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Instagram-Chef Mosseri widerspricht MrBeast: Wie KI die Creator-Welt verändert und warum Gesellschaft umdenken muss

Mosseri konterte auf der Bloomberg-Konferenz auf Kritik von Mr.Beast mit einer grundlegend anderen Sichtweise: Die meisten Creators werden KI nicht nutzen, um MrBeasts aufwendige Produktionen zu kopieren. Vielmehr sieht er in der Technologie einen Demokratisierungsfaktor, der die Eintrittsbarrieren in die Creator-Wirtschaft massiv senkt.

Während MrBeast von „beängstigenden Zeiten“ für Content-Schaffende spricht, zeichnet Instagram-Chef Adam Mosseri ein differenzierteres Bild der KI-Revolution. Auf der Bloomberg Screentime Konferenz 2025 widersprach er dem erfolgreichsten YouTuber der Welt – mit 85 Millionen Dollar Jahreseinkommen und 634 Millionen Followern – und eröffnete eine Perspektive, die weit über Existenzängste hinausgeht. Die Debatte zeigt: KI wird die Creator-Landschaft transformieren, aber auf andere Weise als viele befürchten.

Die Kontroverse: MrBeasts Warnung vs. Mosseris Optimismus

MrBeast läutete die Alarmglocken Anfang Oktober mit einem klaren Statement auf X: „Wenn KI-Videos genauso gut sind wie normale Videos, frage ich mich, was das mit YouTube machen wird und wie es die Millionen von Creators beeinflussen wird, die derzeit ihren Lebensunterhalt mit Content verdienen… beängstigende Zeiten.“ Seine Sorge kommt nicht von ungefähr – OpenAIs Sora 2 erreichte in weniger als fünf Tagen nach dem Launch eine Million Downloads und revolutioniert die Videoproduktion mit physikalisch präzisen, realistischen Simulationen.

Mosseri konterte auf der Bloomberg-Konferenz mit einer grundlegend anderen Sichtweise: Die meisten Creators werden KI nicht nutzen, um MrBeasts aufwendige Produktionen zu kopieren. Vielmehr sieht er in der Technologie einen Demokratisierungsfaktor, der die Eintrittsbarrieren in die Creator-Wirtschaft massiv senkt.

„KI wird verändern, wer kreativ sein kann“, erklärte der Instagram-Chef. Die neuen Tools ermöglichen Menschen, die vorher keine Chance hatten, plötzlich qualitativ hochwertige Inhalte zu produzieren – ein Umbruch, der die 500-Milliarden-Dollar-Creator-Wirtschaft grundlegend transformieren könnte.

Die gesellschaftliche Dimension: Mehr als ein Plattformproblem

Statt die Verantwortung ausschließlich bei den Plattformen zu suchen, fordert Mosseri einen radikalen gesellschaftlichen Paradigmenwechsel. „Meine Kinder sind jung. Sie sind neun, sieben und fünf. Ich muss ihnen beibringen, während sie aufwachsen und dem Internet ausgesetzt werden, dass nur weil sie ein Video von etwas sehen, das nicht bedeutet, dass es tatsächlich passiert ist“, erläuterte er im Bloomberg-Interview. „Als ich aufwuchs und ein Video sah, konnte ich annehmen, dass das ein Abbild eines Moments war, der in der realen Welt passiert ist.“ Diese grundlegende Mediengewissheit existiert nicht mehr – und darauf müssen wir uns als Gesellschaft einstellen, anstatt nur technische Lösungen zu fordern.

Kennzeichnung von KI-Content: Ein „Narrenspiel“?

Metas bisherige Strategie zur automatischen Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten bezeichnete Mosseri unverblümt als „Narrenspiel“. Das System führte zu absurden Situationen, in denen echte Inhalte fälschlicherweise als KI-generiert markiert wurden, nur weil bei ihrer Erstellung KI-Tools wie Adobe-Software zum Einsatz kamen.

Als Alternative setzt Meta nun verstärkt auf das Community Notes-System – ein crowdsourced Fact-Checking-Ansatz, der dem von X nachempfunden ist. Bereits 200.000 potenzielle Mitwirkende haben sich für das Programm angemeldet, das im März 2025 in den USA startete.

Die ersten Zahlen sind beeindruckend: 70.000+ Mitwirkende haben bereits 15.000+ Notizen verfasst, von denen allerdings nur 6% den strengen Kriterien entsprechen und tatsächlich veröffentlicht wurden. Meta entscheidet dabei nicht selbst, was bewertet wird – die Community übernimmt diese Aufgabe.

Chancen für Creator in der KI-Ära

Die Debatte zwischen MrBeast und Mosseri offenbart eine fundamentale Weichenstellung für die Creator-Branche: Wer KI nur als Bedrohung sieht, verpasst möglicherweise die größte Chance seit der Einführung von Smartphones. Während etablierte Stars wie MrBeast um ihre Marktposition fürchten, öffnet sich für neue Talente ein beispielloser Zugang zum globalen Publikum.

Besonders aufschlussreich ist MrBeasts eigene KI-Vergangenheit: Im Sommer 2025 führte er selbst ein KI-Thumbnail-Tool ein, zog es nach Kritik jedoch zurück und ersetzte es durch Links zu menschlichen Künstlern. Diese Episode zeigt die Ambivalenz vieler Creator im Umgang mit KI – zwischen Experimentierfreude und dem Bewusstsein für die sozialen Auswirkungen.

Der Blick nach vorn: Koexistenz statt Konkurrenz

Die Zukunft der Creator-Ökonomie liegt weder in der vollständigen Ablehnung von KI noch in ihrer kritiklosen Annahme. Vielmehr zeichnet sich ein hybrides Modell ab: KI als Werkzeug, das menschliche Kreativität verstärkt, statt sie zu ersetzen.

Während MrBeast die Disruption fürchtet, erkennt Mosseri das transformative Potenzial. Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte – KI wird die Creator-Landschaft verändern, aber die menschliche Authentizität, Persönlichkeit und Originalität bleiben unersetzbare Werte in der digitalen Welt.

About the author

Bild von Frank Heine

Frank Heine

Frank Heine ist spezialisiert auf Startups, Mobility, Gadgets und KI. Als digitaler Analyst recherchiert er in der Tiefe, vernetzt weltweite Trends und bereitet sie klar und nachvollziehbar auf - zu breitem internationalem Know-how, kompakt zusammengefasst in verständliche Stories.
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