dem ambitionierten Vorhaben verbindet mehrere Innovationsfelder: eigenentwickelte Kamerasysteme, KI-basierte Bildverarbeitung direkt an Bord der Satelliten (Edge Computing) und eine vollautomatisierte Datenanalyse. Besonders die europäische Datensouveränität stellt einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil dar – gerade für Kunden aus sensiblen Bereichen wie Versicherungen, Landwirtschaft, Stadtplanung oder Umweltmonitoring.

5,3 Millionen Euro für den Aufbau der Satelliten-Konstellation

Die im November 2024 abgeschlossene Finanzierungsrunde bringt Marble Imaging dem Ziel einer eigenen Satellitenkonstellation einen großen Schritt näher. Lead-Investor ist Vsquared Ventures, ein auf DeepTech spezialisierter Venture-Capital-Geber aus München. Zusätzlich beteiligten sich der High-Tech Gründerfonds (HTGF), Bremen Kapital sowie mehrere Business Angels aus der Raumfahrtbranche. Das frische Kapital fließt primär in die Entwicklung der ersten Satelliten, den Aufbau der geplanten Konstellation und die Erweiterung des derzeit 15-köpfigen Teams mit Spezialisten für Satellitentechnik, KI-Bildverarbeitung und Datenanalyse.

Vom Raumfahrtstandort Bremen in den Orbit

Die Wahl des Standorts Bremen ist kein Zufall. Die Hansestadt gilt als eines der wichtigsten europäischen Zentren für Luft- und Raumfahrttechnologie. Mehr als 140 Unternehmen mit rund 20.000 Beschäftigten bilden hier ein dichtes Netzwerk aus Expertise und Innovation. Zu den Schwergewichten zählen Airbus Defence and Space sowie der Satellitenhersteller OHB SE.

Auch die wissenschaftliche Infrastruktur unterstützt die Ambitionen des Startups optimal: Das DLR-Institut für Raumfahrtsysteme, das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie (ZARM) und die Universität Bremen bieten wichtige Kooperationsmöglichkeiten. „Bremen vereint für uns das Beste aus zwei Welten: tiefes Raumfahrt-Know-how und ein dynamisches Startup-Ökosystem“, betont Dr. Max Gulde, CTO und Mitgründer von Marble Imaging.

Mit Bremen Kapital als regionalem Investor im Boot stärkt das Unternehmen zudem seine lokale Verankerung und kann von der Unterstützung durch das Raumfahrt-Cluster „Aviaspace Bremen“ profitieren.

Klarer Zeitplan: Aufbau der vollständigen Konstellation 2027

Marble Imaging folgt einer ambitionierten, aber klar strukturierten Für das dritte Quartal 2025 war der Start der ersten beiden Demonstrationssatelliten geplant. Der kommerzielle Betrieb soll dann Anfang 2026 beginnen, gefolgt vom schrittweisen Aufbau der vollständigen Konstellation bis 2027.

Die ersten technischen Meilensteine hat das Team bereits erreicht: Das Prototyping der Kamerasysteme ist abgeschlossen, erste Bodentests verliefen erfolgreich, und Partnerschaften mit Startanbietern wurden etabliert. Langfristig plant das Startup den Betrieb von 12 bis 36 Satelliten im niedrigen Erdorbit (LEO), um die angestrebte tägliche Abdeckung der gesamten Erdoberfläche zu gewährleisten.

Die Gründer – Raumfahrttechnik trifft KI-Expertise

Hinter Marble Imaging steht ein Gründerteam, das technisches Know-how mit unternehmerischem Gespür verbindet. CEO Dr. Florian Siegert promovierte in Luft- und Raumfahrttechnik und bringt Erfahrung von Airbus Defence and Space mit. Seine Expertise liegt im Bereich Satellitensysteme und Erdbeobachtung – genau das Fundament, auf dem Marble Imaging aufbaut.

Sein Mitgründer und CTO Dr. Max Gulde komplettiert das Führungsduo mit seiner Promotion in Informatik/Computer Vision und umfassender Erfahrung in KI-basierter Bildverarbeitung aus seiner Zeit beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Diese Kombination aus Raumfahrt- und KI-Kompetenz bildet den technologischen Kern des Unternehmens.

Das Team wurde strategisch um Schlüsselpersonen in den Bereichen Business Development, Engineering und Data Science erweitert, um alle kritischen Kompetenzen abzudecken. Mit dem frischen Kapital plant Marble Imaging nun, weitere Spezialisten an Bord zu holen.

Milliardenschweres Potenzial für Erdbeobachtungsdaten

Der globale Markt für Erdbeobachtung bietet enormes Wachstumspotenzial. Mit einem aktuellen Volumen von rund 4,2 Milliarden US-Dollar und erwarteten jährlichen Wachstumsraten von 8-12 Prozent bis 2030 entsteht hier ein zunehmend lukrativer Sektor. Europa hält dabei bereits einen Marktanteil von etwa 25 Prozent – allerdings hauptsächlich durch staatliche Programme wie Copernicus der Europäischen Weltraumorganisation ESA, das primär auf mittlere Auflösungen (10-30 Meter) ausgerichtet ist.

In der kommerziellen hochauflösenden Erdbeobachtung dominieren bislang US-amerikanische Anbieter. Planet Labs betreibt über 200 Satelliten, liefert jedoch meist nur Auflösungen von 3-5 Metern. Maxar Technologies bietet zwar hochauflösende Bilder (30-50 cm), jedoch mit längeren Revisit-Zeiten. Der europäische Konkurrent Airbus erreicht mit seiner Pléiades-Konstellation 50 cm Auflösung.

Marble Imaging zielt genau auf die Lücke zwischen diesen Anbietern: Sub-Meter-Auflösung bei täglicher Aktualisierung, europäische Datensouveränität und maßgeschneiderte KI-Analysefunktionen. „Wir kombinieren die Vorteile bestehender Systeme und eliminieren deren Nachteile – das schafft einen echten Mehrwert für europäische Kunden“, erklärt CEO Siegert.

Anwendungsbereiche von Precision Farming bis Katastrophenschutz

Die Einsatzmöglichkeiten für hochauflösende Satellitenbilder sind vielfältig und wachsen stetig. Im Versicherungssektor ermöglichen sie präzise Schadensbewertungen nach Naturkatastrophen und verbessern das Risikomanagement. Die Landwirtschaft profitiert durch Precision Farming und genauere Erntevorhersagen, was Ressourcen spart und Erträge steigert.

Stadtplaner nutzen die Daten für Smart-City-Konzepte und Infrastrukturüberwachung, während Umweltschützer und Klimaforscher detaillierte Einblicke in Ökosysteme und deren Veränderungen erhalten. Auch für zivile Anwendungen in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit bieten die Daten wertvolle Informationsgrundlagen.

Das Geschäftsmodell von Marble Imaging setzt auf flexible Zugangsmöglichkeiten: Eine SaaS-Plattform (Software-as-a-Service) mit API-basierten Datenzugriffen erlaubt verschiedene Subscription-Modelle für unterschiedliche Nutzergruppen. Zusätzlich plant das Unternehmen maßgeschneiderte Analyselösungen für spezifische Kundenbedürfnisse.

Technische Herausforderungen: Miniaturisierung und Weltraumtauglichkeit

Der Weg von der Idee zum funktionierenden Satellitensystem ist mit erheblichen technischen Herausforderungen gepflastert. Die Miniaturisierung der Kamerasysteme bei gleichzeitig hoher optischer Leistung stellt eine zentrale Aufgabe dar. Hinzu kommen die Anforderungen an die Strahlungsresistenz der Elektronik im Weltraum, das thermische Management unter extremen Temperaturbedingungen und die präzise Lageregelung der Satelliten, die für hochauflösende Aufnahmen unerlässlich ist.

„Diese technischen Herausforderungen sind lösbar – wir kombinieren bewährte Raumfahrttechnologie mit innovativen Ansätzen aus der KI und Miniaturisierung“, erläutert CTO Gulde. Das Team setzt dabei auf einen iterativen Entwicklungsprozess mit frühen Tests und kontinuierlicher Optimierung.

Neben den technischen Aspekten müssen auch regulatorische Anforderungen erfüllt werden: Die Frequenzzuteilung durch die Bundesnetzagentur, die Registrierung bei der International Telecommunication Union (ITU), die Einhaltung von Richtlinien zur Vermeidung von Weltraumschrott sowie die GDPR-Compliance bei der Datenverarbeitung.

Europäische Datensouveränität als Wettbewerbsvorteil

In einer zunehmend datengetriebenen Welt gewinnt die Frage der digitalen Souveränität immer mehr an Bedeutung. Besonders bei sensiblen Erdbeobachtungsdaten, die kritische Infrastrukturen, landwirtschaftliche Flächen oder städtische Entwicklungen abbilden, spielt die Kontrolle über die Datenverarbeitung und -speicherung eine zentrale Rolle.

Marble Imaging positioniert sich hier bewusst als europäische Alternative zu den US-dominierten Anbietern. „Wir garantieren, dass alle Daten nach europäischen Datenschutzstandards verarbeitet werden und auf europäischen Servern liegen“, betont CEO Siegert. Dies schafft Vertrauen bei europäischen Behörden, Versicherungen und Unternehmen, die mit sensiblen geographischen Informationen arbeiten.

Die Bedeutung dieser Strategie wird auch durch die deutsche „New Space Strategie“ unterstrichen, die explizit die Stärkung der heimischen Raumfahrtindustrie und digitalen Souveränität fördert. Marble Imaging trägt mit seinem Ansatz direkt zu diesen strategischen Zielen bei.

Vom Bremer Startup zum globalen Player

Die mittelfristigen Ziele von Marble Imaging sind klar definiert: Bis 2028 will sich das Unternehmen als führender europäischer Anbieter für hochauflösende Erdbeobachtungsdaten etablieren. Nach der erfolgreichen Markteinführung in Deutschland plant das Startup die Expansion in weitere europäische Märkte, gefolgt von strategischen Partnerschaften mit großen Systemintegratoren.

Langfristig könnte die Vision noch weiter reichen: eine globale Präsenz mit regionalen Datencentern, die Integration fortschrittlicher KI-Services und Predictive-Analytics-Funktionen sowie die Erschließung verwandter Anwendungsbereiche wie IoT und Smart Cities. Je nach Marktentwicklung wären sowohl ein Börsengang als auch eine strategische Übernahme denkbare Zukunftsszenarien.

„Wir wollen nicht nur ein weiterer Satellitenbildanbieter sein, sondern die Art und Weise verändern, wie Erdbeobachtungsdaten genutzt werden – schneller, präziser und mit direktem Mehrwert durch KI-Analyse“, skizziert Siegert die langfristige Vision.

Der europäische Weg zum Weltraumdaten-Champion

Die Finanzierungsrunde von Marble Imaging steht stellvertretend für einen breiteren Trend: Europa erkennt zunehmend die strategische Bedeutung eigener Raumfahrtkapazitäten – nicht nur für staatliche, sondern auch für kommerzielle Anwendungen. Die erfolgreiche Serie-A-Finanzierung signalisiert das Vertrauen von Investoren in die technologische Kompetenz und das Marktpotenzial des Bremer Startups.

Der Aufbau einer europäischen Satelliten-Konstellation für hochauflösende Erdbeobachtung schließt eine kritische Lücke in Europas digitaler Infrastruktur. Mit seiner Kombination aus Raumfahrttechnologie, KI-Innovation und europäischer Datensouveränität könnte Marble Imaging zu einem Schlüsselakteur in der wachsenden New-Space-Wirtschaft werden – und Bremen als Standort für zukunftsweisende Raumfahrttechnologie weiter stärken.

Die nächsten Monate werden zeigen, wie schnell das Team seine ambitionierten Meilensteine erreichen kann. Der erste Satellitenstart im Jahr 2025 wird der entscheidende Praxistest für die Technologie sein. Doch schon jetzt ist klar: Mit Marble Imaging betritt ein vielversprechender neuer Akteur die Bühne der europäischen Raumfahrtindustrie – mit dem Potenzial, die Erdbeobachtung von Bremen aus zu transformieren.

Daten aus dem All – Chancen auf der Erde

Die 5,3-Millionen-Euro-Finanzierung für Marble Imaging markiert mehr als nur den Erfolg eines einzelnen Startups. Sie steht symbolisch für Europas Aufbruch in eine neue Ära der kommerziellen Raumfahrt. In einer Zeit, in der präzise Geodaten zu einer der wertvollsten Ressourcen für wirtschaftliche und ökologische Entscheidungen werden, positioniert sich das Bremer Unternehmen genau an der Schnittstelle von technologischer Innovation und praktischem Nutzen.

Mit seiner Kombination aus ingenieurtechnischer Exzellenz, KI-Kompetenz und europäischen Werten könnte Marble Imaging zum Vorbild für eine neue Generation von DeepTech-Startups werden, die globale Herausforderungen mit lokaler Expertise angehen. Der Weg vom Bremer Startup zur europäischen Weltraumalternative ist zwar noch weit – doch die ersten Schritte sind gemacht. Die Reise in den Orbit hat begonnen.

Marble-imaging.com – Technology Overview

ESA.int – Copernicus Programme Overview

Bundesregierung.de – New Space Strategie Deutschland

Bremen.de – Luft- und Raumfahrt in Bremen

MarketsandMarkets.com – Earth Observation Satellite Market Report

Vsquared.vc – Portfolio und Investment Focus

About the author

Bild von Alexander Dionisius

Alexander Dionisius

Für Alexander Dionisius ist das Schreiben eine Leidenschaft und so arbeitet er seit über 30 Jahren als Redakteur für unterschiedliche Medien und Onlineportale. Sein Schwerpunkt sind Wirtschaftsthemen mit einem besonderen Blick auf die Start-Up-Szene. Die Ausbildung zum Redakteur absolvierte er an der Deutschen Journalistenschule in München für Hubert Burda Media. 2007 hat er sich als freiberuflicher Redakteur und Kommunikationsberater selbständig gemacht.
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