Die USA stehen kurz vor einem regulatorischen Durchbruch für digitale Währungen. Der GENIUS Act (Guiding and Establishing National Innovation for U.S. Stablecoins Act) könnte in Kürze verabschiedet werden und damit den Weg für Stablecoins als universelles Internet-Zahlungsmittel ebnen. Analysten von Bernstein sehen darin einen Wendepunkt, der sowohl dem Zahlungsverkehr als auch dem Web3-Ökosystem neue Impulse geben könnte.
Bipartisan-Unterstützung ebnet Weg für Regulierung
Mit einer beeindruckenden überparteilichen Mehrheit von 66 zu 32 Stimmen hat der US-Senat eine modifizierte Version des GENIUS Acts vorangebracht. Schlüsselfiguren wie Senatorin Kirsten Gillibrand und Senator Bill Hagerty waren maßgeblich am Konsensbildungsprozess beteiligt. „Der Stablecoin-Markt braucht dringend klare Spielregeln“, erklärte ein Sprecher des Finanzministeriums gegenüber CNBC.
Im Repräsentantenhaus zeigt der Finanzausschuss parallel Unterstützung für den verwandten STABLE Act. Beide Gesetzesvorlagen teilen das Ziel, einen einheitlichen Regulierungsrahmen zu schaffen und die bisher fragmentierte Aufsicht zu harmonisieren.
Was der GENIUS Act konkret regelt
Im Kern sieht der Gesetzentwurf vor, dass Stablecoin-Emittenten eine 1:1-Reserve mit hochwertigen liquiden Vermögenswerten halten müssen. Dazu zählen US-Dollar, Bankeinlagen, kurzfristige Staatsanleihen (mit Laufzeiten unter 93 Tagen) und zugelassene Geldmarktfonds.
Monatliche Transparenzberichte und unabhängige Prüfungen sollen das Vertrauen in diese digitalen Zahlungsmittel stärken. „Die Segregation von Kundengeldern und strikte Reserveanforderungen sind das Herzstück des Gesetzes“, so ein Analyst von Arnold & Porter in einer aktuellen Einschätzung.
Duales Regulierungssystem für große und kleine Emittenten
Der GENIUS Act etabliert zwei regulatorische Pfade: Große Stablecoin-Emittenten mit über 10 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung werden bundesweit reguliert, während kleinere Anbieter unter staatliche Aufsicht fallen können, sofern diese „im Wesentlichen ähnlich“ zu den Bundesstandards ist.
Bemerkenswert ist auch die temporäre Einschränkung algorithmischer Stablecoins, die erst nach weiteren Studien und regulatorischen Überprüfungen zugelassen werden sollen. Der Fokus liegt klar auf durch Vermögenswerte gedeckten Stablecoins.
Chancen für Banken und Fintech-Unternehmen
Die Gesetzgebung eröffnet traditionellen Banken und Fintech-Unternehmen neue Möglichkeiten. Banken können Stablecoins über regulierte Tochtergesellschaften ausgeben und Verwahrungsdienste anbieten. Nicht-Banken erhalten klarere regulatorische Wege zur Emission von Stablecoins, was Innovationen bei grenzüberschreitenden Zahlungen und Überweisungen fördern dürfte.
„Mit strengen Reserve-, Prüfungs- und Offenlegungsanforderungen soll das Vertrauen der Verbraucher und Institutionen in digitale Dollar-Instrumente gestärkt werden“, erklärt ein Chainalysis-Bericht vom Mai 2025.
Globale Auswirkungen und US-Dollar-Dominanz
Die Verabschiedung des GENIUS Acts könnte die internationale Rolle des US-Dollars im digitalen Finanzwesen festigen. Im Wettbewerb mit anderen Jurisdiktionen wie der Europäischen Union (mit MiCA) und asiatischen Finanzzentren könnte ein robuster US-Rahmen verhindern, dass die Stablecoin-Emission ins Ausland abwandert.
Durch die Förderung von Interoperabilitätsstandards zielt der Gesetzentwurf darauf ab, dass Stablecoins nahtlos in grenzüberschreitenden Transaktionen verwendet werden können – ein entscheidender Schritt zur Etablierung als „Internet-Geld“.
Arnold & Porter Advisory, „What You Need To Know About Incoming Stablecoin Legislation“ (Juni 2025). https://www.arnoldporter.com/en/perspectives/advisories/2025/06/incoming-stablecoin-legislation-stable-and-genius-acts
Chainalysis Blog, „U.S. Senate Advances GENIUS Act“ (21. Mai 2025). https://www.chainalysis.com/blog/senate-advances-genius-stablecoin-act/
CNBC, „What the GENIUS Act Could Mean for Crypto and Other Investors“ (13. Juni 2025). https://www.cnbc.com/2025/06/13/what-the-genius-act-could-mean-for-crypto-and-other-investors.html
