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Always on: Warum selbst an Weihnachten viele nicht abschalten können und was das mit Burnout zu tun hat

Die Weihnachtszeit läutet für viele den wohlverdienten Jahresendspurt ein – doch für mehr als vier von zehn Berufstätigen in Deutschland verschwimmen die Grenzen zwischen Festtagsstimmung und Arbeitsalltag.

Die Weihnachtszeit läutet für viele den wohlverdienten Jahresendspurt ein – doch für mehr als vier von zehn Berufstätigen in Deutschland verschwimmen die Grenzen zwischen Festtagsstimmung und Arbeitsalltag. Trotz offizieller Urlaubstage bleiben 43 Prozent auch während der Feiertage dienstlich erreichbar. Ein Phänomen, das zwar rückläufig ist, aber immer noch alarmierende Ausmaße hat und direkte Auswirkungen auf die psychische Gesundheit zeigt.

Der Weihnachtliche Erreichbarkeits-Trend: Besserung in Sicht

Die gute Nachricht zuerst: Die permanente Erreichbarkeit während der Feiertage nimmt ab. Laut einer repräsentativen Studie des Digitalverbands Bitkom ist der Anteil der im Weihnachtsurlaub erreichbaren Berufstätigen von 71 Prozent vor der Corona-Pandemie auf aktuell 43 Prozent gesunken. Diese Entwicklung zeigt ein wachsendes Bewusstsein für die Bedeutung echter Erholungsphasen.

Interessant sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede: 48 Prozent der befragten Frauen reagieren an den Feiertagen auf berufliche Anfragen, während es bei den Männern nur 38 Prozent sind. Ein Ungleichgewicht, das Fragen zur Verteilung von Verantwortung und Rollenerwartungen aufwirft.

Besonders aufschlussreich ist auch der Blick auf die bevorzugten Kommunikationskanäle. Die meisten Berufstätigen (42 Prozent) lesen während der Weihnachtsferien dienstliche Kurzmitteilungen wie WhatsApp-Nachrichten, dicht gefolgt von E-Mails (40 Prozent) und Telefonanrufen (38 Prozent). Moderne Kollaborationstools wie Microsoft Teams oder Slack werden hingegen seltener genutzt (12 Prozent).

Die Burnout-Verbindung: Wenn Dauererreichbarkeit krank macht

Die permanente Verfügbarkeit hat ihren Preis – und der schlägt sich in alarmierenden Gesundheitsstatistiken nieder. Die Kaufmännische Krankenkasse KKH verzeichnete 2024 einen dramatischen Anstieg der krankheitsbedingten Fehltage aufgrund von Burnout. Mit 107,3 Fehltagen je 1.000 Versicherte liegt der Wert rund 33 Prozent höher als im Vor-Corona-Jahr 2019. Besonders besorgniserregend: Die durchschnittliche Dauer einer Burnout-bedingten Krankschreibung beträgt inzwischen 25,7 Tage – ein deutliches Zeichen dafür, dass die Erschöpfungszustände immer gravierender werden.

Zwischen Pflicht und Freiwilligkeit: Warum schalten wir nicht ab?

Aus arbeitsrechtlicher Sicht sind Beschäftigte grundsätzlich nur während der vereinbarten Arbeitszeiten zur Erreichbarkeit verpflichtet. Diensthandy und Laptop dürfen an Feiertagen, im Urlaub oder am Wochenende ausgeschaltet bleiben. Warum fällt es dann so vielen schwer, wirklich abzuschalten?

Die Gründe sind vielschichtig. „Wer ohnehin nicht stark zwischen Privatleben und Arbeit trennt, für den kann es zumindest kurzfristig sogar ein gutes Gefühl sein, erreichbar zu sein“, erklärt Johannes Wendsche von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Problematisch wird es, wenn die Erreichbarkeit auf direktem oder indirektem Druck basiert.

Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder betont: „Urlaub soll der Erholung dienen – ständige Erreichbarkeit verhindert das.“ Besonders gefährdet sind laut Experten Menschen mit ausgeprägtem Perfektionismus und starkem Leistungsanspruch.

Digitale Entgiftung: Strategien für echte Erholung

Um den Teufelskreis aus permanenter Erreichbarkeit und steigendem Stressempfinden zu durchbrechen, braucht es klare Grenzen. KKH-Arbeitspsychologin Antje Judick warnt eindringlich: „Dauerstress gehört zu den wichtigsten vermeidbaren Risikofaktoren für Rückenbeschwerden, psychische Leiden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.“ Wer sich regelmäßig Auszeiten gönnt und bewusst abschaltet, beugt nicht nur Burnout vor, sondern steigert auch seine Leistungsfähigkeit und Kreativität.

Eine effektive Strategie kann die Einrichtung von automatischen Abwesenheitsnotizen sein, die klar kommunizieren, wann ihr wieder erreichbar seid. Ebenso hilfreich: Definiert einen Vertreter für wirkliche Notfälle und deaktiviert Push-Benachrichtigungen für berufliche Apps während der Feiertage.

Der Erholungs-Vorteil: Warum Abschalten zum Erfolg führt

Echte Erholung ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit für nachhaltige Leistungsfähigkeit. Unternehmen, die die Bedeutung von ungestörten Urlaubszeiten erkennen und fördern, profitieren von gesünderen, motivierteren und letztlich produktiveren Mitarbeitern. Der rückläufige Trend bei der Feiertagserreichbarkeit ist daher ein positives Signal für die Arbeitskultur in Deutschland.

Nutzt die Weihnachtszeit als Chance zum vollständigen Abschalten. Denn wer bewusst Grenzen zwischen Beruf und Privatleben zieht, investiert nicht nur in die eigene Gesundheit, sondern kehrt mit neuer Energie und frischen Perspektiven ins neue Arbeitsjahr zurück.

t3n – Von wegen Weihnachtsurlaub: Viele Beschäftigte bleiben auch an den Feiertagen erreichbar

Bitkom e.V. – Noch 4 von 10 trotz Weihnachtsurlaub für den Job erreichbar

KKH Kaufmännische Krankenkasse – Wegen Dauerstress! 2024 meiste Fehltage bei Berufstätigen

Ruhr Nachrichten – Dienstmails unterm Christbaum: Warum viele Menschen auch an Weihnachten nicht abschalten können

About the author

Bild von Nico Wirtz

Nico Wirtz

Der gelernte TV-Journalist hat Nachrichten und Dokumentationen gemacht, ebenso wie Talk und Entertainment für ProSieben, Kabeleins und TELE5 - am Ende ist es immer die gute Geschichte, die zählt. Emotionales Storytelling zieht sich durch sein ganzes Leben - ob als Journalist, PR- und Kommunikations-Profi, der für große Marken, wie BOGNER, L'Oréal oder Panthene an Kampagnen mitgewirkt hat, oder hier bei MARES als Chefredakteur.
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