Die Industriegiganten Siemens und BASF setzen auf Tokenisierung – und verwandeln damit physische Anlagen in digitale Wertpapiere auf der Blockchain. Was für viele noch nach ferner Zukunftsmusik klingt, ist bei diesen Branchenführern bereits Realität mit handfesten Ergebnissen: Prozesse werden radikal beschleunigt, Kosten drastisch gesenkt und neue Geschäftsmodelle erschlossen. Der tokenisierte Markt für Real-World-Assets (RWA) wächst rasant und könnte bis 2030 die 2-Billionen-Dollar-Marke knacken.
Siemens revolutioniert den Anleihemarkt mit Blockchain-Technologie
Der Industrieriese Siemens hat einen bemerkenswerten Schritt in die Zukunft der Unternehmensfinanzierung gewagt: Die Ausgabe einer digitalen Anleihe im Wert von 300 Millionen Euro auf Blockchain-Basis. Diese Emission war keine isolierte Initiative, sondern Teil eines wegweisenden Versuchs der Europäischen Zentralbank, Zentralbankgeld auf Blockchains abzuwickeln – ein klares Signal für die institutionelle Akzeptanz dieser Technologie.
Besonders beeindruckend ist die breite Beteiligung etablierter Finanzinstitute: BayernLB, DekaBank, DZ BANK, Helaba, LBBW und Deutsche Bank investierten in die tokenisierte Anleihe. Für die technische Umsetzung nutzte Siemens die private Blockchain-Infrastruktur der Fintech-Firma SWIAT in Kombination mit der Trigger-Lösung der Bundesbank.
Bereits zuvor hatte Siemens 60 Millionen Euro in tokenisierten Anleihen auf der Polygon-Blockchain ausgegeben – ein weiterer Beweis für die strategische Verpflichtung des Unternehmens zur Blockchain-Technologie.
BASF treibt digitale Transformation mit Blockchain-Lösungen voran
Der Chemiekonzern BASF hat die Blockchain-Technologie als Schlüsselkomponente seiner umfassenden digitalen Transformationsstrategie identifiziert. Seit der Gründung der Abteilung für Digitalisierung & Informationsdienste im Jahr 2019 hat das Unternehmen sein digitales Ökosystem durch strategische Partnerschaften mit Technologieführern und innovativen Startups kontinuierlich erweitert – mit besonderem Fokus auf Blockchain, KI und fortschrittliche Robotik.
Konkrete Blockchain-Anwendungen in der Praxis
Ein herausragendes Beispiel für BASFs Blockchain-Engagement ist die Partnerschaft mit dem Softwareunternehmen Bext360. Gemeinsam haben sie die Baumwoll-Lieferkette auf eine Hyperledger-basierte Blockchain-Plattform digitalisiert. Der Effekt ist beeindruckend: Die Lösung ermöglicht eine deutlich höhere IT-Flexibilität bei gleichzeitig drastisch reduziertem Energieverbrauch – 99,95% weniger im Vergleich zu früheren Blockchain-Netzwerken.
Diese Initiative ist nur der Anfang. BASF erkundet aktiv weitere Tokenisierungsaspekte und nutzt die Blockchain-Technologie, um Rückverfolgbarkeit und Transparenz in komplexen Lieferketten zu gewährleisten. Durch die Integration von Datenanalyse, IoT und Blockchain verbessert der Konzern die Verantwortlichkeit in seiner gesamten Wertschöpfungskette und sichert ethische Produktionspraktiken.
Parallel dazu treibt BASF seine digitale Transformation mit der Implementierung von SAP S/4HANA Cloud voran, um die neuesten Innovationen in künstlicher Intelligenz und Nachhaltigkeitslösungen zu nutzen – eine perfekte Ergänzung zur Blockchain-Strategie.
Milliardenpotenzial durch Effizienzsteigerung
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Laut Schätzungen von Roland Berger könnten allein im Aktienhandel durch tokenisierte RWAs bis 2030 etwa 4,6 Milliarden Euro an Transaktionskosten eingespart werden – und das ist nur ein Asset-Typ. Die Bank of America prognostiziert jährliche Einsparungen von 20 Milliarden Dollar bei Clearing- und Abwicklungskosten durch die breite Adoption von RWAs bis zum Ende dieses Jahrzehnts.
Der Haupttreiber dieser enormen Effizienzgewinne: Smart Contracts ersetzen zahlreiche Vermittlerschichten. Diese selbstausführenden Code-Bausteine automatisieren Aufgaben wie Compliance-Prüfungen, Dividendenzahlungen oder Abwicklungen, reduzieren menschliche Fehler und senken die Betriebskosten dramatisch.
Besonders vorteilhaft ist dies für kleinere Investoren, die traditionell überproportional von Gebühren betroffen sind – die Tokenisierung demokratisiert den Zugang zu komplexen Finanzprodukten.
Marktprognosen: Der Beginn einer Billionen-Dollar-Bewegung
Der tokenisierte RWA-Markt (ohne Stablecoins) wächst explosionsartig – mit einer Steigerung von etwa 85% im Jahresvergleich erreichte er Ende 2023 bereits 15,2 Milliarden US-Dollar. Für 2024 prognostizieren Experten, dass mindestens 500 Milliarden US-Dollar an Assets tokenisiert werden.
Langfristig sind die Aussichten noch beeindruckender: McKinsey geht davon aus, dass der tokenisierte Asset-Markt bis 2030 die 2-Billionen-Dollar-Marke erreichen könnte. Andere Prognosen sehen sogar ein Potenzial von bis zu 30 Billionen Dollar in den nächsten fünf Jahren – eine nahezu 50-fache Steigerung gegenüber heute.
Der strategische Vorteil für Vorreiter
Siemens und BASF demonstrieren eindrucksvoll, wie traditionelle Industrieunternehmen durch die frühe Adoption von Blockchain-Technologien entscheidende Wettbewerbsvorteile erzielen können. Ihre Pionierarbeit schafft nicht nur interne Effizienzgewinne, sondern positioniert sie optimal für die kommende Welle der Asset-Tokenisierung.
Für zukunftsorientierte Unternehmen ist jetzt der ideale Zeitpunkt, um Blockchain-Strategien zu entwickeln und erste Pilotprojekte zu starten. Die Technologie ist reif, die regulatorischen Rahmenbedingungen klären sich zunehmend, und die potenziellen Renditen sind enorm.
CDO Times – Transforming Chemistry: BASF’s Digital Revolution – A Case Study
World Economic Forum – How tokenization is transforming finance and investment
McKinsey – From ripples to waves: The transformational power of tokenizing assets