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Perplexity will Chrome kaufen: Warum Experten vor dem riskanten Machtwechsel im Browser-Markt warnen

Ein KI-Startup greift nach einem der wertvollsten digitalen Assets der Welt: Perplexity AI hat ein formales Kaufangebot über 34,5 Milliarden Dollar für Googles Chrome-Browser abgegeben. Dieser unerwartete Vorstoß erfolgt kurz vor einer wegweisenden Gerichtsentscheidung zur Zerschlagung von Googles Suchmonopol. Die Übernahme würde Perplexity Zugang zu 3,5 Milliarden Nutzern verschaffen – doch Experten warnen vor den weitreichenden Konsequenzen eines solchen Machtwechsels.

Perplexitys kühner Schachzug im Wettlauf um die digitale Zukunft

Das erst drei Jahre alte KI-Startup Perplexity geht aufs Ganze. Mit einem All-Cash-Angebot von 34,5 Milliarden Dollar für Googles Chrome-Browser setzt das Unternehmen ein dramatisches Statement im Wettbewerb um die Zukunft der digitalen Suche. Bemerkenswert: Das Angebot liegt fast doppelt so hoch wie Perplexitys eigene Bewertung von etwa 18 Milliarden Dollar. Perplexity wurde zuletzt im Juli 2025 mit 18 Milliarden Dollar bewertet, nachdem das Unternehmen 100 Millionen Dollar in einer Erweiterungsrunde einer vorherigen Finanzierung aufgenommen hatte, die das Unternehmen noch bei 14 Milliarden Dollar bewertete.

Die Strategie hinter dem Angebot ist klar: Mit Chrome würde sich Perplexity schlagartig Zugang zu einer Nutzerbasis von etwa 3,5 Milliarden Menschen verschaffen – mehr als das Hundertfache seiner aktuellen 30 Millionen monatlichen Nutzer. Gleichzeitig verspricht das Unternehmen, das zugrundeliegende Open-Source-Chromium-Projekt beizubehalten und in den kommenden zwei Jahren zusätzliche 3 Milliarden Dollar zu investieren. Perplexity hat etwa 30 Millionen monatliche Nutzer und generiert etwa 150 Millionen Dollar Jahresumsatz.

Warum Experten Alarm schlagen

Markt- und Rechtsexperten betrachten Perplexitys Angebot mit erheblicher Skepsis. Sie warnen, dass der Vorstoß weniger ein realistisches Übernahmeangebot als vielmehr ein strategischer Schachzug sein könnte, um von den laufenden kartellrechtlichen Maßnahmen gegen Google zu profitieren. Gabriel Weinberg von DuckDuckGo schätzte vor Gericht, dass Chrome „mehr als 50 Milliarden Dollar“ wert sein könnte. Rechtsexperten betonen zudem, dass erzwungene Veräußerungen historisch gesehen mit langwierigen Rechtsstreitigkeiten und unerwünschten Nebenwirkungen wie Cybersicherheitsrisiken und Marktfragmentierung verbunden waren.

Der Kampf um die digitale Vormachtstellung spitzt sich zu

Chrome kontrolliert über 60% des globalen Webbrowser-Marktes und fungiert als kritischer Zugangspunkt zum Internet für Milliarden von Nutzern. Die über Chrome gesammelten Daten untermauern Googles Werbemodell – einen Umsatzstrom, der 2 Billionen Dollar übersteigt und Googles Markt- und politische Macht festigt.

Die kartellrechtlichen Maßnahmen des US-Justizministeriums gegen Google konzentrieren sich auf den Vorwurf, das Unternehmen habe ein „illegales Monopol“ bei der Suche aufrechterhalten. Richter Mehta hat bereits im August 2024 in seinem 277-seitigen Urteil festgestellt: „Google is a monopolist, and it has acted as one to maintain its monopoly“. Die Entscheidung über die Abhilfemaßnahmen wird für August 2025 erwartet.

Die endgültige Entscheidung könnte nicht nur für Google, sondern für die gesamte Tech-Branche weitreichende Folgen haben. Historische Präzedenzfälle wie die Microsoft-Zerschlagung im Jahr 2001 bieten zwar Kontext, aber viele Experten argumentieren, dass die Auswirkungen in der heutigen digitalen Wirtschaft weitaus disruptiver wären.

Strategische Positionierung in der KI-getriebenen Zukunft

Perplexity ist bekannt für seine KI-gestützte Suchmaschine und seinen kürzlich gestarteten Browser Comet. Der Ansatz des Unternehmens betont die Generierung „einfacher Antworten“ und die direkte Beschaffung von Informationen über ein Dialogsystem mit natürlicher Sprache. Mit dem Vorstoß positioniert sich das Startup strategisch im Wettlauf der generativen KI – ein Rennen, in dem auch Schwergewichte wie OpenAI und Apple bereits in Such- und Browser-Technologien expandieren.

Trotz der kühnen Offerte sind Investoren vorsichtig. Obwohl angeblich große VC-Fonds bereitstehen, um die gesamte Transaktion zu unterstützen, bleiben Fragen zur Durchführbarkeit und behördlichen Genehmigung eines solchen Deals offen. Analysten vermuten, dass das Angebot selbst bei einem Scheitern ein deutliches Signal setzt: Neue Marktteilnehmer sind bereit, etablierte Technologiemonopole herauszufordern.

Die Zukunft der digitalen Suche steht auf dem Spiel

Sollte Perplexity Erfolg haben, könnte sich das Nutzererlebnis in Richtung einer Umgebung verschieben, in der unabhängige, KI-gestützte Suchdienste stärker verbreitet sind. Experten warnen jedoch, dass solche Veränderungen zu unbeabsichtigten Konsequenzen führen könnten, darunter potenzielle Instabilität in der Browser-Sicherheit und eine Neuordnung der Werbedatenströme.

Google selbst hat bisher keine Stellung zum Angebot bezogen. CEO Sundar Pichai warnte jedoch in der Vergangenheit, dass erzwungene Veräußerungen „Verbrauchern und der Sicherheit schaden“ würden und Chrome für Googles breiteres Ökosystem unverzichtbar sei. Diese Haltung unterstreicht die strategische Bedeutung des Browsers für Googles Geschäftsmodell.

Digitales Schachspiel mit globalen Auswirkungen

Perplexitys Vorstoß markiert einen entscheidenden Moment im sich schnell entwickelnden Markt für KI-gestützte Suche. Der Zeitpunkt – kurz vor der erwarteten gerichtlichen Entscheidung – ist kein Zufall, sondern kalkulierte Strategie. Das Angebot nutzt die regulatorische Schwachstelle Googles und könnte dem Startup erhebliche Verhandlungsmacht inmitten des kartellrechtlichen Drucks verschaffen.

Wettbewerber wie OpenAI, Meta und sogar Apple evaluieren Berichten zufolge ähnliche strategische Optionen und diskutieren potenzielle Akquisitionen oder interne Entwicklungen eigener KI-gestützter Browser. Neben Perplexity haben auch OpenAI, Yahoo und die Private-Equity-Firma Apollo Global Management Interesse an Chrome bekundet. Die Branchenstimmen deuten darauf hin, dass der Vorstoß von Perplexity, falls erfolgreich, die Wettbewerbslandschaft erheblich verschieben könnte – und Regulierungsbehörden sowie Konkurrenzunternehmen zwingen würde, die Dynamik der Kontrolle über Such- und Browsermärkte neu zu bewerten.

Machtwechsel mit ungewissem Ausgang

Unabhängig vom Ausgang des Angebots unterstreicht Perplexitys kühner Vorstoß die wachsende Dringlichkeit unter Regulierungsbehörden, Investoren und Wettbewerbern, Marktgrenzen in einer zunehmend von KI-Technologien dominierten Ära neu zu definieren. Das Potenzial für solch transformative Transaktionen signalisiert, dass die Zukunft der Internetsuche und Browser-Technologie durch Hochrisiko-Angebote und regulatorischen Druck neu gestaltet werden könnte.

Für die digitale Wirtschaft steht viel auf dem Spiel: Ein Machtwechsel bei einem der zentralen Zugangspunkte zum Internet könnte weitreichende Folgen für Datenschutz, Werbung und die gesamte Online-Erfahrung von Milliarden Menschen haben. Dies ist das zweite große Übernahmeangebot von Perplexity in diesem Jahr, nachdem das Unternehmen bereits im Januar ein Angebot für TikTok abgegeben hatte. Perplexity setzte Google eine Frist bis 18:00 Uhr Pazifikzeit am 15. August 2025, um das Angebot zu akzeptieren. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob wir Zeugen eines historischen Umbruchs in der digitalen Landschaft werden.

Reuters – Bold $34.5bn Bid Amid Antitrust Case

CNN – Perplexity Offers to Buy Chrome

The Verge – Perplexity’s Unsolicited Bid

TechCrunch – Perplexity’s Offer vs. Funding and Industry Context

Bloomberg – Perplexity Makes $34.5B Bid for Google’s Chrome Browser

Fortune – Perplexity’s $34.5 billion gambit for Google’s Chrome could change the AI wars overnight

Al Jazeera – Perplexity AI makes unsolicited $34.5bn bid to buy Google Chrome

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