„Liebe Lisa“ oder „Sehr geehrte Frau Wagner“? Während das „Du“ für Nähe und Teamgeist steht, signalisiert das „Sie“ Respekt und professionelle Distanz. Doch welche Anrede ist in welcher Situation angemessen? Und wie navigiert man sicher zwischen beiden Formen? Ein Überblick zu den aktuellen Entwicklungen und praktischen Empfehlungen für den Business-Alltag.
Die Entwicklung der Anredekultur
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel – und mit ihr die Kommunikationsformen. Während früher das förmliche „Sie“ als Standard galt, setzen heute immer mehr Unternehmen auf das „Du“. Besonders Start-ups, Kreativagenturen und internationale Firmen pflegen häufig eine Duz-Kultur, um flachere Hierarchien und ein kollegiales Miteinander zu fördern. Das ‚Du‘ steht für eine moderne und offene Unternehmenskultur, kann Barrieren abbauen und die Zusammenarbeit verbessern.
Hierarchie und Branchenunterschiede beachten
Trotz des Trends zum „Du“ gibt es klare Regeln, wer den ersten Schritt machen sollte. Die ranghöhere oder die ältere Person bietet das ‚Du‘ an, nicht umgekehrt“. Auch die Branche spielt eine entscheidende Rolle: Während in Banken, Versicherungen und Behörden das „Sie“ oft Standard bleibt, ist in der Digitalbranche das „Du“ längst Normalität. Johann Jungwirth, damals VW-Digitalchef, sagte vor über zehn Jahren in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur, dass er das „Du“ sofort anbiete: „Ich bin J.J.“ Eine Aussage, die den Wandel in vielen Technologieunternehmen widerspiegelt.
Der richtige Umgang mit der Anrede
Wie findet man nun den passenden Ton? Experten empfehlen folgende Vorgehensweise:
- Beobachte die Unternehmenskultur und passe dich an
- Frage höflich: „Duzt man sich hier oder siezt man sich?“
- Wenn du unsicher bist, beginne bei neuen Kontakten mit dem „Sie“
- Zeige mit dem Hashtag #gerneperdu z.B. in der Signatur, dass du gerne duzt
- Biete beim Wechsel zum „Du“ immer eine Rückzugsmöglichkeit: „Wir können auch beim Siezen bleiben, wenn Ihnen das lieber ist.“
Vor- und Nachteile beider Anredeformen
Das „Du“ fördert zwar Teamgeist und offene Kommunikation, kann aber auch Grenzen verwischen und in Konfliktsituationen problematisch werden. „Eine zu schnelle Vertraulichkeit kann in manchen Situationen kontraproduktiv sein“, warnt das Hanseatische Institut für Kommunikation.
Das „Sie“ hingegen wahrt professionelle Distanz und ist besonders in formellen Settings oder bei externen Geschäftskontakten angebracht. Der Nachteil: Es kann Barrieren schaffen und die Teamintegration verlangsamen.
Internationale Perspektiven berücksichtigen
In globalisierten Unternehmen kommt eine weitere Dimension hinzu: Während im Englischen die Unterscheidung zwischen formeller und informeller Anrede wegfällt, haben andere Kulturen teils noch strengere Regeln. Bei internationalen Teams sollte man daher besonders sensibel vorgehen und kulturelle Unterschiede berücksichtigen.
Letztlich gilt: Unabhängig von der gewählten Anredeform sollten Respekt und Wertschätzung immer im Vordergrund stehen. Denn ob „Du“ oder „Sie“ – entscheidend ist nicht die Form, sondern der Ton und die Haltung dahinter.
Haufe Online Redaktion. Business-Knigge: Kommunikations-Knigge – die korrekte Anrede. https://www.haufe.de/finance/steuern-finanzen/business-knigge-kommunikation/kommunikations-knigge-die-korrekte-anrede_190_499648.html
Kniggebenefit. Wer bietet das Du an? https://kniggebenefit.de/wer-bietet-das-du-an_knigge/
Hanseatisches Institut. Duzen oder Siezen am Arbeitsplatz – welche Vorteile und Nachteile gibt es? https://hanseatisches-institut.de/duzen-oder-siezen-am-arbeitsplatz-welche-vorteile-und-nachteile-gibt-es/