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BlockFi-Kollaps und die Lehren für deutsche Anleger: Wie riskante Krypto-Kredite ein Milliarden-Imperium zu Fall brachten

Blockfi downfall

Mit über 15 Milliarden Dollar verwaltetem Vermögen und einer Bewertung von 3 Milliarden Dollar galt BlockFi lange als Musterbeispiel für erfolgreiche Krypto-Finanzdienstleistungen. Das 2017 gegründete Unternehmen von Zac Prince und Flori Marquez verwandelte sich innerhalb weniger Jahre vom Start-up zum Finanzgiganten – nur um durch eine fatale Verkettung von Ereignissen spektakulär zu kollabieren. Die BlockFi-Geschichte offenbart, wie institutionelle Kreditvergabe im Krypto-Bereich funktioniert – und welche Lehren deutsche Anleger aus dem Desaster ziehen können.

Das Milliardengeschäft mit institutionellen Krypto-Krediten

BlockFi entwickelte ein auf den ersten Blick geniales Geschäftsmodell: Das Unternehmen nahm Krypto-Assets von Privatkunden entgegen und zahlte dafür attraktive Zinsen. Diese Einlagen wurden gebündelt und als hochverzinsliche Kredite an institutionelle Kunden wie Hedgefonds und Trading-Firmen weitergereicht. Die Nachfrage explodierte förmlich – innerhalb eines Jahres wuchs das verwaltete Vermögen von 1 Milliarde auf 15 Milliarden Dollar.

Die Erfolgszahlen beeindruckten: Von 10.000 Kunden Ende 2019 expandierte BlockFi auf über 225.000 Kunden, darunter 265.000 finanzierte Retail-Konten und mehr als 200 institutionelle Kreditnehmer. Der monatliche Umsatz schoss von 1,5 Millionen auf über 50 Millionen Dollar – eine Steigerung um das 33-fache.

Die versteckten Risiken im Krypto-Kreditmarkt

Das Erfolgsmodell basierte jedoch auf einem gefährlichen Fundament. BlockFi bündelte Kundeneinlagen und verlieh diese an institutionelle Kreditnehmer, ohne ausreichende Transparenz über die tatsächlichen Risiken zu schaffen. Laut SEC-Unterlagen hielt BlockFi über 40% seiner Vermögenswerte in Krediten, Investitionen in Digital-Asset-Trusts und Intercompany-Forderungen – ein hochriskantes Portfolio, das bei Marktturbulenzen schnell ins Wanken geraten konnte.

Der Dominoeffekt: Wie Three Arrows Capital den ersten Stein ins Rollen brachte

Der Anfang vom Ende kam mit dem Kollaps des Krypto-Hedgefonds Three Arrows Capital (3AC) im Sommer 2022. BlockFi hatte dem Fonds erhebliche Summen geliehen und erlitt Verluste von rund 80 Millionen Dollar, als 3AC seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte.

CEO Zac Prince bestätigte, dass BlockFi einen „großen Kunden“ liquidieren musste, der seine Margin-Darlehen nicht bedienen konnte. Diese erste Erschütterung hätte BlockFi möglicherweise noch überstehen können.

Die folgende Rettungsaktion durch FTX sollte sich jedoch als Pyrrhussieg erweisen. Sam Bankman-Frieds Krypto-Börse gewährte BlockFi eine 400-Millionen-Dollar-Kreditlinie – im Gegenzug für eine Option, das Unternehmen für bis zu 240 Millionen Dollar zu übernehmen.

Die fatale FTX-Verbindung und der endgültige Kollaps

Was zunächst als Rettungsanker erschien, wurde zum Sargnagel. Als FTX selbst im November 2022 spektakulär implodierte, riss es BlockFi mit in den Abgrund. Die Verflechtungen waren massiv: Finanzielle Dokumente zeigten eine 1,2-Milliarden-Dollar-Beziehung mit FTX und dessen Handelsarm Alameda Research.

BlockFi hielt 355 Millionen Dollar in Krypto-Assets bei FTX und hatte Alameda 831,3 Millionen Dollar geliehen – fast die Hälfte aller Vermögenswerte war damit an das FTX-Imperium gebunden. Als dieses kollabierte, war BlockFis Schicksal besiegelt.

Am 28. November 2022 meldete BlockFi Insolvenz an. Das Unternehmen schätzte, dass es zwischen 1 und 10 Milliarden Dollar an mehr als 100.000 Gläubiger schuldete – mit nur 257 Millionen Dollar Bargeldreserven.

Wirksames Risikomanagement für deutsche Krypto-Anleger

Der BlockFi-Kollaps enthält wertvolle Lektionen für deutsche Anleger, die sich im Krypto-Markt engagieren wollen. Die wichtigste: Diversifikation ist kein optionales Extra, sondern überlebenswichtig. Wer alle Assets bei einem Anbieter bündelt, setzt alles auf eine Karte.

Regulatorische Rahmenbedingungen bieten einen wichtigen Schutz. Mit der EU-MiCA-Verordnung, die seit Ende 2024 in Kraft ist, müssen alle Krypto-Dienstleister in Deutschland eine BaFin-Lizenz besitzen. Diese Anforderung umfasst Mindestkapital zwischen 125.000 und 350.000 Euro sowie strenge AML- und KYC-Vorschriften.

Prüft bei Krypto-Zinsangeboten immer das zugrunde liegende Geschäftsmodell. Wenn die versprochenen Renditen deutlich über dem Marktdurchschnitt liegen, sollten die Alarmglocken läuten. Fragt gezielt nach, wie die Zinsen erwirtschaftet werden und welche Sicherheiten hinterlegt sind.

Chancenpotenzial trotz Risiken

Trotz der Lehren aus dem BlockFi-Desaster wächst der deutsche Krypto-Markt weiter. Bis 2025 werden voraussichtlich 27,32 Millionen Deutsche – fast ein Drittel der Bevölkerung – Kryptowährungen nutzen. Der Umsatz im deutschen Krypto-Markt soll 2,5 Milliarden US-Dollar erreichen, mit einer jährlichen Wachstumsrate von über 16%.

Die steuerlichen Rahmenbedingungen in Deutschland bieten dabei einen interessanten Vorteil: Nach einer Haltefrist von 12 Monaten sind Krypto-Gewinne steuerfrei. Dies schafft Anreize für langfristige Investments statt kurzfristiger Spekulationen.

Kluge Navigation durch die Krypto-Landschaft

Der BlockFi-Fall zeigt, dass selbst etablierte Krypto-Unternehmen mit Milliardenbewertungen über Nacht kollabieren können. Für deutsche Anleger bedeutet dies: Informiert euch gründlich über die Geschäftsmodelle, prüft die regulatorische Compliance und verteilt eure Assets auf verschiedene Anbieter und Wallets.

Die MiCA-Regulierung bietet einen soliden Rahmen, der Transparenz und Sicherheit erhöht. Nutzt diese Schutzmaßnahmen zu eurem Vorteil und bevorzugt Anbieter, die sich proaktiv an die neuen Regelungen anpassen.

coindesk.com – BlockFi’s Rise and Fall: A Timeline

sec.gov – BlockFi Lending LLC

cnbc.com – BlockFi secret financials show a $1.2 billion relationship with Sam Bankman-Fried’s crypto empire

npr.org – Crypto company BlockFi declares bankruptcy in the first big aftershock of FTX’s fall

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