Microsoft setzt mit einem neuen Milliardendeal einen beeindruckenden Meilenstein im Kampf gegen den Klimawandel: Der Tech-Gigant hat soeben 3,6 Millionen Tonnen Carbon-Removal-Credits vom Beaver Lake-Projekt in Louisiana erworben. Diese Vereinbarung über zwölf Jahre ist Teil einer aggressiven Strategie, mit der Microsoft sein ehrgeiziges Ziel verfolgt, bis 2030 klimanegativ zu werden – trotz explodierender Emissionen durch die KI-Expansion. Das Projekt kombiniert Bioenergie mit Kohlenstoffabscheidung (BECCS) und verspricht nicht nur massive CO₂-Einsparungen, sondern liefert auch wirtschaftliche Impulse für die Region.
Das Beaver Lake-Projekt: Bioenergie mit dauerhafter CO₂-Speicherung
Im Herzen von Louisiana entsteht auf dem Gelände einer ehemaligen Zellstoff- und Papierfabrik nahe Pineville ein wahres Kraftwerk der Zukunft. Das Beaver Lake Renewable Energy Projekt wird Forstrückstände in zwei wertvolle Produkte verwandeln: Bio-Methanol und biogenes CO₂. Während das grüne Methanol an Kunden aus Schifffahrt, Luftfahrt und Chemieindustrie geht, wird das abgeschiedene Kohlendioxid dauerhaft in geologischen Formationen unter Louisiana gespeichert.
Mit einer geplanten Produktionskapazität von 500.000 Tonnen Bio-Methanol jährlich wird die Anlage gleichzeitig rund eine Million Tonnen CO₂ pro Jahr abscheiden und speichern – ein Doppelschlag für die Dekarbonisierung schwer zu elektrifizierender Sektoren und die aktive CO₂-Entnahme aus der Atmosphäre.
Ein wirtschaftlicher Kraftakt mit 2,5 Milliarden Dollar Investitionsvolumen
Die Dimensionen des Projekts sind gewaltig: Rund 2,5 Milliarden US-Dollar fließen in den Bau der Anlage, deren Konstruktion in der zweiten Hälfte von 2026 beginnen und 2029 abgeschlossen sein soll. Der wirtschaftliche Effekt für die Region ist beträchtlich – bis zu 1.150 Arbeitsplätze während der Bauphase und über 600 dauerhafte Stellen entstehen. Zusätzlich stärkt das Projekt die lokale Forstwirtschaft und katalysiert Investitionen in CO₂-Transport- und Speicherinfrastruktur in Louisiana. Die Finanzierung wird durch namhafte Partner wie ENEOS, A.P. Moller Holding und A.P. Moller-Maersk unterstützt, die gemeinsam 100 Millionen Dollar in C2X investieren – den Projektentwickler hinter Beaver Lake.
Microsofts Klimaziel in Gefahr – der KI-Boom als Herausforderung
Der Deal kommt zu einem kritischen Zeitpunkt für Microsoft. Trotz des 2020 verkündeten Ziels, bis 2030 kohlenstoffnegativ zu werden und bis 2050 historisch alle Emissionen seit Firmengründung 1975 zu neutralisieren, steht das Unternehmen vor enormen Herausforderungen. Die gesamten Treibhausgasemissionen sind seit der Ankündigung um 23,4 Prozent gestiegen.
Besonders die massiven Investitionen in künstliche Intelligenz belasten die Klimabilanz erheblich. Allein im Geschäftsjahr 2025 plant Microsoft Ausgaben von 80 Milliarden Dollar für Rechenzentrumsinfrastruktur. „Im Jahr 2020 bezeichneten Microsoft-Führungskräfte unsere Nachhaltigkeitsziele als ‚Mond-Mission‘, und fast fünf Jahre später mussten wir anerkennen, dass der Mond weiter entfernt ist“, räumte das Unternehmen kürzlich ein.
Dennoch zeigt sich Microsoft „pragmatisch optimistisch“, das 2030-Ziel erreichen zu können – nicht zuletzt durch massive Investitionen in Carbon Removal. Der Tech-Gigant ist mittlerweile der größte Käufer von Carbon Removal Credits weltweit.
BECCS – Die Technologie hinter dem Negativemissions-Wunder
Das Beaver Lake-Projekt nutzt die BECCS-Technologie (Bioenergie mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung), eine der vielversprechendsten Methoden zur Erreichung negativer Emissionen. Der Prozess beginnt mit der Photosynthese: Pflanzen nehmen während ihres Wachstums CO₂ aus der Atmosphäre auf und speichern es als Biomasse.
In der Beaver Lake-Anlage wird diese Biomasse – in Form von Forstrückständen – verarbeitet, um Bio-Methanol zu produzieren. Das dabei entstehende CO₂ wird nicht in die Atmosphäre freigesetzt, sondern abgeschieden und dauerhaft unterirdisch gespeichert. Da der Kohlenstoff ursprünglich aus der Atmosphäre stammt, führt dieser Kreislauf zu einer Netto-Entnahme von CO₂.
Die technische Umsetzung erfolgt durch ein Konsortium von Spezialisten: SunGas liefert die Technologie zur Syngas- und CO₂-Produktion, Johnson Matthey steuert die Methanol-Synthese-Technologie bei, während Linde Engineering und Merichem Technologies weitere Schlüsselkomponenten beisteuern.
Microsofts Negativemissions-Portfolio wächst rapide
Der Beaver Lake-Deal reiht sich ein in eine beeindruckende Serie von Carbon-Removal-Vereinbarungen, die Microsoft in den letzten Monaten abgeschlossen hat. Allein im April 2025 verpflichtete sich das Unternehmen zu über 10 Millionen Tonnen Kohlenstoffentfernung durch verschiedene Verträge – darunter ein 4,9-Millionen-Tonnen-Deal mit Vaulted Deep, ein 3,7-Millionen-Tonnen-Abkommen mit CO280 und ein 7-Millionen-Tonnen-Kauf von Chestnut Carbon.
Im letzten Geschäftsjahr erwarb Microsoft etwas über 5 Millionen Tonnen Carbon-Removal-Credits, um seine Emissionen auszugleichen – ein Wert, den die neuen Vereinbarungen deutlich übertreffen.
Neue Maßstäbe für Unternehmensverantwortung
Microsofts aggressive Investitionen in Negativemissionstechnologien setzen neue Standards für Unternehmensverantwortung im Klimaschutz. Phillip Goodman, Direktor des Carbon Removal Portfolios bei Microsoft, betont: „Das BLRE-Projekt bietet eine einzigartige Gelegenheit für großangelegte Kohlenstoffentfernung und treibt gleichzeitig breitere Dekarbonisierungsinitiativen durch grüne Methanolproduktion voran.“
Mit dieser Strategie demonstriert Microsoft, dass Klimaneutralität selbst für emissionsintensive Tech-Giganten erreichbar ist – wenn die Bereitschaft besteht, massiv in innovative Lösungen zu investieren.
carbonherald.com – In A New Deal, Microsoft Invests In 3.6 Million Metric Tons Of CDR By C2X
datacenterdynamics.com – Microsoft signs 3.6 million ton carbon removal deal with biomethanol producer Beaver Lake
blogs.microsoft.com – Microsoft will be carbon negative by 2030
techcrunch.com – Microsoft buys 3.6M metric tons of carbon removal from bioenergy plant
(c) Foto: C2X