Die Crypto-Treasury-Bewegung, die 2024 durch Small-Cap-Unternehmen fegte, steht an einem kritischen Wendepunkt. Während die Aktienkurse vieler dieser Unternehmen einbrechen, greifen sie zunehmend zu einem klassischen Werkzeug der Unternehmensfinanzierung: schuldenfinanzierten Aktienrückkäufen. Doch was als Rettungsanker gedacht ist, könnte das fragile Geschäftsmodell dieser Krypto-Schatzmeister weiter unter Druck setzen.
Vom Höhenflug zum Notfallplan: Die Krise der Crypto-Treasury-Unternehmen
At least seven crypto treasury firms have already launched share buyback programs to prop up their plummeting share prices. Most alarmingly, a quarter of these firms are now trading below the net value of their crypto holdings—a clear sign of dwindling investor confidence.
Der Fall von ETHZilla (ehemals 180 Life Sciences) zeigt die Dramatik der Situation. Nach einer Umbenennung und dem Kauf von Ethereum im Wert von 460 Millionen Dollar sah das Unternehmen seinen Aktienkurs seit August um 76% einbrechen. Die Antwort? Ein 250-Millionen-Dollar-Aktienrückkauf, teilweise finanziert durch eine 80-Millionen-Dollar-Kreditaufnahme gegen die eigenen Krypto-Bestände.
Die Verwandlungskünstler: Vom Traditionsbetrieb zur Krypto-Schatzkammer
Die Crypto-Treasury-Strategie lockte zahlreiche Unternehmen aus traditionellen Branchen, die sich praktisch über Nacht neu erfanden. Empery Digital, ein texanischer Fahrzeughersteller, der zuvor als Volcon firmierte, wechselte im Juli zu Bitcoin und erlebte zunächst einen Höhenflug an der Börse, bevor der Kurs kollabierte. Inzwischen hat das Unternehmen seine Schuldenfazilität auf 85 Millionen Dollar für Aktienrückkäufe erweitert – obwohl es Bitcoin im Wert von 476 Millionen Dollar hält, mehr als seine gesamte Marktkapitalisierung von 378 Millionen Dollar.
Strukturelle Probleme des Modells treten zutage
Die Krise offenbart fundamentale Schwächen im Geschäftsmodell dieser Crypto-Treasury-Unternehmen. Wenn der Markt die Firmen unter dem Wert ihrer Krypto-Bestände bewertet, wird die Ausgabe neuer Aktien verwässernd und begrenzt die Möglichkeit, frisches Kapital für weitere Token-Käufe zu beschaffen.
Der durchschnittliche NAV-Multiple (Net Asset Value) ist bei Treasury-Unternehmen von 3,76 im April auf 2,8 gefallen – ein klares Zeichen nachlassender Begeisterung.
Selbst MicroStrategy, das als Vorbild für viele Nachahmer gilt, spürt den Gegenwind. Sein Aufschlag ist auf 1,26 gefallen, den niedrigsten Stand seit März 2024, was sich in verringerten wöchentlichen Bitcoin-Akquisitionen widerspiegelt.
Aktienrückkäufe als verzweifelter Rettungsversuch
„Das sieht aus wie das Todesröcheln“, urteilt Adam Morgan McCarthy, Senior-Analyst bei Kaiko. „Sie leihen sich Geld, um Zeit zu kaufen, nicht Token.“ Diese Einschätzung trifft den Kern des Problems: Die Nutzung von Fremdkapital für Aktienrückkäufe widerspricht dem Fundament des Crypto-Treasury-Modells, das auf der Wertsteigerung digitaler Assets basieren sollte.
CEA Industries, das in Binances BNB-Token investierte, bereitet einen 250-Millionen-Dollar-Rückkauf vor, nachdem seine Aktien neunfache Gewinne wieder abgaben. SharpLink Gaming und Ton Strategy haben ebenfalls milliardenschwere Rückkäufe angekündigt.
Chancen in der Krise: Lektionen für die nächste Welle
Die aktuelle Phase könnte als notwendige Marktbereinigung betrachtet werden. Während die erste Welle von Nachahmern unter Druck gerät, werden sich langfristig vermutlich jene Unternehmen durchsetzen, die eine echte strategische Integration von Krypto-Assets in ihr Geschäftsmodell vorweisen können.
Für Investoren bieten sich differenzierte Chancen: Die Diskrepanz zwischen Unternehmenswert und Krypto-Beständen könnte bei soliden Firmen attraktive Einstiegsmöglichkeiten schaffen, während reine „Mimikry-Plays“ ohne substanzielle Geschäftsmodelle weiter unter Druck geraten dürften.
Der Weg nach vorn: Substanz statt Spekulation
Die Crypto-Treasury-Strategie durchläuft ihre erste ernsthafte Bewährungsprobe. Für die Zukunft zeichnet sich ab: Nur wer echte Wertschöpfung über die reine Token-Akkumulation hinaus bietet, wird das Vertrauen der Märkte zurückgewinnen können. Die aktuelle Krise könnte so zum Katalysator für ein reiferes, nachhaltigeres Modell der Unternehmens-Krypto-Integration werden.
cryptonews.com – Crypto Treasury Craze Cracks as Firms Start Borrowing to Buy Back Share
dlnews.com – Crypto treasury buybacks signal ‚death rattle‘ for Strategy copycats, analyst says (Adam Morgan McCarthy)
theblock.co – One in four public bitcoin treasury firms now trading below their BTC holdings value: K33