Ein Tech-Investor mit Milliarden-Exits, ein umstrittener politischer Unterstützer und jetzt der wichtigste KI-Berater im Weißen Haus: David Sacks vereint scheinbare Gegensätze wie kaum eine andere Figur im Silicon Valley. Während Wirtschaftsexperten vor einer neuen Tech-Blase warnen, vertritt der frisch ernannte „AI and Crypto Czar“ eine klare Gegenposition. Für den PayPal-Veteran stehen wir nicht am Rande eines Marktcrashs, sondern am Beginn eines historischen Investmentzyklus – mit Chancen, die weit über kurzfristige Bewertungsfragen hinausreichen.
Vom PayPal-Urgestein zum KI-Chefberater der Trump-Administration
Als Donald Trump am 5. Dezember 2024 David Sacks zum „White House AI and Crypto Czar“ ernannte, war die Überraschung in Washington größer als im Silicon Valley. Der 1972 in Kapstadt geborene Unternehmer und Investor gehört seit über zwei Jahrzehnten zur Tech-Elite der USA. Seine Karriere begann Ende der 1990er Jahre bei PayPal, wo er als Chief Operating Officer (COO) Teil der legendären „PayPal Mafia“ wurde – jener Gruppe von Tech-Pionieren um Peter Thiel, Elon Musk und Reid Hoffman, die nach dem PayPal-Exit zahlreiche erfolgreiche Unternehmen gründeten und finanzierten.
Sacks‘ eigener Weg führte über die Gründung von Geni.com zum Business-Messaging-Dienst Yammer, den er 2012 für 1,2 Milliarden Dollar an Microsoft verkaufte. Seit 2017 leitet er als General Partner die Venture-Capital-Firma Craft Ventures, die in Unternehmen wie SpaceX, Palantir und Airbnb investiert. Mit einem verwalteten Vermögen von über einer Milliarde Dollar zählt Sacks zu den einflussreichsten Frühinvestoren im Silicon Valley.
Mit seiner Ernennung zum KI- und Krypto-Beauftragten im Weißen Haus wird Sacks nun zur Schlüsselfigur für die Technologiepolitik der kommenden Jahre. Seine Aufgabe: die Entwicklung einer Rahmenrichtlinie für künstliche Intelligenz und Kryptowährungen sowie die Funktion als Brücke zwischen Regierung und Tech-Industrie.
Warum Sacks keinen Tech-Crash, sondern einen „Superzyklus“ sieht
Während viele Ökonomen angesichts steigender Bewertungen im KI-Sektor Parallelen zur Dotcom-Blase ziehen, vertritt Sacks eine fundamental andere Position. In seinen regelmäßigen Auftritten im „All-In Podcast“ und bei Investorenkonferenzen argumentiert er, dass wir uns nicht in einer spekulativen Blase befinden, sondern am Beginn eines langfristigen Technologie-Superzyklus, der durch künstliche Intelligenz angetrieben wird. Er vergleicht die aktuelle Phase mit der frühen Internet-Revolution der 1990er Jahre – mit dem entscheidenden Unterschied, dass KI-Technologien bereits jetzt reale Produktivitätsgewinne liefern und bestehende Geschäftsmodelle transformieren, anstatt nur auf Zukunftsversprechen zu basieren.
Die Craft Ventures Investmentstrategie: B2B und Deep Tech statt Hype
Sacks‘ Überzeugungen spiegeln sich direkt in der Investmentstrategie von Craft Ventures wider. Anders als viele Wettbewerber, die auf kurzfristige Trends setzen, konzentriert sich die Firma auf fundamentale Technologiesprünge in den Bereichen B2B-Software, Fintech und Deep Tech.
Der Ansatz hat sich ausgezahlt. Das Portfolio von Craft Ventures umfasst mehrere Unicorns und erfolgreiche Exits, mit Renditen deutlich über dem Branchendurchschnitt. Besonders bemerkenswert: Während der Gesamtmarkt 2024 um etwa 25% zulegte, übertrafen KI-fokussierte Investments diese Performance deutlich.
Sacks differenziert dabei klar zwischen spekulativen Investments und langfristigen Trends. In seinen Analysen betont er die Wichtigkeit solider Geschäftsmodelle und realer Anwendungsfälle – besonders im Enterprise-Bereich, wo KI bereits jetzt messbare Effizienzgewinne liefert.
Gleichzeitig warnt er vor Übertreibungen in einzelnen Marktsegmenten und betont die Notwendigkeit fundamentaler Analyse bei Investmententscheidungen. Diese differenzierte Sichtweise unterscheidet ihn von reinen Tech-Optimisten ebenso wie von Crash-Propheten.
Vom Trump-Kritiker zum Schlüsselberater
Sacks‘ Weg ins Weiße Haus war alles andere als geradlinig. Ursprünglich kritisch gegenüber Donald Trump positioniert, vollzog er in den vergangenen Jahren einen bemerkenswerten politischen Wandel. Im Juni 2024 fungierte er sogar als Gastgeber einer Fundraising-Veranstaltung für Trump.
Diese Entwicklung spiegelt eine breitere Veränderung in der Tech-Elite wider, die zunehmend auf weniger Regulierung und eine „America First“-Technologiepolitik setzt. Sacks selbst ist ein vehementer Befürworter von Meinungsfreiheit auf Social-Media-Plattformen und ein Kritiker übermäßiger staatlicher Eingriffe in den Technologiesektor.
Seine Position zur Ukraine-Hilfe und andere außenpolitische Standpunkte haben ihm jedoch auch Kritik eingebracht. Dennoch – oder gerade deshalb – passt er ins Team der neuen Administration, die auf wirtschaftlichen Nationalismus und Deregulierung setzt.
Gegenargumente und kritische Stimmen zur Superzyklus-These
Nicht alle teilen Sacks‘ optimistische Sicht. Mehrere renommierte Ökonomen warnen vor Überbewertungen im KI-Sektor und ziehen explizite Parallelen zur Dotcom-Blase der späten 1990er Jahre. Sie verweisen auf die mangelnde Profitabilität vieler KI-Startups und die extrem hohen Bewertungen bei gleichzeitig unklaren Geschäftsmodellen.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft potenzielle Interessenskonflikte bei Sacks‘ Doppelrolle als Investor und Regierungsberater. Kritiker befürchten, dass seine Position im Weißen Haus direkte Auswirkungen auf die Bewertung seiner eigenen Investments haben könnte.
Auch seine Anti-Regulierungs-Haltung stößt auf Widerstand, insbesondere bei Experten, die für eine stärkere Governance im KI-Bereich plädieren. Die Frage, wie viel Regulierung der Sektor benötigt, um sowohl Innovation zu ermöglichen als auch gesellschaftliche Risiken zu minimieren, bleibt umstritten.
Die USA im globalen KI-Wettbewerb: Sacks‘ Vision für die amerikanische Tech-Dominanz
Ein zentrales Element in Sacks‘ Denken ist der globale Technologiewettbewerb, insbesondere mit China. Er argumentiert, dass übermäßige Regulierung die amerikanische Wettbewerbsfähigkeit gefährdet und plädiert stattdessen für eine Politik, die Innovation fördert und Unternehmergeist belohnt.
Diese Position deckt sich mit der grundsätzlichen Ausrichtung der Trump-Administration, die auf wirtschaftlichen Nationalismus und die Stärkung amerikanischer Unternehmen setzt. Sacks‘ Ernennung wurde daher an den Märkten positiv aufgenommen, mit deutlichen Kursgewinnen bei Tech-Aktien nach seiner Nominierung.
Experten erwarten unter seiner Führung eine tech-freundliche Regulierungspolitik mit Fokus auf amerikanische Interessen. Kritiker befürchten hingegen, dass wichtige Fragen zu KI-Ethik und -Sicherheit vernachlässigt werden könnten.
Sacks‘ Investmentphilosophie – langfristiges Denken in Transformationszyklen
Was Sacks von vielen anderen Tech-Investoren unterscheidet, ist sein Fokus auf langfristige Technologiezyklen statt kurzfristiger Trends. In Gesprächen und Interviews betont er immer wieder die historische Dimension technologischer Revolutionen – von der Dampfmaschine über Elektrizität und Computer bis hin zu Internet und künstlicher Intelligenz.
Jede dieser Transformationen, so Sacks, durchlief Phasen der Übertreibung und Korrektur, führte aber letztlich zu fundamentalen Produktivitätssprüngen und neuen wirtschaftlichen Realitäten. Die aktuelle KI-Revolution sieht er in diesem historischen Kontext als Beginn eines neuen Langzeitzyklus, nicht als kurzlebige Spekulationsblase.
Diese Perspektive erklärt auch seine Investmentstrategie bei Craft Ventures: Fokus auf Unternehmen mit soliden Geschäftsmodellen, die von langfristigen technologischen Veränderungen profitieren, statt auf kurzfristige Hypes zu setzen.
Von der PayPal-Mafia ins Weiße Haus: Ein Silicon Valley-Netzwerk übernimmt Macht
Sacks‘ Ernennung steht symbolisch für den wachsenden Einfluss des Silicon Valley auf die amerikanische Politik. Als Mitglied der legendären „PayPal-Mafia“ verfügt er über ein einzigartiges Netzwerk an Tech-Unternehmern und -Investoren, darunter Elon Musk, Peter Thiel und Reid Hoffman.
Diese Gruppe hat nicht nur die Technologielandschaft der letzten zwei Jahrzehnte geprägt, sondern gewinnt zunehmend auch politischen Einfluss. Thiel war bereits in der ersten Trump-Administration als Berater tätig, Musk unterstützt Trump öffentlich, und nun tritt mit Sacks ein weiteres Mitglied dieses elitären Zirkels in eine Schlüsselposition der Regierung ein.
Die „PayPal-Mafia“ steht für einen bestimmten Typus von Technologie-Unternehmertum: risikofreudig, libertär geprägt und mit einem starken Glauben an die transformative Kraft von Innovation. Diese Werte dürften nun auch die Technologiepolitik der kommenden Jahre prägen.
Was Sacks‘ Ernennung für Tech-Unternehmer bedeutet
Für Tech-Unternehmer und Investoren bietet Sacks‘ Position im Weißen Haus sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Seine tech-freundliche Haltung verspricht ein günstiges regulatorisches Umfeld, besonders für KI- und Krypto-Startups. Gleichzeitig könnte seine „America First“-Ausrichtung internationale Kooperationen erschweren.
Besonders interessant wird sein Einfluss auf die Regulierung von KI-Technologien. Während Europa mit dem AI Act einen strengen regulatorischen Rahmen geschaffen hat, könnte die USA unter Sacks‘ Einfluss einen deutlich liberaleren Ansatz verfolgen – mit potenziellen Wettbewerbsvorteilen für amerikanische Unternehmen, aber auch mit Risiken hinsichtlich KI-Sicherheit und -Ethik.
Seine Ernennung signalisiert zudem eine Priorität für technologische Innovation in der kommenden Administration – ein Zeichen, dass Tech-Themen weit oben auf der politischen Agenda stehen werden.
Superzyklus statt Blase – eine Frage der Perspektive
Die fundamentale Frage bleibt: Steht die Tech-Branche vor einem neuen Crash oder am Beginn eines langfristigen Aufschwungs? Sacks‘ Position ist klar: Er sieht in KI einen echten Paradigmenwechsel mit tiefgreifenden wirtschaftlichen Auswirkungen, vergleichbar mit früheren industriellen Revolutionen.
Anders als bei der Dotcom-Blase, wo viele Unternehmen auf reinen Zukunftsversprechen basierten, liefert KI bereits jetzt messbare Produktivitätsgewinne in zahlreichen Branchen. Von der Softwareentwicklung über medizinische Diagnostik bis hin zur Fertigung – überall transformiert KI bestehende Prozesse und schafft neue Geschäftsmodelle.
Diese realen Anwendungsfälle bilden das Fundament für Sacks‘ Superzyklus-These. Während kurzfristige Bewertungskorrekturen in einzelnen Segmenten möglich oder sogar wahrscheinlich sind, bleibt das langfristige Transformationspotenzial von KI unbestritten.
Der Investor als Regulator: Neue Spielregeln für den Tech-Sektor
Mit Sacks‘ Ernennung verschwimmen die Grenzen zwischen Investor und Regulator. Als aktiver Venture Capitalist mit einem Portfolio von KI- und Krypto-Unternehmen wird er nun Regeln für eben jene Märkte mitgestalten, in denen er selbst investiert ist.
Diese Konstellation wirft Fragen nach potenziellen Interessenkonflikten auf. Kritiker befürchten, dass Sacks‘ Regulierungsentscheidungen von seinen eigenen Investments beeinflusst werden könnten. Befürworter hingegen argumentieren, dass gerade seine praktische Erfahrung als Investor ihn zum idealen Kandidaten für diese Position macht.
Wie Sacks diesen Balanceakt meistern wird, bleibt abzuwarten. Seine ersten Entscheidungen im Amt werden genau beobachtet werden – sowohl von der Tech-Community als auch von Regulierungsbehörden und internationalen Partnern.
Die neue Technologie-Agenda – mehr als nur KI und Krypto
Obwohl Sacks‘ offizielle Rolle auf KI und Kryptowährungen fokussiert ist, dürfte sein Einfluss weit darüber hinausgehen. Als versierter Tech-Unternehmer und Investor versteht er die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Technologiefeldern – von Quantencomputing über Robotik bis hin zu Biotechnologie.
Diese ganzheitliche Perspektive könnte zu einer kohärenteren Technologiepolitik führen, die verschiedene Innovationsbereiche strategisch verbindet. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass sein Fokus auf KI und Krypto andere wichtige Technologiefelder in den Hintergrund drängt.
Entscheidend wird sein, wie Sacks seine Vision eines „Superzyklus“ in konkrete politische Maßnahmen übersetzt. Wird er auf breite Deregulierung setzen oder einen differenzierteren Ansatz verfolgen? Wird er internationale Kooperationen fördern oder einen „America First“-Kurs in der Technologiepolitik verfolgen?
Die Wette auf Amerikas technologische Zukunft
Mit David Sacks‘ Ernennung zum KI- und Krypto-Beauftragten im Weißen Haus setzt die Trump-Administration ein klares Zeichen: Technologische Innovation steht im Zentrum ihrer Wirtschaftsstrategie. Die Botschaft an Tech-Unternehmer und Investoren ist eindeutig – Amerika soll der attraktivste Standort für die Entwicklung von Zukunftstechnologien werden.
Ob Sacks‘ Vision eines KI-getriebenen Superzyklus Realität wird, hängt von zahlreichen Faktoren ab – von makroökonomischen Entwicklungen über geopolitische Spannungen bis hin zu technologischen Durchbrüchen. Seine Position im Weißen Haus gibt ihm jedoch die Möglichkeit, die Rahmenbedingungen für diese Entwicklung aktiv mitzugestalten.
Für Tech-Unternehmer und Investoren bedeutet dies: Die kommenden Jahre könnten tatsächlich einen historischen Innovationsschub bringen – mit entsprechenden Chancen für diejenigen, die frühzeitig die richtigen Positionen beziehen.
Die Chancen im Visier, nicht die Risiken
Was David Sacks von vielen anderen Beobachtern des Tech-Marktes unterscheidet, ist seine grundsätzlich optimistische Perspektive. Während Ökonomen und Finanzexperten vor Blasenbildung und Überbewertungen warnen, konzentriert sich Sacks auf die transformativen Möglichkeiten neuer Technologien.
Diese Haltung spiegelt eine typische Silicon Valley-Mentalität wider: Der Fokus liegt auf Chancen, nicht auf Risiken; auf Wachstum, nicht auf Konsolidierung; auf Revolution, nicht auf Evolution. Es ist diese Denkweise, die das Silicon Valley zur globalen Innovationsschmiede gemacht hat – und die nun durch Sacks‘ Ernennung auch in Washington an Einfluss gewinnt.
Ob sein Optimismus gerechtfertigt ist oder ob die Warnung vor einer neuen Tech-Blase berechtigt sind, wird die Zeit zeigen. Eines ist jedoch sicher: Mit David Sacks hat die Tech-Industrie einen einflussreichen Fürsprecher im Herzen der politischen Macht gewonnen.
Axios – David Sacks named Trump’s AI and crypto czar (Dan Primack)
(c) Foto: gettyImages, David Sacks