Kasachstan setzt auf eine mutige Finanzstrategie, die das Land in der globalen Kryptowelt positionieren soll. Mit einem geplanten Reservefonds von bis zu einer Milliarde US-Dollar baut die zentralasiatische Nation ein diversifiziertes Portfolio aus beschlagnahmten Kryptowährungen, Nationalfondsvermögen und traditionellen Gold- und Devisenreserven auf. Diese Initiative markiert einen entscheidenden Schritt in der wirtschaftlichen Transformation des Landes vom Rohstoffexporteur zum digitalen Finanzzentrum.
Von beschlagnahmten Assets zur Milliarden-Reserve
Die kasachische Regierung hat bereits beeindruckende Fortschritte bei der Bekämpfung illegaler Kryptoaktivitäten gemacht. Allein im Jahr 2024 wurden digitale Vermögenswerte im Wert von 16,7 Millionen US-Dollar beschlagnahmt – darunter über 10 Millionen US-Dollar aus einem Pyramidensystem und 9,7 Millionen US-Dollar in Tether von einer Dark-Web-Geldwäscheplattform. Diese konfiszierten Assets bilden nun einen Teil des Grundstocks für den ambitionierten Reservefonds.
Berik Sholpankulov, stellvertretender Vorsitzender der Nationalbank Kasachstans (NBK), kündigte während einer parlamentarischen Sitzung an, dass der Fonds bis Ende 2025 oder Januar 2026 einsatzbereit sein soll. Neben beschlagnahmten Vermögenswerten werden auch Teile der nationalen Gold- und Devisenreserven sowie Mittel aus dem kasachischen Nationalfonds in den Krypto-Reservefonds fließen.
Besonders bemerkenswert: Auch Erlöse aus staatlich unterstützten Bitcoin-Mining-Operationen sollen zur Finanzierung des Fonds beitragen – eine innovative Methode, die Kasachstans Rolle als bedeutender Mining-Standort weiter stärkt.
Vorsichtige Investitionsstrategie mit indirekter Exposition
Timur Suleimenov, Vorsitzender der Nationalbank Kasachstans, betonte während seiner Grundsatzrede am Kazakhstan Capital Markets Day 2025 in London: „Wir werden sehr vorsichtig bei direkten Kryptowährungsengagements sein.“ Statt Bitcoin oder andere Token direkt zu halten, wird der Fonds in börsengehandelte Krypto-ETFs und Aktien von Unternehmen investieren, die im Bereich digitaler Finanzen tätig sind. Diese indirekte Exposition reduziert Volatilitätsrisiken und schafft dennoch Zugang zu den Wachstumschancen des Kryptosektors.
Teil einer umfassenden digitalen Transformationsstrategie
Der Krypto-Reservefonds ist kein isoliertes Projekt, sondern Teil einer umfassenden Strategie zur digitalen Transformation Kasachstans. Präsident Kassym-Jomart Tokayev forderte bereits Anfang September die Schaffung einer nationalen Krypto-Reserve und die Entwicklung eines „vollwertigen Ökosystems digitaler Vermögenswerte“.
Parallel dazu arbeitet das Land an der Implementierung eines dualen Modells für digitale Währungen: Während die Zentralbank ihre eigene Digitalwährung (CBDC), den digitalen Tenge, testet, entwickelt Kasachstan gleichzeitig einen Stablecoin in Zusammenarbeit mit Solana und Mastercard.
Besonders ambitioniert ist das geplante „CryptoCity“-Projekt – eine spezielle Pilotzone, in der Kryptowährungen für Zahlungen und digitale Innovation genutzt werden sollen. Damit schafft Kasachstan ein Experimentierfeld für kryptobasierte Geschäftsmodelle und Anwendungen.
Das Astana International Financial Centre als regulatorisches Rückgrat
Der Krypto-Reservefonds wird unter dem Astana International Financial Centre (AIFC) verwaltet – einem Finanz-Hub, der bereits über 4.000 Unternehmen beherbergt, darunter führende Kryptobörsen wie Binance und Bybit sowie internationale Beratungsunternehmen wie KPMG, EY, PwC und Deloitte.
Das AIFC hat sich als regulatorischer Vorreiter etabliert und alle zehn vorrangigen Empfehlungen der International Organization of Securities Commissions (IOSCO) vollständig implementiert – eine Leistung, die weltweit bisher nur vier Jurisdiktionen erreicht haben. Diese regulatorische Exzellenz schafft Vertrauen bei internationalen Investoren und könnte langfristig auch ausländische Investitionspartner für den Krypto-Reservefonds anziehen.
Wirtschaftliche Neuausrichtung jenseits des Ölbooms
Mit dem Krypto-Reservefonds verfolgt Kasachstan ein klares Ziel: die Diversifizierung seiner stark von Ölexporten abhängigen Wirtschaft. Durch die Lenkung von Kapital in Richtung Technologie, Innovation und digitale Finanzen will das Land seine Anfälligkeit für Rohstoffzyklen reduzieren und neue Wachstumsmotoren erschließen.
Das kasachische Modell orientiert sich dabei an ähnlichen Bemühungen in den USA und Europa, wo beschlagnahmte Kryptowährungen zunehmend über regulierte Kanäle verwaltet werden – ein Zeichen dafür, dass Krypto-Reserven weltweit als legitimes Instrument der staatlichen Vermögensdiversifikation anerkannt werden.
Visionäre Transformation mit pragmatischem Ansatz
Kasachstans Krypto-Strategie verbindet visionäres Denken mit pragmatischer Umsetzung. Statt überstürzt in volatile Kryptomärkte einzusteigen, wählt das Land einen durchdachten Ansatz mit indirekter Exposition und starker regulatorischer Basis. Die Kombination aus beschlagnahmten Assets, traditionellen Reserven und innovativen Finanzierungsquellen wie staatlichem Mining schafft ein diversifiziertes Fundament für den Reservefonds.
Für die globale Krypto-Community signalisiert Kasachstans Initiative, dass digitale Assets zunehmend als legitime Komponente nationaler Wirtschaftsstrategien betrachtet werden. Während der Westen noch über regulatorische Rahmenbedingungen diskutiert, positioniert sich Kasachstan bereits als Vorreiter an der Schnittstelle zwischen traditioneller Finanzwelt und digitalem Vermögensmanagement.
cointelegraph.com – Kazakhstan may fuel $1B crypto reserve with gold, FX and seized assets
bitcoinmagazine.com – Kazakhstan To Create $1 Billion National Crypto Reserve
euronews.com – Kazakhstan closes 130 crypto platforms in shadow economy crackdown