Elon Musk treibt seine Vision einer Super-App voran: X soll bald Investment- und Trading-Funktionen anbieten. CEO Linda Yaccarino bestätigte, dass Nutzer künftig ihr „gesamtes Finanzleben“ auf der Plattform verbringen können. Mit der Integration von Finanzdienstleistungen und der Einführung von „X Money“ in Partnerschaft mit Visa macht Musk einen entscheidenden Schritt in Richtung seiner „Everything App“.
X wird zur Finanz-Plattform
Was als Kurznachrichtendienst begann, entwickelt sich unter Musks Führung zu einem digitalen Ökosystem. „Bald können Sie Ihr gesamtes Finanzleben auf der Plattform verbringen. Ob ich Ihnen die Pizza bezahle, die wir letzte Nacht geteilt haben, oder eine Investition oder einen Trade mache. Das ist die Zukunft“, erklärte Yaccarino in einem Interview mit der Financial Times.
Die Ankündigung markiert einen strategischen Wendepunkt für die Plattform. X folgt damit dem Vorbild chinesischer Super-Apps wie WeChat, die Messaging, soziale Netzwerke, Zahlungsdienste und Shopping in einer einzigen Anwendung bündeln.
X Money als Grundstein des Finanz-Ökosystems
Den Grundstein für die Finanzoffensive bildet „X Money“ – ein digitales Wallet, das in Zusammenarbeit mit Visa entwickelt wird. Der Dienst soll zunächst in den USA starten und später international ausgerollt werden. Nutzer können damit Geld senden und empfangen, Trinkgelder geben und Waren bezahlen.
Die Integration von Trading- und Investment-Funktionen ist der logische nächste Schritt. Welche Anlageklassen – Aktien, Kryptowährungen oder andere Wertpapiere – angeboten werden, ist noch unklar. Angesichts von Musks bekannter Affinität für Kryptowährungen wie Dogecoin und Bitcoins dürften digitale Assets jedoch eine zentrale Rolle spielen.
Herausforderungen auf dem Weg zur Super-App
Der Weg zur „Everything App“ ist jedoch mit Hindernissen gepflastert. Seit der 44-Milliarden-Dollar-Übernahme kämpft X mit Werbekunden-Schwund und regulatorischen Herausforderungen. Yaccarino betont zwar, dass „96 Prozent unserer Werbetreibenden zurückkehren“, doch die Integration von Finanzdienstleistungen bringt neue regulatorische Hürden mit sich.
Besonders im Bereich Trading und Investment unterliegt X strengen Vorschriften, die je nach Markt variieren. Die Plattform muss zudem beweisen, dass sie Nutzerdaten und -gelder sicher verwalten kann – keine leichte Aufgabe für ein Unternehmen, das bisher primär im Social-Media-Bereich tätig war.
Musks langfristige Strategie nimmt Gestalt an
Die Einführung von Finanzdienstleistungen ist Teil einer umfassenderen Strategie. Durch die Integration verschiedener Dienste will Musk die Nutzer länger auf der Plattform halten und neue Einnahmequellen erschließen. Ein erfolgreicher Mix aus Social Media, Zahlungsdiensten und Trading könnte X zu einer dominanten Kraft im digitalen Alltag machen.
Für Content-Creator eröffnen sich durch die Finanzintegration neue Monetarisierungswege. Sie könnten direkt auf der Plattform bezahlt werden oder ihre Follower zu Investitionen in bestimmte Assets animieren – ein potenziell lukratives, aber auch regulatorisch heikles Geschäftsfeld.
Mit der Expansion ins Finanzwesen setzt Musk alles auf eine Karte: Gelingt die nahtlose Integration von Social Media und Finanzen, könnte X tatsächlich zur westlichen Antwort auf WeChat werden – scheitert sie, droht ein kostspieliger Rückschlag für den umstrittenen Tech-Milliardär.
Financial Times, „Interview mit Linda Yaccarino beim Cannes Lions Advertising Festival“, https://www.ft.com/content/3615dfe2-f739-44f7-9823-a8acce6c0380
CoinDesk, „Elon Musk’s X to Offer Investments, Trading ‚Soon'“, https://www.coindesk.com/business/2025/06/19/elon-musks-x-to-offer-investments-trading-soon-ft
Economic Times, „Musk’s X to offer investment, trading in ’super app‘ push“, https://economictimes.indiatimes.com/markets/stocks/news/musks-x-to-offer-investment-trading-in-super-app-push-ft-reports/articleshow/121956835.cms