Der Berliner DooH-Vermarkter HYGH macht digitale Außenwerbung interaktiv – und erreicht damit Engagement-Raten, von denen klassische Out-of-Home-Kampagnen nur träumen können.
Ein 243 Quadratmeter großer LED-Screen am Potsdamer Platz. Passanten, die stehenbleiben, ihr Smartphone zücken und plötzlich gegeneinander antreten – live, vor Publikum, gesteuert durch Handbewegungen. Was vor kurzem in Berlin passierte, markiert einen Wendepunkt für die Außenwerbebranche: HYGH hat mit „HYGH Games“ eine Produktkategorie geschaffen, die den Screen vom Werbeträger zur Erlebnisplattform macht.
Die Technologie dahinter: Ein QR-Code-Scan genügt, um das eigene Smartphone zum Controller zu machen. Keine App, kein Download – nur ein WebSocket-Handshake zwischen Handy und Screen. Die Hürde für Nutzer ist damit so niedrig wie möglich, das Erlebnis unmittelbar.
Die Zahlen sprechen für sich: 85 Prozent der generierten QR-Codes wurden gescannt – eine Quote, die konventionelle DooH-Kampagnen um ein Vielfaches übertrifft. Viele Passanten spielten zehn, fünfzehn Runden hintereinander. Zuschauer filmten, warteten auf die nächste Runde, machten spontane Challenges daraus.
Für Marken eröffnet das neue Möglichkeiten: Vom Racing-Game für Autoanbieter bis zur Schatzsuche für den stationären Handel lassen sich Markenwelten als Spielmechaniken inszenieren – vollständig individualisierbar, vom Logo bis zur Controller-Oberfläche auf dem Smartphone.
HYGH startet mit Deutschlands größter LED-Fläche, plant aber die Öffnung des Frameworks für das gesamte Netzwerk von 4.000 Screens – inklusive SDK für externe Entwickler. Die Vision: DooH wird nicht nur programmatic, sondern programmable.
Wie das technisch funktioniert, welche Kampagnenziele sich damit erreichen lassen und warum ein gespieltes Markenerlebnis stärker wirkt als ein gesehenes – darüber haben wir mit HYGH-Co-Founder Antonius Link gesprochen.
Hier das Video dazu und weiter unten das Interview zum Nachlesen.
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Mehr InformationenAntonius, mit „HYGH Games“ bringt ihr Gaming auf die Straße – wie funktioniert das technisch?
Antonius Link: Für jede Session wird ein eigener digitaler Raum erzeugt, zu dem automatisch ein QR-Code generiert wird. Beim Scannen entsteht ein WebSocket-Handshake zwischen Smartphone und Screen – ohne App, nur über die Handykamera. Spieler loggen sich ein, können gegeneinander antreten oder gegen Bots spielen, damit immer ein Erlebnis stattfindet. Alles läuft nahtlos im HYGH Content Management System. Der gesamte Ablauf – vom Scan bis zum Spiel – ist sofort und für jedes Smartphone nutzbar.
Was habt ihr beim ersten Live-Test am Potsdamer Platz beobachtet?
Antonius Link: Das Halloween-Game war ein riesiger Erfolg: Menschen blieben lange stehen, warteten auf neue Spielrunden, filmten die Experience und interagierten intensiv mit dem gigantischen Screen. Kinder, sowie Erwachsene machten spontane Challenges daraus. Der Screen wurde nicht mehr als passive Werbefläche wahrgenommen, sondern als aktives Erlebnis. Die Faszination, einen 243-m²-Screen mit seinen Handbewegungen zu steuern, war enorm.
Warum bleibt eine spielerische Markenerfahrung stärker in Erinnerung?
Antonius Link: Weil man die Marke erlebt statt sie nur vorbeiziehen zu sehen. Interaktion schafft Emotion, Präsenz und eine tiefere Verbindung. Es ist wie der Unterschied zwischen ein Auto ansehen oder es selbst fahren. Ein interaktiver Moment im öffentlichen Raum setzt die Marke in ein starkes, einzigartiges Licht – vor allem, wenn andere zuschauen und man live gegeneinander spielt.
Welche Engagement-Rates erreicht ihr – und was passiert danach?
Antonius Link: Beim Halloween-Event wurden 85 % der QR-Codes gescannt – eine außergewöhnlich hohe Quote. Viele Menschen spielten zehn- oder fünfzehnmal. Nach dem Game können Marken entscheiden, wie es weitergeht: Score-Anzeige, Weiterleitung, Gewinnspiele, Highscore-Mechaniken, Account-Links. Alles ist flexibel integrierbar und frei konfigurierbar.
Welche Markengeschichten lassen sich durch Gamification erzählen?
Antonius Link: Eigentlich alle. Von Reisen über Racing-Games für Autoanbieter bis zu Produktjagden oder andere Challenges. Markenwelten lassen sich als Spielmechaniken inszenieren – beispielsweise ein Traumschiff-Spiel für Reiseanbieter, ein Sixt-Racing-Game für Autoabos oder Schatzsuche-Mechaniken für stationären Handel. Gamification im öffentlichen Raum erzeugt zusätzlich einen Social-Experiment-Charakter, der spielerische Markenwelten besonders stark wirken lässt.
Wie individuell können Brands ihre Games gestalten?
Antonius Link: Durch unser In-House-Development-Team sind Branding, Farben, Logos, Game-Elemente, Controller-Design, Intro und Outro vollständig individualisierbar. Bestehende Spiele lassen sich branden oder völlig neue Games erstellen. Selbst die Interaktionsoberfläche auf dem Smartphone kann zur Markenwelt werden – und das alles ist bereits im Preis enthalten.
Für welche Kampagnenziele eignen sich HYGH Games?
Antonius Link: Für nahezu jedes Ziel: Produkt-Launches, Awareness, Retail Activation, Performance, Kundenbindung oder Leads. Man kann bestehende Konsumenten erneut aktivieren oder Aufmerksamkeit für neue Produkte schaffen. Durch Highscores, Weiterleitungen oder Gewinnspiele entstehen starke Aktivierungsimpulse.
Welche messbaren Vorteile bieten HYGH Games gegenüber klassischem DOOH?
Antonius Link: Die Engagement-Raten sind deutlich höher. QR-Codes, die zu einem Spiel führen, funktionieren um ein Vielfaches besser als solche, die nur auf Landingpages verlinken. Die Interaktion hält die Aufmerksamkeit lange auf dem Screen, Zuschauer verfolgen den Spielverlauf und achten dadurch stärker auf den gesamten Werbeloop. Der Screen wird zum Ereignis, nicht zur Fläche.
Wie läuft der Buchungsprozess ab?
Antonius Link: Sehr einfach: Marken sprechen mit HYGH, erhalten ein Angebot und planen idealerweise 2–4 Wochen Vorlaufzeit ein. Das Development der gebrandeten Spiele dauert 1–2 Wochen. Benötigt werden Logo, CI und der Kampagnenzweck. Die Brand Feedback-Schleifen einbringen oder den Prozess komplett hands-off laufen lassen. Zeitraum wählen, Belegung buchen – und los geht’s.
Wo liegt das größte Potenzial – und können HYGH Games auf allen 4000 Screens laufen?
Antonius Link: Digitale Außenwerbung wird immer flexibler. Die Zukunft liegt darin, dass Screens zu interaktiven Plattformen werden statt zu Einbahnstraßen: Live-Umfragen, Kiez-Battles, Scavenger Hunts, Proof-of-Location-Mechaniken, dynamische Ads. Der QR-Code wird in Echtzeit generiert, sodass Interaktionen eindeutig einem Screen zugeordnet werden können. HYGH startet mit der größten Fläche Deutschlands, will das Framework aber nach und nach auf das gesamte Netzwerk öffnen – inklusive SDK, damit auch externe Agenturen eigene Anwendungen entwickeln können. DOOH wird nicht nur programmatic, sondern programmable. Das ist die nächste große Entwicklung.
Danke für das Gespräch, Antonius!