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Elon Musks radikale Zukunftsprognose: Wenn Arbeit zum Hobby wird und Geld verschwindet

Elon Musk am Donnerstag auf dem U.S.-Saudi Investment Forum

Arbeit als Wahlmöglichkeit statt Notwendigkeit – diese Vision skizzierte Elon Musk am Donnerstag auf dem U.S.-Saudi Investment Forum. Der Tech-Visionär prognostiziert eine Zukunft, in der künstliche Intelligenz und Robotik unsere Wirtschaft so grundlegend umgestalten, dass Erwerbsarbeit zum Hobby wird und Geld seine Relevanz verliert. Innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahre soll diese Transformation Realität werden. Eine Utopie oder realistische Perspektive?

Die Zukunft der Arbeit: Von Pflicht zum Freizeitvergnügen

Musk zieht einen faszinierenden Vergleich: „Es wird wie Sport treiben oder ein Videospiel spielen sein. Wenn ihr arbeiten wollt, so wie ihr in den Laden gehen und Gemüse kaufen könnt, oder ihr könntet Gemüse in eurem Hinterhof anbauen.“ Der Unterschied zur heutigen Lebensrealität könnte kaum größer sein – statt aus wirtschaftlicher Notwendigkeit zu arbeiten, würden Menschen tätig werden, weil es ihnen Freude bereitet oder persönliche Erfüllung bringt.

Für Musk ist diese Transformation unausweichlich, wenn die Entwicklung von KI und Robotik im aktuellen Tempo voranschreitet. Seine Inspiration bezieht er dabei aus einer ungewöhnlichen Quelle: Iain M. Banks‘ „Culture“-Science-Fiction-Romane, die eine post-kapitalistische Gesellschaft beschreiben, in der superintelligente KIs die Produktionsarbeit übernommen haben und Menschen sich frei entfalten können.

Geld als Auslaufmodell in einer Welt des Überflusses

Noch radikaler als die Vorstellung optionaler Arbeit ist Musks Prognose zum Geldsystem: „Meine Vermutung ist, wenn man weit genug hinausgeht, unter der Annahme, dass es eine kontinuierliche Verbesserung in KI und Robotik gibt, was wahrscheinlich scheint, dann wird Geld irgendwann in der Zukunft aufhören, relevant zu sein.“ In einer Welt, in der Roboter und KI nahezu alles produzieren können, würden die einzigen Beschränkungen physikalische Elemente wie Energie, Elektrizität und Masse sein – nicht mehr finanzielle Mittel. Diese Vision ähnelt stark dem Konzept einer „Post-Knappheits-Gesellschaft“, in der die traditionellen Regeln der Ökonomie nicht mehr gelten.

Zwischen Vision und Realität: Die Herausforderungen der Umsetzung

Während Musk große Visionen malt, kämpft sein eigenes Unternehmen Tesla mit der praktischen Umsetzung. Der humanoide Roboter „Optimus“, der ein Schlüsselelement dieser automatisierten Zukunft darstellen soll, bleibt hinter den Produktionszielen zurück. Statt der für 2025 angekündigten 5.000 Einheiten wurden bisher nur wenige hundert gebaut.

Technische Herausforderungen wie überhitzende Motoren, kurze Batterielebensdauer und besonders die Entwicklung geschickter Roboterhände verzögern den Fortschritt. Zudem verließ der Leiter des Optimus-Programms, Milan Kovac, kürzlich das Unternehmen – ein weiterer Rückschlag für Musks ambitionierten Zeitplan.

Experten wie Anton Korinek von der University of Virginia sind ebenfalls skeptisch bezüglich des Zeitrahmens. Sie stimmen zwar der grundsätzlichen Richtung zu, sehen aber erhebliche soziale und wirtschaftliche Herausforderungen auf dem Weg dorthin. Aktuelle Daten des Yale Budget Lab zeigen zudem, dass der Arbeitsmarkt 33 Monate nach der Einführung von ChatGPT noch keine erkennbaren Störungen durch KI-Automatisierung erfahren hat.

Die Sinnfrage in einer automatisierten Welt

Musk selbst wirft eine existenzielle Frage auf: „Wenn der Computer und die Roboter alles besser machen können als du, hat dein Leben dann einen Sinn?“ Diese Frage spiegelt sich auch in Banks‘ Science-Fiction-Welt wider, wo die Bewohner der „Culture“ – mit Lebenserwartungen von 400 Jahren und ohne Arbeitszwang – permanent nach Bedeutung und Erfüllung suchen.

Interessanterweise zeigen Studien wie die wegweisende Harvard-Untersuchung von 1938, dass Menschen Zufriedenheit hauptsächlich aus bedeutungsvollen Beziehungen ziehen – und viele dieser Beziehungen entstehen derzeit am Arbeitsplatz. Die Transformation könnte also weit über wirtschaftliche Aspekte hinausgehen und das soziale Gefüge grundlegend verändern.

Ein neuer Gesellschaftsvertrag für das KI-Zeitalter

Musks Vision wirft die Frage nach neuen Verteilungsmechanismen auf. Ein universelles Grundeinkommen (UBI) könnte eine Antwort sein – doch wie würde es finanziert? Berechnungen zeigen, dass KI-Systeme nur etwa das 5-6-fache der bestehenden Automatisierungsproduktivität erreichen müssten, um ein UBI von 11% des BIP zu finanzieren.

Bill Gates schlug bereits 2017 eine Roboter-Steuer vor, bei der Unternehmen für den Ersatz menschlicher Arbeitskraft durch Automatisierung Abgaben leisten müssten. Solche Modelle könnten den Übergang in eine post-traditionelle Arbeitswelt sozial verträglich gestalten.

Transformation statt Disruption: Der Weg in die neue Arbeitswelt

Historisch betrachtet vollzieht sich technologischer Wandel nicht über Nacht, sondern über Jahrzehnte. Die unterschiedlichen Adoptionsraten von KI-Technologien in verschiedenen Branchen – Softwareentwickler nutzen generative KI bereits intensiv, während Bürosektoren zurückbleiben – deuten auf einen graduellen Übergang hin.

Für euch als Unternehmer bedeutet dies: Bereitet euch auf fundamentale Veränderungen vor, aber rechnet mit einem evolutionären, nicht revolutionären Prozess. Die Chance liegt darin, frühzeitig zu erkennen, welche Tätigkeiten auch in Musks Zukunftsvision wertvoll bleiben – jene, die Menschen Sinn und Erfüllung geben.

About the author

Bild von Nico Wirtz

Nico Wirtz

Der gelernte TV-Journalist hat Nachrichten und Dokumentationen gemacht, ebenso wie Talk und Entertainment für ProSieben, Kabeleins und TELE5 - am Ende ist es immer die gute Geschichte, die zählt. Emotionales Storytelling zieht sich durch sein ganzes Leben - ob als Journalist, PR- und Kommunikations-Profi, der für große Marken, wie BOGNER, L'Oréal oder Panthene an Kampagnen mitgewirkt hat, oder hier bei MARES als Chefredakteur.
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