Ein pelziges Monster mit neun spitzen Zähnen erobert die Modewelt und katapultiert das chinesische Unternehmen Pop Mart in die Milliarden-Liga. Labubu, die Schöpfung des Hongkonger Künstlers Kasing Lung, hat sich innerhalb kürzester Zeit von einem Nischen-Sammlerstück zum globalen Luxus-Accessoire entwickelt. Der Weg vom niedlichen Plüsch-Monster zum Statussymbol zeigt eindrucksvoll, wie die richtige Mischung aus Produktdesign, Celebrity-Marketing und Markenkooperationen einen beispiellosen Hype entfachen kann.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Pop Marts Gesamtumsatz erreichte 2024 satte 13,038 Milliarden RMB – ein explosiver Anstieg von 106,9% gegenüber dem Vorjahr. Besonders beeindruckend: Der Umsatz mit Plüsch-Produkten, zu denen Labubus zählen, stieg im gleichen Zeitraum um über 1.200% und machte etwa 22% des Gesamtumsatzes aus.
Celebrity-Power: Wie Lisa von Blackpink einen globalen Hype entfachte
Der Labubu-Boom verdankt seinen internationalen Durchbruch maßgeblich dem K-Pop-Star Lisa von Blackpink. Eine Instagram-Story von ihr heizte das Labubu-Fieber an und offenbar gehört sie zu den Sammlerinnen, die überall zu Pop Mart geht und dort nach Labubu-Schätzen sucht. Was als persönliche Sammelleidenschaft begann, entwickelte sich durch ihre Social-Media-Präsenz zum globalen Trend.
Pop Mart hat früh erkannt, dass der Weg in die Luxuswelt über sorgfältig kuratierte Kooperationen führt. Den Anfang machte 2024 eine Partnerschaft mit Coca-Cola, die eine limitierte Winter-Blind-Box-Serie von elf Labubus hervorbrachte. Es folgten Kollaborationen mit Anime-Gigant One Piece und dem japanischen Moderiesen Uniqlo, dessen UT Grafik-T-Shirt-Linie eine Kapselkollektion mit Labubu-Motiven auf den Markt brachte.
Den vorläufigen Höhepunkt markiert die anstehende Zusammenarbeit mit dem Pariser Luxushaus Moynat. Die exklusive Kollektion umfasst Handtaschen, Lederaccessoires und Taschenanhänger mit Labubu-Motiven – zu Preisen, die bei 2.150 Dollar für monogrammierte Canvas-Taschen beginnen. Taschenanhänger werden für 450 Dollar angeboten – ein beachtlicher Aufpreis gegenüber den regulären Labubu-Figuren, die in China zwischen 66 Yuan (knapp 7,90 Euro) und 1299 Yuan (etwa 155 Euro) kosten.
Diese Transformation vom bezahlbaren Sammlerstück zum Luxusprodukt hat den Sammlerwert in astronomische Höhen getrieben: Eine lebensgroße Labubu-Figur erzielte bei einer Auktion in Peking im Juni 2024 den Rekordpreis von 170.000 Dollar.
Psychologie des Hypes: Warum erwachsene Frauen auf Monster-Puppen stehen
Die Zielgruppe von Labubu überrascht: Ein Großteil der Käufer ist weiblich, meist im Alter von 25-34 Jahren. Experten bezeichnen diese Gruppe als „Kidults“ – junge Erwachsene, die bewusst kindliche Elemente in ihr Leben integrieren.
Psychologen erklären die Anziehungskraft mit dem „Lippenstift-Effekt“: In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit steigt die Nachfrage nach kleinen, bezahlbaren Luxusgütern, die als emotionale Anker fungieren. Labubu-Figuren erfüllen genau dieses Bedürfnis – sie sind erschwinglich, distinktiv und vermitteln ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einem exklusiven Trend.
Hinzu kommt der paradoxe Reiz des Designs: Labubu vereint mit seinen scharfen Zähnen und dem zerzausten Aussehen bedrohliche Elemente mit kindlicher Niedlichkeit – eine Kombination, die als „cute-scary“ oder „ugly-cute“ beschrieben wird und besonders bei Erwachsenen Anklang findet.
Monsterstark: Was Marken vom Labubu-Phänomen lernen können
Der Labubu-Erfolg offenbart eine Blaupause für modernes Brand Building: Beginne mit einem charakterstarken Produkt mit Wiedererkennungswert, nutze die Hebelwirkung von Celebrity-Endorsements und steigere den Wert durch strategische Kooperationen mit etablierten Marken. Die internationale Expansion – Pop Mart eröffnet Ende Juli seinen ersten deutschen Store in Berlin – zeigt zudem, wie sich regionale Phänomene durch gezielte Markteintritte global skalieren lassen.
Gleichzeitig mahnt die Skepsis vieler Marktbeobachter zur Vorsicht: Wie bei früheren Sammelhypes (denkt an Beanie Babies) stellt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit. Experten erwarten, dass der Boom bis Ende 2025 abflachen könnte. Für Marken bedeutet dies: Nutzt die Kraft kurzlebiger Trends, aber baut gleichzeitig an langfristigen Werten.
Monster mit Zukunft: Die nächste Phase des Labubu-Imperiums
Während Kritiker bereits das Ende des Hypes prophezeien, arbeitet Pop Mart an der nächsten Evolutionsstufe des Labubu-Universums. Die Herausforderungen sind vielfältig: Fälschungen überschwemmen den Markt (echte Labubus erkennt man übrigens an genau neun Zähnen), in einigen Märkten wie Großbritannien musste der Verkauf wegen Sicherheitsbedenken nach Handgreiflichkeiten zwischen Kunden zeitweise pausiert werden.
Dennoch: Mit seinem Mix aus Sammelleidenschaft, Luxusappeal und Mainstream-Zugänglichkeit hat Labubu ein Erfolgsrezept geschaffen, das weit über den aktuellen Hype hinausweist. Für Pop Mart geht es nun darum, dieses Momentum in nachhaltige Markenwerte zu überführen – und für andere Unternehmen bietet der Fall wertvolle Einblicke, wie aus einem Nischenprodukt ein globales Phänomen werden kann.
Watson – Labubu-Hersteller Pop Mart kann Umsätze 2025 um 300 Prozent steigern
iWeaver AI – Pop Mart 2024–2025 Financial Deep Dive: How Labubu Powered Explosive Growth
DemandSage – Labubu Statistics 2025 – Global Sales Data & Trends
ZDF – Weltweites Labubu-Fieber: Der Monster-Hype aus China
CNBC – Luxury brands embrace Labubu, Totoro and more to lure younger shoppers