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Chinas Machtwort: Peking stoppt den Stablecoin-Traum der Tech-Giganten in Hongkong

Hong Kong fintech

Chinas Zentralregierung hat die Stablecoin-Ambitionen der Tech-Giganten Ant Group und JD.com in Hongkong abrupt gestoppt. Beide Unternehmen hatten sich auf den Start eigener digitaler Währungen im Rahmen des neuen Hongkonger Lizenzregimes vorbereitet – bis Peking intervenierte. Der überraschende Eingriff offenbart den Konflikt zwischen Hongkongs Krypto-Öffnung und Chinas strikter Kontrolle über die Finanzwirtschaft.

Pekings rote Linie bei privaten Währungen

Die Intervention erfolgte direkt von den mächtigsten Finanzaufsichtsbehörden Chinas: der People’s Bank of China (PBoC) und der Cyberspace Administration of China (CAC). Beide Institutionen haben den Tech-Konzernen unmissverständlich klargemacht, dass private Währungsemissionen – selbst in der Sonderverwaltungszone Hongkong – eine rote Linie darstellen.

Der Grund für Pekings Härte liegt auf der Hand: Die Kontrolle über die Geldpolitik ist ein Kernstück staatlicher Souveränität. Chinesische Regulierer befürchten, dass privatwirtschaftlich ausgegebene Stablecoins mit dem digitalen Yuan (e-CNY) konkurrieren und potenziell die Finanzstabilität gefährden könnten. Ein hochrangiger Regierungsinsider bestätigte gegenüber der Financial Times, dass „das Recht zur Geldausgabe ausschließlich beim Staat verbleiben muss, nicht bei privaten Unternehmen“.

Hongkongs Krypto-Ambitionen unter Druck

Für Hongkongs Bestrebungen, sich als globaler Hub für digitale Vermögenswerte zu positionieren, bedeutet die Intervention einen empfindlichen Rückschlag. Die Sonderverwaltungszone hatte erst im Mai 2025 ein wegweisendes Stablecoin-Gesetz verabschiedet und am 1. August ein Lizenzierungsregime für fiat-referenzierte Stablecoins eingeführt. Mit 36 formellen Anträgen (von ursprünglich 77 Interessensbekundungen) schien das Programm vielversprechend zu starten – bis Peking eingriff. Der Fall demonstriert eindrücklich, dass trotz Hongkongs „Ein Land, zwei Systeme“-Prinzip die finanzpolitischen Leitplanken letztlich von Festlandchina gesetzt werden.

Digitaler Yuan vs. private Stablecoins

Der Konflikt spiegelt Chinas strategische Prioritäten im digitalen Finanzbereich wider. Während private Kryptowährungen seit 2021 komplett verboten sind, treibt die Regierung die Entwicklung des digitalen Yuan mit Hochdruck voran.

Der e-CNY wurde bereits in 26 Städten pilotiert und hat Transaktionen im Wert von beeindruckenden 7 Billionen Yuan (etwa 977 Milliarden Dollar) abgewickelt. Aus Pekings Perspektive sind private Stablecoins nicht nur eine potenzielle Konkurrenz zur staatlichen Digitalwährung, sondern könnten auch die strenge Kapitalverkehrskontrolle untergraben.

Die Sorge vor unkontrollierbaren Kapitalflüssen wiegt für die chinesische Führung schwerer als die möglichen Innovationsvorteile durch private Stablecoins. Der ehemalige PBoC-Gouverneur Zhou Xiaochuan warnte explizit, dass Stablecoins leicht zu „Vehikeln für Spekulation oder sogar Betrug“ werden könnten.

Strategische Lehren für Krypto-Unternehmer

Der Fall offenbart wichtige Einsichten für Blockchain-Unternehmer und Fintech-Investoren: Selbst in einer vermeintlich liberalisierten Umgebung wie Hongkong bleibt der regulatorische Einfluss Pekings der entscheidende Faktor. Erfolgreiche Strategien müssen diese politische Realität berücksichtigen.

Interessanterweise hatte der ehemalige Vizeminister der Finanzen, Zhu Guangyao, noch im Juni 2025 renminbi-denominierte Stablecoins als strategische Antwort auf die US-Dollar-Dominanz befürwortet. Diese geopolitische Dimension zeigt: Das letzte Wort in der chinesischen Stablecoin-Politik könnte noch nicht gesprochen sein.

Digitale Währungsstrategie neu denken

Für Tech-Unternehmen in China und Hongkong bedeutet die Intervention eine notwendige Neuausrichtung ihrer Digitalwährungsstrategie. Statt eigene Stablecoins zu entwickeln, könnten sie nun verstärkt auf Kooperationen mit dem e-CNY-Ökosystem setzen.

Der digitale Yuan bietet trotz seiner staatlichen Kontrolle erhebliche Innovationsmöglichkeiten für Zahlungsdienstleister und Fintech-Unternehmen. Wer hier früh die richtigen Schnittstellen und Anwendungen entwickelt, kann vom massiven Wachstum der chinesischen CBDC profitieren – ohne in Konflikt mit den Regulierungsbehörden zu geraten.

Das Machtgefüge im digitalen Finanzraum

Die Stablecoin-Kontroverse verdeutlicht das komplexe Machtgefüge im chinesischen Finanzraum. Während Hongkong versucht, durch regulatorische Innovation globale Fintech-Unternehmen anzulocken, behält Peking die Kontrolle über fundamentale geldpolitische Entscheidungen.

Für globale Krypto-Akteure bedeutet dies: Wer im chinesischen Markt – einschließlich Hongkong – erfolgreich sein will, muss die roten Linien der Zentralregierung respektieren und seine Innovationen innerhalb dieses Rahmens entwickeln.

Financial Times – Chinese tech giants pause stablecoin plans after Beijing steps in

Reuters – Chinese tech giants pause stablecoin plans after Beijing steps in, FT reports

Crypto News – Ant Group, JD.com pause Hong Kong stablecoin issuance: FT

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Bild von Hardy Eberle

Hardy Eberle

Hardy Eberle kennt das Spiel – und zwar seit über 20 Jahren. Als Marketingprofi aus der iGaming-Welt hat er internationale Marken groß gemacht, Web3-Projekte aufs nächste Level gebracht und mehr als einmal bewiesen, wie man aus Ideen echten Impact macht. Heute taucht er tief in die Welt von Krypto und Blockchain ein – mit klarem Blick, spitzer Zunge und einem Radar für Trends, lange bevor sie Mainstream werden.
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