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Ethereum wie Amazon? Warum Krypto-Investoren jetzt völlig anders rechnen müssen

Ethereum das neue Amazon

Während Krypto-Skeptiker Ethereum mit traditionellen Finanzkennzahlen zerpflücken, schlägt Dragonfly Capital-Investor Haseeb Qureshi einen radikalen Perspektivwechsel vor: Ethereum ist kein reifes Unternehmen, sondern ein exponentielles Wachstumsunternehmen wie Amazon in seinen Anfangsjahren. Diese Neubewertung stellt die gesamte Bewertungslogik von Blockchain-Netzwerken auf den Kopf – und könnte entscheidend sein, um das wahre Potenzial der zweitgrößten Kryptowährung zu verstehen.

Warum traditionelle Kennzahlen bei Ethereum versagen

Die Debatte wurde durch Santiago „Santi“ Santos von ParaFi Capital ausgelöst, der Ethereum wegen seines „peinlich hohen“ Kurs-Umsatz-Verhältnisses von über 300 kritisierte. Eine solche Bewertung sei völlig überzogen verglichen mit traditionellen Tech-Unternehmen, argumentierte er.

Qureshi konterte mit einer fundamentalen Beobachtung: Blockchains haben keine Umsätze im klassischen Sinne – sie haben Gewinne. „Wenn Chains Gebühren erheben, ist das Gewinn. Es gibt keine Ausgaben für eine Chain. Chains zahlen keine Ausgaben, richtig?“ Diese Neuformulierung verändert alles: Das vermeintlich absurde Kurs-Umsatz-Verhältnis von 380 wird plötzlich zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 380 – ein Wert, der in der Technologiegeschichte durchaus Präzedenzfälle hat.

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Der Amazon-Vergleich: Exponentielles Wachstum braucht Geduld

Der Vergleich mit Amazon ist kein Zufall. Der E-Commerce-Gigant brauchte buchstäblich 22 Jahre, um nennenswerte Gewinne zu erzielen. In den frühen 2010er Jahren handelte Amazon zeitweise mit einem KGV von über 600 – deutlich höher als Ethereums aktuelle Bewertung. Statt kurzfristige Profitabilität zu priorisieren, reinvestierte Amazon konsequent in sein Wachstum und den Ausbau seiner Marktmacht. Die Märkte honorierten diese Strategie mit einer beispiellosen Bewertungsprämie, weil sie das exponentielle Wachstumspotenzial erkannten.

Netzwerkeffekte und der Wert offener Ökosysteme

Kritiker wie Santos argumentieren, dass Krypto-Netzwerke mit steigender Nutzung nicht besser, sondern schlechter werden: höhere Gebühren, langsamere Transaktionen, schlechtere Nutzererfahrung. „Facebook wurde nicht schlechter, als es 10 Millionen Nutzer hinzufügte“, so Santos.

Qureshi sieht das anders. Bei hochleistungsfähigen Blockchains „ändern sich die Gebühren von bedeutungslos zu bedeutungslos“, während sich gleichzeitig die Liquidität verbessert und die Renditen steigen, wenn die Adoption zunimmt. Diese positiven Netzwerkeffekte verstärken sich gegenseitig.

Zudem transformiert Ethereum Geld in ein offenes Dateiformat – global, 24/7 verfügbar und erlaubnisfrei. Historisch betrachtet haben offene Systeme geschlossene immer verdrängt, von E-Mail über das Internet bis zu offenen Betriebssystemen.

Die Wahrscheinlichkeitsprämie: Wie bewertet man revolutionäre Technologien?

Ethereum und andere Layer-1-Blockchains werden ähnlich wie Biotech-Unternehmen bewertet: mit einer Wahrscheinlichkeitsprämie. Selbst eine 1-5% Chance, die finanzielle Infrastruktur der Zukunft zu werden, rechtfertigt rational eine Multi-Milliarden-Bewertung.

Diese Perspektive erklärt, warum Investoren bereit sind, heute hohe Bewertungsmultiplikatoren zu akzeptieren. Sie kaufen nicht die aktuelle Nutzung, sondern eine Option auf eine exponentiell wachsende Zukunft.

Was bedeutet das für Krypto-Investoren?

Für Anleger ergibt sich aus dieser Debatte eine klare Erkenntnis: Kurzfristige Schwankungen und traditionelle Kennzahlen sind weniger relevant als die Frage, ob die fundamentalen Annahmen noch intakt sind. Qureshi betont, dass nur echte Invalidierungen der Kernannahmen – wie ein Quantenbruch der Kryptographie oder ein struktureller Kollaps der On-Chain-Stablecoin-Nachfrage – ihn zum Umdenken bewegen würden.

Mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von rund 400 Milliarden Dollar und einem Preis von etwa 3.300 USD pro ETH bleibt Ethereum die zweitgrößte Kryptowährung. Doch die wirklich spannende Frage ist nicht der heutige Wert, sondern das zukünftige Potenzial.

Der Blick über den Tellerrand

Qureshi fasst seine Sichtweise prägnant zusammen: „Diese Technologie wird immer größer und größer. Sie verschlingt die gesamte Finanzwelt von dort, wo sie begonnen hat.“ Seine Überzeugung in die langfristige Ethereum-These ist durch die öffentliche Debatte sogar noch gewachsen.

Für visionäre Investoren bedeutet dies: Wer Ethereum heute mit den Maßstäben eines reifen Unternehmens misst, verpasst möglicherweise die wahre Dimension der Blockchain-Revolution – ähnlich wie jene, die Amazon in den frühen 2000ern für „überbewertet“ hielten.

Exponentielles Denken in einer linearen Welt

Die zentrale Lektion aus Qureshis „In Defense of Exponentials“-Essay ist einfach: Lineare Bewertungsmodelle scheitern bei exponentiellen Technologien. Statt auf kurzfristige Kennzahlen zu starren, sollten Investoren den Blick weiten und das transformative Potenzial erkennen.

Ob Ethereum tatsächlich das nächste Amazon wird, bleibt natürlich offen. Doch wer die Geschichte disruptiver Technologien kennt, weiß: Die größten Gewinne entstehen nicht durch Bewertung des Status quo, sondern durch frühzeitiges Erkennen exponentieller Wachstumskurven.

newsbtc.com – Ethereum Should Be Valued Like Amazon, Says Dragonfly’s Qureshi

unchainedcrypto.com – The Chopping Block: In Defense of Exponentials – Haseeb Reads His Viral Essay

cointelegraph.com – Debate erupts over crypto’s network effects as investors question L1 value

About the author

Bild von Hardy Eberle

Hardy Eberle

Hardy Eberle kennt das Spiel – und zwar seit über 20 Jahren. Als Marketingprofi aus der iGaming-Welt hat er internationale Marken groß gemacht, Web3-Projekte aufs nächste Level gebracht und mehr als einmal bewiesen, wie man aus Ideen echten Impact macht. Heute taucht er tief in die Welt von Krypto und Blockchain ein – mit klarem Blick, spitzer Zunge und einem Radar für Trends, lange bevor sie Mainstream werden.
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