Deutschland etabliert sich als neue Krypto-Hauptstadt Europas – während das Vereinigte Königreich trotz ambitionierter Pläne ins Hintertreffen gerät. Mit der vollständigen Implementierung der Markets in Crypto-Assets Regulation (MiCAR) zum Jahresende 2024 hat die Bundesrepublik einen entscheidenden Vorsprung im Rennen um die führende Position im europäischen Kryptomarkt errungen. Dieser regulatorische Vorsprung eröffnet deutschen Unternehmen und dem Finanzplatz Deutschland enorme Chancen.
Deutschlands MiCAR-Vorsprung: Erste Lizenzen und klare Regeln
Deutschland hat sich als Pionier in Europas Krypto-Regulierungslandschaft positioniert. Mit 36% aller unter MiCAR ausgestellten Lizenzen dominiert die Bundesrepublik den europäischen Markt. Die BaFin verstärkte diese Führungsposition durch die Erteilung einer vollständigen MiCA-Lizenz an Trade Republic – ein deutliches Signal an den Markt.
Besonders bemerkenswert: Deutschland erkannte früh die Bedeutung digitaler Assets und entwickelte spezifische Regulierungen. Als eines der ersten Länder weltweit führte die Bundesrepublik eine Definition für diese neue Kategorie von Finanzinstrumenten ein und etablierte eine der ersten Krypto-Custody-Lizenzen. Diese Weitsicht zahlt sich nun aus.
Mit dem Kryptomärkte-Aufsichtsgesetz (KMAG), das Ende Dezember 2024 in Kraft trat, hat Deutschland alle notwendigen gesetzlichen Grundlagen für die vollständige MiCAR-Implementierung geschaffen – pünktlich vor dem entscheidenden Stichtag am 30. Dezember.
UK verliert an Boden: Verzögerungen und fragmentierte Regulierung
Während Deutschland konsequent voranschreitet, kämpft das Vereinigte Königreich mit regulatorischen Verzögerungen und einer fragmentierten Gesetzgebung. Die britische Regierung hat durch ihre zögerliche Haltung bereits zahlreiche Krypto-Unternehmen in andere Jurisdiktionen getrieben. Das bestehende Regelwerk wird als zu komplex kritisiert und erweist den britischen Bürgern einen schlechten Dienst. Große Krypto-Anbieter wie Revolut, Binance und PayPal haben ihre UK-Services teilweise bereits pausiert – ein alarmierendes Zeichen für den Finanzplatz London.
Der Zeitfaktor als entscheidender Wettbewerbsvorteil
Der Zeitvorsprung ist für deutsche Unternehmen Gold wert. Während das UK erst „so früh wie möglich in 2025“ mit der Konsultation zu Entwürfen rechtlicher Bestimmungen beginnen will, können deutsche Anbieter bereits jetzt von einem klaren regulatorischen Rahmen profitieren.
Besonders attraktiv: Das KMAG ermöglicht ein vereinfachtes Verfahren für Institutionen, die bereits eine nationale Lizenz für Krypto-Asset-Services besitzen. Sie können unter erleichterten Bedingungen eine MiCAR-Lizenz erhalten – ein entscheidender Vorteil für deutsche Anbieter.
Die Zahlen sprechen für sich: Bis 2025 werden voraussichtlich 27,32 Millionen Deutsche Kryptowährungen nutzen – das entspricht 32,84% der Bevölkerung. Der Umsatz im deutschen Krypto-Markt soll 2025 auf 2,5 Milliarden US-Dollar anwachsen, mit einer erwarteten jährlichen Wachstumsrate von 16,33%.
EU-Passporting: Der Schlüssel zum gesamteuropäischen Markt
Ein zentraler Vorteil der MiCAR-Regulierung liegt im Passporting-System. Deutsche Unternehmen können mit einer einzigen Lizenz in der gesamten EU operieren – ein massiver Wettbewerbsvorteil gegenüber britischen Anbietern, die für jeden EU-Markt separate Zulassungen benötigen.
Unternehmen, die sich frühzeitig unter MiCAR positionieren, gewinnen einen erheblichen Erfahrungsvorsprung. Sie können diese Expertise nutzen, um Märkte zu erschließen, in denen Regulierung erst in Zukunft eingeführt wird.
Die Chance für Deutschlands Finanzsektor
Mit dem vollständigen Inkrafttreten von MiCAR und der BaFin als offiziell bestimmtem Regulator können deutsche Banken selbstbewusst in den Kryptomarkt einsteigen. Es existiert eine aufgestaute Nachfrage sowohl von institutionellen als auch von Privatkunden.
Die institutionelle Adoption birgt besonders großes Potenzial, da institutionelle Kunden typischerweise höhere Pro-Kunden-Umsätze generieren als Privatanleger. Hinzu kommen steuerliche Vorteile: Gewinne aus Krypto-Trading sind in Deutschland bis zu 1000€ pro Jahr steuerfrei, und Einkommen aus Staking und Mining genießt eine Freigrenze von 256€ jährlich.
Vom Nachzügler zum Vorreiter
Deutschland hat die Chance, sich dauerhaft als Europas Krypto-Hauptstadt zu etablieren. Der regulatorische Vorsprung, kombiniert mit der traditionellen Stärke im Banken- und Finanzdienstleistungssektor, schafft ideale Voraussetzungen für eine führende Rolle in der digitalen Finanzwelt.
Für Unternehmen bedeutet dies: Wer jetzt in Deutschland auf den MiCAR-Zug aufspringt, sichert sich einen strategischen Vorteil im gesamteuropäischen Wettbewerb. Die klaren Regeln schaffen Rechtssicherheit und ermöglichen nachhaltige Geschäftsmodelle – während der Finanzplatz London noch Jahre mit regulatorischer Unsicherheit kämpfen wird.
mitrade.com – Germany Leads EU Crypto Race With Most MiCA Licenses
fintechweekly.com – MiCAR is Allowing German Banks to Explore Crypto Assets
ledgerinsights.com – Germany finally passes legislation needed for full crypto MiCAR implementation
gherson.com – 2025 update on crypto regulation in the UK: a legal overview
bankinghub.eu – MiCAR’s classification of crypto assets and services