Der nächste große Showdown im KI-Wettbewerb hat begonnen: Elon Musk zieht mit seiner KI-Firma xAI gegen zwei Tech-Giganten vor Gericht. Im Zentrum der Klage steht der Vorwurf eines „anticompetitiven Verhaltens“ zwischen Apple und OpenAI, das angeblich darauf abzielt, Musks KI-Chatbot Grok vom Markt zu drängen. Die am 25. August 2025 in Texas eingereichte Klage könnte die Machtverhältnisse in der KI-Landschaft grundlegend neu ordnen.
David gegen zwei Goliaths: Musks Monopolvorwürfe im Detail
Aus Sicht von xAI dominiert Apple den US-amerikanischen Smartphone-Markt mit einem Anteil von 65 Prozent – eine Zahl, die aktuelle Marktdaten mit 53-55 Prozent etwas niedriger einschätzen. Parallel dazu wirft Musk OpenAI vor, ein Monopol bei KI-Chatbots zu halten, mit einem Marktanteil von etwa 80 Prozent.
Der Kern der Klage: Die strategische Partnerschaft zwischen Apple und OpenAI, die es iPhone-Nutzern ermöglicht, ChatGPT direkt über die Apple-Geräte zu nutzen. Diese Integration, so xAI, benachteilige konkurrierende KI-Lösungen wie Musks Grok systematisch und verhindere fairen Wettbewerb.
Die umstrittene Apple-OpenAI-Allianz
Apple hat im vergangenen Jahr eine tiefgreifende Integration von OpenAIs ChatGPT in iPhones, iPads und Macs implementiert. Diese Partnerschaft gibt ChatGPT einen privilegierten Zugang zu Hunderten Millionen Apple-Geräten – ein entscheidender Vorteil in einem Markt, in dem Nutzerdaten und -interaktionen den Unterschied zwischen Erfolg und Scheitern ausmachen können. xAI argumentiert, dass diese exklusive Zusammenarbeit den Wettbewerb verzerrt und andere KI-Anbieter benachteiligt, indem sie im App Store systematisch herabgestuft werden.
Grok vs. ChatGPT: Der KI-Champion-Kampf
Während OpenAI durch die Apple-Integration massive Nutzerzahlen erreicht, kämpft Musks Grok um Aufmerksamkeit. Dabei ist Grok technisch durchaus konkurrenzfähig. Das auf einem Cluster aus 200.000 NVIDIA Hopper GPUs trainierte Modell Grok-3 belegt in einigen Benchmarks Spitzenplätze – vor allem bei Coding, kreativem Schreiben und dem Befolgen von Instruktionen.
Mit der Veröffentlichung von Grok 4 und 4 Heavy im Juli 2025 hat xAI seine Ambitionen unterstrichen, technologisch führend zu sein. Doch ohne breiten Zugang zu Apple-Nutzern fehlen Grok wertvolle Interaktionsdaten.
Die Verfügbarkeit stellt eine weitere Hürde dar: Derzeit ist Grok in der EU und Großbritannien nicht zugänglich, was den globalen Wettbewerb zusätzlich erschwert.
Von Mitgründern zu Kontrahenten: Die Vorgeschichte des Konflikts
Der aktuelle Rechtsstreit ist nur das neueste Kapitel einer komplexen Beziehung. Musk und OpenAI-CEO Sam Altman gründeten OpenAI 2015 gemeinsam als gemeinnützige Organisation. Nach Musks Ausstieg 2018 aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über die strategische Ausrichtung hat sich die Beziehung zunehmend verschlechtert.
Bereits im letzten Jahr verklagte Musk OpenAI und Altman wegen Vertragsbruchs, da sie kommerzielle Interessen über die ursprüngliche Mission gestellt hätten, KI „zum Nutzen der Menschheit“ zu entwickeln.
Der Konflikt eskalierte weiter, als Musk ein unaufgefordertes Übernahmeangebot für OpenAI in Höhe von 97,4 Milliarden Dollar unterbreitete, das abgelehnt wurde.
Kampf um die digitale Zukunft
Mit der aktuellen Klage fordert Musk nicht nur Schadenersatz in Milliardenhöhe, sondern auch ein Verbot der Kooperation zwischen Apple und OpenAI. Die Reaktionen der Beklagten fielen erwartungsgemäß ablehnend aus: Apple betont, der App Store sei fair konzipiert und begünstige niemanden. OpenAI-CEO Altman konterte scharf und bezeichnete die Klage als Teil eines „fortlaufenden Musters der Schikane“ durch Musk.
Die rechtliche Auseinandersetzung wirft ein Schlaglicht auf die zentrale Frage unserer digitalen Zukunft: Wer kontrolliert die KI-Infrastruktur, die zunehmend unser tägliches Leben durchdringt? Musks Vorstoß könnte entweder als verzweifelter Versuch eines Wettbewerbers gewertet werden – oder als notwendiges Korrektiv in einem Markt, der von wenigen Akteuren dominiert wird.
Mehr als ein Ego-Trip: Die strategische Dimension
Diese Auseinandersetzung ist mehr als ein persönlicher Feldzug des Tech-Milliardärs. Sie berührt fundamentale Fragen der digitalen Wirtschaft: Wie offen sollen Plattformen sein? Welche Rolle spielen exklusive Partnerschaften? Und wie lässt sich fairer Wettbewerb in der KI-Ära sicherstellen?
Für Unternehmen und Entwickler im KI-Bereich könnte der Ausgang dieses Rechtsstreits weitreichende Folgen haben. Eine Entscheidung zugunsten von xAI könnte die Spielregeln für KI-Integrationen auf großen Plattformen neu definieren und den Markt für Innovatoren öffnen.
cnbc.com – Musk’s xAI sues Apple, OpenAI alleging anticompetitive scheme harmed X, Grok
horizont.net – Chatbot Grok: Elon Musk sieht Monopol – und klagt gegen Apple und OpenAI
bloomberg.com – Musk Sues Apple, OpenAI, Saying They Hurt AI Competition
cnn.com – Elon Musk’s xAI sues Apple and OpenAI over AI competition, App Store rankings