[ccpw id="4879"]

Drei Jahre vs. ein Wochenende: Warum China den USA beim Bau von KI-Rechenzentren davoneilt

Jensen Huang ist CEO von NVIDIA

Während in den USA die Genehmigungsverfahren für Rechenzentren oft Jahre verschlingen, zeigt China eine atemberaubende Infrastruktur-Effizienz. Jensen Huang, CEO von Nvidia, brachte es bei einer Veranstaltung des Center for Strategic and International Studies (CSIS) auf den Punkt: In Amerika dauert der Bau eines Rechenzentrums von der Grundsteinlegung bis zur Inbetriebnahme eines KI-Supercomputers etwa drei Jahre – in China hingegen „können sie ein Krankenhaus an einem Wochenende bauen“. Diese dramatische Diskrepanz könnte im globalen KI-Wettlauf entscheidend sein.

Chinas Infrastruktur-Turbo: Vom Wuhan-Wunder zum KI-Vorteil

Huangs Vergleich ist keine Übertreibung. Während der COVID-19-Pandemie errichtete China das Huoshenshan-Krankenhaus in Wuhan in nur acht Tagen – ein Projekt, das normalerweise zwei Jahre benötigt hätte. Mehr als 7.000 Arbeiter arbeiteten rund um die Uhr, um die 1.000-Betten-Einrichtung aus dem Boden zu stampfen. Das zweite Notfallkrankenhaus, Leishenshan, folgte kurz darauf.

Diese Baugeschwindigkeit ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer strategischen Fähigkeit, massive Ressourcen zu mobilisieren. China kann innerhalb kürzester Zeit tausende Arbeiter und Hunderte von Baumaschinen an einem Ort konzentrieren – eine Kapazität, die nun im Rechenzentren-Bau zum Tragen kommt und dem Land einen erheblichen Vorsprung im KI-Infrastruktur-Rennen verschafft.

Die amerikanische Genehmigungsbremse

In den USA hingegen blockieren komplexe Umweltprüfungen, Genehmigungsverfahren und regulatorische Hürden den schnellen Ausbau digitaler Infrastruktur. Der AI Action Plan der Trump-Administration stellt fest, dass „Amerikas Umweltgenehmigungssystem und andere Vorschriften es nahezu unmöglich machen, digitale Infrastruktur mit der erforderlichen Geschwindigkeit zu bauen“. Viele Bundesstaaten haben zudem parallele Gesetze, die den Prozess weiter verlangsamen – in Kalifornien etwa können durch das California Environmental Quality Act (CEQA) zusätzliche projektspezifische Umweltprüfungen erforderlich sein, selbst wenn bereits Bundesausnahmen gelten.

Energieversorgung als entscheidender Wettbewerbsfaktor

Der Infrastruktur-Vorteil Chinas geht weit über die reine Baugeschwindigkeit hinaus. Huang betonte bei der CSIS-Veranstaltung, dass China „doppelt so viel Energie hat wie wir als Nation, und unsere Wirtschaft ist größer als ihre“ – ein Umstand, der ihn verwundert. Diese massive Überkapazität ist das Ergebnis jahrzehntelanger strategischer Investitionen in jede Ebene des Energiesektors.

Die Zahlen sprechen für sich: Chinas Stromreserve liegt konstant bei 80-100% landesweit – das Land hält also permanent mindestens die doppelte Kapazität vor, die es aktuell benötigt. Zum Vergleich: Allein 2024 fügte China 277 GW neue Nettostromerzeugungskapazität hinzu, mehr als das 5-fache der in den USA im gleichen Zeitraum hinzugefügten Kapazität.

Diese Energiedominanz verschafft China einen entscheidenden Vorteil bei der Stromversorgung von KI-Systemen und der Unterstützung massiver Rechenzentren. Experten berichten, dass China jährlich „mehr Stromverbrauch hinzufügt als der gesamte jährliche Verbrauch Deutschlands“.

USA: Technologievorsprung vs. Infrastruktur-Rückstand

Trotz dieser strukturellen Nachteile betonte Huang, dass die USA bei KI-Chip-Technologie „Generationen voraus“ seien. Nvidia dominiert den globalen Markt für KI-Beschleuniger, und die USA haben mit 5.427 Rechenzentren (Stand November 2025) immer noch die höchste Anzahl weltweit, verglichen mit 449 in China.

Doch Huang warnt vor Selbstgefälligkeit: „Jeder, der denkt, China könne nicht produzieren, verpasst eine große Idee.“ Die massive Investitionswelle in US-Rechenzentren – Experten rechnen mit über 100 Milliarden Dollar allein im nächsten Jahr – könnte durch die langwierigen Genehmigungsverfahren ausgebremst werden.

Der Weg zur digitalen Souveränität führt über Infrastruktur-Effizienz

Die Botschaft ist klar: Wer die KI-Revolution anführen will, muss nicht nur in Chips und Talente investieren, sondern auch die Infrastruktur-Grundlagen schaffen. Die Trump-Administration hat mit einer Executive Order vom Juli 2025 erste Schritte unternommen, um die „schnelle und effiziente Errichtung“ von Rechenzentren zu erleichtern – durch optimierte Umweltprüfungen, Identifizierung geeigneter Standorte und finanzielle Anreize.

Für Unternehmen bedeutet dies: Wer heute in KI-Infrastruktur investiert, sollte die regulatorischen Herausforderungen frühzeitig in die Planung einbeziehen. Die Zusammenarbeit mit Experten, die lokale Vorschriften verstehen, kann helfen, potenzielle Hindernisse zu antizipieren und Projekte zu beschleunigen.

Digitale Baumeister gesucht

Der globale KI-Wettlauf wird nicht nur durch Algorithmen entschieden, sondern auch durch die Fähigkeit, die physische Infrastruktur für die digitale Zukunft zu errichten. Während China mit Tempo beeindruckt, liegt die Stärke der USA in ihrer technologischen Innovation und der Qualität ihrer Ökosysteme.

Die Zukunft gehört jenen Nationen und Unternehmen, die beides vereinen können: technologische Brillanz und infrastrukturelle Effizienz. Der Schlüssel zum Erfolg liegt nicht im Kopieren des chinesischen Modells, sondern in der intelligenten Anpassung der eigenen Genehmigungsprozesse, um Innovationen zu beschleunigen, ohne dabei Umwelt- und Sicherheitsstandards zu opfern.

Fortune – Nvidia CEO says data centers take about 3 years to construct in the U.S., while in China ‚they can build a hospital in a weekend‘

CSIS – NVIDIA’s Jensen Huang on Securing American Leadership on AI

NPR – Coronavirus Triggers Hospital Building Boom In Wuhan, China

The White House – Accelerating Federal Permitting of Data Center Infrastructure

About the author

Bild von Frank Heine

Frank Heine

Frank Heine ist spezialisiert auf Startups, Mobility, Gadgets und KI. Als digitaler Analyst recherchiert er in der Tiefe, vernetzt weltweite Trends und bereitet sie klar und nachvollziehbar auf - zu breitem internationalem Know-how, kompakt zusammengefasst in verständliche Stories.
Share this article:

Related Articles