Digitale Währungskorridore entwickeln sich zum Fundament eines revolutionären globalen Zahlungssystems. Während 137 Länder und Währungsunionen, die gemeinsam 98% des Welt-BIPs repräsentieren, an CBDCs arbeiten, entstehen internationale Brücken für den Handel der Zukunft. Diese digitalen Währungsautobahnen versprechen nicht weniger als die komplette Neugestaltung grenzüberschreitender Zahlungen – mit drastischen Kostensenkungen, höherer Geschwindigkeit und beispielloser Effizienz.
Project mBridge: Das Flaggschiff der CBDC-Revolution
Die digitale Handelsrevolution nimmt konkrete Formen an. Mit dem Erreichen der Minimum Viable Product-Phase Mitte 2024 setzt Project mBridge neue Maßstäbe für grenzüberschreitende CBDC-Transaktionen. Die Plattform, entwickelt von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) gemeinsam mit den Zentralbanken Chinas, Hongkongs, Thailands und der Vereinigten Arabischen Emirate, demonstriert die praktische Umsetzbarkeit digitaler Währungskorridore.
Die Zahlen sprechen für sich: Während eines sechswöchigen Pilotprojekts nutzten 20 Banken aus vier Jurisdiktionen die mBridge-Plattform für über 160 Zahlungs- und Devisentransaktionen im Gesamtwert von mehr als 171 Millionen Hongkong-Dollar. Beeindruckend: In nur fünf Wochen wurden 12 Millionen US-Dollar an Währung ausgegeben und Handelstransaktionen im Wert von 22 Millionen US-Dollar ausgeführt.
Mit dem Beitritt der Saudi Central Bank im Juni 2024 gewinnt das Projekt zusätzlich an Dynamik und erweitert seine geografische Reichweite strategisch in den Nahen Osten. Die BIS hat das Projekt im Oktober 2024 an die Partnerbanken übergeben – ein deutliches Zeichen dafür, dass mBridge die Reifephase erreicht hat.
Wirtschaftliche Transformation durch CBDC-Korridore
Die ökonomischen Auswirkungen dieser Technologie können kaum überschätzt werden. Analysen deuten auf eine mögliche Reduzierung der grenzüberschreitenden Transaktionskosten um bis zu 60% hin – was allein bei Überweisungsströmen zu Einsparungen von etwa 17 Milliarden US-Dollar führen könnte. Kooperative Projekte wie mBridge und Project Icebreaker haben das Potenzial, die Abhängigkeit von traditionellen Zahlungsschienen zu verringern und bis 2031 jährliche Einsparungen von 45 Milliarden US-Dollar bei grenzüberschreitenden Zahlungen zu ermöglichen. Gleichzeitig prognostiziert Juniper Research einen explosiven Anstieg der globalen CBDC-Zahlungen von 307,1 Millionen im Jahr 2024 auf 7,8 Milliarden bis 2031 – eine Wachstumskurve, die die Transformation des internationalen Handels widerspiegelt.
BRICS Bridge: Die Alternative aus dem Osten
Parallel zu mBridge entwickelt sich mit BRICS Bridge ein zweites, geopolitisch bedeutsames Projekt. Hauptsächlich von China und Russland initiiert, zielt diese Plattform darauf ab, ein unabhängiges und dezentralisiertes Zahlungssystem für BRICS-Länder zu schaffen – losgelöst vom US-Dollar.
Russland plant, seine ersten grenzüberschreitenden Zahlungen mit dem digitalen Rubel in der zweiten Hälfte von 2025 durchzuführen, wobei Transaktionen mit China und Belarus auf der Agenda stehen. Die BRICS-Gruppe hat bereits im März 2024 mit der Planung eines digitalen Zahlungsnetzwerks begonnen, das von Kryptowährungen und digitalen Zentralbankwährungen angetrieben werden soll.
Die Erklärung vom BRICS-Gipfel in Kasan (Oktober 2024) bestätigt das Interesse an einem unabhängigen grenzüberschreitenden Zahlungssystem namens BRICS Clear – ein potenzieller Konkurrent zum westlich dominierten SWIFT-System.
Vorteile für Handelsfinanzierung und Supply Chain
Für internationale Händler und Lieferketten bieten CBDC-Korridore transformative Möglichkeiten. Durch programmierbare Eigenschaften wie Smart Contracts können Zahlungsprozesse und monetäre Transaktionen automatisiert werden, was den Verwaltungsaufwand reduziert und die Effizienz der Supply Chain Finance erheblich verbessert.
Die Kompatibilität mit verschiedenen digitalen Währungen fördert grenzüberschreitende Zahlungen und kurbelt den internationalen Handel an, indem Zeit und Kosten für Transaktionen minimiert werden. Pilotprojekte haben bereits die erfolgreiche Automatisierung von Handelszahlungen durch CBDC-Netzwerke und Smart Contracts demonstriert – mit dem klaren Ziel, Handelseffizienz zu maximieren und Kosten zu senken.
Der digitale Handel von morgen
Trotz der Fortschritte bleiben Herausforderungen bestehen. Interoperabilität zwischen verschiedenen nationalen CBDC-Systemen, komplexe regulatorische Rahmenbedingungen und Cybersicherheitsrisiken müssen adressiert werden, bevor diese Technologie ihr volles Potenzial entfalten kann.
Die G20-Roadmap zur Verbesserung grenzüberschreitender Zahlungen setzt ambitionierte Ziele: Senkung der durchschnittlichen Kosten für Einzelhandelszahlungen unter 1% und der Überweisungskosten unter 3% bis 2027 bzw. 2030. Experten erwarten, dass CBDCs bereits 2024 grenzüberschreitende Zahlungen beeinflussen werden – zunächst primär durch verbesserte Abwicklungszeiten.
Digitale Währungsbrücken: Die neue Handelsseidenstraße
Die entstehenden CBDC-Korridore sind mehr als nur technologische Innovationen – sie repräsentieren eine fundamentale Neugestaltung des globalen Handels. Für zukunftsorientierte Unternehmen bietet diese Entwicklung die Chance, Transaktionskosten drastisch zu senken, Prozesse zu beschleunigen und neue Märkte effizient zu erschließen.
Während die digitalen Währungsbrücken zwischen Ost und West entstehen, zeichnet sich eine neue Ära des internationalen Handels ab – eine Ära, in der Grenzen für Zahlungen kaum noch existieren und globale Geschäfte mit der Geschwindigkeit und Effizienz lokaler Transaktionen abgewickelt werden können.
atlanticcouncil.org – Central Bank Digital Currency Tracker
bis.org – Project mBridge reached minimum viable product stage
ledgerinsights.com – In depth: Cross border CBDC, mBridge and the coming payments fragmentation
elibrary.imf.org – Estimating the Impact of Digital Money on Cross-Border Flows
thefintechtimes.com – Will Central Bank Digital Currencies Impact Cross-Border Payments in 2024?