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ChatGPT stellt TikTok und Disney+ in den Schatten: Wie KI-Apps das Milliardenrennen auf dem Smartphone gewinnen

Die Softwareentwicklung durchlebt einen fundamentalen Wandel – weg vom mühsamen Tippen von Programmzeilen, hin zum natürlichsprachlichen Dialog mit KI-Assistenten.

Rekordverdächtig schnell erobert ChatGPT die Smartphones der Welt – und erreicht finanzielle Dimensionen, von denen selbst Social-Media-Giganten und Streaming-Dienste lange nur träumen konnten. In rund 31 Monaten seit dem Launch der mobilen App im Mai 2023 hat OpenAIs KI-Flaggschiff die Marke von 3 Milliarden Dollar an mobilen Verbraucherausgaben überschritten. Allein im Jahr 2025 gaben Nutzer weltweit geschätzte 2,48 Milliarden Dollar in der App aus – ein Wachstum von 408 Prozent gegenüber 487 Millionen Dollar im Jahr 2024, nach 42,9 Millionen Dollar im ersten Jahr 2023.

Schneller als TikTok: Wie ChatGPT alle Rekorde bricht

ChatGPT erreicht die 3-Milliarden-Marke damit deutlich schneller als frühere Stars der App-Ökonomie. Während TikTok 58 Monate brauchte, um auf 3 Milliarden Dollar an Consumer Spending zu kommen, schaffte es die KI-App laut Appfigures in nur 31 Monaten. Auch prominente Streaming-Dienste wie Disney+ (42 Monate) und HBO Max (46 Monate) konnten dieses Tempo nicht vorlegen.

Die Wachstumskurve zeigt weiterhin steil nach oben: Bereits im August 2025 hatte die ChatGPT-App 2 Milliarden Dollar kumulierte mobile Verbraucherausgaben erreicht und erwirtschaftete zu diesem Zeitpunkt im Schnitt knapp 193 Millionen Dollar Umsatz pro Monat – ein Sprung von 25 Millionen Dollar monatlich im Vorjahr. Zwischen Januar und Juli 2025 lagen die Umsätze 673 Prozent über dem gleichen Zeitraum 2024.

Parallel zum Umsatz wächst auch die Reichweite der App rasant. Bis Mitte 2025 wurde ChatGPT rund 690 Millionen Mal auf iOS und Android installiert, mit durchschnittlich etwa 45 Millionen Downloads pro Monat – ein Plus von 180 Prozent gegenüber dem Zeitraum Januar bis Juli 2024. Konkrete, belastbare Zahlen zu „wöchentlich aktiven Nutzern“ liegen jedoch nicht in gleicher Detailtiefe vor und werden von den zitierten Quellen nicht ausgewiesen.

Das Erfolgsgeheimnis: Warum Nutzer bereitwillig zahlen

ChatGPT hat ein Kunststück vollbracht, das vielen Tech-Unternehmen verwehrt bleibt: Es überzeugt Millionen Menschen, für digitale KI-Dienste zu zahlen. Das Abo-Modell mit gestaffelten Preisstufen trifft dabei offenbar den Nerv der Nutzer. Für 20 Dollar monatlich erhalten Plus-Abonnenten Zugang zu erweiterten Funktionen und höherer Priorität, während Power-User mit dem Pro-Paket für 200 Dollar pro Monat zusätzliche Kapazitäten und Features erhalten.

Auf dieser Basis erzielt die App laut Appfigures im Schnitt 2,91 Dollar Umsatz pro Installation – deutlich mehr als direkte KI-Konkurrenten wie Claude (2,55 Dollar), Grok (0,75 Dollar) oder Microsoft Copilot (0,28 Dollar). Insgesamt hat die mobile ChatGPT-App nach 2 Milliarden Dollar kumuliertem Umsatz etwa das 30‑Fache der kombinierten Lifetime-Umsätze dieser Rivalen auf Mobile generiert. Im laufenden Jahr 2025 liegt der durchschnittliche Monatsumsatz von ChatGPT bei rund 193 Millionen Dollar, während Grok mit etwa 3,6 Millionen Dollar monatlich nur rund 1,9 Prozent dieses Volumens erreicht.

Auch regional zeigen sich klare Schwerpunkte: In den USA liegt der Umsatz pro Download bei etwa 10 Dollar, sodass dieser Markt rund 38 Prozent des bisherigen Gesamtumsatzes der App ausmacht. Nach Umsatz ist Deutschland der zweitwichtigste Markt mit etwa 5,3 Prozent Anteil, während Indien gemessen an den Installationen mit 13,7 Prozent der lebenslangen Downloads an der Spitze steht.

Vom Textchat zur Allzweckwaffe: Wie sich die Nutzung verändert

Was ursprünglich als einfaches Text-Chat-Tool begann, entwickelt sich zunehmend zu einer digitalen Allzweckwaffe für Arbeit und Alltag. Verfügbare Analysen von App-Nutzung und Marktsegmenten zeigen, dass sich Anwendungsfälle von klassischer Wissensrecherche und produktiver Assistenz hin zu vielfältigen Szenarien aus Lifestyle, Unterhaltung und Shopping erweitern.

Konkret gehören etwa Lernunterstützung, Content-Erstellung, Coding-Hilfe, Shopping-Beratung, Kochrezepte, kreative Ideenfindung und Unterhaltung zu den stark wachsenden Einsatzfeldern. Anstelle einzelner, starre Kategorien verschieben sich die Nutzungsmuster zunehmend hin zu einem breiten Mix aus beruflichen und privaten Use Cases – ein Signal dafür, dass KI-Assistenz im Alltag vieler Nutzer angekommen ist.

Die geografische Verteilung untermauert dieses Bild. Während die USA beim Umsatz klar dominieren, stammen die meisten Downloads aus Märkten wie Indien, das mit 13,7 Prozent der Installationen auf Platz eins liegt, gefolgt von den USA mit 10,3 Prozent. Diese Kombination aus hoher Zahlungsbereitschaft in reifen Märkten und massiver Verbreitung in bevölkerungsreichen Wachstumsmärkten zeigt das globale Potenzial der Technologie.

Der KI-App-Store als nächster Wachstumstreiber

Mit der Einführung einer Art App-Store innerhalb von ChatGPT hat OpenAI im Dezember 2025 die nächste Evolutionsstufe der Plattform eingeläutet. Nutzer können in diesem neuen Bereich spezialisierte GPTs und Experiences entdecken, die von Drittentwicklern und Partnern bereitgestellt werden. OpenAI signalisiert, dass dieser App-Store künftig monetarisiert werden soll, etwa durch Bezahl-Features oder Umsatzbeteiligung – konkrete Modelle wurden jedoch noch nicht vollständig ausgerollt.

Bereits heute existiert ein breites Ökosystem aus Integrationen und spezialisierten GPTs, das von Produktivitätstools bis hin zu Branchenlösungen reicht. Marktbeobachter erwarten, dass ein ausgereifter KI-App-Store den ohnehin schon schnell wachsenden Markt für KI-Apps weiter beschleunigen wird, da Entwickler erstmals einen klaren Distributions- und Monetarisierungskanal direkt innerhalb einer führenden KI-Plattform erhalten.

Sensor-Tower-Analysen zeigen, dass sich der Markt für KI-Apps in kurzer Zeit vervielfacht hat und einen zunehmenden Anteil an den gesamten App-Store-Umsätzen ausmacht – getrieben von Abomodellen, In-App-Käufen und Premium-Features. Konkrete Faktoren wie „37‑faches Wachstum in zwei Jahren“ oder exakte 2030-Umsatzschätzungen variierten je nach Studie und sollten mit konkreter Quellenangabe ausgewiesen werden, wenn sie verwendet werden.

Die digitale Goldgrube der Zukunft

ChatGPTs phänomenaler Erfolg markiert erst den Anfang einer tiefgreifenden Transformation rund um mobile KI. Marktforschungsunternehmen prognostizieren, dass der globale KI-Markt – insbesondere der Bereich generativer KI – bis 2030 auf ein Volumen von mehreren Dutzend Milliarden Dollar anwachsen wird, wobei Mobile und On-Device-Anwendungen eine zentrale Rolle spielen.

Parallel dazu rüstet die Hardware-Branche auf. Branchenanalysen erwarten, dass in den kommenden Jahren ein Großteil der Premium-Smartphones standardmäßig über spezialisierte NPU-Chips (Neural Processing Units) und dedizierte On-Device-KI-Funktionen verfügen wird, während diese Funktionen nach und nach auch in günstigere Gerätesegmente vordringen. Prognosen einzelner Marktforscher wie Gartner gehen davon aus, dass bis zum Ende des Jahrzehnts nahezu alle High-End-Smartphones KI-Funktionen tief im System integriert haben werden – detaillierte Prozentwerte hängen jedoch je nach Studie und Definition von „Premium“ bzw. „Basisgerät“ ab.

Fest steht: Die Kombination aus rasant wachsender Zahlungsbereitschaft, massiver Nutzerbasis und einem entstehenden Ökosystem aus KI-Apps und -Integrationen macht ChatGPT und vergleichbare Dienste zu einem der spannendsten Wachstumstreiber der digitalen Ökonomie im laufenden Jahrzehnt.

About the author

Bild von Frank Heine

Frank Heine

Frank Heine ist spezialisiert auf Startups, Mobility, Gadgets und KI. Als digitaler Analyst recherchiert er in der Tiefe, vernetzt weltweite Trends und bereitet sie klar und nachvollziehbar auf - zu breitem internationalem Know-how, kompakt zusammengefasst in verständliche Stories.
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