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Adidas-Dirndl zur Wiesn: Wie ein Traditionsbruch zum PR-Hit wurde

Drei Streifen trifft Trachtenkleid – und schon steht die Wiesn-Welt kopf. Adidas hat mit einem 350-Euro-Dirndl den perfekten Marketing-Sturm entfacht. Die „Dirndlpolizei“ tobt, Influencerinnen sind begeistert, und in den sozialen Medien entbrennt eine Grundsatzdebatte über Tradition versus Moderne. Während die Traditionalisten von „Beleidigung“ sprechen, verzeichnet der Sportartikelhersteller ausverkaufte Größen und millionenfache Aufmerksamkeit. Ein Lehrstück in Sachen kalkulierte Provokation.

Wie funktioniert Markenprotest als Marketingtool?

Wir erleben hier einen PR-Coup in Reinform: Adidas hat verstanden, dass Aufmerksamkeit die neue Währung ist. Das Sportdirndl in limitierter Auflage – mit Stehkragen, Reißverschluss und den ikonischen drei Streifen auf den Schultern – wurde nicht für die Trachtenpuristen entwickelt, sondern gezielt für ein urbanes, digitales Publikum. Menschen, die Trends spielerisch aufgreifen und für die Provokation ein Content-Vehikel ist.

Die Rechnung geht auf: In den ersten 24 Stunden nach Veröffentlichung explodierten die Klickzahlen. Jeder scheint eine Meinung zu haben, sei sie positiv oder negativ. Genau das ist der Punkt: Es wird gesprochen, gepostet, kommentiert. Das schwarze Modell ist bereits weitgehend ausverkauft, die cremeweiße Variante folgt auf dem Fuß. Ein klassisches Beispiel für „There is no such thing as bad publicity“.

Die polarisierende Kraft der Tradition

Die Entrüstung der Traditionalisten liefert den perfekten Nährboden für virales Marketing. „Als echte Münchnerin ist das fast schon eine Beleidigung“, schreibt eine Nutzerin. Andere sprechen von einem Tabubruch oder erklären, so ein Design „gehört eigentlich verboten“. Was für Marketingstrategen besser nicht klingen könnte. Denn genau diese emotionalen Reaktionen sorgen für organische Reichweite, die mit keinem Werbebudget zu erkaufen wäre. Adidas legt den Finger genau in die Wunde der Überlagerung von Heimatgefühl, Geschäftsmodell, Tourismus und Popkultur – und erntet den Sturm der Entrüstung als Marketinggewinn.

Warum Influencer die perfekten Brandbeschleuniger sind

Während die Traditionalisten wüten, nutzen Influencerinnen die Debatte für eigene Reichweite. TikTokerin Randa_and_the_gang4 inszeniert die Bestellung des Adidas-Dirndls als Risiko für ihre Ehe mit einem bayerischen Mann. Spoiler: Am Ende gefällt ihm das Modell. Creatorin Linasoophiee fragt ihre Community direkt: „Darf man so, Dirndlpolizei?“

Diese Multiplikatoren verstärken die Debatte und machen aus einem Produkt ein Gesprächsthema. Sie bauen Brücken zwischen den empörten Traditionalisten und den neugierigen Trendsettern – und schaffen so einen noch größeren Resonanzraum für die Marke.

Adidas hat damit eine Strategie perfektioniert, die bereits bei den umstrittenen DFB-Trikots zur EM 2024 funktionierte.

Die Kunst des kalkulierten Tabubruchs

Was können wir als Marketingverantwortliche aus diesem Paradebeispiel lernen? Erstens: Tradition und ihre Grenzen bieten perfekte Spannungsfelder für Aufmerksamkeit. Zweitens: Wer die Codes kennt und sie bewusst bricht, macht die Debatte produktiv. Drittens: Ein Produkt, das polarisiert, erreicht oft mehr Menschen als eines, das allen gefällt.

Adidas beweist mit diesem Coup, dass in einer übersättigten Medienwelt echte Aufmerksamkeit durch Regelbruch entsteht. Nicht durch plumpe Provokation, sondern durch intelligente Neuinterpretation kultureller Codes. Die Debatte dahinter ist die eigentliche Goldmine: Wer definiert Kultur? Wer hat die Deutungshoheit über Tradition?

Für Marken liegt genau hier das Potenzial: in der bewussten Neuverhandlung kultureller Grenzen. Nicht um zu zerstören, sondern um zu erneuern. Nicht um zu provozieren, sondern um zu diskutieren. Wer als Marke diesen schmalen Grat beherrscht, gewinnt nicht nur kurzfristige Aufmerksamkeit, sondern langfristige Relevanz.

Der Marketingwert des „Kulturkampfes“

Lasst uns die Zahlen sprechen: Ausverkaufte Produkte, millionenfache Klicks, organische Reichweite ohne Ende. Während die Traditionalisten das Ende der Kultur beschwören, feiern die Marketer einen Volltreffer. Das 350-Euro-Dirndl freut die Bilanz von Adidas, aber es hält die Marke im Gespräch und beweist Innovationskraft.

Für Marketingverantwortliche ist das eine wertvolle Lektion: Manchmal braucht es Mut zum kalkulierten Regelbruch. Nicht jede Marke kann und sollte Traditionen herausfordern, aber jede Marke sollte verstehen, dass kulturelle Debatten Aufmerksamkeitsmagneten sind.

diebewertung.de – Adidas mischt die Wiesn auf: Wenn das Dirndl zum Sportdress wird

20min.ch – Adidas bringt sportliches Dirndl fürs Oktoberfest auf den Markt

finanztrends.de – Adidas-Aktie: Gelungener Marketing-Stunt!

oe24.at – „Trachtenpolizei“ entsetzt: Adidas Dirndl sorgt für Mega-Wirbel im Netz

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