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Leise, grün, profitabel – Eviation und Heart Aerospace erfinden den Business-Jet neu

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Elektrische Flugzeuge stehen an der Schwelle zum Durchbruch im Business-Reiseverkehr. Zwei Pioniere setzen dabei Maßstäbe: Das israelisch-amerikanische Startup Eviation mit seinem eleganten neunplätzigen Flugzeug „Alice“ und das schwedische Unternehmen Heart Aerospace mit dem größeren ES-19. Beide versprechen, was der Luftfahrt seit Jahrzehnten fehlt: drastisch reduzierte Betriebskosten, minimale Umweltauswirkungen und Flugbetrieb ohne den typischen Turbinenlärm. Für Geschäftsreisende und regionale Airlines eröffnen sich damit völlig neue Perspektiven – ein Markt, der nur darauf gewartet hat, elektrifiziert zu werden.

Die elektrische Revolution in der Luft: Warum gerade jetzt?

Die Luftfahrt hat sich lange gegen den Elektrifizierungstrend gestemmt – aus gutem Grund. Konventionelle Batterien boten schlicht nicht genug Energiedichte, um Flugzeuge wirtschaftlich zu betreiben. Doch in den letzten Jahren hat sich das Blatt gewendet. Fortschritte in der Batterietechnologie, leichtere Materialien und effizientere Elektromotoren machen nun möglich, was lange undenkbar schien: Regionalflüge mit elektrischem Antrieb.

Besonders im Segment der Business-Jets und regionalen Zubringerflüge liegt enormes Potenzial. Hier werden keine transkontinentalen Reichweiten benötigt, sondern effiziente Verbindungen zwischen nahegelegenen Wirtschaftszentren. Genau diese Nische haben Eviation und Heart Aerospace im Visier – und treffen damit den Nerv eines Marktes mit über 2.500 alternden Regionalflugzeugen, die in den kommenden Jahren ersetzt werden müssen.

Die Timing könnte nicht besser sein: Strenge Emissionsauflagen, steigende Kraftstoffpreise und wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Reiseoptionen schaffen ein perfektes Umfeld für die elektrische Luftfahrtrevolution.

Eviation Alice – der fliegende Tesla für Geschäftsreisende

Wenn Tesla einen Business-Jet bauen würde, sähe er vermutlich aus wie die Alice von Eviation. Das futuristische Flugzeug mit markanter Dreiecksform und T-Leitwerk hat bei seinem Jungfernflug am 27. September 2022 in Moses Lake, Washington, die Luftfahrtwelt elektrisiert. Mit einer Kapazität von neun Passagieren, einer Reichweite von 815 Kilometern und einer Reisegeschwindigkeit von 407 km/h positioniert sich Alice genau im Sweetspot für regionale Business-Flüge und Zubringerverkehr.

Die technischen Highlights der Alice im Detail

Das Herzstück der Alice bilden zwei elektrische Motoren von magniX mit jeweils 640 kW Leistung. Sie treiben Propeller an, die bis zu 70% leiser arbeiten als vergleichbare Turboprops. Für Geschäftsreisende bedeutet das nicht nur eine angenehmere Reiseerfahrung, sondern auch die Möglichkeit, kleinere, stadtnahe Flughäfen zu nutzen, die bisher Nachtflugverbote hatten.

Die Batterietechnologie bleibt zwar die größte Herausforderung, doch Eviation setzt auf ein ausgeklügeltes Lithium-Ionen-System. Dieses erreicht einen Wirkungsgrad von etwa 80% – mehr als doppelt so effizient wie konventionelle Turbinen mit typischerweise 35%.

Bemerkenswert ist auch das Interesse etablierter Akteure: Cape Air, ein führender Regionalflieger in den USA, hat bereits 75 Exemplare der Alice bestellt. DHL Express sicherte sich 12 Frachtversionen, und der europäische Charterbetreiber Globeair unterzeichnete eine Absichtserklärung für bis zu 40 Flugzeuge.

Heart Aerospace ES-19 – der elektrische Regionalflieger aus Schweden

Während Eviation auf ein komplett neues Flugzeugdesign setzt, verfolgt Heart Aerospace mit dem ES-19 einen pragmatischeren Ansatz. Das schwedische Startup unter Führung von CEO Anders Forslund entwickelt einen 19-sitzigen Regionalflieger, der optisch an klassische Turboprop-Flugzeuge erinnert – jedoch mit vier Elektromotoren ausgestattet ist.

Der ES-19 bietet eine rein elektrische Reichweite von 400 Kilometern, was für viele innereuropäische Verbindungen ausreicht. Besonders clever: Die optionale Hybrid-Konfiguration, die die Reichweite auf 800 Kilometer verdoppelt und damit eine sanftere Transition zur vollelektrischen Zukunft erlaubt.

Große Namen setzen auf Heart Aerospace

Das Vertrauen in Heart Aerospace spiegelt sich in der beeindruckenden Liste der Partner wider. United Airlines, einer der größten Carrier weltweit, hat 100 ES-19 Flugzeuge bestellt. Air Canada folgte mit einer Absichtserklärung für 30 Maschinen, während die skandinavische SAS eine Kooperationsvereinbarung für nachhaltigen Regionalverkehr unterzeichnet hat.

Auch die Investorenliste liest sich wie ein Who’s who der Tech- und Luftfahrtbranche: Breakthrough Energy Ventures von Bill Gates und EQT Ventures gehören zu den Hauptgeldgebern, die bereits über 50 Millionen US-Dollar in das Unternehmen investiert haben. Die schwedische Innovationsagentur Vinnova unterstützt das Projekt zusätzlich mit staatlichen Fördermitteln.

Wirtschaftliche Vorteile: Mehr als nur grünes Image

Die elektrischen Business-Jets punkten nicht nur mit Umweltvorteilen – sie versprechen auch handfeste wirtschaftliche Vorteile. Die Betriebskosten liegen deutlich unter denen konventioneller Flugzeuge. Elektromotoren haben weniger bewegliche Teile, was den Wartungsaufwand drastisch reduziert. Hinzu kommt der günstigere „Treibstoff“: Strom kostet pro Energieeinheit nur einen Bruchteil von Kerosin.

Für Charterfirmen und Business-Aviation-Anbieter eröffnen sich damit neue Geschäftsmodelle. Kürzere Strecken, die bisher unwirtschaftlich waren, können profitabel bedient werden. Die geringere Lärmbelastung ermöglicht zudem längere Betriebszeiten an stadtnahen Flughäfen – ein entscheidender Vorteil für zeitsensible Geschäftsreisende.

Studien von Roland Berger prognostizieren für den Markt elektrischer Luftfahrzeuge ein jährliches Wachstum von 15-20% bis 2030. McKinsey geht davon aus, dass bis 2035 etwa 30% aller Neubestellungen im Regionalsegment auf elektrische oder hybride Flugzeuge entfallen könnten.

Die Herausforderungen auf dem Weg zum elektrischen Fliegen

Trotz aller Euphorie: Der Weg zur Elektrifizierung der Luftfahrt ist mit Herausforderungen gepflastert. Die Batterietechnologie bleibt der kritische Faktor. Aktuelle Lithium-Ionen-Batterien erreichen nur etwa ein Dreißigstel der Energiedichte von Kerosin. Selbst mit optimierter Aerodynamik und Leichtbauweise begrenzt dies die praktikable Reichweite.

Die Ladeinfrastruktur an Flughäfen stellt eine weitere Hürde dar. Für schnelles Laden werden Hochleistungsanschlüsse benötigt, die viele kleinere Flughäfen erst installieren müssen.

Besonders komplex gestaltet sich die Zertifizierung. Sowohl die amerikanische FAA als auch die europäische EASA mussten ihre Regelwerke anpassen, um elektrische Antriebssysteme zu berücksichtigen. Die Part 23 Amendments der FAA und neue EASA-Standards ebnen zwar den Weg, doch der Zertifizierungsprozess bleibt zeitaufwändig und kostspielig.

Wann heben die elektrischen Business-Jets ab?

Beide Unternehmen haben ambitionierte, aber realistische Zeitpläne vorgelegt. Eviation plant nach dem erfolgreichen Erstflug weitere Testflüge und Systemoptimierungen bis 2025. Die Zertifizierung wird für 2027 angestrebt, mit ersten kommerziellen Auslieferungen ab 2028.

Heart Aerospace zielt auf einen Erstflug des ES-19 im Jahr 2025 ab. Die Zertifizierung soll 2028 erfolgen, gefolgt von kommerziellen Auslieferungen ab 2029.

Bemerkenswert ist, dass beide Unternehmen trotz der technologischen Herausforderungen solide finanziert sind. Eviation hat in seiner Series C-Runde 118 Millionen US-Dollar eingesammelt, mit einer Gesamtfinanzierung von über 200 Millionen US-Dollar. Zu den Hauptinvestoren zählen die Clermont Group und Singapurs Staatsfonds Temasek.

Das Wettbewerbsumfeld: Mehr als nur zwei Player

Eviation und Heart Aerospace sind zwar Vorreiter, aber längst nicht allein im Rennen um die Elektrifizierung der Luftfahrt. Wright Electric arbeitet an einem deutlich größeren elektrischen Flugzeug mit 186 Sitzen für den Kurzstreckenmarkt. Harbour Air hat bereits erste kommerzielle Elektroflüge mit umgerüsteten Wasserflugzeugen durchgeführt.

Auch etablierte Hersteller mischen mit: Rolls-Royce treibt mit seinem ACCEL-Programm die Entwicklung elektrischer Antriebe voran. Airbus experimentierte mit dem E-Fan X Demonstrator, stellte das Projekt jedoch 2020 ein, um sich auf Wasserstofftechnologie zu konzentrieren.

Die Vielfalt der Ansätze zeigt: Der Markt für elektrische Luftfahrt ist dynamisch und bietet Raum für verschiedene Lösungen. Während einige auf Retrofits setzen, entwickeln andere komplett neue Flugzeugkonzepte – vom Senkrechtstarter bis zum Hybrid-Regionaljet.

Geschäftsmodelle im Wandel – neue Chancen für die Business-Aviation

Die elektrischen Regionalflugzeuge könnten die Business-Aviation grundlegend verändern. Ihr Kostenvorteil ermöglicht neue Geschäftsmodelle wie „Air Taxi“-Dienste zwischen mittelgroßen Städten oder flexiblen On-Demand-Regionalverkehr. Die niedrigeren Betriebskosten könnten Geschäftsreisen für eine breitere Zielgruppe erschwinglich machen.

Besonders interessant: Die Kombination aus geringem Lärm, niedrigen Emissionen und reduzierten Kosten eröffnet Zugang zu kleineren, stadtnahen Flughäfen. Statt langer An- und Abreisewege zu großen Drehkreuzen könnten Geschäftsreisende direkt von Stadtzentrum zu Stadtzentrum fliegen – ein enormer Zeitvorteil.

Für Unternehmen mit verteilten Standorten bietet sich die Chance, eigene Flotten elektrischer Business-Jets zu betreiben oder entsprechende Charter-Dienste zu nutzen. Die Umweltvorteile helfen zudem, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und den CO2-Fußabdruck der Geschäftsreisen zu reduzieren.

Stiller Aufbruch in eine neue Ära

Die elektrische Revolution in der Luftfahrt vollzieht sich leiser als in anderen Branchen – im wahrsten Sinne des Wortes. Während Elektroautos längst zum Straßenbild gehören, arbeiten Unternehmen wie Eviation und Heart Aerospace noch im Verborgenen an ihren Prototypen. Doch die ersten erfolgreichen Testflüge und die beeindruckenden Auftragsbücher zeigen: Die Transformation hat begonnen.

Für die Business-Aviation bedeutet dies nichts weniger als eine Neuerfindung. Elektrische Antriebe machen regionales Fliegen sauberer, leiser und kostengünstiger. Sie ermöglichen neue Routen, erschließen bisher unterversorgte Märkte und bieten eine attraktive Alternative zu zeitraubenden Bahn- oder Autofahrten.

Die größte Stärke der elektrischen Business-Jets liegt vielleicht in ihrer Fähigkeit, drei scheinbar widersprüchliche Ziele zu vereinen: ökologische Nachhaltigkeit, wirtschaftliche Effizienz und höherer Reisekomfort. Eine Kombination, die nicht nur die Luftfahrtbranche, sondern auch die Art und Weise, wie Unternehmen Mobilität denken, nachhaltig verändern wird.

eviation.com – Alice Specifications

flightglobal.com – Eviation Alice makes maiden flight (Dominic Perry)

heartaerospace.com – ES-19 Aircraft Specifications

avitrader.com – Heart Aerospace unveils ES-19 hybrid-electric aircraft

rolandberger.com – Electric aviation: Taking off

mckinsey.com – Electric and hybrid aircraft poised for growth

techcrunch.com – Eviation raises $118M Series C for its electric aircraft (Rebecca Bellan)

aviationweek.com – Eviation Targets 2027 Alice Certification (Graham Warwick)

About the author

Bild von Katharina Schmied

Katharina Schmied

Katharina Schmied ist auf Lifestyle spezialisiert und bringt globale Trends, Insights und Inspirationen zusammen. Sie durchforstet internationale Magazine, Blogs und Studien, um MARES-Lesern fundierte und zugleich unterhaltsame Einblicke zu bieten. Ihr Mehrwert: Vielfältiges Wissen aus aller Welt, verständlich aufbereitet und inspirierend erzählt.
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