Der digitale Dollar bekommt ein neues Gesicht – und zwar von einer der größten Banken der Welt. Citigroup bereitet sich auf eine Stablecoin-Offensive vor, die den digitalen Zahlungsverkehr grundlegend verändern könnte. Mit dem kürzlich verabschiedeten GENIUS Act im Rücken positioniert sich die Wall-Street-Bank als Infrastruktur-Pionier in einem Markt, der laut bankinternen Prognosen bis 2030 auf bis zu 3,7 Billionen Dollar anwachsen könnte.
Die Stablecoin-Vision der Citigroup
CEO Jane Fraser hat während eines Analystencalls im Juli 2025 Klartext gesprochen: „Wir prüfen die Ausgabe eines Citi-Stablecoins.“ Für Fraser sind digitale Vermögenswerte „die nächste Evolution in der breiteren Digitalisierung von Zahlungen, Finanzierung und Liquidität“ – ein Bereich, in dem die Bank mit ihren 2,57 Billionen Dollar an verwalteten Vermögenswerten erheblichen Einfluss ausüben könnte.
Die Bank denkt dabei weit über reine Krypto-Anwendungen hinaus. Während aktuell etwa 280 Milliarden Dollar in Stablecoins zirkulieren und hauptsächlich innerhalb der Krypto-Märkte genutzt werden, sieht Citi das wahre Potenzial in der Integration digitaler Dollars in den traditionellen Finanzsektor. Besonders grenzüberschreitende Zahlungen stehen im Fokus – ein Markt, in dem Stablecoins durch Geschwindigkeit und Kosteneffizienz glänzen können.
Vier strategische Säulen der Citi-Offensive
Die Stablecoin-Strategie der Citigroup ruht auf vier Säulen: Verwahrungsdienstleistungen für die Reservevermögen hinter Stablecoins, die Ausgabe eines eigenen Citi-Stablecoins, die Optimierung grenzüberschreitender Zahlungen und der Ausbau der bereits erfolgreichen Citi Token Services (CTS). Letztere sind bereits in vier großen Märkten aktiv und haben seit der Einführung Transaktionen im Milliardenwert abgewickelt – ein Bereich, den Fraser als „aufregend“ bezeichnet, da er Kunden ermöglicht, „von digital zu Fiat und wieder zurück zu wechseln, ohne die üblichen 7% Transaktionskosten zu zahlen.“
Der GENIUS Act als Game-Changer
Der am 18. Juli 2025 von Präsident Trump unterzeichnete „Guiding and Establishing National Innovation for U.S. Stablecoins Act“ (GENIUS Act) markiert einen Wendepunkt für die Branche. Als erstes großes Krypto-Gesetz in den USA schafft er einen klaren regulatorischen Rahmen für die Ausgabe von „Payment Stablecoins“.
Das Gesetz verlangt von Stablecoin-Emittenten, hochwertige Reservevermögen zu halten, sie bei qualifizierten Verwahrern zu sichern und monatliche Transparenzberichte zu veröffentlichen. Für Banken wie Citigroup öffnet sich damit ein lukratives neues Geschäftsfeld als Verwahrer dieser Reserven.
Biswarup Chatterjee, Global Head of Partnerships and Innovation bei Citi, bestätigt: „Die Bereitstellung von Verwahrungsdienstleistungen für die hochwertigen Vermögenswerte, die Stablecoins unterstützen, ist die erste Option, die wir prüfen.“
Der Wettlauf der Wall Street-Giganten
Citigroup steht mit ihren Ambitionen nicht allein da. Auch JPMorgan positioniert sich offensiv im Stablecoin-Markt. CEO Jamie Dimon kündigte an: „Wir werden sowohl an JPMorgan Deposit Coin als auch an Stablecoins beteiligt sein.“ Der Wettlauf der Banken-Giganten könnte die Akzeptanz von Stablecoins im Mainstream-Finanzsektor erheblich beschleunigen.
Im Bereich der Krypto-ETF-Verwahrung dominiert derzeit die Krypto-Börse Coinbase mit einem Marktanteil von über 80%. Doch mit dem Einstieg etablierter Banken wie Citigroup könnte sich das Kräfteverhältnis bald verschieben – besonders angesichts der Tatsache, dass allein BlackRocks iShares Bitcoin Trust eine Marktkapitalisierung von rund 90 Milliarden Dollar aufweist.
Der digitale Dollar als Zukunftsmotor
Citigroups Vorstoß in den Stablecoin-Markt ist mehr als ein Experiment – es ist eine strategische Weichenstellung für die Zukunft des globalen Zahlungsverkehrs. Mit ihren Citi Token Services hat die Bank bereits bewiesen, dass sie digitale Vermögenswerte effizient in traditionelle Finanzinfrastrukturen integrieren kann.
Während die meisten Stablecoins bisher hauptsächlich für Krypto-Transaktionen genutzt werden, könnte Citis Einstieg den Weg für breite Anwendungen im Unternehmenssektor ebnen – von Treasury-Management bis hin zu internationalen Zahlungsströmen.
Der Stablecoin-Turbo für euer Business
Die Entwicklungen bei Citigroup zeigen: Stablecoins sind keine Nischentechnologie mehr, sondern werden zum integralen Bestandteil der globalen Finanzinfrastruktur. Für Unternehmen jeder Größe bietet sich die Chance, von schnelleren, kostengünstigeren grenzüberschreitenden Zahlungen zu profitieren.
Mit der regulatorischen Sicherheit durch den GENIUS Act und der Infrastruktur globaler Banken im Rücken könnten digitale Dollars bald so selbstverständlich werden wie Kreditkarten – nur schneller, effizienter und mit deutlich geringeren Transaktionskosten.
pymnts.com – Citigroup Considers Offering Crypto-Related Custody Services and Stablecoin-Powered Payments
finance.yahoo.com – JPMorgan’s Dimon and Citigroup’s Fraser consider stablecoins in Wall Street crypto pivot
coindesk.com – Stablecoins Could Bring ‚ChatGPT‘ Moment for Blockchain Adoption, Hit $3.7T by 2030: Citi