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Medium Hot: Was Unternehmen von Hito Steyerl über KI, Bilderflut und digitale Mechanismen lernen können

Hito Steyerl's "Medium Hot" ist genau das – ein brillanter Wegweiser durch die Untiefen der KI-gesteuerten Bilderwelt. Die deutsche Videokünstlerin und Philosophieprofessorin entlarvt in elf messerscharfen Essays die Paradoxien unserer digitalen Gegenwart und bietet dabei überraschende Einsichten für euren Unternehmenserfolg.

Stellt euch vor, eine der einflussreichsten Künstlerinnen unserer Zeit liefert euch einen Business-Kompass für die KI-Ära. Hito Steyerl’s „Medium Hot“ ist genau das – ein brillanter Wegweiser durch die Untiefen der KI-gesteuerten Bilderwelt. Die deutsche Videokünstlerin und Philosophieprofessorin entlarvt in elf messerscharfen Essays die Paradoxien unserer digitalen Gegenwart und bietet dabei überraschende Einsichten für euren Unternehmenserfolg. Wer die Mechanismen hinter KI-generierten Bildern versteht, erkennt auch die Risiken und Chancen für das eigene Business.

Die thermodynamische Metapher: Was Bilderzeugung mit eurem Geschäftsmodell zu tun hat

Steyerl nutzt eine faszinierende thermodynamische Metapher, die direkt auf eure Geschäftsstrategie übertragbar ist. Sie beschreibt, wie ein „kühles“, strukturiertes Bild durch Entropie in „heißeres“, weniger organisiertes Rauschen zerfällt – und wie KI diesen Prozess umkehrt, um aus Chaos wieder Ordnung zu schaffen. Genau diese Dynamik erleben wir in Märkten: Etablierte Geschäftsmodelle lösen sich auf, während innovative Unternehmen aus dem scheinbaren Chaos neue Wertschöpfung generieren.

Besonders aufschlussreich ist Steyerls Konzept des „Modellkollapses“. Sie zieht Parallelen zwischen der Finanzkrise 2008 und dem potenziellen Zusammenbruch der KI-Bildgebung. Wie die Finanzderivate auf fehlerhaften Annahmen basierten, so könnten auch KI-Modelle kollabieren, wenn sie endlos bestehendes Material recyceln. Für euer Unternehmen bedeutet das: Hinterfragt kritisch, ob eure KI-Strategie echten Mehrwert schafft oder nur bestehendes Material neu verpackt.

Die Illusion der KI-Produktivitätssteigerung

Hier kommt Steyerl mit einer ernüchternden Erkenntnis: Der Ökonom Daron Acemoglu prognostiziert, dass die durch KI verursachten Produktivitätssteigerungen insgesamt „nicht mehr als eine 0,66%ige Steigerung der totalen Faktorproduktivität über 10 Jahre“ betragen werden. Was tatsächlich steigen könnte, ist die Kluft zwischen Kapital- und Arbeitseinkommen. Trotz enormer Investitionen scheitern Unternehmen bisher weitgehend daran, KI-Produkte zu monetarisieren. Die vielgepriesene „Killer-App“ bleibt unsichtbar.

Derivative Bilder: Die Parallele zum risikoreichen Finanzmarkt

Steyerls brillantestes Konzept ist das der „derivativen Bilder“ – eine direkte Analogie zu Finanzderivaten. Wie Finanzderivate sind KI-generierte Bilder von realen Assets abgeleitet, bergen aber enorme systemische Risiken. Die Künstlerin warnt, dass die Existenzbedingung des derivativen Bildes auf „großangelegtem Datendiebstahl“ basiert.

Diese Einsicht ist Gold wert für eure Unternehmensstrategie: Achtet darauf, dass eure KI-generierten Inhalte rechtlich abgesichert sind und nicht auf zweifelhaft akquirierten Daten basieren. Eine transparente Datenstrategie schützt vor Reputationsschäden und rechtlichen Fallstricken.

Besonders relevant für Creative Directors: Während das „arme Bild“ (ein früheres Konzept Steyerls) versucht, Urheberrechtsbeschränkungen zu umgehen, basiert das derivative KI-Bild auf systematischer Aneignung fremder Kreativleistung. Diese Unterscheidung hilft euch, ethisch fundierte Content-Strategien zu entwickeln.

Die versteckten Kosten der KI-Revolution

Steyerl deckt auf, was Big Tech zu verbergen versucht: den enormen Energieverbrauch von KI-Systemen. Das „AGI-Wettrüsten“ zwischen Microsoft, Google und Apple erhöht deren CO2-Fußabdruck dramatisch. Für eure Nachhaltigkeitsstrategie bedeutet das: Bezieht die Umweltauswirkungen eurer KI-Nutzung unbedingt in eure ESG-Berichte ein.

Gleichzeitig entlarvt die Künstlerin die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen hinter der scheinbar magischen KI. Sie beschreibt, wie „Arbeiter in digitalen Industrien die Rolle von Rauschpartikeln übernehmen, ausgebrannt werden, sich zerstreuen und zufällig umherbewegen, was sie anfällig für Ausbeutung macht.“ Eine wichtige Mahnung für eure Personalstrategie: Verhindert, dass eure Mitarbeiter zu austauschbaren „Rauschpartikeln“ werden.

Kreative Zukunftssicherung in der KI-Ära

Die vielleicht wertvollste Lektion aus „Medium Hot“ betrifft die Zukunft kreativer Arbeit. Steyerl beschreibt, wie heute auch immaterielle Arbeit automatisiert wird, was zu einer „automatisierten Arbeitsperformance“ führt. „Probabilistische Systeme übernehmen nun die Rolle post-fordistischer Virtuosen, die 24/7 kreativ brennen sollen.“

Für eure Kreativteams bedeutet das: Entwickelt Fähigkeiten, die KI nicht ersetzen kann – konzeptionelles Denken, kulturelles Verständnis und ethische Urteilskraft. Gleichzeitig solltet ihr eure kreativen Prozesse so gestalten, dass sie nicht vollständig von „proprietären Pipelines“ großer Tech-Unternehmen abhängig werden.

Der Weckruf für digitale Entscheider

Steyerls Buch ist keine theoretische Abhandlung – es ist ein Weckruf für alle, die in der digitalen Wirtschaft Entscheidungen treffen. Die Künstlerin entlarvt die Mechanismen hinter der scheinbar magischen KI-Bilderwelt und gibt euch damit wertvolle Tools an die Hand, um informierte strategische Entscheidungen zu treffen.

Nutzt diese Einsichten, um eine KI-Strategie zu entwickeln, die nicht nur kurzfristige Gewinne verspricht, sondern langfristig nachhaltig, ethisch fundiert und wirklich wertschöpfend ist. Denn wer die Mechanismen hinter den Kulissen versteht, kann das volle Potenzial der Technologie ausschöpfen – ohne in die Fallen zu tappen, die Steyerl so brillant offenlegt.

versobooks.com – Medium Hot: Images in the Age of Heat

artnews.com – The Holes in Hito Steyerl’s Political Thinking (Larissa Pham)

artreview.com – Hito Steyerl’s ‚Medium Hot‘: The Age of Slop (Terry Nguyen)

kirkusreviews.com – MEDIUM HOT

About the author

Bild von Johann Kaiser

Johann Kaiser

Johann Kaiser konzentriert sich als digitaler Analyst auf Künstliche Intelligenz. Er wertet technische Entwicklungen, Forschungsergebnisse und Praxisanwendungen aus verschiedensten Quellen aus und macht sie für MARES-Leser greifbar. Sein Fokus: Komplexe KI-Themen verständlich erklären und globale Expertise zugänglich machen.
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