[ccpw id="4879"]

Barfuß im Büro: Warum die No-Shoes-Policy bei Start-ups gerade zum Kult wird

Immer mehr Tech-Startups setzen auf eine No-Shoes-Policy als Ausdruck ihrer Unternehmenskultur. Was auf den ersten Blick wie eine Marotte wirkt, entwickelt sich zu einem ernsthaften Trend mit beachtlichen Vorteilen für Kreativität und Wohlbefinden.

Unten ohne im Büro… Immer mehr Tech-Startups setzen auf eine No-Shoes-Policy als Ausdruck ihrer Unternehmenskultur. Was auf den ersten Blick wie eine Marotte wirkt, entwickelt sich zu einem ernsthaften Trend mit beachtlichen Vorteilen für Kreativität und Wohlbefinden. Von KI-Einhörnern wie Cursor und Lovable bis hin zu etablierten Unternehmen wie Notion und Gusto – der barfüßige Arbeitsplatz erobert die Startup-Welt.

Vom Wohnzimmer ins Milliarden-Büro: Wie der Barfuß-Trend startete

Die Wurzeln der schuhfreien Bürokultur liegen in der Startup-DNA selbst. Viele Gründer begannen in Wohnzimmern, wo das Ausziehen der Schuhe selbstverständlich war. Als ihre Unternehmen wuchsen, nahmen sie diese Gewohnheit mit – und schufen damit bewusst eine Atmosphäre, die sich von traditionellen Büroumgebungen abhebt. Eine CBS News/YouGov-Umfrage bestätigt: Fast zwei Drittel der Amerikaner ziehen zu Hause ihre Schuhe aus – warum also nicht auch am Arbeitsplatz?

Ben Lang, Mitarbeiter des KI-Startups Cursor (Bewertung: 9,9 Milliarden Dollar), löste im August 2023 eine virale Diskussion aus, als er Fotos von Schuhhaufen am Büroeingang postete. Seine daraufhin erstellte Liste umfasst mittlerweile 26 Unternehmen mit offizieller No-Shoes-Policy – darunter echte Schwergewichte der Tech-Branche.

Diese Unicorns und Tech-Stars setzen auf barfüßige Innovation

Die Liste der Unternehmen, die auf Schuhe im Büro verzichten, liest sich wie ein Who-is-Who der innovativsten Tech-Firmen. Cursor, das KI-Coding-Startup mit Milliardenbewertung, stellt seinen Mitarbeitern Hausschuhe und Schuhüberzieher zur Verfügung. Lovable, ein Startup das nach nur acht Monaten Unicorn-Status erreichte, führte die Richtlinie auf Initiative von Mitgründer Fabian Hedin ein. Die Sprachlern-App Speak bietet sogar ein „Hausschuh-Stipendium“ für Mitarbeiter an. Besonders konsequent ist die Payroll-Plattform Gusto, wo alle 600 Mitarbeiter ihre Schuhe in ordentlichen Fächern am Eingang verstauen und ermutigt werden, „diese coolen Socken zu zeigen“.

Kulturelle Wurzeln und praktische Umsetzung

Der Trend hat starke kulturelle Wurzeln. Speaks No-Shoes-Policy begann 2019 als Tribut an die traditionelle asiatische Kultur – ihr erster Markt war Südkorea. Auch skandinavische Unternehmen wie Supercell aus Finnland praktizieren die schuhlose Arbeitsweise seit Jahren.

Die praktische Umsetzung variiert: Manche Unternehmen stellen Schuhregale bereit, ähnlich wie in Yoga-Studios. Andere bieten Hausschuhe, Spa-Sandalen oder sogar firmeneigene Socken für Besucher an. Cursor und Gusto gehen noch weiter und stellen Schuhüberzieher für Gäste bereit, die ihre Businessschuhe nicht ablegen möchten.

Bemerkenswert ist, wie die Unternehmen mit Besuchern umgehen. Bei Gusto werden selbst Kunden gebeten, die Richtlinie zu befolgen – und erhalten dafür Gusto-Markensocken als stilvolle Alternative.

Gesundheitsvorteile und wissenschaftliche Erkenntnisse

Die Vorteile des Barfußgehens sind wissenschaftlich belegt. Barfußlaufen verbessert die Haltung, reduziert Stress, fördert das Gleichgewicht und stärkt die Fußmuskulatur. Ohne die künstliche Unterstützung durch Schuhe müssen Muskeln und Bänder im Fuß aktiver arbeiten, was langfristig zu einer besseren Bewegungsflexibilität führt.

Gleichzeitig warnen Experten: Zu viel Zeit auf nackten Füßen kann Fersenschmerzen, Plantarfasziitis und Beinbeschwerden verursachen. Deshalb bieten viele Unternehmen Hausschuhe als Alternative an – der perfekte Mittelweg zwischen Komfort und Gesundheit.

Aus arbeitsrechtlicher Sicht gibt es übrigens kaum Hindernisse: Die amerikanische Arbeitsschutzbehörde OSHA schreibt Schuhe nur in speziellen Gefahrensituationen vor – nicht jedoch in normalen Büroumgebungen.

Kreative Freiheit beginnt beim Fuß

Der tiefere Sinn hinter dem Trend liegt in der Schaffung einer entspannten, kreativen Atmosphäre. Die No-Shoes-Policy symbolisiert den Abschied von starren Bürokonventionen und signalisiert: Hier zählen Ideen, nicht Dresscodes. Sie spiegelt zudem die Erfahrung der Heimarbeit wider, an die sich viele während der Pandemie gewöhnt haben.

Allerdings kann die Richtlinie auch zu Konflikten führen. Bei Facebook kam es 2015 zum „Shoegate“, als Verkaufsmitarbeiter sich über barfüßige Ingenieure in der Cafeteria beschwerten. Der Streit eskalierte zu einer grundsätzlichen Debatte darüber, ob Produktentwicklung oder Vertrieb wichtiger sei.

Schritt für Schritt zur neuen Arbeitskultur

Der Barfuß-Trend im Büro ist mehr als eine Laune – er repräsentiert einen fundamentalen Wandel in der Arbeitskultur. Er verbindet Wohlbefinden, Kreativität und Informalität zu einem kraftvollen Statement: Erfolgreiche Innovation braucht keine steifen Konventionen.

Für Startups bietet die No-Shoes-Policy eine einfache Möglichkeit, sich von traditionellen Unternehmenskulturen abzuheben und gleichzeitig das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu fördern. Die wachsende Liste erfolgreicher Unternehmen, die diese Richtlinie übernehmen, deutet darauf hin: Die Zukunft der Arbeit könnte barfüßiger sein, als wir denken.

Vom Wohnzimmer-Feeling zum Erfolgsrezept

Was als exzentrische Silicon-Valley-Mode begann, entwickelt sich zu einem ernstzunehmenden Kulturmerkmal innovativer Unternehmen. Die No-Shoes-Policy ist dabei mehr als nur ein Komfortgewinn – sie ist ein Statement für eine neue Art des Arbeitens: entspannter, menschlicher und näher an der Heimatmosphäre, in der so viele große Ideen entstehen.

VnExpress International – Silicon Valley startups adopt no-shoes office policy (Phong Ngo)

Entrepreneur – AI Startup Cursor Has a No-Shoes Policy in the Office (Sherin Shibu)

OfficeChai – Notion, Lovable, Cursor & These Other Startups Have a No Shoes At Work Policy

LinkedIn – A „No Shoes“ Policy and 4 Other Unique Traditions That Make These Company Cultures Stand Out

Share this article:

Related Articles