Ein historischer Durchbruch im US-Finanzsektor: Die US-Bankenaufsichtsbehörde OCC hat fünf führenden Krypto-Unternehmen die bedingte Genehmigung für nationale Trust-Bank-Charter erteilt. Ripple, Circle, Paxos, BitGo und Fidelity Digital Assets dürfen künftig als regulierte Finanzinstitute agieren – ein Meilenstein für die Integration von Blockchain-Technologie ins traditionelle Bankensystem. Diese Entscheidung markiert den größten regulatorischen Fortschritt für die Krypto-Branche seit der Zulassung von Anchorage Digital als erste federally chartered Crypto-Bank im Jahr 2021.
Die Brücke zwischen zwei Welten
Was vor wenigen Jahren noch undenkbar schien, wird nun Realität: Krypto-Unternehmen erhalten direkten Zugang zum US-Bankensystem. Die OCC-Genehmigungen ermöglichen es den fünf Unternehmen, treuhänderische Dienste anzubieten und unter föderaler Bankenaufsicht zu operieren – ein entscheidender Schritt zur Legitimierung der Blockchain-Technologie in der Finanzwelt.
Besonders bemerkenswert: Mit Circle erhält der Emittent des 78 Milliarden Dollar schweren Stablecoins USDC eine eigene Banking-Charter. Dies verbessert nicht nur „die Sicherheit und regulatorische Aufsicht der USDC-Reserve“, sondern ermöglicht dem Unternehmen auch, „treuhänderische digitale Asset-Custody und verwandte Dienstleistungen für institutionelle Kunden anzubieten“, wie Circle selbst betont.
Auch Paxos, das Unternehmen hinter dem 3,8 Milliarden Dollar schweren PYUSD und dem 1,4 Milliarden Dollar schweren Global Dollar Token (USDG), profitiert von der neuen Regulierungsklarheit und kann nun „Unternehmen ermöglichen, digitale Assets mit Klarheit und Vertrauen zu emittieren, zu verwahren, zu handeln und abzuwickeln“.
Der GENIUS Act als Game-Changer
Als regulatorisches Fundament für diesen Durchbruch dient der im Juli 2025 von Präsident Trump unterzeichnete GENIUS Act (Guiding and Establishing National Innovation for US Stablecoins Act). Dieses wegweisende Gesetz etablierte erstmals einen klaren regulatorischen Rahmen für Payment-Stablecoins in den USA und schaffte damit die Voraussetzungen für die Integration von Krypto-Unternehmen ins Bankensystem. Mit Anforderungen wie 100%iger Reservedeckung durch liquide Vermögenswerte und monatlichen Transparenzberichten sorgt der GENIUS Act für Vertrauenswürdigkeit und Stabilität – genau das, was institutionelle Investoren für ihren Einstieg in den Krypto-Sektor benötigen.
Die fünf Pioniere im Detail
Jedes der fünf Unternehmen bringt seine eigene Expertise in das neue Ökosystem ein. BitGo, mit beeindruckenden 4,19 Milliarden Dollar Einnahmen in der ersten Hälfte von 2025 und etwa 90 Milliarden Dollar an verwalteten Krypto-Assets, wandelt seine staatliche Trust-Gesellschaft in eine nationale Trust-Bank um. Das Unternehmen hat zudem einen Börsengang beantragt.
Fidelity Digital Assets, die Krypto-Tochter des Investmentgiganten, erhält ebenfalls die Umwandlung in eine nationale Trust-Bank – ein deutliches Zeichen für das wachsende Interesse institutioneller Investoren am Krypto-Markt.
Interessant ist auch der Fall Ripple: Obwohl das Unternehmen für seine Ripple National Trust Bank eine Genehmigung erhielt, wird es laut Charter explizit „kein Stablecoin-Emittent“ für seinen US-Dollar-gekoppelten Coin RLUSD sein – eine wichtige regulatorische Differenzierung.
Marktchancen und nächste Schritte
Der Stablecoin-Markt ist 2025 auf beeindruckende 313 Milliarden Dollar angewachsen und hat seit Jahresbeginn mehr als 100 Milliarden Dollar an Wert gewonnen. Diese Dynamik dürfte durch die neuen regulatorischen Klarstellungen weiter an Fahrt gewinnen.
Für die fünf Unternehmen bedeutet die bedingte Genehmigung jedoch erst den Anfang eines mehrstufigen Prozesses. Bevor sie vollständig als nationale Trust-Banken operieren können, müssen sie noch aufsichtsrechtliche Bedingungen bezüglich Risikokontrollen, Compliance-Systemen und interner Governance erfüllen.
Der Startschuss für eine neue Ära
„Neue Marktteilnehmer im föderalen Bankensektor sind gut für Verbraucher, die Bankenbranche und die Wirtschaft“, erklärte Jonathan Gould, der Comptroller of the Currency. Seine Behörde werde „weiterhin einen Weg für sowohl traditionelle als auch innovative Ansätze für Finanzdienstleistungen bieten, um sicherzustellen, dass das föderale Bankensystem mit der Entwicklung der Finanzwelt Schritt hält“.
Brad Garlinghouse, CEO von Ripple, brachte es noch direkter auf den Punkt: „Sie haben sich beschwert, dass Krypto nicht nach den gleichen Regeln spielt, aber hier ist die Krypto-Industrie – direkt unter der Aufsicht und den Standards der OCC – die Compliance, Vertrauen und Innovation zum Nutzen der Verbraucher priorisiert. Wovor haben Sie Angst?“
Der Weg ist geebnet – die Revolution hat begonnen
Die OCC-Entscheidung markiert nicht weniger als den Beginn einer neuen Ära für die Finanzwelt. Mit der Integration von Krypto-Unternehmen ins traditionelle Bankensystem wird die Grenze zwischen Web3 und konventionellen Finanzen zunehmend durchlässiger. Für Unternehmen, Investoren und Verbraucher eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten – von effizienteren grenzüberschreitenden Zahlungen bis hin zu innovativen Finanzprodukten auf Blockchain-Basis.
Die Botschaft ist klar: Krypto ist keine Randerscheinung mehr, sondern wird zum integralen Bestandteil des Finanzsystems. Wer diese Entwicklung versteht und nutzt, positioniert sich optimal für die digitale Finanzwelt von morgen.
coindesk.com – Ripple, Circle, BitGo Among Five Crypto Firms Set to Become Trust Banks
cointelegraph.com – Paxos, Fidelity, Ripple, BitGo and Circle Secure OCC Approval for Charters
decrypt.co – Circle, Ripple, Paxos, Fidelity and BitGo Get Banking Charters Approved by OCC