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Perplexity gegen die Klick-Ökonomie: Comet Plus soll Verlage aus der Abhängigkeitsfalle holen

Perplexity launcht COMET - einen neuen Browser und persönlichen KI-Assistenten

Die Klick-Ökonomie hat Verlage in eine Abhängigkeitsspirale getrieben: Mehr Klicks, mehr Werbeeinnahmen, mehr Kampf um Aufmerksamkeit. Doch während Publisher um jeden Besucher kämpfen, nutzen KI-Unternehmen ihre Inhalte oft ohne angemessene Vergütung. Jetzt will ausgerechnet Perplexity, das KI-Suchmaschinen-Startup aus San Francisco, dieses System durchbrechen. Mit dem neuen Abomodell „Comet Plus“, das erst am 25./26. August 2025 angekündigt wurde, verspricht das Unternehmen, Verlage fair an der Wertschöpfung zu beteiligen. Ein Paradigmenwechsel, der die Branche aufhorchen lässt – und das ausgerechnet von einem Unternehmen, das kürzlich mit einem spektakulären Angebot für Googles Chrome-Browser für Schlagzeilen sorgte. Am 12. August 2025 bot Perplexity 34,5 Milliarden US-Dollar für den Browser.

Perplexity: Vom KI-Startup zum Medienpartner

Gegründet im August 2022 in San Francisco, hat sich Perplexity in bemerkenswert kurzer Zeit als ernstzunehmender Player im Suchmaschinen-Markt etabliert. Die Gründer bringen beeindruckendes KI-Know-how mit: CEO Aravind Srinivas war zuvor bei OpenAI, Google und DeepMind tätig, während CTO Denis Yarats als KI-Forscher bei Meta arbeitete. Präsident Andy Konwinski bringt Erfahrung von Databricks mit, und CSO Johnny Ho war vorher bei Quora aktiv. Ein Team, das die Schnittmenge zwischen künstlicher Intelligenz und Informationsverbreitung perfekt abbildet.

Das Geschäftsmodell von Perplexity basiert auf dem Freemium-Prinzip: Eine kostenlose Basisversion steht neben kostenpflichtigen Pro- und Max-Versionen mit erweiterten Funktionen. Was Perplexity von klassischen Suchmaschinen unterscheidet, ist der konversationelle Ansatz – statt einer Liste von Links erhaltet ihr direkte Antworten auf eure Fragen, zusammengestellt aus verschiedenen Quellen.

Der Kampf gegen die „primitive Klick-Ökonomie“

Das aktuelle digitale Ökosystem hat Verlage in eine prekäre Situation gebracht. Die sogenannte „primitive Klick-Ökonomie“ beschreibt ein Geschäftsmodell, bei dem der finanzielle Wert von Online-Inhalten fast ausschließlich über Klickzahlen und daraus resultierende Werbeeinnahmen generiert wird. Ein System, das qualitativ hochwertige Inhalte oft benachteiligt und Verlage in einen Teufelskreis aus Clickbait, Suchmaschinenoptimierung und Kampf um Aufmerksamkeit treibt.

Comet Plus – Die Alternative zum Klick-Modell

Mit „Comet Plus“ stellt Perplexity nun ein Abomodell vor, das Verlage direkt an der Monetarisierung ihrer Inhalte beteiligen soll. Es baut auf dem bereits existierenden Chromium-basierten Comet Browser auf, der bereits am 9. Juli 2025 für Perplexity Max-Abonnenten gestartet wurde, und erweitert dessen Funktionalität erheblich.

Die zentrale Innovation besteht darin, dass Verlage nicht mehr primär von Klicks abhängig sein sollen, sondern einen fairen Anteil an den Abo-Einnahmen erhalten, wenn ihre Inhalte über die Perplexity-Plattform genutzt werden. Der Ansatz erinnert an Modelle wie Spotify im Musikbereich, wo Künstler pro Stream vergütet werden – nur dass hier journalistische Inhalte im Fokus stehen.

Das System soll dabei technische Schnittstellen bieten, die eine nahtlose Einbindung und Authentifizierung von Publisher-Inhalten erlauben, sowie eine transparente Abrechnung, bei der Verlage anteilig an den generierten Einnahmen beteiligt werden. Publisher erhalten 80% der Comet Plus-Einnahmen, während Perplexity 20% behält. Perplexity hat einen Pool von $42,5 Millionen für das Revenue-Sharing bereitgestellt. Das Modell vergütet drei Arten von Traffic: direkte Besuche, Such-Zitationen und Agent-Aktionen.

Erste Partnerschaften mit namhaften Verlagen

Perplexity hat bereits erste Kooperationen mit Verlagen und Medienhäusern etabliert. Eine bemerkenswerte Partnerschaft wurde Mitte 2024 mit der Spiegel-Verlagsgruppe geschlossen. Weitere bestätigte Partner sind Blavity, Der Spiegel, Fortune, Gannett, The Independent und Time. Diese Zusammenarbeit zielt darauf ab, anteilige Erlöse aus der durch Perplexity erzeugten Content-Nutzung zu verteilen.

Neben Medienpartnerschaften hat Perplexity auch strategische Allianzen mit Technologieunternehmen wie Samsung und der Deutschen Telekom geschlossen, die zur Verbreitung der Suchmaschine beitragen sollen. Diese breite Aufstellung könnte entscheidend sein, um das neue Monetarisierungsmodell erfolgreich zu etablieren.

Das überraschende Chrome-Kaufangebot

Für Aufsehen sorgte Perplexity am 12. August 2025 mit einem Angebot an Google zum Kauf des Browsers Chrome – für stolze 34,5 Milliarden US-Dollar in bar. Ein Schritt, der Branchenexperten überraschte und skeptisch stimmte.

Die strategischen Überlegungen hinter diesem Vorstoß könnten vielfältig sein: Von der Verschiebung der Marktdominanz durch Kontrolle eines zentralen Internet-Browsers bis zur Bündelung von KI-Diensten und der Integration von Such- und Browsing-Funktionalitäten. Besonders im Kontext des neuen Comet Plus-Modells wäre die Kontrolle über einen der meistgenutzten Browser weltweit ein gewaltiger Hebel, um das neue Vergütungsmodell für Publisher durchzusetzen.

Wettbewerbsumfeld: Wie positioniert sich Perplexity?

Perplexity ist nicht allein mit dem Versuch, die Monetarisierung von Online-Inhalten zu verbessern. Google News Showcase, Apple News+ und diverse Partnerschaften von KI-Unternehmen wie OpenAI und Anthropic verfolgen ähnliche Ziele.

Was Perplexity jedoch auszeichnet, ist die Integration verschiedener KI-Modelle – sowohl hauseigener als auch von Drittanbietern wie OpenAI und Anthropic – sowie ein erweitertes Funktions- und Integrationsspektrum durch Produkte wie Perplexity Pro, Max-Version und nun Comet Plus.

Diese Differenzierung könnte dem Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, sofern es die technischen und regulatorischen Hürden meistern kann, die mit einem solch umfassenden Ansatz verbunden sind.

Technische und wirtschaftliche Voraussetzungen für Publisher

Für Verlage, die am Comet Plus-Modell teilnehmen möchten, gibt es einige Voraussetzungen. Sie müssen technische Standards zur Integration in die Perplexity-Plattform einhalten, rechtliche Fragen im Bereich Urheberrecht und Lizenzierung klären und wirtschaftliche Investitionen zur Anpassung ihrer digitalen Infrastrukturen tätigen.

Dies könnte für kleinere Verlage eine Hürde darstellen, während größere Medienhäuser mit entsprechenden Ressourcen schneller von den neuen Möglichkeiten profitieren könnten. Hier besteht die Gefahr, dass das Modell bestehende Ungleichheiten im Medienmarkt verstärkt, anstatt sie zu verringern.

Chancen und Risiken für Publisher

Das Comet Plus-Modell bietet Verlagen die Chance, aus der Abhängigkeit von Klickzahlen und dem damit verbundenen Druck zur Produktion von Clickbait auszubrechen. Eine stabilere, vorhersehbarere Einnahmequelle könnte es Redaktionen ermöglichen, sich wieder stärker auf Qualitätsjournalismus zu konzentrieren.

Gleichzeitig bestehen Risiken: Die Abhängigkeit von einer weiteren Plattform könnte langfristig problematisch sein, besonders wenn Perplexity eine dominante Marktposition erreicht. Zudem ist unklar, wie transparent und fair die Vergütungsmodelle tatsächlich gestaltet sein werden.

Für Publisher stellt sich also die grundsätzliche Frage: Ist es besser, Teil des neuen Ökosystems zu werden und mitzugestalten, oder besteht die Gefahr, vom Regen in die Traufe zu kommen?

Die größeren Implikationen für das digitale Ökosystem

Das Comet Plus-Modell könnte weitreichende Auswirkungen auf das gesamte digitale Ökosystem haben. Wenn es gelingt, ein faireres Vergütungsmodell für qualitativ hochwertige Inhalte zu etablieren, könnte dies die Anreizstrukturen im Internet grundlegend verändern.

Statt eines Wettrennens um Klicks und Aufmerksamkeit könnte der Fokus wieder stärker auf Qualität und Relevanz liegen. Dies würde nicht nur Verlagen zugutekommen, sondern auch Nutzern, die von einer höheren Informationsqualität profitieren würden.

Ein neues Kapitel in der Verlagswelt?

Perplexitys Initiative mit Comet Plus kommt zu einem kritischen Zeitpunkt für die Verlagsbranche. Nach Jahren des digitalen Umbruchs und der zunehmenden Dominanz von Tech-Plattformen könnte ein neues Modell, das Verlage fair an der Wertschöpfung beteiligt, tatsächlich einen Paradigmenwechsel einleiten.

Ob Perplexity der richtige Partner für diesen Wandel ist, bleibt abzuwarten. Das Unternehmen hat mit seinem ambitionierten Chrome-Kaufangebot gezeigt, dass es große Pläne hat. Nun muss es beweisen, dass es diese auch im Sinne eines gesunden digitalen Ökosystems umsetzen kann.

Zukunftsmusik oder greifbare Realität?

Die Vision eines faireren Vergütungsmodells für Publisher ist verlockend, doch der Weg dorthin ist mit Herausforderungen gepflastert. Technische Integration, rechtliche Fragen und die Etablierung einer kritischen Masse an Partnern sind nur einige der Hürden, die Perplexity überwinden muss.

Die Implementierung von Comet Plus als Abomodell, die Anpassungen an die Verlagsökonomie sowie das Interesse am Erwerb von Technologien wie Google Chrome zeigen, dass Perplexity aktiv versucht, neue Standards in der Monetarisierung und im digitalen Content-Management zu setzen. Ob dies gelingt, wird maßgeblich davon abhängen, ob genügend Publisher und Nutzer das neue Modell annehmen.

Die Goldene Zukunft des digitalen Publishing?

Die Idee, Verlage aus der „primitiven Klick-Ökonomie“ zu befreien und ihnen eine fairere Beteiligung an der Wertschöpfung zu ermöglichen, ist zweifelsohne attraktiv. Perplexity hat mit seinem KI-Know-how und den ersten Partnerschaften mit renommierten Verlagen wie dem Spiegel gute Voraussetzungen geschaffen, um diesen Wandel voranzutreiben.

Für Publisher bietet sich die Chance, Teil eines potenziell zukunftsweisenden Ökosystems zu werden. Gleichzeitig sollten sie wachsam bleiben und sicherstellen, dass sie nicht nur von einer Abhängigkeit in die nächste geraten. Die Verhandlungsposition der Verlage dürfte dabei besser sein als in früheren Zeiten – das Bewusstsein für den Wert hochwertiger Inhalte ist gestiegen, und auch Regulierungsbehörden haben die Bedeutung einer vielfältigen Medienlandschaft erkannt.

Ob Perplexity mit Comet Plus tatsächlich die Zukunft des digitalen Publishings neu definieren wird, bleibt abzuwarten. Doch eines ist sicher: Der Versuch, die Klick-Ökonomie zu überwinden und ein faireres Modell zu etablieren, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

de.wikipedia.org – Perplexity AI – Wikipedia (Wikipedia-Autoren)

de.wikipedia.org – Perplexity AI – Produkte, Konzept (Wikipedia-Autoren)

de.wikipedia.org – Perplexity – Gründungsdatum und Standort (Wikipedia-Autoren)

de.wikipedia.org – Perplexitys Angebotsabgabe zum Kauf von Google Chrome (Wikipedia-Autoren)

de.wikipedia.org – Kooperation mit der Spiegel-Verlagsgruppe (Wikipedia-Autoren)

cnbc.com – Perplexity offers to buy Google’s Chrome browser for $34.5 billion (CNBC)

techcrunch.com – Perplexity offers to buy Chrome for billions more than it’s raised (TechCrunch)

searchenginejournal.com – Perplexity Launches Comet Plus, Shares Revenue With Publishers (Search Engine Journal)

axios.com – Perplexity says publishers will get 80% cut of new subscription product’s revenue (Axios)

engadget.com – Perplexity Launches Comet Plus (Engadget)

bloomberg.com – Perplexity Launches Publisher Revenue Share Program (Bloomberg)

futureweek.com – Perplexity Offers Publishers a Cut of Revenue with ‚Comet Plus‘ (Futureweek)

digiday.com – How Perplexity’s new revenue model works, according to its head of publisher partnerships (Digiday)

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