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Krypto statt Dollar: Wie Venezuela mit USDT-Ölverkäufen US-Sanktionen umgeht

Venezuela 80% USDT

Venezuela hat einen bemerkenswerten Weg gefunden, US-Sanktionen zu umgehen: 80% seiner Ölverkaufserlöse werden inzwischen in Tether (USDT) gesammelt. Diese strategische Anpassung ermöglicht dem südamerikanischen Land, seine wichtigste Einnahmequelle trotz strenger internationaler Beschränkungen weiter zu nutzen. Der Einsatz von Kryptowährungen als finanzielles Werkzeug zeigt, wie Blockchain-Technologie zunehmend geopolitische und wirtschaftliche Realitäten verändert.

Von Sanktionen zur Krypto-Innovation

Die US-Sanktionen gegen Venezuela haben eine lange Geschichte. Im August 2019 erließ Präsident Trump die Executive Order 13884, die Vermögenswerte der Maduro-Regierung in den USA einfror und US-Personen Transaktionen mit der venezolanischen Regierung untersagte. Nach einer kurzen Lockerungsphase wurden die meisten Sanktionen im April 2024 wieder eingeführt, als Washington erklärte, das Barbados-Abkommen zur Abhaltung freier Wahlen sei nicht vollständig eingehalten worden.

Die Folgen waren drastisch: Seit April 2025 kann jedes Land, das venezolanisches Öl importiert, einem 25%igen Zoll auf seine Exporte in die Vereinigten Staaten unterliegen. Dies hat Venezuela zu kreativen Lösungen gedrängt – und der staatliche Ölkonzern PDVSA fand sie in der Kryptowelt.

Der lokale Ökonom Asdrubal Oliveros, der diese Entwicklung in einem aktuellen Podcast enthüllte, gilt als Teil von Maduros Opposition und wurde 2018 von Americas Quarterly als eine der Personen genannt, die helfen könnten, Venezuela „wieder aufzubauen“. Seine Aussagen geben tiefe Einblicke in die finanzielle Transformation des Landes.

PDVSA’s digitale Transformation

Venezuelas staatlicher Ölriese PDVSA hat seine Geschäftspraktiken grundlegend umgestellt. Bis Ende des ersten Quartals 2024 begann das Unternehmen zu verlangen, dass neue Kunden digitale Wallets verwenden und Zahlungen in USDT für Spot-Ölgeschäfte leisten. Inzwischen fordert PDVSA eine 50%ige Vorauszahlung in USDT für neue Verträge und Spot-Ölgeschäfte, ausgenommen Swaps. Diese Änderung hat weitreichende Folgen für das gesamte venezolanische Wirtschaftssystem: Behörden ermöglichten einer begrenzten Anzahl von Banken und Wechselstuben, USDT an private Unternehmen im Austausch gegen Bolívars anzubieten, wodurch im Juli 2024 schätzungsweise 119 Millionen US-Dollar in Kryptowährungen von der venezolanischen Zentralbank an den Privatsektor verkauft wurden.

Bemerkenswerte Wirtschaftsdaten trotz Sanktionen

Überraschenderweise konnte Venezuela trotz aller Widrigkeiten seine Ölproduktion steigern. Laut PDVSA produzierte das OPEC-Mitglied durchschnittlich 952.000 Barrel pro Tag (bpd) im Jahr 2024, verglichen mit 783.000 bpd im Jahr 2023. Im ersten Quartal 2025 stieg die Rohölproduktion sogar auf über 1 Million bpd.

Die Exportzahlen sind ebenso beeindruckend: PDVSAs Rohöl- und Kraftstoffexporte betrugen durchschnittlich 805.500 bpd im Jahr 2024, ein Anstieg von über 15% gegenüber fast 700.000 bpd im Jahr 2023. Insgesamt erzielte PDVSA 17,52 Milliarden Dollar aus Ölverkäufen im Jahr 2024.

Auch das BIP-Wachstum spricht Bände: Trotz der Sanktionen wuchs das venezolanische BIP von 102,38 Milliarden Dollar im Jahr 2023 auf 119,81 Milliarden Dollar im Jahr 2024. Diese Zahlen unterstreichen, wie effektiv die Krypto-Strategie des Landes funktioniert.

Herausforderungen und Grenzen der Krypto-Strategie

Doch der Weg ist nicht ohne Hürden. Kapitalkontrollen begrenzen, wie die Regierung ihre Stablecoin-Bestände liquidieren kann, was Druck auf den venezolanischen Devisenmarkt erzeugt. „Diese Krypto-Assets müssen durch eine Reihe von Kontrollen bewegt werden, und diese Kontrollen werden nicht erfüllt“, erklärt Oliveros. „Das Spiel wird also auf dem Devisenmarkt blockiert, was Druck auf die Nachfrage ausübt und die Preise in die Höhe treibt.“

Hinzu kommt, dass Tether selbst aktiv gegen Sanktionsumgehungen vorgeht. Der Stablecoin-Emittent hat erklärt, dass er Wallets einfrieren wird, die USDT verwenden, um Sanktionen gegen Ölexporte in Venezuela zu umgehen. 2024 fror Tether bereits 41 Wallets ein, die mit sanktionierten Entitäten verbunden waren.

Der Blockchain-Weg in die finanzielle Souveränität

Venezuelas Krypto-Strategie zeigt exemplarisch, wie Blockchain-Technologie etablierte Finanzsysteme transformieren kann. Das Land rangiert heute auf Platz 9 bei der globalen Kryptowährungsadoption (gemessen an der Bevölkerungsgröße), laut Chainanalysis. Diese hohe Adoptionsrate ist kein Zufall, sondern Ergebnis einer strategischen Neuausrichtung.

Bemerkenswert ist auch die geopolitische Dimension: Etwa 80 Prozent der venezolanischen Rohölexporte gehen nach China, das damit zum wichtigsten Handelspartner für das sanktionierte Land geworden ist. Diese Handelsbeziehung, kombiniert mit der USDT-Strategie, bildet das Rückgrat von Venezuelas Bemühungen, seine wirtschaftliche Handlungsfähigkeit zu bewahren.

crypto-economy.com – Venezuela Captures 80% Of Oil Revenue In USDT Amid Sanctions Pressure

bitcoinsensus.com – Venezuela Turns to USDT as Dollar Rails Close

atlanticcouncil.org – How Venezuela uses crypto to sell oil—and what the US should do about it

About the author

Bild von Hardy Eberle

Hardy Eberle

Hardy Eberle kennt das Spiel – und zwar seit über 20 Jahren. Als Marketingprofi aus der iGaming-Welt hat er internationale Marken groß gemacht, Web3-Projekte aufs nächste Level gebracht und mehr als einmal bewiesen, wie man aus Ideen echten Impact macht. Heute taucht er tief in die Welt von Krypto und Blockchain ein – mit klarem Blick, spitzer Zunge und einem Radar für Trends, lange bevor sie Mainstream werden.
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