USA setzen Meilenstein: GENIUS Act und CLARITY Act bringen erstmals klare Regeln für Stablecoins und Krypto-Märkte

Genius Act

Die USA schreiben Krypto-Geschichte: Mit überwältigender Mehrheit hat das US-Repräsentantenhaus zwei wegweisende Gesetze verabschiedet, die den Kryptomarkt aus der regulatorischen Grauzone holen. Der bereits vom Senat abgesegnete GENIUS Act für Stablecoins liegt bereits auf Trumps Schreibtisch zur Unterzeichnung, während der CLARITY Act erstmals klare Zuständigkeiten zwischen SEC und CFTC für digitale Assets definiert. Diese Doppelstrategie markiert den Startschuss für einen regulierten Kryptomarkt in der weltgrößten Volkswirtschaft.

Historischer Durchbruch nach dramatischer „Crypto Week“

Mit 308 zu 122 Stimmen passierte der GENIUS Act das Repräsentantenhaus – ein bemerkenswert überparteiliches Ergebnis, bei dem 102 Demokraten mit den Republikanern stimmten. Der CLARITY Act erhielt mit 294 zu 134 Stimmen ebenfalls breite Unterstützung. Beide Abstimmungen markieren den Höhepunkt der von den Republikanern ausgerufenen „Crypto Week“, die zum Schaufenster für die neue kryptofreundliche Politik wurde.

Der Weg zur Abstimmung gestaltete sich allerdings turbulent: Eine Rebellion rechter Hardliner blockierte zunächst die Gesetzgebung und führte zur längsten Abstimmung in der Geschichte des Repräsentantenhauses – fast 10 Stunden. Erst nach persönlicher Intervention von Präsident Trump, der Abgeordnete ins Weiße Haus einlud, gelang der Durchbruch.

Für die Krypto-Industrie, die rund 250 Millionen Dollar in den Wahlzyklus 2024 investierte, bedeuten die Abstimmungen den ersten signifikanten legislativen Erfolg auf Bundesebene – ein klares Signal, dass die USA ihre globale Führungsrolle im Krypto-Bereich beanspruchen.

GENIUS Act: Stabile Grundlage für den 238-Milliarden-Dollar-Markt

Der GENIUS Act schafft erstmals einen umfassenden bundesweiten Rahmen für Stablecoins und öffnet regulierte Wege für private Unternehmen, digitale Dollar mit staatlicher Genehmigung auszugeben. Das Gesetz verlangt von Emittenten, ausreichende Reserven zu halten, die den ausgegebenen Coins entsprechen – ein entscheidender Verbraucherschutz, der das Vertrauen in den rasant wachsenden Markt stärken soll. Laut Deutsche Bank erreichten Stablecoin-Transaktionen im vergangenen Jahr ein Volumen von 28 Billionen Dollar und übertrafen damit sogar die kombinierten Transaktionen von Mastercard und Visa. Mit klaren Regeln für Anti-Geldwäsche-Maßnahmen und Sanktionsdurchsetzung adressiert das Gesetz zudem zentrale Bedenken der Finanzaufsicht.

CLARITY Act: Schluss mit dem Regulierungs-Pingpong

Der CLARITY Act beendet das jahrelange Kompetenzgerangel zwischen den US-Aufsichtsbehörden. Die Gesetzgebung teilt die Aufsicht klar auf: Die SEC reguliert Token, die Wertpapierkriterien erfüllen, während die CFTC für „digitale Rohstoffe“ zuständig wird.

Besonders innovativ: Das Gesetz definiert erstmals den Begriff der „ausreichenden Dezentralisierung“ und stellt klar, dass Blockchains ohne individuelle Kontrolle und mit transparenten, öffentlichen Operationen als Rohstoffe behandelt werden können – ein entscheidender Durchbruch für dezentrale Projekte.

Während der GENIUS Act direkt zur Unterzeichnung an Präsident Trump geht, steht dem CLARITY Act noch ein längerer Weg im Senat bevor. David Sacks, der Krypto-Zar des Weißen Hauses, drängt jedoch auf eine Verabschiedung bis Ende September.

Kritische Stimmen trotz Durchbruch

Nicht alle begrüßen die neuen Gesetze uneingeschränkt. Senatorin Elizabeth Warren kritisierte den GENIUS Act scharf: „Während ein starkes Stablecoin-Gesetz das bestmögliche Ergebnis wäre, ist dieses schwache Gesetz schlechter als gar kein Gesetz.“ Kritiker bemängeln insbesondere fehlende Regelungen zu potenziellen Interessenkonflikten – ein Punkt, der angesichts von Trumps eigenen Krypto-Investments für Diskussionen sorgt.

Im März hatte die Trump-unterstützte Firma World Liberty Financial den Stablecoin USD1 auf den Markt gebracht. Eine in Abu Dhabi ansässige Investmentfirma nutzte diesen Stablecoin kürzlich für eine 2-Milliarden-Dollar-Investition in die Krypto-Börse Binance – ein Umstand, der Fragen zur Unabhängigkeit der Regulierung aufwirft.

Startschuss für eine neue Krypto-Ära

SEC-Vorsitzender Paul Atkins bezeichnete die Gesetzgebung als „historischen Meilenstein für Krypto-Unternehmer, Finanzmarktteilnehmer und alltägliche Amerikaner“. Das Weiße Haus plant bereits eine feierliche Unterzeichnungszeremonie für den GENIUS Act am Freitag.

Für Unternehmen bedeuten die neuen Gesetze vor allem eines: Rechtssicherheit. Nach Jahren des regulatorischen Nebels können Krypto-Firmen nun mit klaren Regeln planen und skalieren. Besonders für institutionelle Investoren, die bisher vor dem unregulierten Markt zurückschreckten, öffnet sich nun die Tür zum Krypto-Universum.

Chancen für den globalen Krypto-Markt

Mit diesen Gesetzen positionieren sich die USA als führende Kraft in der globalen Krypto-Regulierung. Während Europa mit MiCA bereits einen Regulierungsrahmen geschaffen hat, gehen die USA nun einen eigenen Weg – mit potenziell weitreichenden Folgen für den internationalen Wettbewerb um Krypto-Innovationen.

Für Unternehmen weltweit bedeutet dies: Die Spielregeln werden klarer, aber auch komplexer. Wer global agieren will, muss verschiedene regulatorische Frameworks navigieren können. Gleichzeitig eröffnen sich enorme Chancen für First Mover, die die neuen Regeln schnell adaptieren und in Wettbewerbsvorteile umwandeln.

axios.com – Stablecoin regulation bill heads to Trump’s desk

cnbc.com – Senate passes landmark GENIUS Act stablecoin bill

coindesk.com – Clarity Act Sails Through U.S. House of Representatives Ahead of GENIUS Vote

npr.org – A ‚Crypto Week‘ win: Congress passes 1st major crypto legislation in the U.S.

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