Sie haben KI-Tools entwickelt – jetzt ersetzt sie ihre Jobs. Bei King, dem Unternehmen hinter dem Mega-Hit Candy Crush Saga, zeichnet sich ein Szenario ab, das viele Entwickler als persönlichen Albtraum bezeichnen würden. Rund 200 Mitarbeiter fallen einer Entlassungswelle zum Opfer, während die von ihnen selbst entwickelten KI-Tools ihre Aufgaben übernehmen. Der Spieleentwickler, der monatlich 240 Millionen aktive Nutzer verzeichnet, stellt damit die Weichen für eine Zukunft, in der selbst kreative Prozesse zunehmend automatisiert werden.
Die bittere Ironie: Von Entwicklern erschaffen, von KI ersetzt
Besonders bitter für die betroffenen Mitarbeiter: Sie haben monatelang an Tools gearbeitet, die Level-Design und andere kreative Prozesse effizienter gestalten sollten. Die Entlassungen betreffen vor allem Level-Designer, User-Research-Mitarbeiter sowie UX- und Narrative-Autoren in den Studios in London, Barcelona, Stockholm und Berlin.
Besonders hart trifft es das Londoner Team hinter Farm Heroes Saga, wo etwa 50 Personen, darunter auch Führungskräfte, ihren Arbeitsplatz verlieren. Die Stimmung im Unternehmen ist entsprechend angespannt – ein Mitarbeiter beschreibt die Moral als „im Keller“, während die Führungsebene die Verbesserung der Unternehmenskultur ironischerweise zur „Top-Priorität“ erklärt hat.
KI übernimmt kreative Prozesse bei Candy Crush
Was genau können die KI-Tools, die nun die Arbeit der Entwickler übernehmen? Sahar Asadi, Direktorin der AI Labs bei King, hatte bereits Einblicke gegeben: Bevor ein Level veröffentlicht wird, spielen Bots dieses Level und erhalten Erkenntnisse darüber, ob es beispielsweise Probleme gibt. Darüber hinaus hat das Unternehmen ein Tool entwickelt, das automatisch KI-gestützte Anpassungen vornimmt. Diese Technologie scheint nun so weit fortgeschritten zu sein, dass sie einen Großteil der menschlichen Arbeit ersetzen kann – selbst in kreativen Bereichen wie dem Level-Design und dem narrativen Copywriting, die lange als „KI-sicher“ galten.
Teil einer größeren Microsoft-Strategie
Die Entlassungen bei King sind Teil einer umfassenderen Strategie des Mutterkonzerns Microsoft. Der Tech-Gigant hat 2025 bereits über 15.000 Mitarbeiter entlassen – offenbar um Kapital für massive KI-Investitionen freizusetzen. Microsoft plant, im laufenden Geschäftsjahr 80 Milliarden Dollar in KI-Technologie zu investieren – mehr als die Gesamtkosten aller jüngsten Gaming-Akquisitionen zusammen.
Bemerkenswert ist, dass King finanziell keineswegs schlecht dasteht. Das Unternehmen generiert mehr Umsatz als Blizzard, ein weiteres Schwergewicht im Microsoft-Konzern.
Ein Vorbote für die gesamte Tech-Branche?
Der Fall King könnte ein Vorbote für ähnliche Entwicklungen in der gesamten Tech-Branche sein.
Anonyme King-Mitarbeiter bezeichnen den Schritt, Entwickler zu entlassen, als „verrückt“. Viele Mitarbeiter befinden sich derzeit in einer quälenden Ungewissheit, während die Diskussionen zwischen Kings Führung und den Gewerkschaften fortgesetzt werden.
Wenn die eigenen Werkzeuge zum Jobkiller werden
Der Fall King zeigt eindrucksvoll die Kehrseite der KI-Revolution: Werkzeuge, die ursprünglich zur Unterstützung und Effizienzsteigerung entwickelt wurden, können letztlich die Arbeitsplätze derjenigen ersetzen, die sie geschaffen haben. Für Unternehmen mag dies kurzfristig Kosteneinsparungen bedeuten, doch die langfristigen Auswirkungen auf Kreativität, Produktqualität und Unternehmenskultur bleiben abzuwarten.
Die Entwicklung wirft grundlegende Fragen auf: Wie können Entwickler und kreative Köpfe in einer Welt bestehen, in der KI zunehmend auch komplexe und kreative Aufgaben übernimmt? Und wie können Unternehmen Innovation fördern, wenn sie gleichzeitig die Menschen entlassen, die diese Innovation vorantreiben?
Mobilegamer.biz – Laid off King staff set to be replaced by the AI tools they helped build, say sources (Neil Long)
PC Gamer – Microsoft’s 200 laid-off King devs are reportedly being replaced by AI they helped build
GamesWirtschaft.de – Medienbericht: KI kostet Jobs im Candy Crush-Studio King