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First Brands-Pleite löst Enron-Alarm an der Wall Street aus – Betrugsvorwürfe, Kettenreaktion und die neue Angst vor Private Credit

Ein Domino-Effekt erschüttert die Finanzmärkte: Die Insolvenz des Autoteileherstellers First Brands Group mit Verbindlichkeiten zwischen 10 und 50 Milliarden Dollar droht zur Zündschnur für eine größere Krise zu werden.

Ein Domino-Effekt erschüttert die Finanzmärkte: Die Insolvenz des Autoteileherstellers First Brands Group mit Verbindlichkeiten zwischen 10 und 50 Milliarden Dollar droht zur Zündschnur für eine größere Krise zu werden. Während Jefferies-CEO Rich Handler öffentlich von Betrug spricht, zieht der legendäre Short-Seller Jim Chanos beunruhigende Parallelen zum Enron-Skandal – und warnt vor einem Wendepunkt für die Wall Street.

Betrugsvorwürfe vom Jefferies-CEO erschüttern das Vertrauen

Die Anschuldigungen wiegen schwer: „Wir glauben, wir wurden betrogen“, erklärte Rich Handler, CEO der Investmentbank Jefferies, vergangene Woche auf einem Investorentag. Eine bemerkenswerte Aussage, die das Ausmaß der Vertrauenskrise verdeutlicht. Jefferies‘ Leucadia Asset Management hält über seinen Point Bonita Capital Fund Forderungen in Höhe von etwa 715 Millionen Dollar gegen First Brands.

Besonders brisant: Trotz der erheblichen finanziellen Exposition hatte Jefferies zuvor betont, dass potenzielle Verluste „leicht absorbierbar“ seien. Eine Einschätzung, die nun in neuem Licht erscheint, während das US-Justizministerium bereits die dubiosen Off-Balance-Sheet-Finanzierungsmechanismen von First Brands unter die Lupe nimmt.

Jim Chanos sieht ein „Enron-Moment“ für die Finanzmärkte

Der Vergleich könnte kaum dramatischer sein: Jim Chanos, der legendäre Investor, der durch seinen erfolgreichen Leerverkauf von Enron-Aktien bekannt wurde, zieht beunruhigende Parallelen zwischen dem aktuellen First Brands-Kollaps und dem Enron-Skandal von 2001. Beide Unternehmen nutzten umfangreiche Off-Balance-Sheet-Finanzierungen, um ihre wahre finanzielle Lage zu verschleiern – eine Praxis, die bei Enron zum 70-Milliarden-Dollar-Zusammenbruch und letztlich zum Börsencrash 2001 führte.

Die Private-Credit-Blase als neues Subprime-Risiko

Chanos‘ Warnung geht noch weiter: Er vergleicht den aktuellen Private-Credit-Boom mit dem Hypothekenmarkt vor 2008, wo Risiken durch mehrere Zwischenhändler verschleiert wurden. „Die hohen Renditen, die von einer scheinbar sicheren Investition angeboten werden, sollten an sich das erste Warnsignal sein“, mahnt Chanos.

Die Zahlen sprechen für sich: First Brands hatte Verbindlichkeiten zwischen 10 und 50 Milliarden Dollar bei Vermögenswerten von nur 1 bis 10 Milliarden. Hinzu kommen etwa 2,3 Milliarden Dollar nicht bilanzierte Schulden – ein gefährliches Missverhältnis, das lange Zeit unter dem Radar blieb.

Besonders alarmierend waren die Zahlungsgewohnheiten: Die Days Beyond Terms (DBT) von First Brands lagen mit bis zu 55 Tagen im Juni 2025 fast viermal höher als der Branchendurchschnitt. Anfang 2025 waren bereits 57,45% der Rechnungen mehr als 91 Tage überfällig – ein Warnsignal, das offenbar ignoriert wurde.

Jamie Dimons „Kakerlaken“-Metapher und die drohende Kettenreaktion

Auch JPMorgan-CEO Jamie Dimon schlägt Alarm: „Meine Antenne geht hoch, wenn solche Dinge passieren. Wenn man eine Kakerlake sieht, gibt es wahrscheinlich mehr.“ Eine Metapher, die verdeutlicht, dass First Brands möglicherweise nur die Spitze des Eisbergs darstellt.

Die Auswirkungen sind bereits spürbar: Neben Jefferies hat auch UBS O’Connor Expositionen von mehr als 500 Millionen Dollar gegenüber First Brands. Experten ziehen bereits Vergleiche zum Greensill Capital-Kollaps 2021 und zur Finanzkrise 2008 – aufgrund ähnlicher Muster aus komplexem Finanzengineering, Hochrisikokrediten und undurchsichtigen Handelsforderungen.

Was Unternehmer und Investoren jetzt beachten sollten

Die First Brands-Insolvenz ist ein Weckruf für Unternehmer und Investoren. Die komplexe Eigentumsstruktur – ein Netz verwandter Unternehmen unter dem Dach von Viceroy Capital – und die undurchsichtigen Finanzierungsmethoden zeigen, wie wichtig Transparenz bei Geschäftspartnern ist.

Besondere Vorsicht ist bei Off-Balance-Sheet-Finanzierungen geboten, zu denen auch der Verkauf von Kundenrechnungen mit Abschlag für sofortiges Bargeld, direkte Lieferantenzahlungen durch Kreditgeber und Kreditaufnahmen gegen unverkaufte Waren zählen. Diese Praktiken können kurzfristig die Liquidität verbessern, verschleiern aber oft fundamentale Probleme.

About the author

Bild von Nico Wirtz

Nico Wirtz

Der gelernte TV-Journalist hat Nachrichten und Dokumentationen gemacht, ebenso wie Talk und Entertainment für ProSieben, Kabeleins und TELE5 - am Ende ist es immer die gute Geschichte, die zählt. Emotionales Storytelling zieht sich durch sein ganzes Leben - ob als Journalist, PR- und Kommunikations-Profi, der für große Marken, wie BOGNER, L'Oréal oder Panthene an Kampagnen mitgewirkt hat, oder hier bei MARES als Chefredakteur.
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