Ein neues Kapitel der europäischen Kryptowirtschaft hat begonnen. Die Markets in Crypto-Assets (MiCA) Regulierung, seit Ende 2024 vollständig in Kraft, schafft erstmals einen einheitlichen Rechtsrahmen für alle 27 EU-Mitgliedstaaten. Was für viele wie eine Hürde klingt, entpuppt sich als Startrampe: Über 1,2 Milliarden Euro Risikokapital flossen allein im ersten Halbjahr 2025 in MiCA-konforme Startups. Diese Regelklarheit wird zum Wettbewerbsvorteil für Europa – und eine neue Generation von Blockchain-Innovatoren nutzt dieses Fundament bereits für ihren Aufstieg.
Europas regulatorischer Vorsprung als Innovationsmotor
Während der globale Kryptomarkt nach dem FTX-Kollaps 2022 ins Straucheln geriet, schuf Europa mit MiCA klare Spielregeln. Das Ergebnis? Institutionelle Investoren kehren zurück – 32% haben ihre Krypto-Bestände nach Inkrafttreten der Regulierung erhöht. Selbst die Deutsche Börse plant über ihre Tochter Clearstream Custody- und Settlement-Dienste für Bitcoin und Ether.
Über 65% der EU-basierten Krypto-Unternehmen haben bereits MiCA-Konformität erreicht. Diese Vorreiter positionieren sich strategisch für den prognostizierten 1,8-Billionen-Euro-Markt Ende 2025. Während kleinere Anbieter mit den neuen Anforderungen kämpfen, nutzen die folgenden zwölf Startups die regulatorische Klarheit als Sprungbrett.
Die Treasury-Revolutionäre: Fipto und Sling
Als eines der ersten französischen Startups mit vollständiger DASP‑Lizenz hat Fipto aus Paris die MiCA‑Regeln frühzeitig umgesetzt. Mit 15 Millionen Euro Seed‑Finanzierung von Serena und Motier Ventures ermöglicht die Plattform Unternehmen, internationale Transaktionen in Echtzeit zu initiieren, zu verfolgen und abzugleichen – sowohl in Krypto‑ als auch in Fiatwährungen. Sling, unterstützt von Speedinvest, ergänzt dies durch automatisierte Treasury‑Workflows, die Liquidität über Stablecoins optimieren. Beide bieten regulierten, auditierten Rahmen, der Compliance sichert und gleichzeitig Blockchain‑Effizienz liefert.
Die Infrastruktur-Innovatoren: Peaq und Compass Labs
Das deutsche Startup Peaq entwickelt die grundlegende Infrastruktur für die Maschinen-Ökonomie – eine speziell konzipierte Blockchain für dezentrale physische Infrastrukturnetzwerke (DePINs). Hier könnten bald Millionen autonomer Maschinen eigenständig Transaktionen durchführen und Werte generieren.
Compass Labs aus London, geführt von der Oxford-Physikerin Elisabeth Duijnstee, bietet eine universelle API-Schicht für Blockchain-Finanzprodukte. Mit Unterstützung von Andreessen Horowitz ermöglicht ihre Technologie Institutionen und Fintechs den Einstieg in On-Chain-Finanzprodukte – ohne eigene Smart Contracts schreiben zu müssen.
Beide Unternehmen zeigen, wie europäische Startups nicht nur Anwendungen, sondern fundamentale Infrastruktur für die nächste Welle der Blockchain-Adoption schaffen.
Die Finanzwelt-Transformierer: MetalGear und Tranched
Mit frisch erworbener MiCA-Lizenz revolutioniert das Pariser Startup MetalGear grenzüberschreitende Zahlungen in Schwellenmärkten. Durch den Einsatz von Stablecoins und Blockchain-Technologie bietet das 2022 gegründete Unternehmen schnellere, transparentere und kostengünstigere Alternativen zu traditionellen Systemen wie SWIFT und Western Union.
Tranched, ebenfalls aus Frankreich, automatisiert den komplexen Prozess der Verbriefung von Krediten mittels Blockchain. In einem globalen Verbriefungsmarkt im Billionenwert positioniert sich das Startup als direkter Herausforderer etablierter Bankriesen wie HSBC, Barclays und Lloyds.
Die Cloud-Revolutionäre und Banking-Disruptoren
Exo Labs definiert Cloud-Infrastruktur neu, indem es ungenutzte Rechenleistung von Macs weltweit zu einem dezentralen Netzwerk verbindet. Statt gigantischer Datenzentren entsteht ein verteiltes System, in dem Einzelpersonen Hardware beisteuern und dafür belohnt werden.
Striga wiederum entwickelt eine Crypto-native Banking-as-a-Service-Plattform, die Fintechs und Krypto-Startups ermöglicht, Anwendungen zu entwickeln, die nahtlos zwischen Krypto und traditionellen Währungen wechseln – etwa für Krypto-fähige Kartenprogramme.
Der MiCA-Effekt: Europas Blockchain-Zukunft gestalten
Die MiCA-Regulierung bewirkt genau das Gegenteil von dem, was Kritiker befürchteten: Statt Innovation zu ersticken, schafft sie Vertrauen und Klarheit für Investoren und Unternehmer gleichermaßen. Die vorgestellten Startups sind Vorreiter einer neuen europäischen Blockchain-Ökonomie, die auf soliden regulatorischen Fundamenten aufbaut.
Während der europäische Kryptomarkt bis Ende 2025 voraussichtlich um 15% wachsen wird, haben diese zwölf Unternehmen bereits heute die Weichen für ihren Erfolg gestellt. Sie zeigen, dass regulatorische Compliance und disruptive Innovation keine Gegensätze sein müssen – im Gegenteil, sie können sich gegenseitig verstärken und zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden.
sifted.eu – 12 crypto startups to watch in 2025, according to VCs
coincub.com – Europe Crypto Report 2025
eblockchainconvention.com – Europe’s Top 100 Blockchain Startups of the Year
compasslabs.ai – Build on-chain products without blockchain expertise