EU nimmt Robinhoods OpenAI- und SpaceX-Token ins Visier: Innovationsschub oder Risiko für Kleinanleger?

Die EU-Aufsichtsbehörden nehmen die neuartigen Blockchain-basierten Anlageprodukte von Robinhood unter die Lupe. Besonders die Token, die Zugang zu nicht-börsennotierten Unternehmen wie OpenAI und SpaceX versprechen, stehen im Fokus der Regulierer. Während Befürworter von Demokratisierung der Finanzwelt sprechen, warnen Kritiker vor erheblichen Risiken für Kleinanleger.

Litauische Zentralbank fordert Aufklärung

Die Bank von Litauen, Robinhoods primäre EU-Aufsichtsbehörde, hat den US-Broker kontaktiert, um Klarheit über die Struktur der angebotenen „Stock Tokens“ zu erhalten. „Wir haben Robinhood angeschrieben und warten auf Klärung bezüglich der Struktur der OpenAI- und SpaceX-Aktientoken“, erklärte ein Sprecher der litauischen Zentralbank.

Die Behörde will insbesondere prüfen, ob die Kommunikation gegenüber Verbrauchern klar, fair und nicht irreführend ist – ein zentrales Anliegen des EU-Verbraucherschutzes bei Finanzprodukten.

OpenAI distanziert sich von Robinhood-Token

Für besondere Aufmerksamkeit sorgte eine öffentliche Warnung von OpenAI selbst. Das KI-Unternehmen stellte auf der Plattform X (ehemals Twitter) unmissverständlich klar: „Diese ‚OpenAI-Token‘ sind keine OpenAI-Aktien“. Das Unternehmen betonte, dass jede Übertragung von tatsächlichen OpenAI-Anteilen seiner Zustimmung bedürfe – die in diesem Fall nicht erteilt wurde.

Die Distanzierung weckt erhebliche Zweifel an der Substanz hinter den Token und hat den Regulierungsdruck weiter erhöht.

Robinhood verteidigt innovatives Anlagemodell

Robinhood-CEO Vlad Tenev verteidigt sein Produkt gegen die wachsende Kritik. „An sich halte ich es nicht für besonders relevant, dass es sich technisch gesehen nicht um ein Aktieninstrument handelt“, erklärte Tenev in einem CNBC-Interview. „Wichtig ist, dass Kleinanleger die Möglichkeit haben, Zugang zu diesem Asset zu bekommen.“

Die Token basieren laut Robinhood auf einem Sondervermögen (Special Purpose Vehicle), das indirekt Zugang zu den begehrten Privatunternehmen ermöglichen soll. Die Abwicklung erfolgt über eine Layer-2-Blockchain-Technologie, was nahezu sofortige Transaktionen bei minimalen Gebühren ermöglichen soll.

Zwischen Innovation und Verbraucherschutz

Die Debatte um Robinhoods Token verdeutlicht ein grundlegendes Spannungsfeld: Einerseits könnten tokenisierte Aktien den Zugang zu exklusiven Anlagemöglichkeiten demokratisieren, die bisher institutionellen oder akkreditierten Investoren vorbehalten waren.

Andererseits fehlen bei diesen Token wesentliche Merkmale echter Aktien – etwa Stimmrechte oder andere Aktionärsrechte. Zudem sind die Bewertungen nicht-börsennotierter Unternehmen wie OpenAI und SpaceX hochspekulativ, und die Liquidität der Token könnte deutlich eingeschränkter sein als bei traditionellen Börsenprodukten.

Regulatorischer Präzedenzfall für Europa

Die EU-Prüfung könnte richtungsweisend für die Zukunft tokenisierter Finanzprodukte in Europa werden. Besonders relevant ist die Frage, wie solche Hybrid-Instrumente unter bestehende Regelwerke wie MiCA (Markets in Crypto-Assets) und die Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 fallen.

Beobachter der Krypto-Szene sehen in dem Fall einen wichtigen Test dafür, wie innovationsfreundlich die europäischen Behörden tatsächlich agieren – ohne dabei den Verbraucherschutz zu vernachlässigen.

Quelle: CNBC, „Robinhood CEO Downplays OpenAI Concerns on Tokenized Stock Structure“, https://www.cnbc.com/2025/07/08/robinhood-ceo-downplays-openai-concerns-on-tokenized-stock-structure.html

Quelle: PYMNTS, „EU Questions Robinhood About OpenAI and SpaceX Stock Tokens“, https://www.pymnts.com/blockchain/2025/eu-questions-robinhood-about-openai-and-spacex-stock-tokens/

Quelle: Cointelegraph, „Robinhood’s OpenAI, SpaceX Private Equity Tokens Face EU Scrutiny“, https://cointelegraph.com/news/robinhood-openai-spacex-tokens-eu-investigation

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