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Polygon zkEVM vor dem Aus – Die einstige Ethereum-Hoffnung scheitert an Komplexität, Konkurrenz und neuen Strategien

Ethereum scaling

Die einstige Hoffnungsträgerin für Ethereums Skalierungsprobleme steht vor dem Aus. Polygon zkEVM, eine Layer-2-Lösung, die Zero-Knowledge-Technologie mit vollständiger Ethereum-Kompatibilität verband, wird voraussichtlich bis 2026 eingestellt. Was als technologischer Durchbruch begann, endet in einer strategischen Neuausrichtung des Polygon-Teams – ein Lehrstück über die Herausforderungen im rasanten Krypto-Infrastrukturmarkt.

Von technischer Brillanz zu schwindender Relevanz

Polygon zkEVM startete mit beeindruckenden technischen Versprechen: Transaktionskosten von durchschnittlich nur 0,0021 $, Bestätigungszeiten von unter einer Sekunde und die Verarbeitung von bis zu 1.000 Transaktionen pro Sekunde. Die Technologie nutzte Zero-Knowledge-Proofs, um Transaktionen in Bündeln zu verarbeiten und gleichzeitig die Sicherheit der Ethereum-Hauptkette zu erben.

Besonders hervorzuheben war die EVM-Äquivalenz – nicht nur Kompatibilität. Entwickler konnten ihre Smart Contracts ohne Anpassungen auf Polygon zkEVM ausführen, was einen nahtlosen Übergang ermöglichte. Diese Kombination aus Skalierbarkeit, Sicherheit und Entwicklerfreundlichkeit schien der perfekte Sturm für massenhafte Adoption zu sein.

Der Absturz in Zahlen

Doch die Realität zeichnet ein ernüchterndes Bild: Von einem Höchststand von 312 Millionen $ Total Value Locked (TVL) ist Polygon zkEVM auf magere 429.000 $ gefallen – ein dramatischer Einbruch, der die fundamentalen Probleme des Projekts offenbart. Mit nur etwa 8.400 täglichen Transaktionen und einem 24-Stunden-Volumen von 78.000 $ verliert das Netzwerk jährlich rund eine Million Dollar – ein unhaltbarer Zustand, der zur Entscheidung beigetragen hat, zkEVM schrittweise einzustellen.

Warum der Stern so schnell verblasste

Die Gründe für das Scheitern von Polygon zkEVM sind vielschichtig. Zum einen erwies sich die Komplexität der Zero-Knowledge-Technologie als Hindernis für das Developer-Onboarding. Die Erstellung und Wartung von ZK-Schaltkreisen erfordert spezialisiertes Know-how, das nicht weit verbreitet ist.

Gleichzeitig explodierte der Markt für Layer-2-Lösungen. Arbitrum, Optimism und andere Rollup-Technologien eroberten Marktanteile, während neue ZK-basierte Konkurrenten wie zkSync und Starknet mit eigenen Differenzierungsmerkmalen aufwarteten.

Nicht zuletzt hat sich die strategische Ausrichtung des Polygon-Teams verschoben. Statt auf eine Vielzahl von Lösungen zu setzen, konzentriert sich Polygon nun auf zwei Hauptsäulen: die historische Polygon PoS-Kette und AggLayer, eine neue Interoperabilitätsschicht, die verschiedene Netzwerke verbinden soll.

Die Kombination aus technischer Komplexität, intensivem Wettbewerb und strategischer Neuausrichtung besiegelte das Schicksal von zkEVM.

Die Zukunft liegt in der Vernetzung

Während zkEVM zum Auslaufmodell wird, entsteht mit AggLayer Polygons neue Hoffnung. Diese Technologie soll als einheitliche Liquiditätsschicht fungieren, die verschiedene Blockchain-Netzwerke miteinander verbindet – ein Ansatz, der dem fragmentierten Krypto-Ökosystem einen dringend benötigten Zusammenhalt geben könnte.

Das 100-Millionen-Dollar schwere AggLayer Breakout Program unterstreicht, wie ernst es Polygon mit dieser neuen Richtung meint. Durch die Finanzierung und Inkubation ZK-basierter Projekte will das Team die Interoperabilität zwischen verschiedenen Blockchains vorantreiben.

Parallel dazu arbeitet Polygon an seiner „Gigagas“-Vision, die bis 2026 beeindruckende 100.000 Transaktionen pro Sekunde ermöglichen soll – ein ambitioniertes Ziel, das zeigt, dass das Team trotz des zkEVM-Rückschlags weiterhin an der Spitze der Skalierungsinnovation bleiben will.

Der Weg nach vorne für Ethereum-Entwickler

Für Teams, die auf Polygon zkEVM gebaut haben, beginnt nun die Migrationsphase. Mit dem geplanten Ende der Mainnet-Beta in 2026 bleibt Zeit für einen geordneten Übergang. Die vollständige EVM-Kompatibilität erleichtert die Portierung zu alternativen Layer-2-Lösungen.

Gleichzeitig bietet AggLayer neue Möglichkeiten für Projekte, die Wert auf Interoperabilität legen. Die Fähigkeit, Liquidität und Nutzer über verschiedene Blockchains hinweg zu verbinden, könnte besonders für DeFi-Anwendungen attraktiv sein.

Lektionen aus dem zkEVM-Experiment

Das Schicksal von Polygon zkEVM enthält wertvolle Lektionen für das gesamte Krypto-Ökosystem. Technische Exzellenz allein garantiert keinen Erfolg – Timing, Marktdynamik und strategische Fokussierung spielen eine ebenso wichtige Rolle.

In der schnelllebigen Blockchain-Welt können selbst vielversprechende Projekte schnell an Relevanz verlieren, wenn sich Marktbedingungen ändern oder strategische Prioritäten verschieben. Für Entwickler und Investoren unterstreicht dies die Bedeutung von Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.

Polygon Technology – Polygon zkEVM | Scaling for the Ethereum Virtual Machine

Cache256 – Polygon zkEVM: Ethereum L2 Scaling Infrastructure

OAK Research – Polygon (POL): S1 2025 Activity Report

CoinLaw – Polygon vs. Ethereum Statistics 2025: Speed, Cost, Ecosystem

AInvest – Polygon’s Role in Scaling Ethereum’s ZK Innovation and Capturing DeFi’s Next Frontier

About the author

Bild von Hardy Eberle

Hardy Eberle

Hardy Eberle kennt das Spiel – und zwar seit über 20 Jahren. Als Marketingprofi aus der iGaming-Welt hat er internationale Marken groß gemacht, Web3-Projekte aufs nächste Level gebracht und mehr als einmal bewiesen, wie man aus Ideen echten Impact macht. Heute taucht er tief in die Welt von Krypto und Blockchain ein – mit klarem Blick, spitzer Zunge und einem Radar für Trends, lange bevor sie Mainstream werden.
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