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Luxus trifft Lakritz: Warum Katjes mit der BOGNER-Übernahme die Branchenregeln neu schreibt

BOGNER und Katjes - eine Verbindung, die mehr erwarten lässt, als der erste Eindruck vermuten lässt

Süßigkeiten und Skijacken – klingt wie der Start eines schlechten Witzes, ist aber die neueste Geschäftsidee eines der erfolgreichsten deutschen Süßwarenhersteller. Als ich die Nachricht las, dachte ich zunächst an einen verspäteten Aprilscherz: Katjes kauft BOGNER? Ernsthaft? Doch was auf den ersten Blick absurd erscheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als brillanter Schachzug. Der Lakritz-Gigant sichert sich 60 Prozent der Anteile am Luxus-Modelabel und bricht damit nicht nur mit Konventionen – er definiert die Regeln des Branchenspiels komplett neu.

Von Lakritz zu Luxus: Der überraschendste Deal des Jahres

Am 1. August 2025 machte Katjes offiziell, was Brancheninsider kaum für möglich gehalten hätten: Der Süßwarenhersteller übernimmt die Mehrheit am traditionsreichen Luxuslabel BOGNER. Ein Deal, der die Grenzen zwischen Konsumgüter- und Luxusbranche verschwimmen lässt und Marktbeobachter aufhorchen lässt.

BOGNER erzielte im Geschäftsjahr 2024/25 einen Nettoumsatz von fast 200 Millionen Euro. Im Geschäftsjahr 2023/24 erreichte BOGNER einen Rekordumsatz von 187,6 Millionen Euro. Für Katjes bedeutet das einen gewaltigen Sprung – vom Fruchtgummi-Hersteller zum Mitspieler in der Luxusliga.

Während die Modebranche noch den Kopf schüttelt, zeigt sich: Hier steckt mehr dahinter als ein impulsiver Ausflug in fremde Gefilde. Der Deal folgt einer klaren Strategie, die beide Unternehmen in ihren jeweiligen Märkten stärken könnte. Der Abschluss der Transaktion ist für September 2025 geplant, vorbehaltlich kartellrechtlicher Genehmigung.

Warum ein Süßwarenhersteller plötzlich Mode verkaufen will

Diversifikation ist das neue Schwarz – und Katjes trägt es mit Stil. Der drittgrößte deutsche Süßwarenhersteller hat erkannt, dass Wachstum jenseits gesättigter Märkte stattfinden muss. Die Übernahme von BOGNER ist keine Laune, sondern ein kalkulierter Schritt in Richtung Portfolio-Erweiterung und Risikominimierung. Die Übernahme erfolgt über die 100%ige Tochtergesellschaft „Katjes Quiet Luxury“.

Die Strategie hinter dem ungewöhnlichen Match

Tobias Bachmüller und Bastian Fassin, die Köpfe hinter Katjes, haben in Interviews keinen Zweifel daran gelassen, dass dieser Deal Teil einer größeren Vision ist. Sie sehen in BOGNER nicht einfach nur ein Modelabel, sondern eine Plattform für Wachstum in neuen Märkten.

Für Katjes eröffnen sich durch die Übernahme gleich mehrere strategische Vorteile: Neben der offensichtlichen Diversifikation des Portfolios erschließt sich das Unternehmen Zugang zu einer völlig neuen, kaufkräftigen Zielgruppe. Die Luxuskunden von BOGNER konsumieren anders, entscheiden anders und – was besonders wichtig ist – sie bezahlen anders als die typischen Katjes-Käufer.

Gleichzeitig bietet die Übernahme Potenzial für Synergien in Marketing und Vertrieb. Beide Marken können voneinander lernen, ohne ihre jeweilige Identität aufzugeben. Während BOGNER von der Innovationskraft und dem digitalen Know-how von Katjes profitieren kann, erhält der Süßwarenhersteller Einblicke in die Welt des Luxusmarketings und internationale Vertriebskanäle.

Der vielleicht wichtigste Aspekt: Mit BOGNER erwirbt Katjes eine Marke mit internationalem Renommee und erschließt sich damit neue geografische Märkte, die für Süßwaren möglicherweise schwerer zugänglich wären. Katjes erwägt zur Kaufpreisfinanzierung eine Aufstockung der bestehenden Unternehmensanleihe (WKN A30V78/ISIN NO0012888769).

Was BOGNER aus dem Deal herausholt

Auch für die Luxusmarke bietet die Übernahme handfeste Vorteile. Mit Katjes im Rücken erhält BOGNER frisches Kapital für Expansion und Innovation – zwei Faktoren, die im hart umkämpften Luxussegment überlebenswichtig sind.

Ein Sprecher betonte die Vorteile der Partnerschaft für internationale Expansion und Innovation. BOGNER ist die größte familiengeführte Luxusbekleidungsmarke in Deutschland.

Die neue Eigentümerstruktur: Wer behält die Kontrolle?

Mit dem Erwerb von 60 Prozent der Anteile sichert sich Katjes zwar die Mehrheit, aber die verbleibenden 40 Prozent bleiben in den Händen der bisherigen Eigentümer – vermutlich eine Mischung aus Mitgliedern der Gründerfamilie und institutionellen Investoren. Diese Struktur ist klug gewählt: Sie gibt Katjes die nötige Kontrolle für strategische Entscheidungen, bewahrt aber gleichzeitig das historische Erbe und die Markenidentität der Willy Bogner GmbH („Bogner Gruppe“).

Die Gründerfamilie bleibt so an Bord – ein wichtiges Signal an loyale Kunden und Partner. Denn nichts wäre schädlicher für eine Luxusmarke als der Eindruck, sie würde ihre Wurzeln und Werte für schnelles Geld opfern.

Branchengrenzen verschwimmen: Der Trend zu Cross-Sector-Deals

Der Katjes-BOGNER-Deal steht nicht allein. In den letzten Jahren haben wir vermehrt Übernahmen und Kooperationen zwischen scheinbar ungleichen Branchen gesehen. Luxusgüter und Lebensmittel, Mode und Technologie, Automobilhersteller und Unterhaltungselektronik – die traditionellen Branchengrenzen lösen sich auf.

Diese Entwicklung folgt einer klaren Logik: In gesättigten Märkten mit hohem Wettbewerbsdruck suchen Unternehmen nach neuen Wachstumsfeldern. Cross-Sector-Deals bieten genau das – neue Märkte, neue Kunden, neue Umsatzquellen. Gleichzeitig minimieren sie das Risiko der Abhängigkeit von einer einzelnen Branche.

Der Katjes-BOGNER-Deal ist daher weniger eine Anomalie als vielmehr ein Vorbote dessen, was wir in Zukunft häufiger sehen werden: Unternehmen, die über den Tellerrand ihrer angestammten Branche hinausblicken und unkonventionelle Wege gehen.

Die Herausforderungen der ungewöhnlichen Partnerschaft

So vielversprechend der Deal auch klingt, er bringt erhebliche Herausforderungen mit sich. Die Integration zweier Unternehmen mit völlig unterschiedlichen Kulturen, Produkten und Zielgruppen ist alles andere als trivial.

Katjes, bekannt für vegane Fruchtgummis und Lakritz, bedient den Massenmarkt mit erschwinglichen Produkten für den täglichen Konsum. BOGNER hingegen steht für Exklusivität, Luxus und saisonale Kollektionen zu Premium-Preisen. Diese Unterschiede spiegeln sich nicht nur in den Produkten wider, sondern prägen die gesamte Unternehmenskultur, von der Produktentwicklung über das Marketing bis hin zum Vertrieb.

Die größte Herausforderung wird sein, Synergien zu nutzen, ohne die jeweilige Markenidentität zu verwässern. BOGNER-Kunden erwarten Exklusivität und sind bereit, dafür zu zahlen. Eine zu enge Verbindung mit einer Massenmarke könnte dieses Image gefährden. Umgekehrt könnte Katjes Gefahr laufen, sich zu sehr auf das neue Luxussegment zu konzentrieren und dabei das Kerngeschäft zu vernachlässigen.

Kulturschock oder kreative Fusion?

Unternehmenskulturen sind wie Eisberge – an der Oberfläche sieht man nur einen kleinen Teil, während der größere, oft problematischere Teil unter Wasser verborgen bleibt. Die Fusion von Süßwarenhersteller und Luxusmodehaus bringt zwei fundamental unterschiedliche Welten zusammen.

Bei Katjes dreht sich alles um Massenproduktion, effiziente Prozesse und breite Marktdurchdringung. Entscheidungen werden schnell getroffen, Produktzyklen sind kurz, und der Fokus liegt auf Volumen und Effizienz. BOGNER dagegen lebt von Exklusivität, handwerklicher Tradition und saisonalen Kollektionen. Hier zählen Details, Perfektion und ein gewisses Maß an Unnahbarkeit.

Diese kulturellen Unterschiede könnten zur Zerreißprobe werden – oder aber zum Katalysator für Innovation. Wenn beide Seiten offen für neue Perspektiven sind, könnte aus den kulturellen Unterschieden eine kreative Fusion entstehen, die beiden Unternehmen neue Impulse gibt.

Was die Übernahme für die Mitarbeiter bedeutet

Fusionen und Übernahmen lösen bei Mitarbeitern oft Unsicherheit aus – und das zu Recht. Doch laut offiziellen Statements sollen bestehende Teams und Standorte beider Unternehmen erhalten bleiben. Mehr noch: Es werden zukünftige Investitionen in Aussicht gestellt, die das Wachstum beider Marken unterstützen sollen.

Für die Mitarbeiter von BOGNER könnte die Übernahme sogar neue Karrierechancen eröffnen. Als Teil einer größeren Unternehmensgruppe entstehen neue Positionen und Entwicklungsmöglichkeiten, die in einem eigenständigen Unternehmen nicht existiert hätten.

Gleichzeitig bringt die Übernahme frischen Wind in beide Organisationen. Der Austausch von Know-how und Perspektiven kann zu neuen Ideen führen und eingefahrene Denkmuster aufbrechen – vorausgesetzt, die Integration wird sensibel und mit Respekt für beide Unternehmenskulturen gestaltet.

Der rechtliche Rahmen: Mehr als nur Papierkram

Jede größere Übernahme unterliegt strengen regulatorischen Anforderungen – auch der Katjes-BOGNER-Deal. Die zuständigen Wettbewerbsbehörden müssen grünes Licht geben, nachdem sie geprüft haben, ob der Zusammenschluss den fairen Wettbewerb gefährdet.

Im Fall von Katjes und BOGNER dürfte diese Prüfung relativ unkompliziert sein, da beide Unternehmen in unterschiedlichen Marktsegmenten tätig sind und kaum Überschneidungen existieren. Dennoch ist der regulatorische Prozess mehr als nur Formalität – er kann wertvolle Einblicke in potenzielle Problembereiche geben und hilft, die Integration von Anfang an auf ein solides rechtliches Fundament zu stellen.

Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Schutz des Markenimages und der Sicherstellung fairer Wettbewerbsbedingungen. Beide Unternehmen verfügen in ihren jeweiligen Segmenten über starke Marktpositionen, die durch den Zusammenschluss nicht in wettbewerbswidriger Weise verstärkt werden dürfen.

Marktreaktionen: Von Skepsis bis Begeisterung

Die Reaktionen auf die Übernahme fielen erwartungsgemäß gemischt aus. Während einige Marktbeobachter den Deal als wegweisend loben und auf die Synergiepotenziale und Cross-Selling-Möglichkeiten hinweisen, zeigen sich andere skeptisch angesichts der großen Unterschiede zwischen beiden Unternehmen.

Branchenexperten betonen jedoch überwiegend die Innovationskraft, die aus dieser ungewöhnlichen Verbindung entstehen könnte. Die Übernahme wird als Beispiel für das Aufweichen starrer Branchengrenzen gesehen – ein Trend, der in einer zunehmend vernetzten und digitalisierten Wirtschaft immer wichtiger wird.

Besonders interessant: Auch Wettbewerber beobachten den Deal genau. Sollte die Integration erfolgreich verlaufen, könnten ähnliche Cross-Sector-Übernahmen folgen, bei denen Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen ihre Kräfte bündeln, um gemeinsam zu wachsen.

Zukunftsperspektiven: Was kommt nach der Übernahme?

Die eigentliche Arbeit beginnt erst nach Abschluss des Deals. Die Integration beider Unternehmen, die Entwicklung gemeinsamer Strategien und die Nutzung von Synergien werden die kommenden Jahre prägen. Dabei stehen mehrere strategische Optionen im Raum.

Eine naheliegende Möglichkeit sind Co-Branding-Initiativen, bei denen beide Marken gemeinsam auftreten, ohne ihre jeweilige Identität aufzugeben. Limitierte Editionen, exklusive Kollektionen oder gemeinsame Events könnten beiden Marken neue Zielgruppen erschließen.

Auch im Bereich Retail ergeben sich spannende Perspektiven. BOGNER könnte von Katjes‘ Expertise im Massenvertrieb profitieren, während Katjes Zugang zu exklusiven Vertriebskanälen erhält. Gemeinsame Flagship-Stores oder Shop-in-Shop-Konzepte könnten das Kundenerlebnis beider Marken bereichern.

Langfristig könnte die Übernahme sogar zu völlig neuen Produktkategorien führen. Warum nicht eine BOGNER-Lifestyle-Linie, die über Luxus-Mode hinausgeht? Oder premium Katjes-Produkte, die gezielt das Premium-Segment ansprechen?

Die Lehre für andere Unternehmen

Der Katjes-BOGNER-Deal lehrt uns eine wichtige Lektion: In einer Zeit, in der traditionelle Geschäftsmodelle unter Druck stehen, kann der Mut zum Unkonventionellen entscheidende Wettbewerbsvorteile schaffen. Unternehmen, die über den Tellerrand ihrer angestammten Branche hinausblicken, erschließen sich neue Wachstumspotenziale und minimieren gleichzeitig ihre Abhängigkeit von einem einzelnen Markt.

Diese Strategie erfordert jedoch mehr als nur finanzielles Kapital. Sie verlangt ein tiefes Verständnis beider Branchen, kulturelle Sensibilität und die Fähigkeit, langfristig zu denken. Der kurzfristige Erfolg mag verlockend sein, doch nachhaltige Wertschöpfung entsteht erst durch geduldige Integration und respektvolle Zusammenarbeit.

Für andere Unternehmen, die ähnliche Wege gehen wollen, lautet die Botschaft: Seid mutig, aber nicht übermütig. Sucht nach Partnern, deren Stärken eure Schwächen ausgleichen, und investiert mindestens so viel in die kulturelle Integration wie in die finanzielle Transaktion.

Warum ist das wichtig?

Der Katjes-BOGNER-Deal ist mehr als nur eine weitere Übernahme – er ist ein Vorbote fundamentaler Veränderungen in der Geschäftswelt. Für euch als Unternehmer, Manager oder Marktbeobachter hat dieser Deal konkrete Bedeutung:

– Die Branchengrenzen verschwimmen zunehmend. Wer sich nur an den traditionellen Wettbewerbern orientiert, übersieht potenzielle Bedrohungen und Chancen aus unerwarteten Richtungen.

– Diversifikation wird zum strategischen Imperativ. In volatilen Märkten bietet ein breit aufgestelltes Portfolio Schutz vor branchenspezifischen Krisen und erschließt neue Wachstumspotenziale.

– Kulturelle Integration entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. Die größte Herausforderung bei branchenübergreifenden Übernahmen liegt nicht in der finanziellen Transaktion, sondern in der Vereinbarung unterschiedlicher Unternehmenskulturen.

Der Katjes-BOGNER-Deal zeigt eindrucksvoll: Im Business von morgen gewinnen nicht die Größten oder die Reichsten, sondern die Anpassungsfähigsten. Unternehmen, die bereit sind, Konventionen zu hinterfragen und neue Wege zu gehen, schreiben die Regeln des Spiels neu – und setzen Maßstäbe für eine ganze Branche.

katjes.de – Katjes übernimmt 60 % der Anteile der Luxusmarke BOGNER

antenne.de – Katjes übernimmt Mehrheit bei Modehersteller BOGNER

Wikipedia – Katjes

Handelsblatt – Management und Fusionskontrolle (verschiedene Autoren)

Finanznachrichten.de – EQS-News: Katjes International erwirbt Mehrheitsbeteiligung an der Bogner Gruppe (deutsch)

retail-news.de – Katjes steigt bei Luxusmodemarke Bogner ein

it-boltwise.de – Katjes erweitert Portfolio durch Übernahme der Luxusmarke Bogner

Business Insider – Von Gummibärchen zu Luxusmode: Katjes übernimmt Mehrheit an Bogner

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