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Nvidia pumpt 100 Milliarden in OpenAI – wie ein riskanter Kreislauf die KI-Branche ins Wanken bringen könnte

Jensen Huang OpenAI

Nvidia und OpenAI haben gerade die KI-Welt mit einer Partnerschaft erschüttert, die in ihrer Größenordnung beispiellos ist: Der Chip-Gigant wird bis zu 100 Milliarden Dollar in den ChatGPT-Entwickler pumpen. Doch hinter der glänzenden Fassade dieser monumentalen Vereinbarung verbirgt sich ein wirtschaftliches Paradox. OpenAI, das trotz seines Unicorn-Status massive Verluste einfährt, wird dieses Kapital nutzen, um noch mehr Nvidia-Hardware zu kaufen – ein finanzieller Kreislauf, der die Stabilität des gesamten KI-Ökosystems gefährden könnte.

Der 100-Milliarden-Deal: Eine Partnerschaft mit Sprengkraft

Die Zahlen sind atemberaubend: Nvidia investiert progressiv bis zu 100 Milliarden Dollar in OpenAI, gekoppelt an den Ausbau von 10 Gigawatt an Rechenleistung. Das entspricht etwa 4-5 Millionen Grafikprozessoren, die ab 2026 schrittweise bereitgestellt werden sollen. Jensen Huang, Nvidias visionärer CEO, bezeichnet das Vorhaben als „monumental in der Größe“ – und tatsächlich markiert es einen Wendepunkt in der KI-Industrie.

Die Börse reagierte euphorisch: Nvidias Aktienkurs schoss um über 3% nach oben, was einem Wertzuwachs von etwa 200 Milliarden Dollar entspricht. Damit festigt der Chip-Hersteller seine Position als wertvollstes börsennotiertes Unternehmen der Welt mit einer Marktkapitalisierung von fast 4,5 Billionen Dollar.

Doch während die Märkte jubeln, werfen Analysten berechtigte Fragen zur Nachhaltigkeit dieses Konstrukts auf. Bryn Talkington von Requisite Capital Management bringt es auf den Punkt: „Nvidia investiert 100 Milliarden Dollar in OpenAI, die dann OpenAI zurückdreht und es zurück an Nvidia gibt.“

OpenAIs beunruhigende Verlustzone

Hinter der 300-Milliarden-Dollar-Bewertung von OpenAI verbirgt sich eine unbequeme Wahrheit: Das Unternehmen verbrennt Kapital in beispiellosem Tempo. Für 2024 wird ein Verlust von 5 Milliarden Dollar bei 3,7 Milliarden Dollar Umsatz erwartet – ein alarmierendes Verhältnis. Noch dramatischer sind die Projektionen: Bis 2026 sollen sich die Verluste auf 14 Milliarden Dollar summieren, bis 2028 sogar auf insgesamt 44 Milliarden Dollar. Für jeden Dollar Umsatz gibt OpenAI derzeit 2,25 Dollar aus – eine Verbrennungsrate, die selbst für Tech-Unicorns außergewöhnlich ist.

Der gefährliche Kreislauf: Wenn Geld im System zirkuliert

Was hier entsteht, ist ein selbstreferenzieller Wirtschaftskreislauf mit potenziell destabilisierender Wirkung. Nvidia pumpt Milliarden in OpenAI, die wiederum verwendet werden, um Nvidia-Hardware zu kaufen. Diese Hardware ermöglicht OpenAI, seine KI-Modelle weiterzuentwickeln und zu skalieren – was wiederum die Nachfrage nach noch mehr Nvidia-Chips anheizt.

Morningstar-Analysten haben bereits Bedenken bezüglich dieser zirkulären Beziehung geäußert. Die Investition wirft Fragen nach verbundenen Parteien auf, da Nvidia nun Anteile an einem Kunden besitzt, der die erhaltenen Mittel primär für den Kauf von Nvidia-Produkten verwendet.

Besonders brisant: OpenAI plant, bis 2029 einen jährlichen Umsatz von 100 Milliarden Dollar zu erreichen – genau die Summe, die Nvidia jetzt investiert. Doch der Weg dorthin führt durch ein tiefes Tal von Verlusten, die nur durch kontinuierliche Kapitalspritzen überbrückt werden können.

Regulatorische Risiken am Horizont

Diese massive Verflechtung zweier KI-Giganten könnte auch Kartellwächter auf den Plan rufen. Bereits im Juni 2024 haben das US-Justizministerium und die Federal Trade Commission eine Vereinbarung getroffen, die den Weg für potenzielle Kartelluntersuchungen gegen Microsoft, OpenAI und Nvidia ebnet.

Nvidia versucht, diese Bedenken zu zerstreuen: „Unsere Investitionen werden unseren Fokus nicht ändern oder die Lieferung an unsere anderen Kunden beeinträchtigen,“ versicherte das Unternehmen. „Wir werden weiterhin jeden Kunden zu einer Top-Priorität machen, mit oder ohne Beteiligung.“

Spieltheorie oder Zukunftsvision?

Sam Altman, OpenAIs CEO, bleibt seiner Linie treu: „Alles beginnt mit Compute.“ Die Recheninfrastruktur werde „die Basis für die Wirtschaft der Zukunft sein“. Jensen Huang ergänzt: „NVIDIA und OpenAI haben sich ein Jahrzehnt lang gegenseitig vorangetrieben, vom ersten DGX-Supercomputer bis zum Durchbruch von ChatGPT.“

Doch die Frage bleibt: Entsteht hier eine tragfähige Zukunftsvision oder ein fragiles Kartenhaus? Die Wette ist klar: OpenAI und Nvidia setzen darauf, dass die Nachfrage nach fortschrittlicher KI so explosiv wachsen wird, dass sie die enormen Vorabinvestitionen rechtfertigt.

Das Risiko-Potenzial für das KI-Ökosystem

Was passiert, wenn dieser Kreislauf ins Stocken gerät? Wenn OpenAIs Umsatzprognosen nicht eintreten? Wenn regulatorische Eingriffe die Partnerschaft belasten? Die Verflechtung ist so eng, dass Probleme bei einem Partner unweigerlich auf den anderen übergreifen würden – mit potenziellen Auswirkungen auf das gesamte KI-Ökosystem.

Für Investoren und KI-Unternehmen bedeutet dies: Die Konzentration von Kapital und Technologie in diesem Duopol schafft nicht nur Chancen, sondern auch systemische Risiken. Wer in diesem Ökosystem agiert, sollte Diversifikationsstrategien entwickeln und alternative Technologiepfade im Auge behalten.

CNBC – Nvidia plans to invest up to $100 billion in OpenAI as part of data center buildout

NVIDIA Newsroom – OpenAI and NVIDIA Announce Strategic Partnership to Deploy 10 Gigawatts of NVIDIA Systems

Morningstar – Nvidia: Firm Shares Big AI Dreams with OpenAI, Announce a Strategic Partnership

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